Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.12.1935
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- 1935-12-17
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- 17.12.1935
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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sdii 292, 17. Dezember 1935. Redaktioneller Teil Börsenblatt f. b. Dtschn Buchhandel. Diese übungswirtschaft, wie sie jetzt besteht, reicht in ihren Anfängen bis in die Vorkriegszeit zurück. Junge Kaufleute grün deten im DHB. Briefwechselbundfirmen, um allzu einseitiger Ausbildung vorzubeugen. Besonderes Gewicht wurde aus die Be herrschung des Briefwechsels gelegt, der in der wirklichen Wirt schaft eifersüchtig gehütete Domäne der Schöpfer und Erhalter des Kaufmannsdeutschs war. Langsam erweiterten sich die Betätigungsfelder dieser Lern betriebe. Aus Briefwechselbundfirmen wurden Scheinfirmen und mit der Machtübernahme Übungsfirmen. Damit war das Gebiet nicht nur in der genauen Nachbildung der wirklichen Wirtschaft, sondern auch in der Zielsetzung ganz bedeutend verändert worden. Es galt natürlich noch der Grundsatz, der die Pioniere in der Vorkriegszeit zur Bildung ihrer Brieswechselbundfirmen schreiten ließ. Es stand immer noch und eher noch intensiver die Idee der zusätzlichen Berufsschulung im Vordergrund. Gerade nach dem Umbruch des Jahres 1933 wurde oft gemahnt: Nicht Gesinnung statt Können, sondern Gesinnung und Können! Die Lücken in der beruflichen Fortbildung, die häufig bei der Jugend durch die Mitarbeit in der Bewegung entstanden waren, mußten geschlossen werden. Politisch und weltanschaulich unzuverlässige Kräfte muß ten ersetzt werden. Ihre Arbeit mußte von vollwertigen Vertre tern reibungslos fortgeführt werden. Es mußten also Kenntnisse und Fähigkeiten in hohem Maße vorhanden sein bzw. sortent- wickelt werden. Und dennoch, trotz dieser geistigen Anspannung und trotz allen eifrigen Nachholens kam die Jugend zur scharfen Ablehnung des Strebertyps. Es galt nicht das »Hauptsache, der Mann macht seine Arbeit. Was er denkt, ist mir egal»! Der Egoist muß verschwinden! Wer nicht begriffen hat, daß seine so wichtige Person nur einen Tropfen im Meer des 90-Millionenvolkes be deutet, wer nicht erkennt, daß sein Leben mit Geburt, Arbeit und Tod nur ein kleiner Wellenschlag ist im großen Zug seiner Ge- schlechterreihe, die aus dunkler Vorzeit kommt und sich in ferne Zukunft fortfetzt, wer dieses Erlebnis des Volkes nicht hat oder nicht haben will, den w o l l en w ir ni ch t! — Zur beruf lichen Fortbildung kam die Politische und weltanschauliche Schu lung, die Schule des Sozialismus. Warum? Der Kamps in der wirklichen Wirtschaft geht weiter. Wie sollen die Forderungen des Nationalsozialismus jemals in der Wirtschaft verwirklicht werden? Wer wird fanatisch in sich selbst und um sich den »inneren Schweinehund«, den Egoismus, be kämpfen und dadurch den Sozialismus in die Tat umsetzen? Wer wird jene jungen Greise von 21 Jahren ausmerzen, die dir heute noch begütigend auf die Schulter klopfen und also sprechen: So zialismus, Kameradschaft und so, das -sind alles schöne Worte. Für mich ist die Hauptsache: Verdienen!? »Die Jugend wird's schon machen«? Die Zukunft sähe um keinen Deut anders aus als die Gegenwart, wenn nichts geschehen würde, was über die bloße berufliche Fortbildung hinausgeht. Die Deutsche übungswirtschaft ist aus einer Nachbildung der wirklichen Wirtschaft zu einer nationalsozialistischen Modellwirt- fchast geworden. In die übungssirmen wurde das »Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit« eingebaut, wurde der Tarif zu gunsten des wirtschaftlich Schwächeren angewandt und dazu noch viele andere Maßnahmen durchgeführt, die in der wirklichen Wirtschaft nur teilweise Anwendung finden bzw. nur sehr äußer lich angepackt wurden. Aus der Zusammenarbeit der Jungen ent stand die zukunftweisende Haltung, die wir Kameradschaft nennen und die der Buchhandel so nötig hat. Die jungen Buchhändler, die durch diese Kameradschaft gegangen sind, könnten die Zukunft gestalten. Diese Jugend würde es wirklich machen! Denn sie trägt etwas Neues in sich, was sie nicht vergessen wird. Auch dann nicht, wenn sie einmal an entscheidender Stelle das Gesicht des Buchhandels zu gestalten hätte. Es liegt im Gesetz des übungs- firmen-Gedankens, daß unbrauchbare Kräfte, Unreife oder Ver bildete rücksichtslos von der Arbeit ausgeschlossen werden müßten. Dem kommt entgegen, daß die Übungssirmen-Mitarbeit niemals Pflicht — etwa als Voraussetzung zur Gchilfenprüfung — war, wie jetzt die Fachkurse. Die Ubungswirtschaft stellt somit eine Schulung der überdurchschnittlichen Kräfte dar und unterliegt dem Gesetz der Auslese. Die Durchführung dieser Idee hat sich für das Gebiet des Buchhandels nicht verwirklichen lassen. Der Verkehr über Leipzig war, um nur ein kleines Beispiel zu nennen, in der übungswirt schaft einfach nicht nachzubilden. Außerdem ist der Buchhandel mehr als andere Sparten an sein Handelsobjekt gebunden. Bei aller zugestandencn Wichtigkeit der kaufmännischen und nur kauf männischen Dinge und Vorgänge läßt sich doch ein genau der Wirklichkeit nachgebildeter Geschäftsgang nicht durchführen, wenn man etwas nicht hat, was bei uns nun einmal die Hauptsache ist, eben das Buch. Weiter ist die Übungssirmenleiter-Frage nicht ganz einfach. Der Übungsfirmenleiter muß literarisch und kauf männisch vollkommen aus dem Posten sein, muß in weltanschau licher Hinsicht seinen Mitarbeitern etwas einträuseln können und außerdem jung genug sein, um nicht in ein Schulmeisterverhält nis zu ihnen zu kommen. Was die weltanschauliche Schulung der Übungsfirmenleiter anbetrifst, so war die Lage in Berlin insofern ausgezeichnet, als uns hier in der von der Deutschen Arbeitsfront geleiteten Be triebsführerschule die besten Kräfte zur Verfügung standen. Es war gelungen, für uns zweihundert Hörer Männer wie Professor llr. Hunke vom Werberat der deutschen Wirtschaft, Stellvertre tender Gauleiter Staatsrat Görlitzer, Landesstellenleitcr Schulze- Wechsungen, Graf Ernst Reventlow, Reichssendeleiter Hada- movsky und viele andere zu gewinnen. Einen Gewinn bedeute ten ferner die Schulungswochen, Reichswirtschaftsschulungswoche 1934 in Zoppot mit 390 Mann und die Reichserziehungswoche St. Johann bei Reutlingen/Wttbg. 1935 (Zeltlager) mit 1090 Mann. An der Auflösung der buchhändlerischen übungssirmen ist nicht mehr zu rütteln. Wir müssen überlegen, auf welche Weise wir nun an unsere Aufgabe Herangehen. An welche Aufgabe? Es ist mit drei Worten gesagt: An die Aufgabe, aus den Menschen, wie sie zum Teil jetzt noch von der Schule kommen, aus welt fremden Schöngeistern oder aus liberaliftisch beeinflußten jungen Intellektuellen junge Nationalsozialisten zu machen. Junge Na tionalsozialisten, die ihrerseits dann am Bau des gesamten Buch handels arbeiten könnten. Niemand sage, daß die Forderungen der jungen Generation lediglich auf das Materielle abzielten und in erster Linie eine Änderung der bekannt schlechten Gehälter anstrebten. Der junge Buchhändler — soweit er diesen Titel verdient — hat «in aus geprägtes Gefühl für Volksgemeinschaft und Sozialismus. Er ist noch nicht so »weltersahren«, daß er diese Begriffe als große Worte abtun könnte. In seiner entscheidenden Zeit ist das Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit erlassen worden. Ein Gesetz, das die Betriebsgemeinschast in den Vordergrund stellt. Wie sehr muß es ihn enttäuschen und beleidigen, wenn ihn z. B. sein Be triebsführer mit funkelnden Augen ansieht, weil er ihn beim »un verhofften« Auftauchen über einem Buche antrifst. Wie sehr muß es ihn verletzen, wenn er durch solche Kleinigkeiten lernen muß, daß er ja gar kein »Mitarbeiter« ist (Mitarbeiter am gemeinsamen Werk, dem Betrieb), sondern eine bezahlt« Kraft, Personal gewissermaßen. Gerade diese Kleinigkeiten können den freudigen Arbeitseinsatz sehr dämpfen. — Vergessen wir aber auch gerade hier bei diesem Beispiel nicht, daß auch mit manchen Arbeits- kameraden keine Betriebsgemeinschast auszubauen ist. Ent scheidend ist immer die richtige Selbsteinschätzung des buchhänd- lerischen Arbeitsmannes in Stolz und Bescheidenheit. Wer seinen Betriebssichrer in der dritten Person anredet (keine Erfindung!), der soll sich nunmehr bald ins Museum zurückziehen. Wenn wir uns nach außen begeben, so ist es die noch fehlende Geschlossenheit des Gcsamtbuchhandels, die es zu erreichen gilt. Wir unternahmen in diesem Sommer von der Übungsfirma aus eine Wochenendfahrt, auf der ein junger Kamerad aus dem Sorti ment über die »Objektivität« des Buchhändlers sprach und als Beispiel Rosenbergs »Mythus«, die sogenannten Gegenschriften und das Verhalten des Sortimentsbuchhandels dazu heranzog. Dieses Beispiel zeigt sehr deutlich, woran cs mangelt. Wir wollen die gemeinsame weltanschauliche Ebene des Buchhandels oder zu mindest des Sortimentsbuchhandels, was dasselbe bedeutet. (Es wäre kaum noch eine Frage der Zeit, wann ein begriffsstutziger 1079
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