Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.03.1933
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- 1933-03-28
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- 28.03.1933
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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X- 74, 28. März 1833. Redaktioneller Teil Börsenblatt s. d. Dtschn Buchhandel. mittelbar hing der Inhalt des »Nothan-ker« mit dem großen Unter nehmen zusammen, durch das Nicolai das geistige Leben Deutschlands un 18. Jahrhundert entscheiden«!) beeinflußt hat. Die von ihm ge gründete kritische Zeitschrift, die »Allgemeine deutsche Bibliothek« (seit 1765) vermittelte durch zahllose Besprechungen aus allen Ge bieten die Kenntnis des Wissenswerten und trat, -durchaus im Sinne der Aufklärung, für Geistesfreih-eit und Duldung ein. Namentlich diese Seite des Unternehmens lag Nicolai am Herzen, und unaus gesetzt war er bemüht, sie in den Vordergrund zu rücken. Auch in der Zeit, da Nicolai durch seine Zerwürfnisse mit den größten Geistern stark 'isoliert war, hat er sich noch namhafte Ver dienste erworben. Seine in den eben erwähnten Tendenzen der »All gemeinen deutschen Bibliothek« wurzelnde »Beschreibung einer Reise durch Deutschland und die Schweiz i-m Jahre 1781« (seit 1786) wird als kulturgeschichtliches Denkmal des 18. Jahrhunderts immer ihren Wert behalten. Und sein Eifer für die Kulturgeschichte kam nicht bloß seiner Zeit, sondern auch der Vergangenheit zugute: in Lebens bildern, topographischen Darstellungen und Einzeluntersuchungen hat er viel Lehrreiches aufgespeichert. Die Betrachtung des Wirkens würde ohne einen Blick auf die Berufstätigkeit Nicolais unvollständig sein. Er ist nicht aus Neigung Buchhändler geworben. Vielmehr dachte er mit Hilfe seines kleinen Erbteils sich ganz den Studien zu widmen. Aber als sein Bruder, der Inhaber der väterlichen Buchhandlung, starb, war Nicolai ge zwungen, das Geschäft zu übernehmen. Eine ungemein schwierige Aufgabe! Die Buchhandlung war hera-bgekommen, mit Schulden über lastet. Allein Nicolai zeigte sich den Schwierigkeiten gewachsen. Nasch entschlossen, verkaufte er den größten Teil des wertvollen Lager bestandes und begann, nachdem er so die nötigen Betriebsmittel in die Hand bekommen halte, das Geschäft von unten wieder aufz-u- bauen. Er entwickelte dabei ungewöhnliche Umsicht und Tatkraft und tra-f in seinen Entscheidungen immer den Nagel auf den Kopf. Deshalb wurde später auch im Kreise der Bcrufsgenossen sein Nat gern gehört'; mit klugem Sinne setzte er sich hier allen hochsliegenden, undurchführbaren Plänen entgegen. Unter seiner sicheren, Schritt für Schritt vovdring-enden Leitung blühte die Buchhandlung ersicht lich auf und konnte später aus der Poststraße in das viel günstiger gelegene sogenannte Nicolaihaus, Brüderstraße 13, verlegt werden. An dem Gedeihen des Geschäftes hatte Nicolais Verlag einen be deutenden Anteil. Zu seinen frühesten Verlagswerken gehörten die von ihm selbst verfaßten schönen »Ehrengedächtnisse« auf Ewald von Kleist un'd Thomas Abbt, dann vor allen Dingen die »Briefe die Neueste Literatur betreffend«. Vieles andere folgte nach, so die Ausgabe der Werke Justus Möfers. Aber der Hauptnachdruck ruhte doch auf der »Allgemeinen deutschen Bibliothek«. Und hier ergibt es sich, -daß Nicolai sein Verlegera-mt als eine Kulturmission erfaßte. Er wollte nicht bloß der »Aufklärung« dienen — das Wort in welt anschaulichem Sinne genommen —, sondern wirklich aufklären, d. h. er wollte in einer Zeit der politischen Zersplitterung und des mangel haften Verkehrs einen jeden in den Stand setzen, an der geistigen Entwicklung teilzunchmen. Tie Verdienste, die sich der Schriftsteller, -der Gelehrte, der Aufklärer, der Verleger erworben, dürfen nicht geschmälert werden. Man muß sie vielmehr beständig im Auge behalten, wenn man die von unseren Großen gegen ihn gerichteten Angriffe auf das richtige Maß zurückftthren will. Georg Ellinger. Das Buch als Ehrenpreis. Ansprachen, gehalten bei Eröffnung der Ausstellung »Der Ehren preis« im Museum für Leibesübungen in Berlin (s. a. Börsenblatt Nr. 72, S. 212). vr. Friedrich Oldcnbourg. »Wer das Höchste will, muß das Ganze wollen«: diese von Goethe an Jacobi gerichteten Worte «scheinen mir den Leit-gebanken am besten wiederzugeben, der unser ganzes Tun und Streben durch dringen muß, wenn wir dazu kommen.wollen, daß der deutsche Mensch aus dem Dunkel der Zeit ins Licht tritt. Hören Sie aber, wie jenes Goethewort weiter lautet: »Wer vom Gei-ste handelt, muß -die Natur, wer von der Natur spricht, muß den Geist voraussetzen oder im Stillen mitverstehen«. Damit ist mit aller Deutlichkeit Umrissen, «was Goethe meint: Er verwirft alle Einseitigkeit, die einmal nur den Geist, das andere Mal nur die Natur erfaßt. Nnd an einen anderen. Freund schreibt er einmal, daß der Mensch, der nicht erfaßt habe, daß »Geist nnd Materie, Seele und Körper, Gedanke und Ausdehnung, Wille und Bewegung« die Triebkräfte des Weltalls sind, besser hätte das Denken längst aufgeben und auf gemeinen Weltklatsch seine Tage verwenden sollen. 222 Reicht nicht solches Wort weit hinaus über jenes Wort des Altertums, das lediglich von einem gesunden Geist im gesunden Körper spricht?! Die ganze Spannung dessen, was wir Leben nennen, wird umfaßt und uns die Pflicht auserlegt, uns mit diesem Leben auseinanderzusetzen, seine Vielfältigkeit in ein Ganzes zu- sammcnzuschauen und nicht stecken zu bleiben in der Betrachtung der einen Seite. Sind nicht manchmal die Sportseiten einer Zeitung, aber ebenso die geistigen Ergüsse »unterm Strich« nicht viel mehr als Welt klatsch?! Erleben wir es nicht, daß körperliche Höchstleistungen ge rühmt werden, ohne daß der Wert des Menschen, der sie vollbrachte, auch nur in den Kreis der Betrachtung gezogen wird? Und anderer seits: Hat man nicht Literaturpreise an Menschen Verliehen, die nicht wert sind, daß man ihnen die Zugehörigkeit zu uns zubilligt? Es ist nicht so, daß man die oft schon betonte Zusammengehörig keit von Geist und Körper allein zum tausendsten Male in dieser Stunde zu unterstreichen hätte. Das Ganze besteht aus weit mehr: Es umfaßt auch die Seele und den Willen, Stoff und Bewegung, den Einzelnen und das Volk und — wenn wir's recht erfassen — Welt und Gott. Ist eine Ausstellung wie die hier errichtet« Anlaß genug, um so weit zu greifen? Au sich vielleicht nicht: fällt sie aber in eine Zeit wie die jetzige, so müssen wir dem tieferen Sinn -solcher Schau ernster Nachdenken. Jeder, auch der kleinste Anlaß muß uns heute zu jener Selbstprüfung führen, ob wir auf dem Wege sind zum Ziel. Dieses aber ist der deutsche Mensch, der aber wird erst Wirklichkeit werden, wenn er eben jenes Höchste will, das nur im Willen zum Ganzen erreicht werden kann. Darum aber muß jeder Ehrenpreis seinen Empfänger weitertragen, hinansheben über die Leistung, die ihm den Preis ein brachte, muß ihm Werte vor Augen stellen, die ihn trotz berechtigter Siegcrfrcude bescheiden machen, weil sie ihm neue -und andere Ziele stellen. Der wahre Sieger hat nicht Freude an eitler Häufung von Belegen seiner Leistungen, sondern daran, daß neue Ziele winken. Daß diese Ziele nicht einseitig sein mögen, sondern dem Ganzen dienen, das -soll der Ehrenpreis unaufdringlich, aber überzeugend verkünden. Nur so dient er der Zukunft, führt er weiter, weiter zum Ziel, zum deutschen Menschen. Obcrstudiendircktor vr. Taube. Es ist eine Forderung an den Turner -und Sportler, -dem er kannten Ziele ohne Umwege und ohne Abschweifungen zuzustreben. Ich will mich in dieser Umgebung gern dieser Forderung für meine Ausführungen beugen und versuchen, in wenigen, kurzen Worten das zu sagen, was mir für das gestellte Thema notwendig er scheint. Mich hat des öfteren ein tiefes Erschrecken gepackt, wenn «ich den Ehrenschrank eines Vereins betrachtete oder mir die Ehrenpreise eines Sportlers gezeigt wurden. Wieviel Unschönes, Unkttnstlerisches, Wertloses war da zu -sehen. Oder iviovieles war aufgehäuft, das nie zu verwenden war, das zwecklos Raum wcgnahm und keinem Freude machte. Wie kam «das? Lange Zeit mußte unter allen Um ständen der Ehrenpreis aus Bronze oder Marmor sein. Aber diese Dinge waren teuer, und es fehlte an Geld für sie. So nahm man seine Zuflucht zum Schein, kaufte was wie Bronze oder Marmor aussah, kaufte Massenartikel im Warenhaus. Nur größere Verbände, Stadtgemeinden oder staatliche Behörden -konnten die Mittel für wirklich künstlerische-Ehrenpreise anfb-ringen und haben es in dankens werter Weise getan. Wir haben auch soeben gehört, wie Berlin über den engen Nahmen- -hin aus strebt. Wenn ich mich vom Schrank der Ehrenpreise der Bücherei zu wandte, so wurde ich auch da nur zu oft enttäuscht. Über die Fach blätter und die Fachbücher hinaus war kaum etwas vorhanden. Die oft beklagte Einseitigkeit im Sportbetricb machte -sich auch hier gel tend. Hier liegt ein Versäumnis der Sportvereine vor, indem sie zu wenig siir die geistigen Interessen ihrer Mitglieder sorgen. Auch der Sportverein, der seiner Natur nach die körperliche Ausbildung in den Vordergrund zu stellen hat, soll sich doch stets bewußt sein, daß sie nicht seine einzige Aufgabe dar-stcllt, «daß er vielmehr den ganzen Menschen erfassen soll und darum über den Leib nicht Geist und Gemüt vernachlässigen darf. Meines Erachtens ist ein wichtiges Hilfsmittel das gute Buch. Er sollte seine Bücherei mit solchen Büchern füllen, er sollte aber in weitem Umfange solche Bücher als Sieges- oder Ehrenpreise a-ussetzen, insbesondere für den-Einzel sieger. Vielleicht erscheint cs manchem merkwürdig, einem Hundert meterläufer, einem Speerwerfer, einem Ruderer ein Buch als Preis in die Hand zu legen. Ich bin durchaus anderer Meinung und -bin überzeugt, daß ein Buch mit größerer Freude, besonders von dem jugendlichen Sieger als Preis entgegengenommen wird als irgendeine imitierte Bronzefigur. Denn unsere Jugend hungert nach idem guten Buch, unsere Jugend, der es so schwer wird, eigene Bücher zu er-
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