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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.10.1862
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1862-10-27
- Erscheinungsdatum
- 27.10.1862
- Sprache
- Deutsch
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Hier entsteht nun die Frage, ob ein solches Vorgehen der Verleger dem Buchhandel zum Frommen gereichen kann? Gewiß nicht! In früheren Zeilen war in Rechnung der Rabatt von 33>/h"/o Regel, heute übcrwiegt der geringere Rabattsatz. Man schreibt diese Erscheinung dem Rabatte zu, der da und dort an das Publicum von dem Sortimenter gegeben wurde, aber es scheint dies nichts anderes als ein Vorwand für die Rabattrc- striction zu sein. Wie reimte sich denn ein so wünschenswertstes lebhaftes Interesse der Verleger an der Aufrcchthaltung der La denpreise mit der ungewöhnlichen Begünstigung der Baarbezüge? Ist es nicht offenkundig, daß diese Begünstigung das moderne Antiquariat schuf und erhält? Thatsache ist, daß die in einer größer» Entfernung von Leipzig etablirten Buchhändler niemals Rabatt an das Publicum gegeben haben, warum sollte der Un schuldige mit dem Schuldigen leiden? Der Ealcül auf ein Viertel ist jedenfalls bequemer und ge stattet größere Auflagen, darin dürfte wohl, die Fälle ausgenom men, wo der Baarrabatt gegenüber dem Rabatt in Rechnung ein unverhältnißmäßig hoher ist, der eigentliche Grund für die Ra- battrestriction liegen. Steht nun, das ist man wohl berechtigt zu fragen, ein Ra batt von25stst in einem richtigen Verhältnisse zu den heutigen Bctriebsspesen in größeren Städten, und ist es möglich, in klei neren Städten eine Höhe des Umsatzes zu erreichen, welche bei dem heutigen Rabattansatz außer dem Lebensunterhalt die Erzie lung eines Gewinnes ohne sehr ausgedehnte Baarbezüge ermög licht? Beide Fragen erfordern ein entschiedenes Nein! Untersuchen wir nun aber, welche Mittel erforderlich sind, um in umfassender Weise Baarbezüge zu machen, ohne nach den Prinzipien des modernen Antiquariats das Geschäft zu betreiben. Sehen wir von dem Anlage-Eapital, das der Sortimenter braucht, ganz ab, da sich dasselbe nach verschiedenen Umständen bemißt, und fassen wir bloß das Betricbs-Capital ins Auge, so sind zum mindesten die Bctriebsspesen eines Jahres erforderlich, um ohne umfassende Baarbezüge ein Geschäft zu betreiben, das pünktlich zur Messe seine Verpflichtungen erfüllt, und nur da, wo das Verhältnis des Activ-Eredites zum Passiv-Eredite und das Verhältniß der Baareinkäufe zum Baarverkauf sich als ein für den Sortimenter günstigeres herausstcllt, genügt eine ent sprechend geringere Summe. Der Baarverkauf hat in der Regel nur in größeren Städten oder von Fremden stark srequenticten Orten eine Bedeutung, im Allgemeinen dürfte er aber selbst in größeren Städten die Höhe der ohne freie Wahl gemachten Baar einkäufe nur wenig übersteigen, denn in allen Geschäften spielen die Zeitschriften eine sehr wichtige Rolle, und nur selten wird es Vorkommen, daß ein Sortimentsgeschäft einen so gewählten Kun denkreis besitzt, daß es nicht durchschnittlich einen längeren Credit geben müßte, als es genießt. Es kann als ein günstiges Verhältniß bezeichnet werden, wenn ein, nicht nach den Prinzipien des modernen Antiquariats geführtes Sorlimcnlsgeschäft zur Messe Vs seines Gesammt- brurroumsatzes eingczogen hat, das letzte Fünftel verzieht sich zum Lheil bis an das Ende des Zahljahres , ja bis ins 3. Jahr hinein. Wie ist also ein ausgedehnter Gebrauch der Baarpreise möglich? Nicht anders als durch eine, das gewöhnliche Betriebs - Capital übersteigende Summe oder durch eine wesentliche Erhöhung des Baarumsatzes. Das Elftere bedingt die Eigenschaft eines reichen Mannes oder billiges Capital, das Letztere bedingt ein gänzlich verändertes Verhältniß zum Publicum, ein gänzlicher Umschwung des Sortimentsbuchhandels zum modernen Antiquariat, zur Auf hebung und Nivcllirung des Ladenpreises. Wer in der Lage eines reichen Mannes sich befindet, oder über billiges Capital verfügt, dem ist gewiß zu gratuliren, die Zahl dieser vom Glücke Bevorzugten scheint aber eine im Sortimentsbuchhandel erstaun lich geringe zu sein. Was nun die Spesen in größeren Städten selbst betrifft, so ist es allgemein bekannt, wie sehr im Verlause des letzten Decen- nium sich dieselben erhöht haben. Die Theuerung des Lebens bedingte eine wesentliche Erhöhung der Gehalte, die Localmiethe, die Steuern sind erhöht, kurz alles kostet mehr als sonst, und einer Erhöhung des Umsatzes stehen sowohl die vermehrte Con- currcnz, als die allgemeine Verschlechterung der Zeiten entgegen. .Unter diesen Umständen liegt auf der Hand, daß sich die Sorti menter in größeren Städten bei 25HH keine Seide spinnen, und nur mit der größten Anstrengung ihren Verpflichtungen pünktlich Nachkommen. Betrachten wir die Verhältnisse des Sortimenters in klei neren Städten, so finden wir allerdings, daß bei keiner allzu großen Entfernung von Leipzig der Rabatt von 25 hh in keinem ungünstigen Verhältnisse zu den Spesen steht; hier dürfte aber Niemand bezweifeln, daß der Umsatz bei aller Anstrengung nur ein mäßiger sein kann, und wenn auch der Sortimenter in klei neren Städten weniger unter der Rabattvcrschlechtcrung leidet, so ist dieselbe doch auch für ihn sehr empfindlich, denn einen um fassenden Gebrauch von den Baarprcisen kann ec um so seltener machen, als er in der Regel nur einen äußerst geringen Baar- vcrkauf hat und meistentheils in Jahresrechnung zu stellen gcnö- thigl ist, was er gegen baar beziehen muß. Unter diesen Umständen scheint es mir ohne wesentliche Ver änderungen des heutigen Organismus des deutschen Buchhandels nicht wohl möglich, das Baarpacketwesen noch mehr zu steigern. Uebrigens glaube ich, daß es noch andere Mittel als unmögliche Coalicionen gibt, um zu verhüten, daß die Bäume in den Himmel wachsen. Darüber ein ander Mal. Prag, 12. October 1862. Heinr. Mercy. Erläuterungen in Sachen der russischen Rechnungssrage. Die Sendungen, welche ich im Winter nach Moskau bekom men habe, sind über Riga und durch die dortige Censur gegangen» Daß sie 8 Wochen von Leipzig unterwegs sein können, will ich gern zugeben, und also habe ich die Ende Decembcr aus Leipzig abgehendc Sendung Mitte Februar alten Stnls empfangen. Da ich aber immer erst im März das Remittcnden-Geschäft begon nen habe, so hätte ich die, Mitte Februar erhaltene Sendung noch recht gut aufnehmen können. Eine solche Sendung wird wohl nur 4 bis 5 Centner schwer sein und die Zahlungsliste vielleicht um 200 Thlr. vergrößern; das s cond. darin Enthaltene wäre zu disponiren. Der Vortheil, vielen Rechnungsdifferenzen und Er klärungen überhoben zu sein, erscheint mir wünschcnswerther, als das bisherige Verfahren, welches ich s. Z. mitgemacht, dessen ich aber inzwischen die meisten Handlungen überdrüssig geglaubt habe. Mich persönlich berührt die ganze Frage gar nicht, jonst hätte ich nicht darüber geschrieben; ich mache spät im Jahre keine Sendungen, und bei der Einfachheit meines Geschäftes wäre auch etwaiges Uebertragen in neue Rechnung für mich kein Gegenstand irgend welcher Bedeutung. Bei der Gelegenheit erkläre ich auch mit vielem Vergnügen dem Hcn. Klemann, daß es mir nie eingefallen ist, seine sinnigen Bemerkungen widerlegen oder gar ein Geschreibe nennen zu wollen». Stuttgart, 13. October 1862. Rudolph Chelius.
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