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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.02.1932
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- 1932-02-20
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- 20.02.1932
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Xi 48, 20. Februar 1932. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b. Dlschn Buchhandel. Aus der Geschichte des Papiers. Von Prof. vr. Kl. Löffler. Unser Zeitalter hat man oft das »papierene« genannt. Diese Bezeichnung hat einen gewissen Unterton, der neben der ungeheuren Bedeutung, die das Papier flir unsere gesamte Kultur hat, auch die Schattenseiten andeutet. Schon Herder schreibt mit ironischem Nobcnsinn: »Heil dem Erfinder des Papiers; wo er begraben liege, Heil ihm! Mehr als alle Monarchen der Erde hat er flir unsere Literatur getan, deren ganzer Betrieb von Lumpen ausgeht und so oft in Makulatur endet! Wie der Sonnenschein die Fliegen, so hat er Schriftsteller geweckt und Sofien (Buchhändler) bereichert.« Herder wußte noch nicht, daß wir den Erfinder namhaft machen können. Die Geschichte des Papiercs lag ganz im argen, bis 1886 nnd 1887 Briquet, Wiesner und Karabacek die ältesten Papiere so wohl mikroskopisch als auch philologisch und historisch untersuchten. TaS Papier ist eine Erfindung der Chinesen. Der Ackerbau- minister Tsai Loung oder Tsai-Lun erhielt im Jahre 105 n. Chr. dafür die höchste Auszeichnung. Die Quelle ist zuverlässig, es sind die Annalen der späteren Handynastie. Der Bericht lautet: »Von alters her nahm man für Schriftstücke vielfach BambuS- tafcln, die man zusammenband. Die Verwendung von Seibenstücken dafür nannte man Papicrbereitung. Aber die Seidenstttcke waren zu teuer und die Bambustafeln zu schwer, beide also für den Men schen nicht bequem. So faßte Tsai-Lun den Plan, aus Baumrinde, Hanf, Lumpen und Fischnetzen Papier zu bereiten. Im Jahre 105 berichtete er darüber dem Kaiser, und dieser lobte seine Fähigkeiten. Seitdem wurde das Papier allgemein gebraucht, und im ganzen Reiche nannten es alle Papier des Tsai-Lun«. Der Zeit der Erfindung am nächsten stehen die Papiere, die Sven Hedin in der chinesischen Nuinenstadt Lou-lan fand und die von dem Leipziger Gelehrten August Conrady in seinem Werke: Die chinesischen Handschriften- und sonstigen Kleinfunde Sven Hedins in Lou-lan, Stockholm 1920, untersucht und entziffert wurden. Das älteste Stück ist in die Zeit 180—200 n. Chr. zu setzen. Wenn man also in der Deutschen Literaturzeitung 1931, Sp. 2356 von Papierfragmenten aus dem 2. und 3. Jahrhundert v. Chr. liest, so ist das v. ein Schreib- oder ein Druckfehler. Dasselbe gilt von der Angabe in der Geschichte des Buchdrucks von G. A. E. Bogeng, daß das Papier im Jahre 105 v. (statt n.) Chr. erfunden worden sei; auch über die spätere Geschichte des Papiers finden sich bei Bogeng einige Ungenauigkeiten. Von China aus drang die Kenntnis der Papierbereitung durch Kriegsgefangene nach Westen ins arabische Ländergobiet. Samarkand in Turkestan wurde im Jahre 751 der Ausgangspunkt der Papier fabrikation im Islam. 794/95 wurde unter Harun al Raschid die staatliche Papierfabrik in Bagdad gegründet. Bald darauf folgte Damaskus. In Kairo packte man schon im Anfang des 11. Jahr hunderts alle Waren in Papier ein. Östlich verbreitete sich das Papier nach Persien und Indien. Die früher verbreitete Ansicht, das chinesische und arabische Papier sei aus roher Baumwolle hergestellt worden, ist als irrig erwiesen. Reines Baumwollenpapier hat es nie gegeben. Die Chinesen stellten das Papier aus verfilzten Pflanzenfasern her. Die ostturkestanischen Papiere des 4./5. Jahrhunderts sind ein Gemenge aus rohen Bast fasern aus der Rinde verschiedener Pflanzen (Chinagras, Lein und Hanf, Papiermaulbeerbaum). Seit dem 7./8. Jahrhundert wechseln Nohfaserpapiere und Hadernpapiere. Das Hadernpapier ist auch chinesische Erfindung, aber von den Arabern verbessert. Die Roh stoffe wurden mechanisch zerkleinert, wahrscheinlich ursprünglich im Mörser. Aus den Fasern und dem darüber gegossenen Wasser ent stand ein dicker Brei, aus dem das Papier mit einem Drahtrahmen geschöpft wurde. Der Drahtrahmen kommt auch schon bei den Arabern vor. Seinen Namen erhielt der Beschreibstoff vom Papyrus, den er in Ägypten direkt (ohne das Zwischenglied des Pergaments) ablöste. Im 12. Jahrhundert gelangte das Papier durch die Araber nach Spanien und Frankreich und um 1270 auch nach Italien. Tie be deutendsten spanischen Papierfabriken im 12. Jahrhundert waren Lativa, Valencia und Toledo. In Italien wurde zuerst Fabriano in der Mark Ankona berühmt. Später entstanden auch am Gardasee, in Genua und in Mailand große Manufakturen. Süddeutschland bezog das Papier lange aus Italien (Mailand und Venedig), der Westen und Norden aus Burgund und Frank reich durch die Papiermärkte in Brügge, Antwerpen und Köln. Die älteste nachweisbare deutsche Papiermühle soll schon um 1290 auf dem Hammer am Flattbach, in der Vorstadt Oelschwang bei Ravensburg gewesen sein. 1336 waren nämlich die beiden Brüder Holbein im Streit mit ihren Mitbürgern wegen der Quel len. Aber es ist zwar von Flüssen, Brunnen und Mühlen die Rede, dagegen mit keiner Silbe von Papier. Erst 1467 ist bezeugt, daß die Papierer Kunrat, Peter und Stengeli ein Haus zu Schornreuth (Weiler bei Ravensburg), das vormals eine Mühle gewesen, erkauft und ein »Papierhuß« erbaut haben. Ravensburg war weiterhin sehr bedeutend und lieferte sogar ins Ausland. Auch die weiteren Zahlen: 1312 Kaufbcurcn, 1820 zwischen Köln und Mainz, 1347 Au bet München, 1856 Lesdorf in Österreich, haben sich bisher nicht bewährt. Mit voller Sicherheit nachgewiesen ist erst die Papiermühle von Ulman Stromer bei Nürnberg 1389. Er hat über seine Tätigkeit ein Tagebuch hintcrlasscn, bas sich im Germanischen Museum in Nürnberg befindet. Zum Betriebe der »Papiermühlen«, die an Wasserläusen lagen, dienten, da man Turbinen noch nicht kannte, die Wasserräder. Sie trieben im Innern das Stampfwerk, das in einem ausgehöhlten, massiven Troge das Hadernmaterial mit Wucht zermalmte. Die Stampfen wurden später durch den Holländer ersetzt, der 1670 in Holland eingeführt, 1718 in Deutschland übernommen wurde. Auch das »Schöpfen« des Papiers durch den Büttgesellen wurde später durch eine maschinelle Einrichtung, die endlose Siebmaschine, ersetzt, die 1799 von dem Franzosen Louis Robert erfunden wurde. Der Holzschliff statt der Lumpen wurde schon in den 1760er Jahren von dem Regensburger Pastor Jakob Christian Schäsfer, der von den Wespennestern angeregt wurde, erfunden. Aber der Er finder wurde bloß verhöhnt. Die Erfindung mußte deshalb 1840 zum zweiten Male gemacht werden von dem Weber Friedrich Gott lob Keller in Haynichen in Sachsen. Dieser verkaufte sie an den Papierfabrikdirektor Heinrich Völler in Bautzen, der die Holzstoff industrie gegründet hat. Neben den Holzschliff trat später die Zellstoff- oder Zellulose fabrikation. Die Zellulose wird auf chemischem Wege, durch Kochen des Holzes in Sulfit- oder Natronlauge gewonnen. Durch die Verwendung holzhaltiger Papiere wird die für die Erhaltung unserer geistigen Güter wichtige Frage der Lebensdauer solcher Papiere aufgeworfen. Für Bücher und Urkunden, die dauernd in Bibliotheken oder Archiven aufbewahrt werden sollen, muß Hadernpapier verlangt werden, weil nur flir dieses eine jahr hundertelange Bewährung erwiesen ist. Zur Herstellung erstklassiger Papiere dürfen nur weiße, gelbliche oder ungebleichte Lumpen von Leinen oder Baumwolle, Rohbaumwolle oder Flachs verwendet wer den. Der Stoff ist gut auszuwaschen und von Bleichrückständen zu befreien. Der Zusatz von Alaun ist auf ein Mindestmaß zu be schränken. Mineralische Füllstoffe sollen nicht zugesetzt werden. Von Zcllulosepapier, das 90 Prozent Zellulose enthält und von schäd lichen Beimengungen rein ist, nimmt man an, daß es dem Hadern papier an Lebensdauer fast gleichkomme. Aber der Erfahrungs- bewcis liegt noch nicht vor. Dagegen beobachten wir in den Bibliotheken, daß holzschliff- haltige Papiere, besonders Zeitungen aus den achtziger Jahren jetzt schon, also nach fünfzig Jahren, zerfallen. Große Zeitungen, die als Geschichtsquelle auf eine ferne Zukunft zu kommen wünschen, stellen deshalb für Bibliotheken und Zeitungssammlungen neben der gewöhnlichen eine besondere Ausgabe auf holzfreiem Papier her (z. B. die Kölnische Zeitung und die Frankfurter Zeitung, dagegen jetzt nicht mehr die Kölnische Volkszeitung). Das gewöhnliche Zeitungspapier besteht aus 75 Prozent Holz schliff und 25 Prozent Zellulose. Holzschliff allein würde nicht aus reichen, um dem Papiere eine genügende Festigkeit zu geben. Im Januar 1928 hat sich eine von der Völkerbundkommission für internationale Zusammenarbeit nach Paris einberusene Sach verständigenkonferenz mit dieser Frage beschäftigt, um den Negierun gen der dem Völkerbund angehörenden Länder Vorschläge für die Erhaltung der Bibliotheken und Archive zu machen. Das Amt für amtliche Drucksachen (Oovsrnmeni ?k-intin8 Okkies) in Washington gab Vorschriften für staatliche Veröffentlichungen heraus. Es teilt die Papiere in vier Stoffklassen ein, die durch die Wasserzeichen gekennzeichnet werden: lOOprozentige Lumpenpapiere tragen den amerikanischen Adler mit vier Sternen, 75prozentige drei Sterne, 50prozentige zwei Sterne, 30prozentige einen Stern. Ein Sonder komitee der englischen lüdrary ^gsoeistion (26—27 Leckkorck 8quare, London W.C. 1) hat in der Schrift »Ids vurabilitz? ok ?3psr« eben falls mehrere Klassen von Papieren aus Hadern oder Zellstoff oder Mischung von Hadern und Zellstoff aufgestellt. Es wendet sich auch gegen die Federleichtpapiere, weil sie wegen ihres losen Gefüges wenig haltbar seien, das Wiedereinbinden erschweren und in den Bibliotheken unnütz viel Raum einnehmen. Gegen K u n st - druckpapier wird eingewendet, daß der Strich es brüchig macht und das Binden sehr erschwert. 129
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