Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.02.1932
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- 1932-02-20
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X- 43, 20. Februar 1832. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn Buchhandel. Kleine Mitteilungen Gchilfcnprllfung in Hannover-Braunschweig. — Die Frage der Einführung von Gehilfenprllfungen ist jetzt soweit geklärt, daß vor aussichtlich der nächsten Kantate-Hauptversammlung bereits die ent sprechenden Anträge zur Beschlußfassung vorgelegt werden können. Ter Vorstand des Buchhändler-Verbandes Hannover-Braunschweig, der sich seinerseits ebenfalls schon lange für die Frage besonders inter essiert, hat nun beschlossen, am Sonntag, dem 13. März 1932 erstmalig versuchsweise schon eine Prüfung der Lehrlinge abzuhaltcn, die in der Zeit vom 1. April 1931 bis zum 1. April 1932 ihre buch- händlerische Lehre beendet haben bzw. beenden. Die Prüfung ist frei willig. Sie erstreckt sich auf das gesamte Fachwissen, das man bei einem Lehrling nach beendeter Lehrzeit voranssetzcn kann. Neben einer mündlichen Prüfung werden auch schriftlich zu lösende Auf gaben gestellt. Der Prüfling erhält eine Bescheinigung über die abgelegte Prüfung, die die Art der gestellten Aufgaben und ihre Erfüllung näher kennzeichnet. Meldungen sind bis zum 1. März 1932 an den Schriftführer des Buchhändler-Verbandes Hannover-Braunschweig, Herrn Georg Müller, Hannover, Gellertstraße 2, zu richten. Den Meldungen ist das letzte Schulzeugnis, gegebenenfalls das letzte Berufsschulzeugnis und ein selbstgeschriebener Lebenslauf beizufllgen. Jeder Prüfling erhält eine Bestätigung der Anmeldung und eine Anleitung, die ihm erleichtert, sich auf die Prüfung vorzubereiten. Sie ist gedacht für die Lehrlinge aus dem Gebiete des Buchhändler-Verbandes Han nover-Braunschweig, jedoch können in begründeten Ausnahmefällcn auch Lehrlinge aus anderen Kreisvereinsgebieten zugelassen werden. Alle Lchrchefs werden dringend gebeten, ihre Lehrlinge, die nach den obigen Bestimmungen zur Prüfung zugelassen werden können, zur Teilnahme zu veranlassen. Die soziologischen Grundlagen der Buchwirtschaft vor 1VV Jahren und heute. — Uber dieses Thema spricht am Freitag, dem 26. Fe bruar, um 20^ Uhr in der öffentlichen Semester-Schluh-Sitzung des Seminars für Buchhandelsbetricbslehre an der Leipziger Handels- Hochschule Herr Prof. vr. Gerhard M e n z. Gäste sind will kommen. Ort: Handelshochschule Hörsaal III. Zugabcgescj; im Rcichsrat angenommen. — Der Reichsrat stimmte am Donnerstag abend dem Gesetzentwurf gegen das Zu- gabennwesen (s. Nr. 266/1931) zu. Im Interesse der Industrien, die Zugabeartikel Herstellen, ist eine Übergangszeit von drei Mo naten vorgesehen. Ausstellungen. — Die Buchhandlung Kurt E n g e m a l d, Leipzig, zeigt augenblicklich in der neu angegliederten Kunstaus stellung eine Serie Zeichnungen, Aquarelle und graphische Blätter von Professor Walter Buhe: »Östliches Ghettos. In den schönen Räumen der Buchhandlung Moritz Perles kn Wien sind gegenwärtig die vom Verlag Schroll-Wien heraus gegebenen Albertina-Faksimile-Drucke ausgestellt. Die Kunsthandlung Heinrich Tritt! er in Frankfurt a. M. zeigt im Februar neue Aquarelle von Erich Heckel. Mit einer interessanten Ausstellung Süddeutscher Votiv bilder aus dem Besitz der Münchner Künstlerin Annette von Eckardt setzt die Buchhandlung Arthur Collignon G. m. b. H., Berlin, die Reihe ihrer Sonderausstellungen fort, in denen Buch und Kunst mit- und füreinander wirken. Eine glückliche Ergänzung dazu bietet die gleichzeitig ausgestellte Literatur zur deutschen Vor geschichte und Folkloristik, zum größten Teil aus der Bibliothek des verstorbenen Straßburger Germanisten Rudolf Henning. Die ersten Beziehungen Goethes zum Buchhandel knüpfen sich an die »Physiognomischen Fragmente« Lavaters an, die der Leipziger Buchhändler Phil. Erasmus Reich (1717—1787), seit 1762 Teilhaber der Weidmannschen Buchhandlung, der damalige »Fürst der Leip ziger Buchhändler«, nach Wieland sogar der »erste Buchhändler der Nation« verlegte und deren Herausgabe Goethe besorgte. 36 Briefe des jungen Dichters an diesen Freund und Gönner sprechen von den tiefgehenden Anregungen, die er im Umgang mit ihm erhalten hat. Die Porträtgalerie Reichs berühmter Zeitgenossen, von Grass gemalt, heute wertvoller Besitz der Leipziger Universitätsbibliothek, erinnert daran, daß er als Verleger auch in der Jllustrationstechnik Bedeutendes geleistet hat. Eine zweite wichtige buchhändlerische Ver bindung schuf die Leipziger Zeit Goethes mit dem Hause Breitkopf, mit dem Erfinder des Notendrucks, dem Kunstfreund und Sammler Joh. Gottlob Immanuel Breitkopf, mit dessen Sohn Bernhard Theo dor Breitkopf, der Goethes »Neue Lieder« komponierte und druckte (1769), mit der Bibliothek des Hauses Breitkopf. Die Eindrücke und 130 Erfahrungen dieser Zeit schildert in warmer Anerkennung das 12. Buch von »Dichtung und Wahrheit«. Tann tritt in Goethes Le ben in der geschäftlichen und persönlichen Berührung mit Buch händlern und Verlegern eine Pause ein, die sich auch in der von ihm betonten »Scheu vor der Presse« erklärt. Die kleinen Merkchen »Von deutscher Baukunst«, »Brief des Pastors«, »Zwei wichtige biblische Kragen« läßt er im S e l b st v e r l a g erscheinen. Und bei dem eben falls im Selbstverlag herausgegebenen, die Welt erschütternden »Götz von Berlichingen« erfährt der junge Autor alle schweren Schäden des damaligen Buchhändlerwesens, des Nachdrucks. Solche Erfahrun gen neben anderen des Versagens von Merck in dieser Frage führt Goethe dazu, die zweite Auflage des »Götz« dem befreundeten Buch händler Deinet in Firma Eichenbergs Erben in Frankfurt a. M. zu übergeben und fortan Versuche mit dem Selbstverlag aufzugeben. Dem Verlag Christ. Friedr. Weygand (seit 1770 in Leipzig tätig) ge lang es dann, den »Werther« trotz 18 bekannt gewordener Nach drucke eine Reihe von Auflagen zu verschaffen. Der »Werther« ist auch einschließlich der Jubiläumsausgabe des Werkes von 1825 mit dem von Goethe für diese Ausgabe geschriebenen Gedicht »An Werther« Eigentum von Weygand und seiner Rechtsnachfolger ge blieben, während alle anderen Werke später zunächst an Goeschen und dann an Cotta gingen. Und mit diesen Namen und denen von Unger und Vieweg lenken Goethes Beziehungen zum Buchhandel und Verlag in gesicherte und für ihn vorteilhafte Bahnen ein. Das oft zitierte Wort Goethes vom 17. Mai 1820 an den Kanzler v. Müller gerichtet: »Die Buchhändler sind alle des Teufels, für sie muß es eine eigne Hölle geben«, muß einer vorübergehenden Verärgerung wegen einer Druckverzögerung gutgeschrieben werden. Das diplomatische Geschick, der Takt, die Vornehmheit, mit der der Verleger Cotta den Dichter Goethe behandelt hat, spricht aus seinen in der Weimarer Goethe-Ausgabe veröffentlichten Briefen. Und Goethe andrerseits hat mit Recht den Buchhandel als wichtigsten Faktor seiner großen Idee der Weltliteratur eingesetzt. v. Gr. Aus dem graphischen Gewerbe. — Die Bestimmungen des Deut schen Buchdruck-Preistarifs (§ 203) haben kürzlich aus Beschluß des Geschäftssllhrenden Ausschusses des Deutschen Bnchdrucker-Vereins eine grundsätzlich wichtige Ergänzung erfahren; sie besagt: »Die ge lieferte Ware bleibt bis zur vollen Bezahlung des vereinbarten Preises oder bis zur Einlösung der dafür hingegebenen Schecks oder Wechsel Eigentum der Druckerei«. Diese neue Bestimmung gilt für alle Auftraggeber von Druckarbeiten. Als Begründung werden recht liche und praktische Gesichtspunkte angeführt. Mit der rechtlichen Seite hatte sich bereits in Nr. 97/1931 der »Zeitschrift« Neichsgerichts- rat a. D. vr. Brodmann beschäftigt; man will dem Eigentums vorbehalt im Buchdruckgewerbe eine weitreichende Wirksamkeit sichern. Im Vervielfältigungsgewerbe waren im ver gangenen Jahre 87 Konkurse zu verzeichnen, 1930 dagegen 41. In der Papierindustrie betrugen diese Zahlen 81 bzw. 64. Ver gleichsverfahren fanden im Veroielfältigungsgewerbe 73 bzw. 34, in der Papierindustrie 63 bzw. 46 statt. Von allen Industrien und Gewerben hat das Vervielfältigungsgewerbe die größte prozentuale Zunahme der Insolvenzen zu verzeichnen. Von Preisermäßigungen der Lieferfirmen im graphi schen Gewerbe sind u. a. folgende bekannt geworden: Die Typograph G. m. b. H. hat die Preise für Maschinen sowohl wie für Ersatz teile und Matrizen um 1028 gesenkt; die gleiche Senkung ist bet der Monotype eingetreten. Die Mergenthaler Setzmaschinensabrik (Linotype) hat mit Wirkung ab 21. Januar die Preise für Maschinen um 800 bis 2000 NM herabgesetzt. Für Ersatzteile wurden die Preise um 1058 gesenkt. Bei der Jntertype Setzmaschinen G. m. b. H. bewegt sich die Preisermäßigung auf der gleichen Linie. Die Farben haben teilweise eine Verbilligung um 558 erfahren; schwarze Farben noch einige Prozent mehr. — Die Preise für W a l z e n m a s s e, die bisher 3.60 bis 3.80 NM je kß betrugen, sind von den fünf größten Walzenmassefabriken auf 3.50 RM je kß ermäßigt morden. — Die Preise für Papie r und Karton aller Art, für Kaliko und sonstige Einbandstoffe sind zumeist um 1028 gesenkt worden, und wo eine geringere Preisermäßigung kurz vor her eingetreten war, hat nun eine weitere Ermäßigung bis auf 1058 stattgcfunden. Friedrich von Oppeln-Bronikowski ist soeben von der Universität Breslau zum Or. pdil. k. e. ernannt worden in Anerkennung seiner Verdienste um die Verbreitung archaeologischer Kenntnisse, besonders durch sein Werk »Archaeologische Entdeckungen im 20. Jahrhundert« (Heinrich Keller, Berlin). Das Institut für Völkerpädagogik in Mainz. — Das vor Jahres frist auf der Mainzer Zitadelle gegründete Institut für Völker pädagogik ist in seinem Aufbau bereits weit fortgeschritten. Ein Lehr-
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