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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.03.1932
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- 1932-03-05
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- 05.03.1932
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Xr 55, 5. März 1932. Redaktioneller Teil. Am 4. September 1806 starb Wilh. Gottl. Korn, der zweite Inhaber der Firma. Kurz vorher hatte er Johann Gottlieb Korn als Universalerben eingesetzt. Für den Buchhandel war das Jahr 1807 ein Krisenjahr. Aber auch die nächsten Jahre wurden nicht besser. Dazu kamen noch die Sorgen, die sich ans der Aufhebung des Privilegwescns ergaben, wodurch besonders die Schlesische Zei tung Einbuße erlitt, die nun in scharfen Konkurrenzkampf mit an deren Zeitungen treten mußte. Der Buchverlag Korns war aber um diese Zeit gleich rege. 1808 zog die Buchhandlung und die Ex pedition, nachdem die Druckerei schon gesondert nntcrgebracht war, in das Geschäftshaus Schwcidnitzer Straße 47. An der von Breslau ausgehenden vaterländischen Erhebung des Jahres 1813 hatte Joh. Gottl. Korn mit seiner Schlesischen Zeitung großen Anteil. Wie diese so stand auch die Druckerei ganz im Dienste des Staates, die eigene Buchproduktion trat stark zurück. Das Sortiments- und Antiguariatsgeschäft wurde daneben aber eifrig weiter betrieben. Am 0. Januar 1829 übergab Joh. Gottl. Korn das Unternehmen seinem Sohn Julius Korn. Dieser baute cs im Sinne seines Vaters weiter aus und vergrößerte es noch durch Kauf des Verlags von I. F. Korn, dem Bruder seines Großvaters. Eine wichtige Er werbung auf dem Gebiete des Zeitschriftenwesens war der Kauf der Schlesischen Provinzialblätter, einer 1785 gegründeten Zeitschrift, die das gesamte kulturelle und wirtschaftliche Leben der Provinz um spannte und für das geistige Leben durch ihre literarische Beilage besonders wichtig war. Das deutsche Sortiment schränkte Korn, da er zu wenig Zeit dafür hatte und die Unkosten zu hoch waren, wesentlich ein. Dagegen wandte er dem Antiquariat seine besondere Sorge zu. Auch die Druckerei vergrößerte sich unter seiner Leitung zusehends. Julius Korn schloß am 3. Februar 1837 nach kurzer Krankheit die Augen. Erben der Firma waren seine Frau und deren Kinder. aber nur für kurze Zeit, denn noch im gleichen Jahre, ain 23. August, starb auch er. Die Firma zählte zu dieser Zeit zu den bedeutendsten Schlesiens und hatte die zweitgrößte Druckerei in Breslau. Sie wurde nun unter vormundschaftlicher Aufsicht von Geschäftsführern verwaltet, bis am 1. Januar 1850 Heinrich Korn, der zweite Sohn von Julius Korn, der bei Gropins in Berlin gelernt hatte, die Leitung im Alter von 21 Jahren übernahm. Unter seiner Führung erlebte die Firma abermals einen gewaltigen Aufschwung. Die Druckerei wurde zum Großbetrieb. Der deutsche Verlag und der Verlag polnischer Werke wurden weiter gepflegt. Das Sortiment dagegen, das auch bereits von Julius Korn vernachlässigt worden war, ließ er ganz eingchen. Fast jedes Jahr der letzten Jahrzehnte brachte dem Druckereibetrieb technische Neuerungen, sodaß er heute als der größte im Osten anznsprechen ist. Das Personal beläuft sich zur Zeit auf 422 Köpfe. Im Alter von beinahe 78 Jahren starb Heinrich von Korn am 20. März 1907, nachdem er die väter liche Firma über ein halbes Jahrhundert geleitet und zu einem modernen Großbetrieb gestaltet hatte. Er hintcrließ das Unter nehmen seiner Gattin. Diese starb bereits zwei Jahre später. Die Firma ging nun durch Erbschaft an ihren ältesten Enkelsohn l)r. Richard von Bergmann-Korn über, der sie jetzt, un abhängig von irgendwelcher fremden Einflußnahme und frei von jeder fremden Kapitalbeteiligung, wie sie es in den 200 Jahren ihres Bestehens immer gewesen ist, als alleiniger Inhaber weiterführt. Die Tätigkeit der Verlagsabteilung besteht in der Hauptsache in der Herausgabe der bisherigen periodischen Erscheinungen, einiger landwirtschaftlicher Bücher und dem Gesangbuch-Geschäft. Von neuen Verlagsartikeln seien die aus zwölf Vierfarbendrucken bestehende Knnstmappe »Das malerische Breslau« und »Das Breslauer Nat hans« von I)r. Burgeincister erwähnt. Ferner sei der Dichter Paul Keller genannt, dessen Werke in dem neuen Zweig der Firma Korn, dem Bergstadtverlag, erscheinen und große Verbreitung er langt haben. In letzter Zeit erschienen Gerhard Menzels erfolg reiches Buch »Wieviel Liebe braucht der Mensch«, das Kriegstagebuch des Leutnants Bernhard von der Marwitz »Stirb und Werde«, die Gedichtsammlung »Götter und Deutsche« von Hans Schwarz und das Erstlingswerk des jungen Oncken-Schülers Friedrich Schinkel Polen, Preußen und Deutschland«. Das Haus Korn, das so viele Stürme im Laufe der Jahr hunderte, besonders auch im Weltkrieg, ttberstand, wird, wirtschaftlich und geistig bestens ausgerüstet, auch den derzeitigen Verhältnissen trotzen und seiner alten Tradition entsprechend weiterhin wachsen und blühen. Hier sei noch der Festschrift zum 200jährigen Jubiläum ge dacht, die von De. Hans Jessen verfaßt wurde und 400 Seiten stark ist. Sie stellt in ihrer äußerst sorgfältigen Bearbeitung nicht nur für den gesamten deutschen Verlagsbuchhandel ein Kultnrdokument dar. sondern gibt darüber hinaus eine Darstellung der kultur politischen Entwicklung der Jahre 1732 bis 1932. 178 Das Haus Heitz in Straßburg — auch ein Beitrag zum Goethejahr. Es ist nicht verwunderlich, wenn im Goethcjahr die Angen Deutschlands mehr als sonst nach Straßburg blicken, das heute wie zur Zeit Goethes vom Reich losgelöst, im Grenzgebiet zweier neben- nnd ineinanderwirkenden Zivilisationen sein eigenes Leben lebt. Daß man dabei die entscheidende Bedeutung, die »jene wunderbaren, ahnungsvollen und glücklichen Tage« für Goethes geistig-künstlerische Entwicklung hatten, mehr und auch wehmütiger als je sich ins Gedächtnis rufen wird, ist nur natürlich. Im Zusammenhang damit mag man sich erinnern, daß Goethe am 6. August 1771 an der Universität Straßburg den Titel eines Lizentiaten der Rechte durch eine Disputation erwarb, und daß der Drucker und Verleger seiner 56 Thesen — Position?« iuris — Joh. H e i n r. Heitz II war. Schon von hier aus erhält der heutige Hinweis ans Geschichte und Bedeutung des Druck- und Verlagshanses Heitz in Straßburg seine Rechtfertigung, die durch den Umstand, daß in diesen Spalten noch nie ausführlich der kulturellen Bedeutung der Firma Heitz gedacht wurde, tiefer begründet wird. Und ein Drittes darf der gewissen hafte Chronist nicht verschweigen, nämlich, daß der Nachfolger jenes Heitz, der Goethes Dissertation druckte, am 4. März 75 Jahre alt wird. So schließt sich der Ring: Paul -Heitz, als Inhaber einer Firma, die zu ihren Autoren Goethe rechnet, sollte es als gutes, glückbringendes, zukunftsweisendes Zeichen für sich und sein -Hans nehmen, daß er seinen 75. Geburtstag gerade im Goethejahr feiern darf. Wie gesagt, nur einige Hinweise können gegeben, viele Themen nur angeschnitten und nur wenige Einzelheiten hcrvorgehobcn wer den. Die Geschichte einer Firma, deren Wurzeln bis ins 16. Jahr hundert zurückreichen, die 200 Jahre in derselben Familie, sechs Generationen hindurch im Mannesstamm, sich erhalten hat, läßt sich nicht mit wenigen Worten erschöpfen. Vor allem dann nicht, wenn die .Hypothese von der gesetzmäßigen Erschöpfung der Kräfte inner halb desselben Geschlechts hier keine Stützung erfährt, sondern im Gegenteil eine stetige und sichere Aufwärtsentwicklung vom ersten bis zum letzten Inhaber zu beobachten ist. Andererseits bringt die bloße Tatsache, daß das Haus Heitz zu einem viel umstrittenen und umworbenen Grenzland gehört, es mit sich, daß seine Stellung von vornherein komplizierter und gefährdeter ist als die irgend eines binuenländischen Betriebs, und die Vermutung liegt nahe, daß politische Verschiebungen maßgebenden Einfluß ans Wahl und Art der Verlagserscheinungen gewinnen konnten. Aber wie Straßburg in seinem innersten Kern eine elsüssische, eine deutsche Stadt ist, so ist auch der Verlag Heitz in feinem innersten Wesen von jeher elsässisch, deutsch gewesen und geblieben. Man würde ihm wenig gerecht, wenn man die große Bedeutung, die er für die Lokalgeschichte des Elsaß und der Stadt Straßburg zweifelsohne hat — die Heitz waren Universitätsbuchdrucker, und auch der Magistrat stand in mancherlei geschäftlicher Verbindung mit ihnen —, als die einzige hinstellen wollte. Allerdings lag das Schwergewicht von 1719, als der erste Heitz zu drucken und verlegen begann, bis 1885, als Joh. -Heinr. Ed. Heitz als fünftes Glied der Familie das Geschäft seinem Neffen käuflich abtrat, auf jenen Gebieten. Doch unterschied sich innerhalb dieser 160 Jahre die drnckerische und verlcgerische Tätig keit der Heitz nicht absonderlich von der ähnlicher Betriebe der da maligen Zeit. Schulbücher, Dissertationen, griechische und lateinische Klassiker, Bibeln, Gesangbücher und Schriften zur Geschichte des Elsaß und der Stadt Straßburg erschienen, zum Teil im eigenen Verlag, zum Teil als Aufträge fremder Verlage (z. B. für K. I. Trübner). Wichtig ist, daß die meisten Werke in deutscher Sprache heranskamcn, und daß die wenigen französischen Bücher die deutsche Grundeinstellung in keiner Weise beeinträchtigen. Erst von 1885 an, als Paul Heitz zusammen mit Kurt Mündel die Führung von Druckerei und Verlag übernimmt, beginnt sich das Gesicht des Verlags zu verändern, differenzierter und ausdrucksvoller zu werden, bis es schließlich im 20. Jahrhundert frei und unbeirrbar dem großen, unausschöpfbarcn Gebiet der Kunst so ganz und bereitwillig sich öffnet, daß dadurch das einstige be grenzte Aufnahmevermögen vollständig verloren geht. Nun erst steigt das Haus Heitz über den mütterlich-elsässischen Urgrund hinaus in jenes Reich verlegcrischcr Tätigkeit, das unabhängig von natio nalen Bedingtheiten allen Kulturvölkern gemeinsam ist: in das Reich reiner Wissenschaft und Kunst. Als k n n st g e s ch i ch t l i ch e r Verlag ist die Firma Heitz heute in der ganzen Welt bekannt, und als solchem fehlt ihm kaum ein Name führender deutscher Kunst- theorctiker der Gegenwart in einer der großen Verlagsunternehmun gen — wie z. B. den Studien zur deutschen Kunstgeschichte (seit 1894, Heft 290 unter der Presse), den Einblattdrucken des 15. Jahr hunderts (seit 1899, Bd. 77 eben erschienen), den Drucken und Holz-
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