Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.01.1935
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- 1935-01-22
- Erscheinungsdatum
- 22.01.1935
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- Deutsch
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1935
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- Tag1935-01-22
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X» 18, 22. Januar 1935. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn Buchhandel. doch zum mindesten schon die Neugier allmählich Oberhand zu bekommen; vielleicht auch jene gutmütige, wenn auch an sich un produktive Toleranz, die alles Gewordene nachträglich zu respek tieren geneigt ist und die ängstlich zusieht, daß sie ja rechtzeitig den vollendeten Tatsachen Rechnung trägt. Nicht zuletzt wirkt schließlich eine zähe, planvolle Bortragsarbeit, wie sie H. F. Blunck in aller Stille jenseits der Grenzen treibt. Wie kann aus dem Aufhorchcn, das durch all dies zustande kommt, ein geistiges Bild, eine totale Sicht hervorgehen? Es gibt wohl kaum eine geistige, von Leben crsüllte Bewegung außerhalb Deutschlands, der man nicht begreif lich machen könnte, weshalb etwa Thomas Manns »Zaubcrbcrg« oder der »Steppeiiwolf« von Hermann Hesse, (beides »Ausland- crfolgc«) für uns nur Vergangenheit, und keine schöne, repräsen tieren. Weshalb sie gerade in ihren, nicht ganz leicht faßbaren Ge meinsamkeiten für dieses Vergangene (hier darf man wirklich von »Mentalität« sprechen) charakteristisch sind. Und die nächste Frage wäre dann ja unwillkürlich: Was ist jetzt also deutsche Gegenwart? Hier schieben sich jedoch die Hindernisse dazwischen, auf die es ankommt — vor allem zwei, die deutlich auf den Weg künf tiger Arbeit Hinweisen. Zunächst sucht dieses fremde Begreifen vergeblich nach einzel nen festen Orientierungspunkten, wie cs sie von der eigenen Dich tung gewohnt ist. Es gibt beispielsweise kein allgemeingültiges, umfassendes Bild deutschen Lebens, das etwa Galsworthys Forsyte- Saga entsprechen könnte. Ja, es gibt überhaupt kein Werk, von dem man dem Fremden sagen darf: Hier ist deutsches Leben, gleich viel ob generationstypisch oder anders, aber wenigstens annähernd umfassend gestaltet, und was darin fehlt, läßt sich darnach wenig stens vorstellen und vermuten. Wer solche Dichtungen bei uns sucht, verkennt den Lebensprozcß, in dem wir gegenwärtig stehen. Das Leben der verschiedenen deutschen Land schuftsformen ist zu vielgestaltig und teilweise auch noch zu unverbunden, um in solche ästhetischen Einheiten cinzugehen. Andererseits ist gegen wärtig gerade das Wesentliche, daß diese landschaftlichen Sondcr- gestalten in eine gesamtdeutsche Lebe nseinh eit zu- sammcnwachsen. Diese neue Form deutschen Daseins beginnt sich eben anzukündigen, und wer scharf zusieht, kann beobachten, wie sich die neuen Umrisse, teilweise noch in Andeutungen, abhcben. Wir können hier nicht die Auswirkungen dieser Dialektik zwischen regional gebundenem Ausdruck und übergeordneter deutscher Ein heit, dieser Spannung zwischen dem Noch nicht und einem Nicht mehr in allen Einzelheiten verfolgen. In ihr steckt auch das Hindernis, mit dem die Tradition eines deutschen Unterhal- tungsromans nie ganz fertig wurde — das deshalb den Einbruch der belletristischen Industrie von außen her (wenn auch nicht ver schuldet, so doch) erleichterte, wie wir ihn oben schilderten. Und hier ist das Fließende, Unübersichtliche, weil neue Formen Gebärende — das Produktive deutscher Dichtung, das sich keinem raschen Hin sehen erschließt uitd das den Nicht-Deutschen zunächst unsicher macht. Denn als Zustand läßt sich diese Situation niemals ver stehen, sondern nur als Bewegung, als Entwicklungsprozeß. Aber auch hier kann eine zielbewußtc Kritik die Zusammenhänge zeigen und Mißverständnissen Vorbeugen. Sie kann klarlegcn, wie die wesentlichen Dokumente deutschen Stammcslebens mosaikartig in- cinandergreifen und, nebeneinander gehalten, doch das gesuchte Bild ergeben, soweit es eben statisch zu begreifen ist. (Vorerst gibt es auch unter den Deutschen selbst nicht viele, ldic wirklich diese Dokumente kennen, ohne aus einer landschaftlich verengten Teil perspektive zu urteilen.) Diese Kritik hätte weiter darzustellen, wie schon in jeder Sonderform das übergeordnete, neu ent stehende Deutsche angelegt ist und von einem Jahrzehnt zum anderen als Bewußtsein einer neuen völkischen Bindung wächst — Das Inhaltsverzeichnis zum Börsenblatt Bor einigen Tagen lag dem Börsenblatt das Inhaltsverzeichnis zum Jahrgang 1034 bei. Ob Sie sich schon einmal die Zeit und Mühe genommen haben, ein wenig darin zu blättern, um zu sehen, was in dem 35 Seiten starken Heft enthalten ist? Vielleicht haben Sie unter Ihrer Firma nachgesehen, ob über sie etwas verzeichnet ist, etwa ein Jnbiläum, oder eine Ausstellung, die Sie veranstaltet haben, oder ein Katalog Ihrer Firma, der im Börsenblatt besprochen wurde, oder — ob Ihre eigenen Beiträge richtig registriert sind. Dabei ist vielleicht Ihr Blick über einige Spalten geglitten und an einigen Stichworten hängen geblieben, die durch den großen Raum, den sie einnehmen, besonders in die Augen fallen, so, um nur einige zu nennen, Besprechungswesen, Börsenverein mit der Aufzählung der ganze Spalten füllenden Bekanntmachungen, Buchtage, Freizeiten, Gemeinschaftsarbeit, Jugendschristen, Lehrlingswesen, Leihbüchereien, Rabatt, Reichsschrifttumskammer, Reisebuchhandel, Rundfunk, Schau fenster, Schulbücher, Werbung, Zeitschriften- und Zeitungswesen u.v.a. Was ist über diese Dinge nicht alles im Laufe des letzten Jahres im Börsenblatt geschrieben und mitgeteilt worden. Man wird auch, wenn man in das Inhaltsverzeichnis sich etwas vertieft, wieder an so manche Ereignisse im buchhändlerischen Leben des letzten Jahres erinnert, die bereits der Vergangenheit angehören; manche davon werden aber voraussichtlich auch in diesem Jahre eine Rolle spielen und man (hier meint sich unbescheidener Weise die Schriftleitung selbst) wird wahrscheinlich öfters genötigt sein, im Inhaltsverzeichnis nachzuschlagen, wo und wie dies oder jenes be handelt worden ist. Es wird wohl niemanden wundern, wenn er hört, daß bas neue Inhaltsverzeichnis — und natürlich auch die über die früheren Jahr gänge — zum täglichen und stündlichen Handwerkszeug der Schrift leitung gehört. Der eine Zweck wurde eben schon genannt. Dann find aber auch »och die vielen vielen Anfragen der lieben Kollegen da, d. h. diejenigen, die sich mit einem Blick in eben dieses Inhalts verzeichnis, von dem hier so ausführlich die Rede ist, beantwor ten lassen. Hier möchte die Schriftleitung einmal eine ganz bescheidene Bitte aussprechen, die, wenn sie erfüllt wird, sicher zum Nutzen der Börsen blatt-Leser ausschlägt. Nehmen Sie, liebe Leser, doch alle das Inhaltsverzeichnis aus der Nummer 14 vom 17. Januar heraus, versehen Sie es mit einem etwas festen Umschlag und stellen Sie cs in Ihre Geschästsbibliothck — immer griffbereit — ein. Es wird so manche Gelegenheiten geben, bei denen Sie es benutzen können. Erst einmal ein Hinweis für die tägliche Praxis. Es sind in den letzten Jahren infolge der politischen Ereignisse zahlreiche Bücher verboten worden. In säst jeder Nummer des Börsen blattes werden solche Verbote mitgeteilt. Das ist natürlich furchtbar umständlich zum Nachschlagen und es wird wohl nur wenige Firmen geben, die sich nach diesen Mitteilungen eine alphabetische Liste an- legen. Mancherlei Gründe gibt cs dafür, daß über diese für den Laden- buchhändler und Leihbibliothekar so wichtigen Verbote noch kein voll ständiges Verzeichnis erscheinen konnte. Alle diese verbotenen Bücher werden aber im Inhaltsverzeichnis aufgeführt und Sie haben so über die des Jahres 1934 fttnd natürlich auch über die früheren Jahre in den entsprechenden Jahres-Jnhalts- verzeichnissen) eins alphabetische und bequem zu benutzende Liste in den Händen. Ist Las nicht schon etwas recht Brauchbares? Und dann sind im vergangenen Jahre von der Organisation und von den verschiedenen Kammern so viele Bekanntmachungen und An ordnungen ergangen, daß ein Wegweiser durch sie recht angebracht ist. Auch hier wird Ihnen das Inhaltsverzeichnis gute Dienste leisten, wenn Sie eine von diesen Bekanntmachungen suchen. Sie können sich Zeit und Geld für ein Telefongespräch oder eine schriftliche Anfrage nach Leipzig ersparen. Schön wäre es natürlich — das fei hier ein gefügt —, wenn Sie die Teztteilc des Börsenblattes einige Jahre zurück sammeln und aufheben würden. Um das zu erleichtern, ist ja der Textteil um den Anzeigenteil hernmgelegt, so Laß er nach Ent fernen der beiden Heftklammern mühelos und unbeschädigt aus dem Blatt herausgenommen und in geeigneten Mappen aufbewahrt wer den kann. Diese »Selbstanzeige» ist nun schon ungebührlich lang geworden und wir wollen es uns deshalb ersparen, noch auf anderes hinzu- weisen. Vielleicht gibt sie Ihnen doch Anlaß, das letzte Inhalts verzeichnis einmal etwas näher anzusehen und den oben gegebenen Rat zu befolgen. Sie werden dann finden — um noch ein Letztes hinzu- zufügen , daß die verschiedenen Bekanntmachungen, Aussätze und Mitteilungen nicht nur nach ihrer Überschrift und ihrem Ver- sasser registriert sind, sondern daß ihr Inhalt weitgehend ausgewertcl und an den verschiedensten Stellen verzettelt ist. Benutzen Sie also das Inhaltsverzeichnis recht fleißigl Wagner. S9
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