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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.01.1837
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1837-01-17
- Erscheinungsdatum
- 17.01.1837
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
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- Saxonica
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77 5 78 cken, was ein deutscher Verleger auf 12 Bogen gedruckt hätte, für 36 Bogen Papier mehr, während sie den zu gleich für Druck, Honorar u. s. w. bestimmten Preis für diese 36 Bogen cinfordcrn. Sie kaufen durchgängig ein Manuskript von den Autoren in Bausch und Bogen so wohlfeil als möglich nach Berechnung des Umfangs der Ar beit in dem Manuskript und dehnen es durch den weitläu figsten Druck, die größtmöglichen Lettern, durch Weißlas- sung oft mehrcr Seiten bei den Capitelabsätzen so entsetzlich aus, bis sie die herkömmlichen 16 Fr. für ein Werk for dern können, das man ohne diese verderblichen Einflüsse für höchstens 4 Fr. hätte kaufen können. Ein Beispiel hier von lieferte neulich Arthur Bertrand. Eugenle Foa ver- - kaufte ihm einen Roman, oder vielmehr eine Novelle, die in einer deutschen Zeitschrift vielleicht 7 Bogen betragen hätte, la Iuive. Trotz aller Anstrengung des Ziehens und Deh nens bringt er es nur zu einem und einem halben Bande. Um einen Ausweg nicht verlegen, füllt er die zweite Hälfte des andern Bandes mit seinen Verlagskatalogen und läßt diese die Leser mit 3^ Fr. bezahlen. Es ist so weit gekom men, daß Broschüren, so interessant sie wären, und welche wohlfeil gegeben werden müssen, entweder gar keinen Ver leger mehr finden, oder nur dann, wenn der Autor ein willigt, kein Honorar zu verlangen, und nur den erhofften Gewinn mit dem Verleger zu theilen, und wenn kein Ge winn heraus kommt, auf alle Entschädigung für seine Ar beit zu verzichten. Es handelte sich z. B. neuerdings um eine Broschüre von circa 8 Druckbogen. Sie darf über 2 Fr. nicht verkauft werden. Der Autor verlangte ein bei uns in Deutschland sogar bei Schriftstellern von nür eini gem Ruf übliches Honorar von 50 Kr. den Bogen. Der! Verleger rechnete ihm augenblicklich vor, daß bei einem Ab satz von 1000 Exemplaren ihm rein gar nichts übrig bliebe. Herstellungskosten, mitJnbegriff desBroschirens 650 Fr. Honorar 400 - Annoncen und Affichen . . . . . . 550 - ' . I5l)0 - Ueberdies könnte er höchstens auf 30 Sous das Exem plar für sich rechnen, und dicß betrüge eben seine 1500 Fr. Da der Autor zur Theilung des Gewinnstes sich nicht ver stehen wollte, so unterblieb die ganze Sache. Unter die sen Umständen muß der Bücherverkauf mit jedem Jahre abnehmen, Weil er sich erstens immer mehr auf die Reichen beschränkt, und zweitens weil jeder bedeutende und bemit telte Mann von dem Vcrlagsgeschaft, bei dem so spottwenig zu verdienen ist, sich zurückziehen muß, auch Niemand mehr im Stande ist, noble und im Interesse der Wissen schaft und Kunst, im Interesse angehender Talente ver anstaltete Unternehmungen zu beginnen. Es bemächtigen sich Leute des Vcrlagshandels, die Alles unternehmen, wenn sie auch nur einige hundert Franken dabei gewinnen, Leute ohne Kenntniß und Bildung, Buchbinder, Drucker, nur um ihr Gewerbe sorttreiben zu können. Wagen kön nen diese dabei nichts. Sie kaufen also Manuskripte von bekannten Autoren, die einen festen Käuferkreis haben, wie Balzac, Georges Sand, Alphonse Karr, Svulies, Kvck u. s. w., drucken gerade so viel Exemplare, als dieser Käufeckreis beträgt, zahlen dem Verfasser nach diesem Maß stabe und sind zufrieden, dann eine kleine sichere Summe für sich zu behalten. Dies geht so regelmäßig und nach bestimmten Principien, daß jedermann, fast möchte ich sa gen bis auf den Bruch weiß, wie groß die Käuferzahl die ses oder jenes Schriftstellers ist, die Honorargebote immer dieselben sind, weder Eoncurrenz noch Uebcrbieten dabei Statt finden kann, da der Gewinn verhältnismäßig immer derselbe bleibt; überall bleibt dieselbe Summe übrig, ein Autor mag ein Publicum von 500 oder von 1500 Käu fern haben; denn im letzten Falle hat nur er den Gewinn, da er sein Honorar ganz in demselben Grade höher anschlägt. Bon dieser Seite ist der französische Verlagshandel — ihn repräsentiren besonders die Romanverlegcr Werdet, Ämbroise Dupont, der Buchbinder Spachmann, ein Deut scher, und andere,— durchaus ein monotones Handwerk oder sin Epiciergeschäft, wo Preise und Gewinn immer diesel ben bleiben, und namentlich jeder-Schriftsteller, der nicht bereits ein Servitutsrechk auf einen gewissen Theil des Publikums erworben und zu verkaufen hat, davon aus geschlossen ist. Es ist keine Frage, daß die berühmten Schriftsteller durch ihre industrielle Habgier daran mit Schuld sind. Ihre Honorarforderungen wachsen eben Mit jedem Käufer, den sie mehr gewinnen, und sie bekümmern.sich sehr genau darum. Welcher deutsche Autor wagte darüber genaue statistische Notizen an allen Orten einzusammeln? In Deutschland gibt es selbst bei einem Göthe, der bekanntlich seinen Vortheil nie aus den Augen setzte, ein gewisses Do norar - Maximum, über welches hinaus die Autoren schon von der öffentlichen Meinung dem Verleger das Feld des Gewinnstes ungeschmälert zu überlassen genöthigt sind, auch wenn ihre Käuferzahl noch um Tausende durch Auf findung plötzlichen Absatzes in das Ausland sich vermehrte. Werden den industriellen Verbreitern geistiger Erzeug nisse keine Ehancen gelassen, mehr zu gewinnen, als was zu ihrer eigenen nothdürftigen Existenz nöthig ist, so haben sie nie Mittel übrig, die geistige Laufbahn auch dem unbr» rühmtern, jünger», weniger begabten oder durch den Zu fall weniger begünstigten Talente und Fleiße zu öffnen. Die große unabhängige Stühe, die unsre Wissenschaft, Literatur und Kunst in dem Buchhandel zu allen Zeiten ge funden, und von der Frankreich nie etwas wußte, ginge ganz und gar verloren. Meusel'S gelehrtes Deutschland und Kaiser's Bücher-Lexikon schwanden bald zu einem Duo- dezbandchen weniger glanzenden Namen, und unsere 600 Verlagshandlungen zu eben so viel Vücherkrämern neben acht oder zehn glänzenden Firmen zusammen. Denn Ein Monopol erzeugt dtis andere, das einzelner Autoren das einzelner Verleger, und dies wiederum das einer geringem Anzahl von aristokratischen Lesern. So ist's in Frankreich, wo die Zahl der Bücherkäufer sich nothwendig in dem Grade mindert, alS die Zghl der herrschenden Schriftsteller kleiner wird. Ich habe es hie, nur mit dem Buchhandel, noch nicht mit den Schriftstel lern und der Literatur selbst unter solchen Umständen zu thun.
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