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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.12.1862
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1862-12-08
- Erscheinungsdatum
- 08.12.1862
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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Hi 151,8. December. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 2637 Der Nachmittag wurde zu verschiedenen Ausflügen in der Umgegend, namentlich zur nahgelegnen Klosterschule Pforta be nutzt, wo Hr. Rector Oe. Peter die Freundlichkeit halte, die Gäste mit den Sehenswürdigkeiten der altehrwürdigen Porta be kannt zu machen. Um neun Uhr führten die Eisenbahnzüge nach Süd und Nord die Versammelten in ihre Heimath zurück, in freudig bewegter Stimmung, da kein Mißton die allgemeine Harmonie des Tages gestört hatte. Wenn auch die Versammlung ohne alle Prätensio- nen, ohne Constituirung und Programm, zunächst nur gesellige Zwecke verfolgte, so hat doch in engerem und weiterem Kreise mancher fruchtbare Ideenaustausch stattgefunden, und es ist gewiß ein nicht geringer Gewinn , wenn — wie einer der Red ner bemerkte — „in einer Zeit, wo alle Berufsgenossen unseres Vaterlandes sich zusammensinden, um im persönlichen Verkehr das Band fester zu knüpfen, was ohnehin durch gemeinsameArbeit alle vereint, auch verdeutsche Buchhandel, der ja die erste und ein zige Corporation bildet, die alle Gaue unseres Vaterlandes in festge gliederter Ordnung umschlingt, sich vereinigt, um das Gefühl der Zusammengehörigkeit, das Standesbewußtsein in unmittelbarem Verkehr zwischen Verleger und Sortimenter, zwischen großen und kleinen Firmen zu stärken und zu kräftigen". Allen den lieben Collegen aber, die sich an dem festlichen Tage zusammcnfanden, herzlichen Gruß und freundlichen Dank für die mancherlei lieben und aufmunternden Zuschriften! Wir hoffen auf frohes Wiedersehen für nächstes Jahr in Halle! Halle, September 1862. L. Misccllcn. Hr. Hugo Ouaas, der Besitzer der Reimer'schen Sorti mentsbuchhandlung in Berlin, hat sich durch die soeben erfolgte Veröffentlichung seines vollständigen KatalogeS photogra phischer Poctraits in Vi si ten kar t e n f o rm ein großes Verdienst um die Welt im Allgemeinen und im Besonder» um Berlin erworben. Auf 80 eng gedruckten Seiten enthält der an geführte Katalog nicht weniger als 8000, sage 8000 Bilder von mehr oder minder großen Männern und Frauen der Gegenwart. Man ersieht daraus, wie ungerecht der Vorwurf ist, daß unsere Zeit so arm an bedeutenden Erscheinungen sei. Gab cs je ein Jahrhundert, das eine solche Menge von Berühmtheiten aufzu weisen hatte? Selbst Griechenland und Rom in ihren Blütcn- zciten müssen vor dieser Fülle beschämt erröthen und eingestehen, daß sie besiegt sind. Dieses gewiß überraschende Resultat haben wir einzig und allein der Photographie zu verdanken, diesem Kinde der Sonne und des Lichts. Ihr allein war es Vorbehal ten, das verborgenste Talent zu entdecken und die bescheidensten Existenzen aus dem Dunkel hervorzuziehen. Mit Hilfe des pho tographischen Apparates werden täglich neue und bisher unbe kannte Größen im Staatsleben, in der Literatur und Kunst er blickt, von deren Existenz man bisher keine Ahnung hatte. Was für den Sternenhimmel das Teleskop, womit ein Herschel neue Welken dem erstaunten Auge erschloß, ist jetzt die „Camera ob- scura", welche die Lichtpunkte der Menschheit aushcllt und in ih rer ungeahnten Größe zeigt. Es lohnt sich in der Thal, einen Blick in den besagten Katalog zu werfen, worin wir alle lebenden Fürsten, Diplomaten, Militärs, Künstler und Gelehrte in al phabetischer Ordnung vereinigt finden. Hier steht Victor Ema- nuel friedlich neben Franz dem Zweiten von Neapel, Prinz „Plonplon" auf derselben Seite mit dem Prinzen Joinville und „Herzog von Aumale , die Königin Pomare neben dem Schah Nassr-ed-die und die reizende „Pepita" neben der nicht reizenden „Miß Pastrana". Von gekrönten Häuptern und ihren nächsten Verwandten zählen wir allein 600 Nummern, so daß für die Völker hinlänglich gesorgt ist und selbst die noch vorhandenen Republiken für den Fall einer Regicrungsveränderung nicht in Verlegenheit gerathen können. Berühmte Geistliche enthält der Katalog gegen 400, wovon auf Berlin allein 40 kommen. Staatsmänner, Standesherren, Gesandte und Abgeordnete sind über 1100 vorhanden, eine gewiß ausreichendeZahl, um die euro päischen Angelegenheiten zu leiten und zu verwirren. Man findet in dieser Abtheilung alle politischen Parteien und Schattirungen vertreten, Hrn. v. Bismarck-Schönhausen und Schulze-Delitzsch, den jüdischen Commerzienrath Reichenheim als nächsten Nachbarn des katholischen Ober-Tribunalraths Reichensperger, den Re publikaner Ledru-Rollin dicht bei dem napoleonischea Prinzen De La Tour d'Auvergne, den Redacteur Zabel neben dem grie chischen Kronprätendenten Upstlanti. Die Wissenschaft liefert Licht an tausend Vertreter aller Richtung und Fächer, darunter so manches unbekannte, das einzig und allein der Photographie seine Berühmtheit zu verdanken hat. Von Berliner Gelehrten nennen wir nur die Namen Mitscherlich, Dove, Gräfe, Raumer, Virchow, deren wohlgelungene Poctraits zahlreiche Liebhaber und Käufer finden. Die Zahl der Dichter und Schriftsteller be läuft sich auf 900, wodurch hinlänglich die Stärke und der Um fang des Leipziger Meßkatalogs (sio!) erklärt wird, dagegen sind von Malern und Bildhauern nicht mehr als 300 bemerkenswerth. 500 namhafte Tonkünstler sorgen für die musikalische Unterhal tung, während 1200 Schauspieler, Sänger und Ballettänzer von Ruf die europäischen Bühnen versehen und die verschiedenen Publicümer entzücken. Berlin allein hat in diesem Artikel 170 mehr oder minder bedeutende Namen aufzuweisen, von denen die Herren Liedtke, Tietzenthaler und die Damen Manon Amerlahn, Farchow, Trcpplin undZitt gewiß der Welt nicht unbekannt sein werden und auf Unsterblichkeit die gegründetsten Ansprüche ma chen dürfen. Besonders interessant und für die französischenZu- stände charakteristisch sind die Poctraits der Pariser Ballettan- zerinnen, deren kühne Stellungen und Attitüden einen tiefen Einblick in die Mysterien der napoleonischen Aera gestatten, welche in dem bekannten Pellckan ihren Juvcnal gefunden hat. So bietet dieser Katalog in kulturhistorischer Beziehung den reichsten Stoff und gibt zu vielfachen Betrachtungen Anlaß, in dem er gleichsam in Bildern die Geschichte unserer Zeit illustcirt. Vor allem aber lernen wir daraus die hohe Bedeutung und noch immer nicht hinlänglich gewürdigte Wichtigkeit der Photographie kennen, der wir einzig und allein diese Menge europäischer No- tabilitäten zu verdanken haben. — Daß aber die Photographie noch fortwährend im Fortschreiten begriffen ist, beweist Hr. Burchard in Berlin durch die Entdeckung der von ihm sogenann ten „Photolithographien". Nach vielen Versuchen ist cs näm lich dem genannten Kartographen im Kriegsministerium gelun gen, photographische Bilder vermittelst eines eigenen Verfahrens, das bisjetzt noch das Geheimniß des Erfinders ist, unmittelbar auf Stein übcrzutragen und auf diese Weise zu vervielfältigen. Vorläufig ist ihm das Experiment ganz besonders mit Radirun- gen älterer Meister geglückt, während vollkommen mit Schatten und Licht ausgeführte Bilder bisjetzt sich weniger für seine Me thode zu eignen scheinen. Jedenfalls ist diese Bereicherung der Photographie in einem hohen Grade beachtenswerth, da dadurch der Preis der Bilder sich noch weit niedriger stellen würde, als dies schon der Fall ist. (Weser-Ztg.) Pcrsonalnachrichten. Herr Stadtrath Raym und Härtel, Mitbesitzer der Firma Breilkopf ck Härtel, hier ist an Stelle des kürzlich verstorbenen Oberältesten der Leipziger Buchdruckerinnung, Naumann, zum Vorstand der Genossenschaft gewählt worden.
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