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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.06.1932
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1932-06-21
- Erscheinungsdatum
- 21.06.1932
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- Deutsch
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142, 21. Juni 1932. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn BuchhanbeN illustrierten Katalog doch auch das Bedauern darüber ausge sprochen werden, daß dem Katalog die rechte Benutzbarkeit für Len Ausstellungsbesucher als Orientierungsmittel abgeht. Es bedarf der Übung, sich auf dem Umweg über die Register vom Namen eines Künstlers oder Druckers (diese allein sind vielfach Beschriftung der ausgestellten Bücher) zu den ausführlicheren Angaben im Katalog und so schließlich auch zu dem Verleger des betreffenden Buches durchzufinden. Vielleicht läßt sich doch noch in den Vitrinen die Beschriftung hier und da verbessern. Der Katalog selbst, wie gesagt, ist bibliographisch zuver lässig, und der Bild-Anhang gibt schon eine Vorstellung von dem Reichtum der Ausstellung — wobei sich denn freilich mancher Betrachter der graphischen Blätter fragen wird, ob diese »Fausts- Szenen mit dem »Faust» Goethes irgend etwas zu tun haben. Aber es wäre ja auch eine Vorstellung, die uns Zeitgenossen zu Größenwahn verleiten könnte: zu glauben, daß heute in der Welt hundert Künstler leben, die von Goethes Geist berührt und zu Schöpfungen, des hohen Geistes würdig, ausgerufen worden wären. Daß einige ihm nahekommen und die anderen doch oft interessante Variationen beliebter Themen (Walpurgisnacht) geben, muß uns genügen. Hoffentlich findet die schöne Ausstellung über einen engeren Kreis hinaus zahlreiche Freunde und Besucher, damit die un gewöhnliche Leistung ihren wohlverdienten Lohn empfange. F. Ml. Lesen und Duchbefitz. In einer Arbeitsgemeinschaft der Stuttgarter Volkshochschule hielt ich im vergangenen Winter ein Referat Wer Lesen und Buch besitz, das den Grundstock zu einer freien Aussprache bildete. Das Thema war gewählt worden, um die Einstellung eines aus den ver schiedensten Bevölkerungsschichten zusammengesetzten Kreises kcnncn- zulernen. Gleichzeitig sollte versucht werden, auf diese Weise An regungen für die eigene Berufsarbeit zu finden. Ast doch der Ver- lagswerbcr leicht der Gefahr ausgeseyt, das Verhältnis zum Lese- publikuin — der unbekannten Gröste L — zu verlieren. Um zu zeigen, in welcher Weise versucht wurde, dem aus Arbeitern, Be amte», Gewerbetreibenden und Kausleutcn bestehenden Kreis den Wert des Lesens und des Buchbesitzcs näherzubringen, gebe ich hier einen Extrakt des Vortrages wieder: Der deutsche Mensch der Nachkriegszeit, zermürbt durch In flation und die immer gröber werdenden Sorgen einer Epoche der Notverordnungen, im Kamps um die Existenz, hat er noch die innere Ruhe und Muhe, Bücher zu lesen? Lassen ihm die vielen Zer streuungen, -die ihm eine erfindungsreiche Bergnllgungsindustrie auf grellen Plakaten, in lockender Leuchtschrift anpreist, noch Zeit, zu einem Buch zu greisen? Haben andere Dinge den Platz einge nommen? Nein! Das Buch ist nicht unterlegenl Es wird heute noch gelesen, und nicht nur das, eS wird heute noch mehr gelesen als in den Jahren vor dem Kriege. Warum wirb heute wieder mehr gelesen? Der Mensch besinnt sich wieder aus sich selbst. Er er kennt, dah das Buch ihm Werte bietet, die er woanders nicht findet. Das Buch unterhält, es bildet. Der von seiner Berufsarbeit abge spannt hcimgokehrte Mensch — sei er Beamter, Kaufmann, Arbeiter »der Bauer —findet Ablenkung, der Arbeitslose findet Beschäftigung und der vorwärtsstrebende Mensch vermehrt sein Wissen im Buch. Dem fungen Menschen lehrt es Vergangenes verstehen, dem älteren zeigt es das Wollen und die Gedanke» der neuen Generation. Gerade in unserer Zeit, die Anschauungen vernichtet und neue formt, kann der Mensch, der Zeuge dieses Prozesses ist, sich mit den Dingen nur in und mit dem Buche anseinandcrsetzen. Hier ist der Spiegel der Zeit, ihrer geistigen und politischen Einstellungen. Hier finden sich Zukünftiges und Vergangenes, Tatsachen und Wünsche, Helden und Demagogen. — Während früher Lesen und Bllcherbesitz für den Einzelnen eine selbstverständliche Einheit waren, ist dies heute nicht mehr der Kall. Die Freude am Buchbesitz ist nicht mehr die gleiche wie früher. Die Schrumpfung der Einkommen aller Volksschichten zwingt zu einer verstärkten Benutzung der Bibliotheken. Kür Bücher bleibt mir kein Geld mehr. Täglich hört man dies, und in der nächsten Stunde werben für nichtige, kurzlebigere Dinge größere Be träge ausgcgeben. Wen» auch viele kaum mehr als das Existcnz- minimum verdienen, der Weg zu einer Eigenbüchcrci ist auch ihnen nicht verschlossen. Gerade die, die auf vieles verzichten müssen — und ihre Zahl wird täglich größer —, werden in eincr eigenen und sei es noch so kleinen Bücherei innere Ruhe, neue Kräfte und neuen Mut finden. Sie gibt ihnen die Befriedigung, die unsere chaotische Zeit ihnen versagt. An der anschließenden Aussprache wurde von Zuhörern, die mit dem Buch noch nicht verwachsen sind, auf die Schwierigkeiten aufmerksam gemacht, die sic bei der Auswahl des geeigneten Lese stoffs haben. Sie seien der Gefahr einer minderwertigen Lektüre leicht ausgesetzl. Hier haben zwar in den letzten Jahren die ver schiedensten Kreise ersprießliche Pionierarbeit geleistet, aber viel Neuland harrt noch der Erschließung. Vor allem konnte ich hören, baß der Kauf eines Buches in einer Buchhandlung keine Selbstver ständlichkeit ist. Viele gehören einer Bnchgemcinschaft an, weil ihnen hier, wie besonders betont wurde, stets gute Bücher regelmäßig vor- gcschlagen würden. Diese Tatsache ist meiner Meinung nach auf eine psychologisch erklärliche Scheu zurückzusllhren, deren Ursache eine 498 durch die Fülle des im Buchladen feilgebotenen Bildungs- und Unter- haltungsstofses hervorgeruscnc Unsicherheit ist. Die Folgerung, die aus der Aussprache gezogen werden konnte, ist, daß ein sicher großer, bildungshungriger Kreis noch unsyste matisch seinen Biicherbedarf bald hier bald dort außerhalb des Sorti ments deckt. Es liegt die Möglichkeit sehr nahe, daß diese Bllcherleser von Parteibuchhaudlungcn und Vereinigungen sür immer eingefangcn werden, und damit dem Sortiment ein Käuferkrcis verloren geht. Durch persönliche Fühlungnahme, durch Vorträge, die in die Welt des Buches führen, vor allem durch geeignet« Zurschaustellung — ich möchte fte »Stöbermöglichkctt» nennen — lassen sich die Hemmungen, die im Rahmen dieses Berichtes nur angedeutet werden konnten, am ehesten zerstreuen. Für sehr wichtig halte ich es, daß der Buchhändler selbst die Aufklärungsarbeit In die Hände nimmt, um erst einmal außerhalb seines Ladens das Vertrauen dieses Lesepublikums zu ge winnen. RolsKadach. I-exikon ckes ^nxestelltenrecdts. Mo Witkackou kür guristsn, Lr- boitgodor unck Lugestullts. (Sammlung Vablou lZauck 10.) Larlln 1932: brav?. Vaklou. Kart, ltdl 2.85. Obgleich das Arbeitsrecht einen großen Teil des Rechts- und Wirtschaftslebens beherrscht, sind die gesetzlichen Bestimmungen und die Grundsätze, die sich in der Praxis herausgebildet haben, noch un genügend bekannt. Als ein leicht zu benutzender und sicherer Weg weiser durch das gesamte Angestelltenrecht wird das Lexikon nicht nur Juristen, sondern auch Arbeitgebern, Angestellten und deren Ver bänden gute Dienste leisten. Der Begriff des Angestelltenrcchts ist möglichst weit gefaßt worden. Alle Nechtsgebtete, die für die Arbeit geber erheblich sein könnten, find berücksichtigt. Das ganze Rcchts- gebiet ist in möglichst viele Stichworte ausgeteilt, wobei auf die Aus drucksweise der Nichtjuristen besonders Rücksicht genommen ist. — Ein soeben erschienenes Ergänzungsblatt berücksichtigt die neuesten Änderungen der Sozialgesetzgebung, sobaß das Lexikon des Ange- stelltenrechts dem neuesten Stande der Gesetzgebung entspricht. Für die buchhändlerische Fachbibliothek. Alle für diese Rubrik bestimmten Einsendungen sind an die Schrift- leitung des Börsenblattes, Leipzig C 1, Gerichtsweg 26, PostschUeh- fach 274/75 zu richten. Vorhergehende Liste s. 1932, Nr. 136. Bücher, Zeitschriften, Kataloge usw. ^ureixer kür den vuek-, Kunst- u. dkusikalievbanüvl. 73. dakrg., ölr. 24. ^Vien. ^U8 dem Inbalt: kirwck rankende Verbot d68 Der Buch- und Zeitschriftenhandel. 53. Jg., Nr. 24. Berlin. Aus dem Inhalt: vr. Brönner: Die bevorstehenden Umsatzsteuerprü fungen in Mittel- und Kleinbetrieben. — F. Wallisch: Ungarn und sein Zeitschriftenhandel. 1.6 kulletio du lüvre kraupais. ^o. 4, duin 1932. ?uris 13, 107 rue Aelekrten >VeIt. 1. ^bt.: Oie kibliotkekev. Ur8ß. von Or. 6. ?ru68ent. 66. 2: Ü8terr6iek. 6eurb. v. vr. 6. 1'eiekl. 6er- lia 1932: ^Vatter de Oruzder L 6o. VIII, 312 8. Oeb. kdk 22.—.
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