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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.11.1926
- Strukturtyp
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- 1926-11-04
- Erscheinungsdatum
- 04.11.1926
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- Deutsch
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X- 2L8, 4. November 1926. Redaktioneller Teil. Vereinigung der Jlz und des Inn mit der großen Douaumutter genossen, bis uns dann der Abend zu der ersten Buchhändler-Heer schau im Hauptguartier des Bövsenvereins, -im Pasfauer Wolf, vereinigte. Von der abseits liegenden echt bayrischen Rizzibräu- stube mit der schönen Hebe, die eine durstige Dresdner Seele ent deckt hatte, will -ich schweigen, ihr Slimmungsgehalt liegt auch etwas abseits. Am anderen Morgen ging es auf den Donau- dampser, den uns unser unermüdlicher Vcrbandshäuptling, Georg Schmidt, doch noch trotz des niedrigen Wasserstandes flott gemacht hatte. Der Himmel war grau, und es rieselte ein leichter Regen, doch unsere Stimmung -war trotzdem rosig, denn unsere Arbeits pulte waren weit und vergessen, und wir fuhren gen Osten, wo die Sonne aufgeht. Graue Nebelschwaden hingen um die dunklen Tannenberge zu beiden Usern der Donau. Der Wind rauschte durch das Schilf, Wasservögel stiegen auf, und das ganze un berührte Landschastsbild trug das Gepräge des Zeitlosen und bot der Phantasie den Stimmungsrahmen für den reißigen Zug der Burgunder ins Heunenland, der einst dieselbe Straße gezogen war. Doch die Sonne kam und zerriß die Nebel, sie kam in dem Augen blick, als unser Schiss nach froher Fahrt in Linz anlegte. Die Sonne erösfnete das Programm der Wiener Tagung und tauchte am Landungsplätze der schönen Hauptstadt Oberöstcr- reichs ein Bild in Glanz und Farbe, das uns allen unvergeßlich bleiben wird. Fahnen wehten von den Dächern, Musik schmetterte uns ihren Willkommengruß entgegen, Hcilrufe erklangen. Nicht der Linzer Buchhandel allein, die Stadt Linz bewillkommnete ihre Gäste. Kopf an Kopf standen die lieben Linzer und grüßten die Schwestern und Brüder aus dem Reiche. In der entzückenden obcrösterreichischen Tracht mit Goldhauben gleich Walkürenhelmen aus dem Silberhaar, auf dunklen und blonden Köpfchen grüßten uns die Linzer Damen und reichten buntfarbige Herbstblumen zum frohen Willkommen. Volk will zu Volk war der Grundion in dieser stimmungdurchglü-htcn Jubclouvertüre, mit der Linz die Wiener Tagung erösfnete, und er blieb es, bis sich die Hände in Wien zum Abschied fanden. Wie müßig ist einem -solchen Er lebnis gegenüber die so oft erörterte nüchterne Zweckmäßigkeits- frage um den Anschlußgedanken! Soll deutsches Volkstum unter gehen, soll ein politisch und wirtschaftlich zur Ohnmacht verurteil tes Volk, umbrandet von Welschtum und Slaveutum, ein kern deutsches Volk mit alter deutscher Kultur untergehen oder nicht? Diese Frage und nur diese steht im Vordergrund, sie verneinen heißt, diesen Gedanken aus der Feststimmung einer solchen Tagung heraus in uns zum nationalen Willen wachsen und reifen zu lassen und an unserem Teile zu fördern im festen Glauben an die Zu kunft unseres Volkes. Me sagte unser Sepp Steurer, der Vor sitzende des Verbandes der alpenländischen Buchhändlervereine Österreichs, in seiner warmherzigen, ti-efdurch-dachten Begrüßungs ansprache: -»Das deutsche Volk soll seine Buchhändler stets am rechten Platze finden, ihm sollen sie immer treue Diener sein, denn -gut dienen ist besser, denn schlecht herrschen.» O, daß etwas von dem Geiste dieser Stunden mit den lieben Linzer Freunden in uns lebendig bliebe und mit uns zöge in den Alltag! Es war ein Auf-die-Höhe-fahren im Sinne des herrlichen Bibel- Wortes: -»Fahret auf die Höhe und werfet Eure Netze aus, auf daß Ihr einen Fang tut» — und wie nötig haben wir das, aus den engen Bezirken unserer Alltwgssorgen, aus dem heißen Existenz-kampfc in reinere, weitere Gedankensphären getragen zu werden; den Herzschlag -eines deutschen Stammes zu verspüren, -der uns seinen Glauben, sein Hoffen und Lieben mit einer -solchen Wärme entgegen-bringt, wie wir es in den unvergeßlichen Stunden in Linz erfahren durften! Wie schrumpft demgegenüber die Kritik an solchen Tagungen in ein Nichts zusammen, -die Kritik, die nach meßbaren Ergebnissen fahndet! Ein Gang durch die Stadt bestätigte den ersten Eindruck bei der Landung. Bis in die -entfernteren Bezirke grüßten uns die Linzer mit -wehenden Fahnen von den Dächern und sagten uns, wie innig sie teilnahmen an der Gastgeberfreude der Oberöster reicher und Linzer Kollegen. Mit bunten Fähnchen und Tannen girlanden -war jede -Buchhandlung geschmückt; was das -bei den 1314 32 Schaufenstern der allen Firma Steurer zu bedeuten hatte, kann man sich schwer ausmalen. Die gemeinsame Fahrt aus den Pötzlingberg mit der schönen hochragenden Wallfahrtskirche ver einigte mit uns nun -auch die Kollegen, die aus anderem Wege nach Linz gekommen waren. Die Aussicht vom Pötzlingberg soll -bezaubernd sein, -wir genossen auch den näheren schönen Blick aus Linz und die Donau. Die Alpenkette verhüllte sich uns aber hinter den Dunstschleiern eines schwülen Tages. Wir Buch händler sind ja aber an trübe Aussichten in dem heißen Dunste unseres Existenzkampfes gewöhnt, und die Aussicht aus schöne und durch ein überreiches Programm sicher gewährleistete Tage wirkte so beruhigend, daß wir uns dem Naheliegenden mit erwartungs voller Freude Hingaben und schon wenige Stunden später am Begrüßungsabend im städtischen Bolksgartensaal« eine so über raschende Erfüllung unserer Erwartungen sanden. Ein reich ge schmückter Saal, dem riesige weiße Herbstasternsträuße aus den ge deckten Tafeln eine eigenartige festliche Betonung gaben, -bildete den äußeren Stimmungsrahmen für ein Bild oberösterreichischen Volkstums und Wesens, das sich in überreicher Fülle in Rede, Dichtung, Gesang und Humor und nicht zuletzt in der oberöster reichischen Tracht der reizenden liebenswürdigen Goldtauben aus- prägte, die vom Podium herunter immer wieder den Saal durch- slatterten, eine lieber und schöner als die andere. Ach ich möchte ihnen allen doch das ginge weit über den Rahmen einer Berichterstattung hinaus, nur eins darf ich noch sagen: wenn ich das Bild ihrer schönen Sprecherin betrachte, und ich habe ihr Bild, dann brauche ich über den Slimmungsgehalt dieses einzig schönen Abends nicht nachzugrübeln. Die Reden? Herr Professor Or. Menz gab schon in seinem ersten vorläufigen Überblick über die Wiener Tagung die tressliche Rede Sepp Steurers und die eindrucksvolle Antwort, unseres Börsenvcreinsvorstehers Röder im Wortlaute wieder. Alle Reden, die Begrüßungsworte des Bürger meisters der Stadt Linz, die Ansprache des Vertreters des Landes hauptmanns, die Red« unseres verehrten Verbandsvorsitzenden Georg Schmidt und alles, was dann noch gesprochen wurde, gipfelten in dem einen Gedanken der unlösbaren Zusammengehörig keit. Und wenn Kollege Danehl die Goldhauben feierte und ich es nochmals tat, dann kann ich nichts dafür, denn mir fliegt -der Deckel -genau so schnell vom Herzen wie meinem lieben Goslarer Kollegen. Dazwischen hinein erklangen die mit Jubel aufgenom menen herzerquickenden oberösterrcichischen Lieder, von einem Familienquartett vollendet vorgetragen, in ihrer heiteren Wir kung sich noch steigernd in den vortrefflichen Gaben des Linzer Männerquartetts. Die flotte Musik -der Militärkapelle gab diesen Vorträgen einen wirkungsvollen Rahmen. Einen Sturm von Heiterkeit entfesselte der oberösterreichische Dichter und Komiker Rcsl mit -seiner zwerchfellerschütternden Mimik. Es war fast zu viel -des Gebotenen für einen Abend, so viel, daß das reizende Buchhän-dler-Gaudcamus von Oskar Andreas -mit der Mahnung: Stellt darum -das Reden ein eine Viertelstunde, -daß am frohen Sang beim Wein unser Herz gesunde ungc-hört und ungesungen blieb, gewiß bitter für den Poeten, ich kann es ihm nachfü-hlen, denn wenn wir einmal ein lyrisches Ei gelegt haben, dann soll auch alles mitgackcrn. Neben dieser un- gesungen-en Licdergabe lagen noch manche schöne Festgaben an unseren Plätzen. Unsere Damen erhielten eine Probe der köst lichen Linzer Torte. Der Drei Masken Verlag zeigte, welche Süßigkeiten trotz bitterer Zeiten ein Verlag noch zu vergeben hat und wieviel Süßes in einem Verlegerherzen schlummern kann. Uns -wurde unter anderm Wimmers österreichischer Fahrplan in die Hand gedrückt mit dem Wunsche froher Fahrt durch die schönen österreichischen Lande. Möchte er uns mahnen, wenn -sich ein neuer Sommer über Österreichs Berge und Täler breitet, das Land nicht zu vergessen, das uns so gastlich ausgenommen, dem man so vieles raubte, aber doch seine Schönheit in unverändertem Glanze lassen mußte. Auch das wäre ein Ergebnis der Wiener Tagung! Und -bedarf es eigentlich dieser Mahnung? Möchte nicht ein jeder von uns nochmals in stillem Versenken die von Sage und Ge-
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