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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.04.1932
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- 1932-04-02
- Erscheinungsdatum
- 02.04.1932
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- Deutsch
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X- 76, 2. April 1932. Reimllioneller Teil. Börsenblatt f. ö.Dtschn Buchhandel. in einzelnen Fällen sogar eine Erhöhung desselben fcstzustellen; in der Verteilung des Umsatzes hat also nebenher eine nicht unbe deutende Verschiebung stattgcfnnden. Ter durch die andauernde Wirtschaftskrise und das Sinken der Kaufkraft weiter Volkskreise verursachte Rückgang des Umsatzes, in Verbindung mit der durch die steigenden Steuer- und Sozial- lastcn stark erschütterten Rentabilität der einzelnen Betriebe, hat in zunehmendem Maße ein allgemeines Nachdenken über die Ursachen und Zusammenhänge dieses ans die Dauer unerträglichen Zustandes ansgelöst. Immer klarer bricht sich die Erkenntnis Bahn, daß die grundsatz- lose Politik der Nachkriegszeit mit ihren Fehlern und Mißerfolgen die Hauptschuld trägt an der Müdigkeit und dem Pessimismus, der sich der gesamten Geschäftswelt bemächtigt hat. Nicht allein der verlorene Krieg und der folgende Zusammenbruch, sondern die wiederholten Verpflichtungen zu Milliardentributcn, deren bisherige Zahlungen nur mit geborgtem Auslandsgeld und der Verpfändung eines beträchtlichen Teiles unseres Volksvcrmögens* möglich war, haben die Wirtschaft blutleer gemacht. An rechtzeitigen Warnungen hat cs nicht gefehlt, aber die Staats-, Gewerkschafts- und Äirtschafts- bürokratic hat diese Warnungen stets leichtherzig beiseite geschoben oder sogar in Überheblichkeit und Parteienhaß die ehrlichen Warner als »geistig Minderbemittelte« angeprangert. Mit schönen Schlag- wortcn von Wiederaufbau und Rationalisierung, Silberstrcisen und Ankurbelung der Wirtschaft wurde eine Scheinblüte vorgetäuscht, der jetzt die Ernüchterung gefolgt ist. Ten Buchhandel und seine geistige Ware bedrückt aber außerdem noch eine andere Entwicklung, die »Verkapitalisierung des Geistes« oder »Kulturkrise« genannt worden ist. Gerhard Schönfeldcr sagt treffend in seinem Aufsatz »Wirtschaft und Bildung«: »Die ein heitliche und sichere Grundlage der im vorigen Jahrhundert sorg sam anfgebauten Bildungs- und Erziehungsarbeit ist zerstört. Die Schicht, auf die sie sich stützte, der gebildete Mittelstand, ist aufgelöst und wirtschaftlich zerrieben. Die Unterhaltung des riesigen staat lichen und kommunalen Bildungsapparates ist durch die Katastrophe der öffentlichen Haushalte bedroht. Tic Masse des Volkes aber ist arm geworden. Geistige Angelegenheiten sind zum Spielball wirt schaftlicher Interessen geworden. Die geistige Lebenshaltung des deutschen Menschen ist heute nicht nur bis in die Wurzeln erschüttert von dem Zusammenbruch der seelischen und geistigen Fundamente, sondern sie wird auch von der wirtschaftlichen und sozialen Not be droht. Die Not der kapitalistischen Wirtschaft ist auch die Not der deutschen Kultur und des deutschen Bildungswesens.« Tic augenfälligen Folgen dieser Entwicklung für den Buch handel zeigen sich zunächst in der vollständigen und schnell fort schreitenden Entwertung der durch hohe Selbstkosten belasteten Vor räte in Verlag und Sortiment und in der Unmöglichkeit der Fort führung früher erfolgreicher und kulturell wertvoller Verlags unternehmen. Zu allen diesen Hemmungen des normalen Verlaufs unserer Berufsarbeit wurde am 8. Dezember 1931 mit der 4. Notverordnung des Reichspräsidenten dem Buchhandel eine neue schwere Kraftprobe auferlcgt. Diese neue Notverordnung brachte neben weiterer Rechts- nnsicherheit und Gefährdung jeder Vertragstreue unter den unge ordneten Maßnahmen zur Preissenkung auch die Bestimmung zur schematischen Senkung der Ladenpreise des Buchhandels. Aus den dazu ergangenen Bekanntmachungen unserer Spitzenorganisation müssen wir schließen, daß es nicht gelungen ist, die maßgebenden Stellen, deren weltfremde und oft geradezu naive Auffassung von wirtschaftlicher Gesetzmäßigkeit allerdings hinlänglich bekannt ist, da von zu überzeugen, daß die kalkulatorischen Grundlagen der Bücher preise für jedes einzelne Schriftwerk durchaus individuell sind, daß der Ladenpreis des Buchhandels seine volkswirtschaftliche Berechti gung nicht im Schutz des Erzeugers findet und daß also alle Vor aussetzungen und Berechtigungen für eine bürokratische, schematische Senkung der Preise fehlen. Die unmittelbare Folge der Verord nung ist ein kaum zu steigernder Wirrwarr der Preise im Buchhandel und eine entsprechende Unsicherheit. Die weiteren unabsehbaren Fol gen können sehr leicht die Organisation zum Schutz des Ladenpreises, um deren Ausgestaltung die Besten unseres Berufes jahrzehntelang erfolgreich gearbeitet haben, zerstören und damit der Weltgeltung unseres Schrifttums und unserer Wissenschaft, die in dieser Or ganisation eine starke Stühe gefunden, unberechenbaren Schaden zu- fügcn. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß hier absichtlich oder unabsichtlich deutsche Eigenart und deutsches Kulturgut selbst süchtigen Parteizielen geopfert werden soll, gegen einen Bernfsstand, der immer, und nicht selten in idealer Selbstbescheidung, als Kultur pionier zum Besten der Nation gewirkt hat. Der gesunde Selbst erhaltungstrieb des deutschen Buchhandels muß diesen Einflüssen 264 gegenüber seine Lebensrechte zu verteidigen bereit sein. Möge das Jahr 1932, das von vielen als Schicksalsjahr für unser Vaterland angesprochen wird, die Kollegen gerüstet finden zur Abwehr kultur feindlicher und die Lebensmöglichkciten des Buchhandels schädigender Wirtschaftspolitik, damit in nicht ferner Zukunft fleißige Arbeit und echter Idealismus wieder ihren bescheidenen Lohn finden können. Wir wollen in dieser Notzeit nicht nutzlosem Pessimismus Raum geben, sondern wir wollen im Vertrauen auf eigene Kraft in diesem Goethejahr eine Schicksalswende erhoffen im Sinne der Worte eines Dichters der letzten Zeit: »Du sollst an Deutschlands Zukunft glauben trotz allem, allem was gescheh'n!« Nach Verlesung der Einleitung des Jahresberichts erfolgt der Aufruf der einzelnen Punkte des Berichtes: dazwischen wurden, einem alten Branche entsprechend, die Wahlen für den Vorstand und die Ausschüsse vorgenommen. Bei dem Punkt »Arbeitgeber-Verband« spricht der Vorsitzende dieses Verbandes, Herr vr. Georg Elsncr, der »Korpo ration« seinen Dank für die Unterstützung und gewährte geldliche Beihilfe aus und bittet um ein weiteres reges Interesse für den »Arbeitgeber-Verband«. Bei dem Punkt »Lehrlings-Vermittlung« wird vom Vorsteher auf die in diesem Frühjahr ganz besonders starke Nach frage nach Lehrstellen durch die von der Schule entlassenen Schüler und Schülerinnen hingewiesen. Selbst Studenten suchen angesichts der geringen Aussichten in akademischen Berufen Lehrstellen im Buch handel. Leider steht nun der starken Nachfrage nur ein geringes Angebot frciwerdender Lehrstellen gegenüber, sodaß nur ganz ivenige Bewerber und Bewerberinnen voraussichtlich Lehrlingsstellen erhal ten dürften. Der Vorsteher richtet deshalb an die Kollegen vom Sortiment die Bitte, sich bei Einstellung von Lehrlingen nicht zu starke Beschränkung aufzuerlegen: auch der Verlag sollte vielleicht in einigen Fällen die Einstellung von Lehrlingen in Betracht ziehen, wenngleich durch eine Lehrzeit im Verlage kaum eine eigentliche buchhändlerische Ausbildung zu erreichen sei. Herr Or. Elsncr unter stützt diese Auffassung und empfiehlt, namentlich männliche Lehr linge einzustellen, damit wenigstens unsere Heranwachsende männ liche Jugend Arbeitsmöglichkeilen erhält auf Gebieten, die ihr eigent lich in erster Linie zukommen: die weiblichen Bewerberinnen möchten sich lieber solchen Berufen zuwenden, die ihnen für ihren natürlichen Beruf als Frau und Mutter bessere Voraussetzungen bieten. Bei dem Punkt »Tag des Buches« richtete der Vorsteher an die Versammlung, besonders an die Kollegen vom Sortiment, die dringende Bitte, sich für den Vertrieb der »Dichter-Tank-Zcttel« ein zusetzen und sic möglichst auch als Zugabeartikel an gute Kunden und bei größeren Büchereinkäufcn zu verwenden, damit auch der Berliner Buchhandel das auf ihn für den Absatz dieser »Dichter- Dank-Zettel« gesetzte Vertrauen rechtfertige. Inzwischen waren die Wahlen für die ausscheidenden Mitglieder aus dem Vorstände und dem Hauptausschuß vorgenommen. In den Vorstand wurden an Stelle des ausschcidenden, aber nicht wieder wählbaren Herrn Rudolf Georgi Herr Richard Schmidt zum stellvertretenden Vorsteher wieder und Herr Gustav Reich zum stellvertretenden Schriftführer neu gewählt: in den Hauptausschuß wurden Herr Dr. Hans Reimer wieder und an Stelle der aus- scheidenöen und nicht wiederwählbaren Herren Ludwig Bloch und I)r. Eugen Bahr und des verstorbenen Herrn l)r. Ernst Vollert die Herren Rudolf Georgi, Paul Budy und vr. Walter Lang neu gewählt. Es folgt dann als Punkt II der Tagesordnung Bericht des Schatzmeisters über das Rechnungsjahr 1931, der von Herrn Fritz Brusc erstattet wird. Nachdem im Namen des Rech nungsausschusses Herr Willi Bischofs beantragt hatte, dem Schatz meister und dem Vorstande Entlastung zu erteilen, wurde dieser Antrag einstimmig angenommen. Es wurde dann vom Schatzmeister der Voranschlag für das Rechnungsjahr 1 932 vorge legt, und auch dieser auf Antrag des Nechnungsausschusses einstimmig genehmigt, ohne daß ans der Versammlung eine Beanstandung er folgte. Der Vorsteher, Herr Max Paschke, erteilt dann Herrn Justizrat l)r. Marwitz zu einem Vortrag »Uber den unlauteren Wettbewerb unter dem Einfluß der Notverord nung vom 8. Dezember 1931« das Wort. Herr Justizrat Or. Marwitz macht sehr interessante und beachtliche Ausführungen über das Thema und erörtert dabei auch noch den Schutz des Laden preises und den Begriff über das Buch als Ware sowie die Aus wirkungen, die durch das neue Gesetz über das Zugabewesen ein- treten könnten. In der Aussprache, die sich an den Vortrag von Herrn vr. Mar witz anschloß, sprach Herr Hermann Hillger noch über die Buch gemeinschaften und deren Empfehlung durch amtliche Stellen und
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