Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.01.1935
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- 1935-01-22
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- 22.01.1935
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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18, 22. Januar 1935. Rsdaktioneller Teil. Börsenblatt s. b. Ttschn Buchhandel. Werbungsmöglichkeiten des Provinzbuchhändlers für wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Bücher Eine gute Prüfungsarbeit vom Frühjahr 1934. Ausgewählt und veröffentlicht vom Vildungsausschuß Dank der zähen Arbeit des Börsenvereins für den festen Laden preis hat der deutsche Provinzbuchhandel — im Gegensatz zu dem französischen — sich am Leben erhalten können. Der deutsche Buch händler der Kleinstadt genießt also dieselben Preisbedingungen wie der der Großstadt. (Wenn man einmal von den für ihn oft recht ungünstigen Staffelrabatten absehen will.) Somit übernimmt er auch dieselbe Verpflichtung, nämlich: — nicht zu verkalken und verkalken zu lassen — sondern: mindestens ebenso rege zu sein wie sein Groß stadtkollege. Ein Hauptpunkt des Nege-Seins aber ist die Werbung. Es gibt viele Bücher über Werbetechnik, wie auch viele über Kundcnbedienen —, aber für den Buchhändler müßte schon ein beson deres geschrieben werden. Es handelt sich ja nicht um eine Ware, deren Wert man zeigen und beweisen kann (das wohl auch, wenn man ein fach sagt: »Sehen Sie mal, dieser fabelhafte Leineneinband, 720 Seiten, und für den Preis!«), sondern das Buch ist vor allem und in erster Linie zu werten nach seinem Gehalt. Für den — unsicht baren — Gehalt den Kunden zu erwärmen, ist gar nicht so einfach, denn da »sticht nichts ins Auge«, und »macht« nichts »etwas aus«. Ein gehaltvolles Buch, das äußerlich unscheinbar ist, wird es immer schwer haben. Das ideale Buch ist also immer das, das durch innere u n d äußere Vollkommenheit überzeugt. Das wissenschaftliche und das Fachbuch. Wenn der Buchhändler der Kleinstadt für das wissenschaftliche, rein fachliche Buch wirbt, so wendet er sich immer nur an einen kleinen Kreis. Es werden also als Werbemethoden vor allem Pro spektversand, Sonderausstellung und nicht zuletzt das Kundengespräch in Frage kommen. 1. Im Ladengespräch, in der Unterhaltung, kann ich den Kunden auf dieses und jenes Buch aufmerksam machen, das gerade ihn und seinen Beruf angeht. So wird dem Rechtsanwalt Schaeffers Sammlung »Neugestaltung in Recht und Wirtschaft« oder eine neue Gesctzausgabe vorgelegt. So wird der junge Dorfschullehrer vor das Fach »Pädagogik« befördert, vor Ernst Krieck, vor Bücher von Beltz, Armanen, Quelle L Meyer. So lernt der Arzt ein Buch über Gift gaserkrankungen kennen, über Sterilisation, über Tuberkulose- Heiluüg (Thieme, Fischer-Jena, Lehmann, Barth). So durchblättcrt der Biologielehrer die Nafsenkunde von Baur-Fischcr-Lenz —, so prüft der Pfarrer die Hefte der »Bekennenden Kirche« (Ehr. Kaiser). Jeder Kunde sieht Hand- und Lehrbücher für sein Fach. Ist er auch oft noch weit vom Kauf entfernt, so ist doch das Interesse ein Grund, aus dem sich bauen läßt. 2. P r o s p e k t v e r s a n d. Da der Kleinstadtbuchhändler nicht jede schwere (an Gewicht schwere) wissenschaftliche Neuerscheinung auf Lager nehmen kann, behilft er sich mit Prospekten. Um sich die Arbeit zu erleichtern, legt er sich Jnteressenten-Listen an: Arzte, Juristen, Theologen; die Lehrer findet er im Lokalkalender aufgeführt; die Namen der Architekten, der Ingenieure, der Technisch-Interessierten, Volkswirtschaftlich-Interessierten, der Bank- und Zollbeamten hat er im Kopf. Jede Woche wird mindestens eine Fachgruppe bearbeitet. 3. S o n d e r a u s st c l l u n g. In einer kleinen Stadt lohnt es sich nicht, für die elf Ärzte eine besondere Ausstellung zu inszenieren, wohl aber für die hundert Lehrer der Stadt und Umgebung, auch vielleicht im kleineren Rahmen für die Pfarrer. Wenn man z. B. zu einer Zeit, in der das ganze Schulwesen eine neue Grundlage erhalten soll, einen Teil seines Kontors freimacht für eine dreiwöchige Aus stellung der Lehrbücher zur Nafsenkunde, zum neuen Geschichtsunter richt, ferner der für Schüler- und Lehrerbibliothek empfohlenen Bücher über den Weltkrieg, den Versailler Vertrag, die Zeit von 1018—33 — wenn man solch eine Ausstellung wagt, vorher alle Lehrer der Um gegend durch vervielfältigten Rundbrief freundlich cinlädt - dann kann man am Schluß der drei Wocheu wohl feststellen, ob cs sich ge lohnt hat*). Das populärwissenschaftliche Buch. Die Zahl der für das wissenschaftliche Buch Interessierten ist in der Provinz jedoch sehr klein (und es sind immer wieder dieselben Geldbeutel, an die man sich wendet), darum ist cs notwendig, daß der Buchhändler sich auch und sogar vor allem für das populärwissen schaftliche Buch einsetzt. Das populärwissenschaftliche Buch geht jeden *) Und ob! Bei uns hat es sich gelohnt! (Anm. d. Verfasserin.) an, der einigermaßen bewußt lebt, jeden Menschen, er sei auch wer er sei. Das populärwissenschaftliche Buch ist es vor allem, das den heu tigen Menschen mit seinem spezialisierten Tun, seiner spezialisierten Ausbildung, vor Engstirnigkeit, Beschränktheit aus ein einziges Ge biet rettet und das ihm den Blick weitet für das Ganze, für die orga nische Verbundenheit seines Spezialfachs mit dem Ganzen. Wie zum Beispiel die Familienforschung dem Menschen das Bewußtsein zurück gibt, daß er nicht ein konzentrisches Einzelwesen, ein kleiner Gott, sondern »nur« das Glied einer Kette ist und durch diese Gliedschaft erst seinen Wert erhält, so verhilft das populärwissenschaftliche Buch dem modernen Menschen zur rechten Bewertung seines Spezialfachs. 1. Das Ladengespräch ist hier eine unentbehrliche Grund lage der Werbung. Denn im Laden stehe ich dem Kunden persönlich gegenüber, aus seinen Entgegnungen und Fragen kann ich seine außer beruflichen Interessen entnehmen. Da stellt sich denn heraus: daß ein Malermeister sich intensiv mit Astronomie beschäftigt und sich sogar eigenhändig ein Teleskop gebaut hat; daß ein Mathematiklchrer im geheimen ein ganz feiner Musiker ist; daß ein Jurist seit langem ernste Vererbungsforschungen treibt, ein Fabrikant sich für Gartenbau, ein Landwirt sich für Urgeschichtsforschung, ein kleiner Handwerker sich für Nadiobastelei interessiert. (Es hat ja auch nicht jeder werden können, was er wollte, und vor allem: die Berufswahl fällt in eine Zeit, da man noch nicht weiß wie und wo.) Diese außerberuflichen Interessen, diese »Steckenpferde« gilt es wahrzunchmcn und beim 2. Prospektversand auSzuwcrten. Haben wir die vielen Prospektstapel vor uns ausgebreitet, sic sachlich geordnet, und nehmen wir nun den Umschlag »Ernst Bussemeier, Mittelstraßc« zur Hand, dann heißt es, die Prospekte herausfindcn, die für Ernst Bussemeier von Interesse sind oder sein können. Hierzu, wie zu vielen Arbeiten des Buchhändlers, gehört ein fast übermenschliches Maß an Buch- und Kundenkenntnis. Die Kenntnis der Kunden ist natürlich immer nur ein Ahnen, ein Ungefähr-Schätzen, aber schon dazu gehört eine lange, gründliche Erfahrung, nnd es ist ohne weiteres klar, daß ein Buchhändler, der zehn bis zwölf Jahre im Beruf ist, einen anders geschulten Blick hat als der Anfänger. Ein selbst vervielfältigter Rundbrief, persönlich gehalten, etwa für eine Einladung zur Ausstellung oder für ein Einzelwerk (z. B. ein neues Volkslexikon) oder als Oster-, Schulanfangs- oder Weihnachtsbrief, ist oft noch wirksamer als nur abgestcmpelte Pro spekte. Er darf erstens nicht zu lang und muß zweitens so gehalten sein, daß mindestens die Hälfte aller, die ihn anfangen, ihn auch bis zu Ende lesen. 3. Das Schaufenster. Das Schaufenster wird von jedem Vorübergehenden gesehen, und wenn es nicht gar zu schlecht ist, anrh von vielen angesehen, es ist also gerade für das populärwissenschaft liche Buch von großem Wert. Das Fenster soll erstens den Blick fan gen und zweitens ihm dann auch etwas bieten. Erste Regel, wie bei aller Reklame: Abwechslung! Auf das Son derfenster ein Sammelfenster, auf das Einzelbuchfenstcr ein Mengen buchfenster folgen lassen, auf das »Was«-Thema (Nafsenkunde, Wehr sport, Geschichte der nationalsozialistischen Revolution, Kirchenfrage, Neue Schule) ein »Für wen«-Fenster folgen lassen (Für die Frau, Für die Konfirmation, Für die Jugend) und das Vcrlagssonder- fenster nicht zulange stehen lassen. Preisschilder nnd für laute Fenster auch Blickfang sind unentbehrlich. Für kleinere und Gelegenheits- themen, auch fiir billige Broschürensammlnngen (Lehrmeister-Bücherei, Bibliothek Ernst, Neclam) eignet sich der Schaukasten. 4. Der Vortragsabend. Zur Werbung für das populär wissenschaftliche Buch kann ein Vortragsabend viel beitragen. Aber erstens ist diese Werbung teuer (Saal, Heizung, Licht, Anzeige, Ein ladungen und Honorar), zweitens braucht man einen guten Vortragen den und drittens ist man auch von der Haltung des Bürgermeisters und der Schuldirektoren abhängig. In der Art, wie die Buchhandlung S. in Hameln Abende für das schöngeistige Buch unternimmt, müßte sich auch für das populärwissenschaftliche Buch werben lassen. In klei nen Städten, wo bereits eine Vortragsvcreinigung besteht, ist es sicher das Beste, der Buchhändler schließt sich an und schafft sich in ihr eine maßgebende Stellung. Und nun zusammenfassend: Alle Werbewege sind sinnlos, wenn sie nicht incinandergreisen, Zusammenarbeiten, System haben. Es ist Unsinn, wenn ich zugleich eine Anzeige für dies, ein Fenster für 61
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