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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.11.1862
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1862-11-19
- Erscheinungsdatum
- 19.11.1862
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18621119
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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 2467 143, 19. November. als wenn von beiden Seiten nachgegeben würde; von Ihrer Seite müßte auf die beschränkende Zeit verzichtet und bloß auf Ausgabe von einer gewissen Zahl contrahirt werden, dann dürfre man Freund Cotta zumuthen, alle durch Subscription gesicherten Exemplare nach demsel ben Maßstab wie die ersten 20,000 Exemplare, also jede 10,000 mit 30,000 Thlr- zu honoriren. Die nach der Subscription nbthig werden den Editionen, jede von 10,000, in dem Verhältniß von 20,000 Thlr. für die 10,000. Durch diese Abänderung erhielt Ihre Familie, im Fall die Sub- scription auf 40,000 Exemplare stieg — statt der gewünschten 100,000 — die Summe von 120,OM Thlr. Cotta hingegen würde für diese Minderung das gewinnen, gegen den Nachtheil bedeutender Reste ge sichert und durch die Aussicht auf längern Besitz des Verlags einiger maßen entschädigt zu werden. Sollten Sie und Ihr Sohn jedoch auf der letzten Forderung be stehen, so müßte freilich das Verhältniß mit Cotta gelüst werden; in diesem Falle aber bitte ich Sie, den Freund durch Mitthcilung der an derseitigen höheren Anerbietungen zu beruhigen, deren Einsicht er ge mäß seines Vorzugsrechts ohnehin verlangen zu können behauptet. Die Antwort Gvethe's erfolgte unterm 8. Januar: Nichts Angenehmeres hätte mir in gegenwärtiger Lage begegnen können, als daß Sie abermals in dem mir so wichtigen Geschäfte ver mittelnd eintreken wollen; vielleicht sind Sie mit den Ihrigen die ein zige Personj; welche Mitempfinden kann, wie schwierig die Entschlie ßung sei, wenn man den gesammten Schatz eines operosen Lebens einem Dritten übertragen und sich dessen gewissermaßen enräußern soll. Mein höchster Wunsch ist, daß meine Vaterstadt möge das Glück haben, zum endlichen Besitz Ihrer unvergleichlichen Sammlung zu gelangen. Und so darf ich denn wohl sagen, daß wir zwar höchst ungern, aber doch in Betracht Ihres Zusprechens auf die frühere Summe wieder zurückgehen, jedoch unter dem ausdrücklichen Vorbehalt, daß uns wenig stens etwas aus andere Weise zu Gute komme. . . . Die bisherigen Ereignisse, worauf unsere Bedingungen fußen, will ich nicht weitläufig auscinandersetzen, es sei genug, zu sageist: daß man erst nach und nach im Buchhandel die hohe Bedeutung des Un ternehmens gewahr geworden, daß große Gebote von sichern Häusern erfolgt und zugleich manches Angenehme, das Acußere der Ausgabe be treffend, zugesagt worden, ja daß man zuletzt im Gefolge der vollstän dig eingegangenen Privilegien ohne Bedenken ausgesprochen hat:j die Angelegenheit sei für einen Einzelnen zu groß, man müsse sie durch Aktien zu einer gesellschaftlichen erheben, wobei denn in der Ferne ein übermäßiger Gewinn gezeigt wurde. Mögen nun auch dergleichen Vor bildungen des Mercantilfundaments ermangeln, so zeugen sie doch von der großen diesem Geschäft zugewendeten Aufmerksamkeit und von der mannichfaltigen Bewegung, welche dadurch in dem deutschen Buch handel entstanden ist. In einem bald darauf folgenden Briefe Goethe's vom 12. Januar kommt u. a. Folgendes vor: Wegen der bisherigen Gebote können wir aus unfern streng ge führten Acten so viel vermelden, daß seil dem April vorigen Jahres von bedeutenden zwanzig Buchhandlungen Anträge geschehen, welche, wie die Wichtigkeit des Geschäfts sich nach und nach aufklärle, zuletzt von ganz sicherer Handlung 70,000 Thlr- und 80,000 Thlr. von zweien dergleichen geboten worden und zwar mit Beibehaltung des Termins von 12 Jahren. Den unermüdlichen Bemühungen Boisscre'c's gelang es, einen Vergleich zu Stande zu bringen und einen Contract zu entwer fen, dem beide Parteien ihre Zustimmung gaben. Derselbe enthält folgende Stipulationen: Cotta übernimmt den Verlag der Goerhe'schen Werke nebst dem dereinstigen Nachlaß auf zwölf Jahre, von der Ausgabe der letzten Lieferung an zu rechnen. Die in -10 Bände vertheilten Werke werden mit 60,000 Thlr. hono- rirt und die weiteren Bände nach demselben Verhältniß. Cotta erhält dafür auch das Recht, alle Werke einzeln ohne besonderes Honorar zu drucken. Falls die Subscription der Taschen-Ausgabe 20,000 Exemplare betrüge, erscheint eine Octav-Ausgabe unter denselben Honorarbeding ungen, wonach bei einer Zahl von 40,000 Exemplaren das Honorar auf 120,000 Thlr. stiege. Goethe gab unterm 30. Januar hierzu seine Zustimmung mit folgenden lakonischen Worten: Euer Wort fei ja! ja! also ja! und Amen! Unterm 3. Februar folgte aber ein ausführlicher, eigenhän dig geschriebener Brief, um dem treuen bewährten Freunde zu danken. Was wollt' ich picht geloben, mein allertheuerster, wenn ich Sie eine Stunde sprechen könnte! Denn wie sollte mir Blatt und Feder genügen! Ich muß mich nur sogleich eines mvthologischen Gleichnisses bedienen: Sie erscheinen mir wie Herkules, der dem Atlas, dem Pro metheus zu Hülfe kommt! Wüßten Sie, was ich dieses Jahr gelitten habe, Sie wurden solche Bildlichkeiten nicht übertrieben finden. Doch eigentlich ist es der schon längst gekannte, geprüfte Freund Sulpiz, der uns das unmöglichste Bauwerk als vollendet vor Sinn und Seele bringt, der uns durch das Labyrinth uralter Gewölbe und Kreuzgänge zu klarem Anblick durchführt; welcher verdiente, die un schätzbarste Gemäldesammlung zu erwerben, zu besitzen und nutzbar zu machen. Und dieser wendet nun sein khätiges Wohlwollen gegen mich und das Meinige! Sie haben Sich, lassen Sie es mich geradezu sagen, so klug als tüchtig, so edel als grandios gezeigt, und ich fange nur an, mich zu prüfen, ob ich meinen Dank bis an Ihre Leistungen steigern kann. So viel für heute. Dem Urquell alles Schönen und Guten zum frömmsten und allertreuesten empfehlend angehdrig I. W. Goethe. Nieswurz für Herrn F. A. Credner in Prag. ,,Richtet Euch nach meinen Worten, und nicht nach meinen Werken", so sagt Hr. Credner, der entschiedene Gegner der sreiern Literatur, die er mit dem Namen „Schundliteratur" beehrte und gegen deren Vertrieb er im Börsenblatte in die Schranken trat, indem er den ganzen Buchhandel diktatorisch aufforderte, ein Gleiches zu thun. Hr. Credner ist der Erste, welcher diese von ihm so genannte Schundliteratur bestellte; wir empfingen von ihm folgenden Ver langzettel: Von Hrn. I- I. Wagner in Neustadt erbitte ich mir durch Hrn. E. F. Steinacker mit Eiltrain lroth unterstrichen) baar: I Memoiren und galante Abenteuer einer jungen Frau. Prag, 25. Septbr. 1862. K. k. Hof-Buch- u- Kunsthandlung F. A. Credner. welchen Zettel wir expcdirten, der Curiosität halber aber nicht zurücksandten, sondern uns von Leipzig zurückerbaten, und den wir der löbl. Rcdact. d. Börscnbl. zur Ansicht mit einsandten. Da dies Bändchen der Berliner Memoiren-Literatur seines freien Inhalts wegen gerade in Oesterreich verboten ist, so mußte es Hrn. Credner bekannt sein; Hr. Credner kann sich aber auch nicht damit entschuldigen, daß der Zettel ohne sein Wissen ausgefüllt wurde, da jeder Zettel, seiner Hausordnung zu folge, ihm erst vorgelcgr werden muß, ehe er weggesandt wird, Hr. Credner glaubte nicht, daß uns der Zettel in die Hände kommen würde, und wollte gern den Gewinn von 2>ch Ngr. micnehmen. Daß es Hr. Credner überhaupt nicht so ernst nimmt, ersieht man daraus, wie er selbst schreibt, daß er eine Partie erotischer Bilder, die er bei Uebernahme des Geschäfts vorfand, in eine Rolle packte und weglegte, doch nur, um sie , denn sonst, wäre er von so innigem moralischen Gefühl durchdrungen gewesen, würde er sie vernichtet haben, wie wir dies regelmäßig thun, wenn uns Traktate und ähnliche hyperor- lhodoxe Schriften in die Hand kommen — ; uns ist dann kein Geldopfer zu groß. Wir theilen diesen eklatanten Fall nur mit, damit die Welt wisse, woran sie mit Hrn. Credner sei, und zum Beweis, daß Hr. Credner wohl nur wenige Kunden hat, welche solche Schrif ten kaufen, sonst ^ Hr. Credner gehört also auch zu Denjenigen, bei denen die Rechte nicht wissen darf, was die Linke thut, und wir schließen damit, daß wir sagen: „es ist nicht alles Gold, was glänzt", 345'
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