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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.04.1928
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- 1928-04-05
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- 05.04.1928
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82, 5. April 1928. Redaktioneller Teil. Börsenblatts, d. Dtschn. Buchhandel zögern, aber es würde dadurch einem Verlage ermöglicht, ein Werk in Ruhe durchzusetzcn. Die »Okkasionsverleger- würden dadurch vielleicht Schaden erleiden. Das ernste deutsche Schrift tum und der ernste Verleger aber könnten nur gewinnen. Der Gedanke soll hier nur angeregt Werdens ihn aufzunehmen und ausznbaucn ist Sache des Vcrlagsbuchhandels und vielleicht auch der Schaffenden, die wirklich etwas zu sagen haben. Daß es so wie bisher nicht mit der Buchfabrikation weitergeht, ist allen, die etwas davon verstehen, schon seit Jahren klar geworden. Der Gedanke ist nicht neu. Daß er bisher nicht verwirklicht worden ist, trotz wiederholter Anregung, ist wohl der beste Be weis dafür, daß die Verwirklichung nicht so leicht ist, vielleicht überhaupt unmöglich. Das England des 18. Jahrhunderts hat einmal »Konsortialunternehmungen« ähnlicher Art gesehen, aber weniger zur Ausschließung unerwünschter Überproduktion als zur Risikoentlastung. Ganz von der Hand zu weisen ist der Ge danke sicher nicht; nur muß man sich wohl darüber klar sein, daß er im Grunde der Vorläufer für eine Großvertrustung der literarischen Produktion wäre. Da aber taucht unwillkürlich die Frage auf, was denn das größere Übel ist. Auch diese Stimmen alle beleuchten jedoch die Gesamtlage. Auf den ersten Blick zeigen sich überall immer wieder nur tausend Wenn und Aber, die schließlich keinen Schritt vorwärts gelangen lassen. Das Problem der Neuordnung bleibt trotzdem bestehen und wird nur immer brennender. Vielleicht sind wir nicht mehr weit von einer Lage ähnlich der am Ende des 18. Jahrhunderts, als das alte Verstechen zu Grabe getragen werden mußte und das gesamte Buchhandelssystem von Grund aus neu gebaut wurde. Dann aber kann das Vorbild jener Epoche das eine vermuten lassen, daß die Wandlung nicht im einfachen Modifizieren vorhandener und gewohnter Einrich tungen und Grundsätze erreichbar sein dürfte, sondern sich nur aus den Wirkungen der außerhalb des Buchhandels entstandenen Veränderungen und neuen Bedingungen zwangsläufig aufbauen wird. Ein mahnendes Wort. Ein alter Buchhändler — am 1. September dieses Jahres jährt sich fein Lehrbeginn zum 40. Male — meldet sich zum Worte, iin Auslande, d. i. jenseits des Brenners, im Sonnen lande Italien. Hat viele Vorkriegs-Sortimenterjahre hinter sich und weint manch verschwundenem alten Brauche gewiß keine Träne nach. Aber ein systemloses Flickzeug ist heute von der stolzen alten festgefügten Vergangenheit übrig, daß es im ganzen Bau zu knistern und springen droht. Es wurde eine seit Jahren an dauernde Hetzjagd der Überproduktion daraus, bei welcher immer mehr Mitgetriebenen der Atem ausgeht. Dabei scheint dem Buchhandel im Reiche gar keine Zeit mehr geblieben zu sein, darüber nachzudenken, wie sich diese geänder ten Verhältnisse im Auslandbuchhandel auswerten. Nur so scheint cs verständlich, daß all die recht vernehmlich und einheit lich vorgebrachten Notrufe des Auslandbuchhandels auf den Tagungen der letzten Jahre und in der Fachpresse so erfolglos verklingen konnten. Wehe, wenn das Besinnen zu spät kommt — es wird ein böses Erwachen aus den Gräbern des Auslandbuch handels werden, bei welchem die Hauptleidtragende die deutsche Kultur sein wird. Dieser Einleitung möge nun ein Bild vom Buchhandel im ehemaligen Südtirol folgen, das so recht deutlich zeigen kann, wohin der Weg geht, wenn nicht in der Behandlung des Aus landbuchhandels baldmöglichst eine Änderung erfolgt. 1. Wie es war. Das ehemalige Südtirol war wegen seinen herrlichen Ge birgslandschaften und seines vorzüglichen Klimas schon seit Mitte des vorigen Jahrhunderts ein Fremdenverkehrsgebiet pur excel- tevve. Die Entwicklung der Hauptzcntren, Bozen und Meran, war daher auch eine sehr rege, besonders was das letztere betrifft. Der Fremdenverkehr war von jeher für die im Laufe der Jahr zehnte entstandenen Buchhandlungen der wichtigste Existenz- 378 faktor, ja man mußte bei manchen dieser Buchhandlungen wohl sagen, die einzige Entstehungsberechtigung. Nebenbei war für eine Reihe der Buchgeschäfte der Buchbedars der zahlreichen Geistlichkeit, der Schulen, Erziehungsanstalten und Klöster eine mächtige Einnahmequelle. So ernährte z. B. der Bischofssitz Brixcn mit feinen stark besuchten geistlichen Erziehungsanstalten drei in einer Straße nebeneinanderliegende Buchhandlungen stets gut. Für einige der Buchhandlungen war auch das Schulgeschäft nicht un wesentlich. Vor dem Kriege waren in Südtirol 14 konzessio nierte Buchhandlungen und der Verkauf von Büchern, Musi kalien, Zeitschriften und Zeitungen war ausschließlich diesen Vor behalten, was auch von den Behörden genau beachtet wurde. Das größte Kontingent der Winter wie Sommer, Frühling wie Herbst unser Gebiet bereisenden, sich in ihm zu längerem Weilen niederlassenden Fremden stellte der Deutsche. Meran und Gries besaßen ansehnliche evangelische Gemeinden mit eigner Kirche, Meran auch eine achtklassige evangelische Schule, und viele Reichsdeutsche und Österreicher hatten sich eigene Heime erbaut, sodaß die Fremdenkolonie eine bedeutsame Rolle im wirtschaft lichen und kulturellen Leben des Kurortes spielte. Dies alles waren Faktoren, die den Buchhandlungen des Gebietes Existenz und vielfach sogar guten und ständigen Ver dienst sicherten, wobei der Absatz in fremdsprachiger Literatur nur eine untergeordnete Rolle spielte. Infolge des vor dem Kriege noch allgemein üblichen Bezugssystems »in Kommission» mit Abrechnung zur Ostermesse, der verhältnismäßig geringen Fracht- und Kommissions-Spesen, der leichten Geldbeschaffung und erträglichen Verzinsung war es unfern Buchhandlungen möglich, wohlassortierte Lager zu führen und daher auch ver wöhntes Großstadtpublikum zufrieden zu stellen. 2. Wie es jetzt ist. Der Buchhandel in Italien ist nicht konzessioniert, jeder Tabakladen, jede Papierhandlung, jedes Reisebüro und jeder Portier kann Bücher und Zeitschriften führen und verkaufen. Die großen deutschen Verlagsgejellschasten hausieren durch ihre Vertreter rücksichtslos alle diese Geschäfte ab, liefern alles und jedem und sind dadurch zu den größten Schädlingen für den altangestammten Buchhandel geworden. So sind z. B. in Meran heute über 40 Geschäfte, die Zeit schriften, Führer und Reijeliteratur führen. Die Geistlichkeit — vor dem Kriege für die sogenannten katholischen Buchhand lungen ein guter Kunde — hat jetzt keine Mittel mehr zum Bücherkaus und durch die Jtalienisierung der Schule gibt es auch keine Abnehmer mehr für Erbauungsbüchec usw. Die Schulen decken ihren Bedarf an Büchern usw. größtenteils direkt bei den Verlegern, weil diese ihnen Freiexemplare und Rabatt gewähren, überdies gibt es keine für alle Schulen vorgeschriebenen Lehr bücher, sodaß es den Buchhandlungen auch ganz unmöglich wäre, sich ein Lager an Schulbüchern zu halten, weil ein fortwährender Wechsel stattfindet. Die Buchhandlungen müssen jetzt aber selbstverständlich ein Lager an italienischer Literatur führen und wenig stens ein Schaufenster dieser einräumen. Die natürliche Folge ist: größeres Warenlager — größere Investition — Erfordernis von mehr Betriebskapital. Dies herbeizuschaffen, ist wohl allen Buchhandlungen unseres Gebietes vorläufig unmöglich. Bankkredit ist schwer und nur gegen Wechsel erhältlich und kostet mit Spesen 11—12 Prozent, Privatdarlehen werden überhaupt nur gegen hypothekarische Sicherstellung und hohe Verzinsung gegeben. So ist es nur dank dem Entgegenkommen der italienischen Bücherverleger und großen Auslieferungsgesellschasten dem hiesigen Buchhändler möglich, über diese neue Situation hinaus zukommen. Italienische Verleger wie Gesell schaften liefern fast ausnahmslos in Kommis sion und geben selbst bei der Abrechnung noch Zahlungstermine von 3—6 Monaten. Sie unter stützen den Buchhändler in jeder Weise — doch der Absatz des italienischen Buches ist gering und die Käufer sind bei uns fast
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