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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.03.1932
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- 1932-03-05
- Erscheinungsdatum
- 05.03.1932
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X: 5b, S. März 1932. Redaktioneller Teil. VSrs-»tI°tt I, d. Dllchn Buchba»t-l. das sind 4 Mill. Tonnen weniger als 1930. Endlich liegen die Roheinnahmen der großen Eisenbahngesellschaflen um 9,54^ unter denen des vorhergehenden Rechnungsjahres. Die Jndex- zisser sür Rohstoffe stellte sich im Dezember 1930 auf 475 und Ende des Jahres 1931 aus 370, die Preise für landwirtschaft liche Erzeugnisse sind im gleichen Zeitraum von 525 auf 483 gefallen. Der Generalindex für Großhandelspreise stellte sich im Dezember 1931 auf 413, im Jahre zuvor auf 498. Der Index der Kleinhandelspreise ist von 649 Ende 1930 aus 557 im De zember 1931 zurückgegangen. Außerdem bietet sich gegenwärtig das paradoxe Schauspiel, daß die Zinsen für Leihkapital steigen, obwohl der größte Überfluß an flüssigem Kapital vorhanden ist und von den Kapitalisten viele Milliarden Bargeld thesauriert werden. Der durchschnittliche Netlozinsfuß der im Dezember emittierten Jndustrieobligationen ist auf 5,45^ gestiegen, wäh rend er noch im letzten Sommer 4,6X betrug. Der Oöckit national, der die kleinen und mittleren Industriebetriebe mit langfristigem Kredit versorgt, hat eben beschlossen, den Leihzins sür diese Kredite von 614 auf 6X1? zu erhöhen. Noch weit schwerer wiegt, daß die eben hcrauskommende Anleihe der Post- verwaltung in Höhe von 2800 Millionen Franken mit 414 A ver zinst werden muß, während nicht nur die Staatsanleihen in den letzten zwei Jahren, sondern sogar noch im Herbst die 3-Mil- liarden-Anleihe des Lreckit boncior zu 4X, ja sogar — sür den 6. r. — zu 3XX herausgebracht werden konnten. Der Grund liegt, wie wir einer Meldung der Industrie- und Handelszeitung aus Paris entnehmen, in dem Unterlassen der Konversion der 5- und Oprozentigen Staatsanleihen, zu der der parlamenta rische Widerstand im Hinblick aus das Rentnerinteresse gezwun gen hat. Diese Konversionen, die in den letzten zwei Jahren leicht durchzuführen gewesen wären, sind heute ack oalonckas praocss vertagt. Der Staat kommt dadurch nicht nur um eine mögliche Ersparnis von 2 Milliarden Franken jährlich, die er heute dringend brauchte, sondern muß auch seine neuen Anleihen teurer bezahlen. Aus dem gleichen Grund sind alle festverzins lichen Werte im Kurse gesunken und verteuern sich die Kapital zinsen. Die ganze Wirtschaft leidet darunter. Es rächt sich dabei auch, daß die Kammer mit Rücksicht aus die bevorstehenden Wah len unterlassen hat, die erforderlichen Sparmaßnahmen in An griff zu nehmen. Infolge des sich so anbahnenden Umschwungs werden sich wohl auch manche Hoffnungen auf Frankreichs finan zielle Hilfe für die Wiederankurbelung der Weltwirtschaft nicht erfüllen können. Die französische Waffe der Goldabzüge ist ebenfalls stumpf geworden. Die Diskontpolitik in New Jork sowohl wie in London geht geradezu dahin, die Goldabzüge Frankreichs zu beschleunigen. Man will sich endgültig von dem Alpdruck solcher französischen Manöver befreien. Das bringt auch aus der Welt wirtschaft im ganzen ein gefährliches, unberechenbares Störungs moment endlich heraus. Freilich ist damit positiv noch nichts gewonnen. Die Umstellung in Amerika, die dafür nötig war — Änderung des Deckungsgejetzes —, schien zunächst inflationistisch wirken zu wollen. Vielleicht sollte sie das sogar. Ebensowenig wie in England ist bisher jedoch die Ankurbelung der Wirtschaft von dieser Seite rein monetärer Maßnahmen gelungen. Das scheint zu beweisen, daß dieses Mittel überhaupt unfruchtbar ist, was angesichts der auch bei uns erörterten, in gleicher Richtung gehenden Pläne wohl zu beachten fein dürfte. Kreditangebote werden erst dann wirksam, wenn sie auf gesunde Unterneh mungsbereitschaft stoßen. Angesichts der vorläufig noch in jeder Hinsicht ungeklärten Lage ist aber alle Unternehmungslust ge lähmt. Hier muß Welt- wie binnenwirtschaftlich angcsetzt wer den. Es müssen alle Hindernisse und Hemmungen, alle konfis- katorischen Belastungen und übersteigerten Risiken beseitigt oder wenigstens gemildert werden. Erst dann werden wieder Unter nehmungen gewagt werden können, und dann erst werden auch wieder Kredite angenommen und fruchtbar verwertet werden können. Binnenwirtschaftlich war das große Ereignis des letzten Monats die Sanierung der Großbanken. Sie offenbart, welche Verluste die deutsche Kreditwirtschaft getroffen haben. Es wird nunmehr alles darauf ankommen, ob die gewählte Basis, von der aus der Wiederaufbau beginnen soll, richtig gefunden ist und ob sie fest bleibt. Man spricht davon, daß nun auch noch eine entsprechende Sanierung der Industrie durch gleiche Bilanz bereinigung folgen solle. Am bedeutsamsten ist vielleicht, was bei der Sanierung der Banken vermieden werden konnte. Es ist nicht zu einer Sozialisierung der Kreditwirtschast gekommen, wie sie von gewisser Seite angestrebt worden ist. Vor allem die De-Di-Bank ist bemüht gewesen, sich ihren privatwirtschaftlichen Charakter zu erhalten. Im übrigen Ist aber doch die Hilfe der Reichsbank sehr stark in Anspruch genommen worden. Die Be weglichkeit der deutschen Kreditwirtschaft im allgemeinen ist da durch schwerlich erhöht worden. Das ist angesichts der noch völlig undurchsichtigen Frage, wie der öffentlichen Hand die in nächster Zeit dringendst benötigten Mittel verschafft werden sollen, von doppelter Bedeutung. Sobald die Wahlen vorüber sind, wird man die Aufgabe schleunigst anpacken müssen. Am besten wäre es, das geschähe schon vorher. Bon dem Wage- mann-Plan ist es wieder ganz still geworden. Der Reichskanzler hat aber in seiner letzten Rede vor dem Reichstag, zweifelsohne im Einverständnis mit dem Reichsbankpräsidenten vr. Luther, betont, daß die Deflation, sobald angängig, bekämpft werden solle. Man denkt dabei angeblich an eine stärkere Ausnutzung des Warenwechsels und wohl auch an eine Ausdehnung des für Beleihungen in Frage kommenden Lagerscheinwesens. Auch da für gilt jedoch, daß diese Mittel erst wirksam werden können, wenn die Möglichkeit aussichtsreicher Unternehmungen geschaf fen ist. Im engsten Zusammenhang damit steht die Frage der Mög lichkeit neuer Arbeitsbeschaffung. Es geht dabei gar nicht mehr allein um die Wiedercinstellung der arbeitslos Gewordenen in den Wirtschaftsprozeß. Wichtiger wird schon die Beschaffung von Arbeitsplätzen für die Heranwachsende Jugend, die noch gar nicht im Wirtschaftsprozeß eingeordnet war. Deshalb wären die von den freien Gewerkschaften entwickelten, nur an die Rekon struktion der Wirtschaft denkenden Pläne von vornherein nur halbe Lösungen, ganz abgesehen davon, daß Arbeitsbeschaffung durch Aufträge der öffentlichen Hand überhaupt nicht geeignet ist, das Problem zu bewältigen. Die Privatinitiative muß frei gesetzt werden. In den Reihen der Gewerkschaften herrscht über dies keine Einigkeit. Leider liegen aber auch von andrer Seite noch keine entsprechenden Vorschläge vor. -Im Reichsverband der Deutsche» Industrie behandelte kürzlich Gehcimrat Kastl das Thema: »Wirtfchaftsnot und Kreditnota. Den Presseberich ten zufolge führte er etwa aus: In Deutschland komme alles darauf an, ob es durch Teil- nnd Hilfsmaßnahmen gelinge, einer weiteren Vermehrung der Arbeitslosigkeit und der Zusammenbrüche oorzubeugen. Der Red ner glaubte, an die Regierung die Mahnung richten zu müssen, daß sic sich künftig vor Eingriffen in die private Rechtssphärc grund sätzlich freihalte. Zur Wiederherstellung des Vertrauens in die Kräfte des Unternehmertums müsse vor allem bas freie Spiel der Kräfte von Angebot und Nachfrage wieder zur Geltung kom men. Geheimrat Kastl betonte erneut die Notwendigkeit freier Ver einbarung über den Arbeitslohn. Die Erfüllung dieser Forderung bedeute keinen Angriff auf das Tarifvertragssystem, sondern nur eine Auflockerung der Erstarrung, die dem Arbeitnehmer nur den Verlust der Arbeitsstätte bringe. Ebenso dringlich sei die Reform der Arbeitslosen- und Wohlsahrtsflirsorgc. Es sei unmöglich, in der Arbeitsloscnflirsorgc das Vcrsicherungsprinzip länger aufrccht- zuerhaltcn. Über alle diese Aufgaben hinaus müßten sofort die jenigen Maßnahmen durchgcsührt werden, die geeignet seien, eine Erleichterung der gegenwärtigen Situation im Sinne einer Mil derung der Auswirkungen der Deflation hcrbeizu-führen. Dabei müsse man sich allerdings ebenso hüten vor krcditpolitischcn Experi menten, die zu einer Bedrohung der Währung führen könnten, wie vor der Illusion, baß durch ein künstliches Arbeitsbeschaffungs programm irgendwelche dauernde Erleichterung eintreten könne. Das Entscheidende sei vielmehr, daß man durch eine vernünftige Gestaltung des llnkostenfaktors der öffentlichen Hand und durch eine Beseitigung der vorhandenen Hemmungen die Initiative in der Privatwirtschaft selbst wieder anrege. Zu der Beseitigung der Hemmungen gehöre auch eine verständige Kreditpolitik, die sich zwar von währungspolitischcn Experimenten frei halten müsse, (Fortsetzung ans S. 177.1 175
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