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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.01.1930
- Strukturtyp
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- 1930-01-09
- Erscheinungsdatum
- 09.01.1930
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- Deutsch
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Idee willen oft die finanzielle Seite einer Sache von vornherein außer Acht zu «lassen .geneigt war. Er war gleichzeitig- bestrebt, den Dingen- des Alltags praktisch zu dienen, besonders durch Heraus gabe ihm wichtig dllnkender Schriften der verschiedensten Gebiete, unter denen handwerkliche und kün-stberrsche, geographische und garten bauliche Fragen ein ständiges «besonderes Interesse einnahmen. Bertuch zeichnete bei spie lsw-eis-e als Herausgeber des Kartoffel- Cabinets und gab noch kurz vor seinem Tode das Magazin -für den Flachs- und Hausbau heraus. Uber die Ideen eines Landes-Jndustrie-Comptoirs äußert sich Bertuch selbst in einer Schrift, die 1793 (2. Auflage 1814) unter dem Titel erschien: Uber die Wichtigkeit der Landes-Jndustrie-Jnstitute für Deutschland. Hiernach war sein ganzer Plan ursprünglich um fassenderweise darauf gerichtet, »teils die Naturreichtümer der Pro vinzen aufzusuchen und ihre Kultur zu befördern, teils den Kunstfleiß ihrer Bewohner zu beleben, zu leiten und zu vervollkommnen«. Früher hatte Bertuch bereits das seit 1786 erscheinende »Journal des Luxus und der Moden« in den Dienst solcher Pläne gestellt, die aber bet der Allgemeinheit kein entsprechendes Verständnis und damit auch keinerlei Förderung erfuhren, so daß sich Bertuch ge zwungen sah, sich auf das Verlagsgeschäft und den Kunstdruck zu beschränken. Als Verleger pflegte Bertuch neben der bekannten äußeren Aus stattung seiner zahlreichen Verlagswerke besonders deren Aus schmückung mit bunten Kupfern. Diese wurden mit solcher Sorg falt hergestellt, daß sie noch heute das Auge des Liebhabers ent zücken und für den Bücherliebhaber begehrenswert bleiben. 1804 zweigte Bertuch vom Landes-Jndustrie-Comptoir ein Geo graphisches Institut als selbständige Firma ab, um hier speziell, Einze«lkarten und Kartenwerke «sowie Erd- und Himmelsgloben zu' Pflegen. Überblickt man die Tätigkeit des Landes-Jndustrie-Comptoirs, welches seit 1816 von Bertuch auf dessen Schwiegersohn L. Fr. von Frovie-p Wergsgangen war, der es nach Bertuchs Tode weiterführte (bis es dessen Sohn 1855 aufgab), so überrascht zunächst die für die damalige Zeit gewaltige Produktion dieser Anstalt, welche in einem ihrer letzten Meßkataloge rund 750 Werke aufzählt, zu denen noch die Karten und Globen kommen. Zu bedenken ist auch, daß sich darunter, entsprechend der Besonderheit der Zeit und der Liebhaberei Bertuchs, den C. A. Böttiger einmal den »Vater aller Litcratur- zeitungen Deutschlands« nennt, große und langdauernde periodische Unternehmungen befinden, die teilweise riesig anmuten. Man wird mit einer Zahl von rund 2000 Einzelbänden die ungefähre Produk tion des Landes-Jndustrie-Comptoirs einigermaßen treffen. Um fänglich an erster Stelle steht darunter Erd- und Reisebeschreibung mit rund 200 Werken, dann folgt dem Umfange nach Medizin, auf welchem Gebiete durch Bertuchs Schwiegersohn Froriep der Verlag seinerzeit eine Rolle spielte. Englische und französische Autoren sind in großer Zahl mit Übersetzungen vertreten. Die hervorragendsten Gelehrten zählten zu den Mitarbeitern Bertuchs. Genannt seien hier nur die beiden Frorieps, Hufeland, Göttling, Bechstein, Baur, Böttiger, K. Meyer, Guths-Muths, Kose garten, Lader, Luden, Oken, Schleiden, Melos, Nösselt, Rumford, I. C. W. Voigt u. a. Die bekanntesten Mitarbeiter des Geographi schen Instituts waren von Zach, Gaspary, Hassel, Kiepert, Ehrmann, Güssefeld, Ukert, Funk, Weiland usw. (Das Geographische Institut bestand bis in die 90er Jahre in Weimar fort.) Unter den großen Kupferwerken des Verlages steht an erster Stelle bas bekannte prächtige Bilderbuch für Kinder in 12 Bänden (237 Hefte mit je 5 Kupfertafeln), schwarze und kolorierte Ausgabe mit 24 Textbänden von Funke. Weiter die Naturgeschichte von LacSpöde (Amphibien), 5 Bände mit 176 illuminierten Kupfern, ferner das berühmte Journal des Luxus und der Moden mit vielen schwarzen und bunten Kupfern, 42 Jahrgänge 1786—1827, gegründet von Bertuch und Kraus. Auch die Abbildungen aus dem deutschen Obstgärtner gehören hierher (1794—1804 in 22 Bänden). Wichtige Fortsetzungswerke des Instituts sind die Bibliothek der neusten und wichtigsten Retsebeschreibungen und geographischen Nachrichten zur Erweiterung der Erdkunde, mit Kupfern und Karten. Beide Folgen umfassen 115 Bände (1800—1835) und die Allgemeinen Geogra phischen Ephemeriden, mit Kupfern und Karten, herausgegeben von einer Gesellschatt von Gelehrten (1798—1832), mit der neuen Folge zusammen 82 Bände. Auf medizinischem Gebiete ragen neben den Arbeiten Loders und Frorieps die Chirurgische (16 Bände, 1821 —1837) und die Klinische Handbibliothek (6 Bände, 1819—1836) her vor. Es ist ferner zu gedenken des Vollständigen Handbuches der neusten Erdbeschreibung von Gaspary, Hassel, Cannabich, Guths- Muths, Ukert (1810—1823 in 23 Bänden auf 1304 Bogen oder 20 880 Seiten!) und der Neusten Länder- und Völkerkunde, eines geographischen Lesebuches für alle Stände (1807—1827 in 23 Bän den). Diese umfänglich teils gewaltigen Werke offenbaren etwas vom Ausgange der enzyklopädischen Periode, sie sind aber ein Zeugnis auch für Bertuchs groß angelegte Natur. Wir sehen — leider kann hier nur das Allerwichtigste berührt werden — Bertuch mit seiner besonderen Begabung in Verbindung mit einer nicht zu übertreffenden Schaffenskraft ein Werk auf- tllrmen, dessen Größe uns Achtung abnötigt. Aber weit hinaus über den Raum dieses einen Lebenswerkes hat Bertuch zu wirken gewußt. Die Allgemeine Literaturzeitung (1785—1803 in Jena, 1804—1849 in Halle), die literarisch-politische Zeitschrift London und Paris (1798—1813 unter verschiedenem Titel), das Oppositionsblatt oder Weimarische Zeitung (1817—1820) sind weitere Schöpfungen Ber tuchs, dem der Kanzler von Müller in der Grabrede nachrllhmte, daß er »sein Leben durch die eigentümlichste Lebenskunst zu verviel fachen und in zahllosen Geisteswirkungen zu verewigen verstand, daß er jeden neuen Lebenskeim im Gebiete des Wissens aufs zweck mäßigste ausbildete, jede schlummernde Kraft in seinem Kreise weckte und steigerte«. Das Interesse für die großen Bcrufsfragen, das Bertuch immer hatte, und das die angesehensten deutschen Buchhändler bestimmte, ihn zusammen mit Cotta 1815 als Vertreter nach Wien zu schicken, wo er für Pressefreiheit und Verbot des Nachdruckes wirken sollte (infolge mangelnder Gesundheit sandte er seinen Sohn dahin), kann hier auf engem Raume nur angedeutet werden. Die Bedeutung Bertuchs für die Geistesgeschichte seiner Zeit ist unantastbar. Die Fäden dieses Lebenswerkes sind eng verbunden mit dem, was wir die klassische Zeit nennen; sie sind ebenso eng verbunden mit der Entwicklungsgeschichte des deutschen Buchhandels. Bertuchs Bild herauszuschälen, wie es wirklich gewesen ist, erscheint als eine Auf gabe, deren Lösung ebenso wünschenswert als notwendig ist. Fritz Fink. ^dressduck des veutsclien kuclitisndels (Os^r. von 0. 8oWlL) 1930. kesrbeitet von der ^dresZdüeüer-liedaktivu der man/ (Or. 8° XXXI, 738, 41, 139, 116 u. 12 8.) I^eipriß, Wr. 1L.— dar. Man ist geneigt, Nachschlagewerke wie das vorliegende zu den »praktischen« Büchern zu zählen, die unentbehrlich, sonst aber Gegen stände sind, die in ihrer nüchternen Zweckbestimmung uns nicht viel zu sagen haben. Beim Buchhändleradreßbuch trifft dies schon des halb nicht zu, weil es, alter guter Sitte zufolge, immer der Träger einer Buchhändler-Biographie mit Bildnis gewesen ist und damit Zeuge der erfreulichen Tatsache, daß es dem deutschen Buchhandel niemals an Männern und Köpfen gefehlt hat. Diesmal ist es das scharfgeprägte Antlitz Bernhard Hart manns, das uns zur Linken des Titelblattes in vortrefflicher Wiedergabe in Kupfertief druck entgegenschaut. In der anschließenden Biographie würdigt vr. Alfred Druckenmüller in pietätvoller Darstellung die Ver dienste, die sich Bernhard Hartmann um den Börsenverein und um den Buchhandel erworben hat, im Rahmen des Lebensbildes eines feurigen, opferbereiten Idealisten. Dem Hauptteil vorangestellt sind wieder jene kleinen orientie renden Abteilungen, die immer noch viel zu wenig beachtet werden: Alphabetisches Schlagwortverzeichnis, Buchhandlungsjubilärn, Ver zeichnis der Verstorbenen, direkte BUchevwagen, Abkürzungen der Leipziger Kommissionäre, Feiertage, Rabatt-Tabelle, Statistische Übersicht, Erklärung der alphabetischen Anordnung. Hier ist die »Statistische Übersicht« in mancher Beziehung lehrreich. Die Zahl der verzeichnten Firmen ist sich gegenüber dem Jahrgang 1929 auf fallend gleich geblieben (1930: 11763, 1929: 11762). Die Zahl der über Leipzig verkehrenden Firmen zeigt einen kleinen Rückgang (1930 : 9108, 1929 : 9137), während die Plätze Stuttgart un/d Berlin ein geringfügiges Plus, Wien dagegen ein Minus aufweisen. Die Zahl der nur direkt verkehrenden Firmen ist um eine Kleinigkeit ge wachsen. Bedenklich erscheint, daß die Zahl der in Leipzig ganz oder teilweise ausliefernden Verleger von 2411 auf 2209 gesunken ist. Auch die Zahl der Mitglieder des Börsenvereins ist um 80 Personen zurückgegangen. Man wird, selbst wenn man diese Zahlen eum Ai-ano 8SÜ8 genießt, doch den Eindruck haben, daß sich in ihnen jene
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