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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.08.1932
- Strukturtyp
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- 1932-08-09
- Erscheinungsdatum
- 09.08.1932
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- Deutsch
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184, 9. August 1932. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn Buchhandel. (als Neuerung) die Rechnungspakete mit dem Fak turenbetrage angeführt werden. Zweck dieser Maßnahme ist, daß ohne weiteres sofort der Wert des Balleninhaltes, die Zeitschriften separat, der Finanzbehövde nachgewiesen wer den kann. Bei Nichtbeachtung vorstehender Versendungsvorschriften ist zu gewärtigen, daß die Sendung an den Wsender zurückgeht. Prag, den 4. August 1932. Der Verband der deutschen Buchhändler in der Tschechoslowakei. I. A.: Arthur Heller. „Die andere Seite". Die »ungehaltene Rede» des Herrn Walther Jäh, des Vorstehers des Deutschen Berlegervereins, abgedruckt im Börsen blatt Nr. 178, muß eine Antwort finden, soll nicht der An schein erweckt werden, als ob die Ausführungen des von mir hochgeschätzten Kollegen die restlose Billigung des Sortiments finden. Auch ich will mich wie Herr Jäh bei meinen Ausführun gen jeder heute zwecklosen Untersuchung über die Ursachen der ungeheuerlichen Wirtschaftsnot, unter der wir alle gleichmäßig leiden, enthalten und will mich darauf 'beschränken, nach So so r t m a ß n a h m e n zur Milderung der Krise im Buchhandels gewerbe Ausschau zu halten. Denn das eine ist ja wohl ohne wei teres klar, daß, wenn kein einheitlicher Wille zur Abwehr bei den Verantwortlichen vorhanden ist, der Buchhandel in feinen heuti gen Formen sehr bald ausgehört haben wird zu bestehen. Herr Jäh meint, daß eine wirksame Entlastung nur von der Umsatzseite her kommen könne. Das stimmt schon, wenn man den Ton auf wirksam legt. Denn ohne Erhöhung der auf ein Minimum zusammengeschrumpsten Umsätze, die jeder noch möglichen Uukostenoinschräukung einfach Hohn sprechen, ist an eine Rettung nicht zu denken, weder beim Sortiment noch beim Verlag. Erhöhte Umsätze aber können sich erst dann wieder eiu- stellen, wenn die in allen ihren Gliedern todkranke Gesamtwirt- schast wenigstens in den Zustand der Rekonvaleszenz hinüber gerettet sein wird. Wann dieser Zustand eintreten wird, weiß zurzeit niemand, und diese Ungewißheit ist es wohl in erster Reihe, die den jetzt beängstigenden Grad von Nervosität, Miß mut und Hoffnungslosigkeit hervorgerufen hat, der, wie Herr Jäh richtig sagt, auch durch die schönsten Trostzitate des Börsen blattes keine bemerkbare Milderung erfahren kann. Bevor wir also so weit sind, mit steigenden Umsätzen schnell wieder Mut und Vertrauen zu gewinnen, unseren geschäftlichen Rückgang zum Stillstand zu bringen und ihn darauf in Aufstieg zu ver wandeln mit jeder nur denkbaren, hundertfach gesteigerten Energie, müssen schon Palliativmittel herhalten, nach denen wir unbeirrt suchen müssen, wenn wir uns nicht selbst auszugeben bereit sind. Diese Mittel kann man im Augenblick leider nur aus der Kredits eite finden. Denn wenn heute die Mehrzahl der halbwegs lohnenden Buchverkäufe an Behörden, Bibliotheken oder Private nur bei kürzerem oder längerem Kundenkredit, durch Gewährung von Teilzahlung und andere Erleichterungen noch möglich ist, dann wird man diesem sicher unerwünschten Zustand Rechnung tragen müssen oder auf solche Angst- und Not- verkäufe überhaupt Verzicht zu leisten haben. Weil ein Verzicht aber den Umsatz weiter drosseln müßte, bleibt nur der erste Weg übrig, um die gesunkene Kaufkraft der Konsumenten aller Grade wenigstens in ihren Resten dem Buchhandel zu erhalten und die fast noch mehr gesunkene Kauf l u st immer neu anzufachen. Wer kann nun aber heute, wo wir von allen Barmitteln entblößt sind, ausgiebigeren Kredit gewähren, als er selber ge nießt, wer kann noch immer mühseliger und dadurch teurer werdende Vertriebsmaßnahmen treffen, wenn er nicht in der Lage ist, selbst untpr Verzicht auf Gewinn die Kosten hierfür wieder hereinzuholen? Das Sortiment ist in dieser Beziehung in einer geradezu verzweifelten Lage. Der wissenschaftliche Verlag besteht, soweit K02 er überhaupt in Rechnung liefert, nach wie vor auf monatlichem Ausgleich, was häufig genug einem »Kredit« von nur vierzehn Tagen entspricht. In allen den zahlreichen Fällen aber, wo er überhaupt kein offenes Konto gewährt, beansprucht er Bar ausgleich (Kommissionär, BAG, Nachnahme, Vorauszahlung usw.). Der schöngeistige Verlag gewährt unter dem Druck der bei ihm mehr ins Gewicht fallenden Konkurrenz hier und da zwar längere Ziele, liefert aber in allen Fällen, wo offene Rech nung nicht besteht, oder wo er von der offenen Rechnung zum BAG-Verkehr übergegangen ist, ebenfalls gegen bare Zahlung. Das Sortiment ist also nach Zerstörung seiner Kapital grundlage gar nicht mehr in der Lage, Lagerbestellungen noch aufzugeben, wenn es sie bezahlen muß, bevor es sie verwerten kann, ist unter Umständen sogar außerstande, durch Werbe maßnahmen größere Umsätze herbeizuführen, wenn ihm das Kapital zur Bezahlung der Ware fehlt, die es vielleicht sicher, aber erst später in Geld umzuwandeln vermag. So werden heute viele Umsätze deshalb nicht getätigt, weil wir im Buch handel völlig veraltete, aus der Jnslationszeit stammende, den heutigen Geldverhältnissen auch nicht annähernd angepaßte Bezugsbedingungen haben, die die gesamte übrige Wirtschaft nicht kennt und die sie belächelt, von denen sie aber insofern Vor teile hat, als sie im Kampf um 'die Restkaufkraft des Publi kums den Buchhandel und seine Ware um Pferdelängen zu schlagen vermag. Herr Jäh behauptet nun, der Verlag, der sich selbst in Not befindet (was keiner bestreitet), könne diesen unhaltbaren Zustand nicht ändern, und er bezeichnet den Glauben an solche Anderungsmöglichkeit als Naivität. Ich darf darauf aufmerk sam machen, daß das schon vor der Krise höchst ungesunde buch händlerische Zahlungsziel, soweit ein Ziel überhaupt gewährt werden muß, sehr wohl eine wesentliche Verbesserung erfahren könnte, wenn man einen Vergleich anstellt mit den Zielen, die, trotz aller gegenteiligen Behauptungen, der Verlag selbst von seinen Lieferanten beansprucht, erzwingt und erhält. Man braucht sich doch nur mit irgendeinem Papierlieferanten, Buch drucker oder Buchbinder über diese Frage zu unterhalten, und man wird erstaunt sein über die Zahlungsziele, die von ihm gefordert werden und gewährt werden müssen, obwohl, wie z. B. beim Buchdrucker, der größere Teil des Rechnungsbetrages aus Arbeitslohn besteht. Und nun erst die Autoren, mit denen der Sortimenter ja häufig genug Gelegenheit hat über diese Dinge zu sprechen! Es ist also meistens wirklich nicht eigener Kredit zwang, der den Verleger veranlaßt, ihn auf das Sortiment ab zubürden, sondern es ist mehr eine immer wieder feststellbare Unmöglichkeit für den Buchhandel, sich den überall herrschenden kaufmännischen Gepflogenheiten verständnisvoll anzupassen. Das aber ist es, was, nicht seit gestern und heute erst, den deutschen Sortimentsbuchhandel zuerst langsam, jetzt aber in furchtbarstem Tempo zugrunde richtet. Herr Jäh erwähnt selbst dis für das Volk der Dichter und Denker beschämenden Tageseinnahmen, die er wohl persönlich bei ihm nahestehenden Sortimentern festgestellt hat, meint aber ungeachtet dieser Feststellung, daß der Verlag auf die Eintrei bung seiner Außenstände nicht verzichten könne. Ja aber wo soll denn der Sortimenter die Möglichkeit zu einer pünktlichen Zahlung finden, wenn nichts verkauft wird oder wenigstens nicht gegen Barzahlung verkauft werden kann? Der Verleger kann sich doch wirklich kaum wundern, wenn bei so hark im Raume sich stoßenden Sachen seine Mahnungen, die früher dem feinfühligen Geschäftsmann im Sortiment höchst peinlich waren, heute als etwas Unvermeidliches hingenommen, dann beiseite gelegt und schließlich gar nicht mehr beachtet werden, weil sehr viele, und nicht die schlechtesten, sich scheuen, Bittbriefe zu schreiben. Diesen Zustand der erzwungenen Interesselosigkeit am geordneten Verkehr und letzten Endes an der Berufsarbeit selbst gilt es in erster Reihe zu bekämpfen, und er kann nur bekämpft werden, wenn der Verlag in der Verbesserung seiner Bezugsbedingungen, insbesondere aber der Zahlungsfristen, bis an die äußerste Grenze des Möglichen geht. Daß diese bei vier Wochen zu suchen sein muß, sollte niemals mehr Gegenstand der Diskussion unter Buchhändlern sein.
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