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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.04.1933
- Strukturtyp
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- 1933-04-22
- Erscheinungsdatum
- 22.04.1933
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93, 22. April 1933. Redaktioneller Teil Börsenblatt f. d.Dtschn Buchliandcl. mußten, die aber doch einen tiefen Sinn hatten, eben den, die Frage zu lösen, ob der Mechanisierung oder der Persönlichkeit die Zu kunft gehört. Nun, da der Kampf als ausgekämpft gelten darf, liegt aus dem Schlachtfeld das deutsche Buch, dem durch »Mecha nisierungsfimmel und Normungsirrsinn«, wie der »Offene Brief» sagt, fast das Lebenslicht ausgcblasen wurde. Und darum fragt ein deutscher Drucker, dessen praktische Ar beit an der künstlerischen Gestaltung des deutschen Buches so viel fach dazu beigetragen hat, Deutschlands Ruhm auf den Buchaus stellungen des In- und Auslandes zu begründen und zu erhalten, seine Zunftgenofsen und darüber hinaus jeden, der Interesse an Typographie und Buchgestaltung hat: »Was ist aus dem deutschen Buchdruck geworden, in dem Be streben, ihn mit theoretischen Experimenten und Normung, sogar des Geistes, zu reglementieren? Seht euch die täglich einlaufen den Drucksachen einmal daraufhin an! Uniform ist Trumpf — eine Drucksache ähnelt der andern — Konfektion von der Stange. Langweilig und ledern und vor allem unfrei. — Soll man das noch Freiheit nennen, wenn man von seinem typographischen Verein oder seinem Verband oder feiner Schule diktiert bekommt, wie man zu fetzen habe und welche Schriften man anwenden dürfe? ,Das darfst du und das darfst du nicht'. Das lassen sich die deutschen Setzer gefallen und die Söhne der Herren Buch druckereibefitzer, deren Väter sich natürlich, wie sie behaupten, in den schweren wirtschaftlichen Zeiten nicht um solche Kleinigkeiten kümmern können. Wissen sic denn nicht, daß die Empfänger von Drucksachen, die Masse der Leser, einfach nach dem urteilt, was sie in die Hände bekommen und nicht nach Kalkulationscxperimenten? Die Herren Kollegen merken, wie es scheint, noch nicht einmal, daß die Arbeiten ihrer Druckereien einen Tiefstand erreicht haben, der an die entsetzlichen 79er Jahre des vorigen Jahrhunderts erinnert.« Es ist klar, daß, wenn selbst Fachgcnosseu im Buchdruck noch nicht gemerkt haben, wohin die Reise geht, der dem Buchgewerbe Fernerstehende gleich gar nicht weiß, warum in einem offenen Brief von führender Stelle Alarm geschlagen wird. Dabei liegt es aber so, daß nur ein offenes Wort gefehlt hat, um die 'Geister aufzurütteln. Denn wer einmal mit geschärftem Blick die Drucksachen und Bücher Revue passieren läßt, die ihm ins Haus kommen, die er allenthalben in den Buchhandlungen und Kiosken sehen kann, dem wird ausfallen, daß in der Tat eine allmählich an Langweiligkeit grenzende Uniformität der Druck erzeugnisse eingetretcn ist, daß eine Art »Buchindustrie« sich breit macht, die dem einzelnen Buche jede Selbständigkeit, jeden Cha rakter nimmt. Kein Wort gegen das erreichte buchtechnische Niveau etwa bei Rechenbüchern und ähnlichen Erzeugnissen; es ist kein Zweifel, daß das deutsche Buch allen Materialnöten zum Trotz eine sehr anständige Höhe der Gestaltung erreicht hat. Aber es geht zu weit, in einer übertriebenen Sucht nach Typisierung und Egalisierung das maschinengemachte Buch dem handgemach ten so gegenüberzustellen, als ob das eine der Beherrscher von Gegenwart und Zukunft, das andere ein kindisches Spielzeug für rückständige »Bibliophile« geworden fei. In solcher Gesinnung, das normierte, typisierte, mechani sierte Buch zu Preisen als den Ausdruck der Gegenwart, folgte man allerdings jener öden gleichmacherischen Tendenz, die auf mehr als einem Gebiete die Atmosphäre vergiftete. Nach kurzer Blüte war das künstlerisch gestaltete Buch sozusagen zum Ana chronismus geworden. Kaum eine der ehedem reiche Frucht tra genden Pressen als Pflegstätten hoher buchgcwerblichcr Kultur hat sich am Leben halten können. Der »Buchkünstler« ist schon fast zur komischen Figur geworden, und wo man seiner nicht entraten konnte, mußte er eigene Art und eigenes Können so zurückdämmen, daß schwache Leistung notwendiges Ergebnis wurde. »Es ist ja schon an sich ein Irrsinn, von alter, verbrauchter, vermuffter, klassischer, süßer und im Gegensatz dazu von elemen tarer, funktioneller, sachlicher, reiner und klarer Typographie zu reden. Es gibt in Wirklichkeit nur einen Unterschied, und zwar den zwischen guter und schlechter Typographie« lesen wir weiter bei Pooschel, der damit im Streit um die Kunst unserer Tage einen Furtwänglerschen Standpunkt einnimmt, der eben falls, auf musikalischem Gebiete, nur den Unterschied zwischen guter und schlechter Kunst gelten lassen will. Wie aber ein Furt- wängler in seiner »Branche« sehr richtig Front macht gegen geistloses Virtuosentum, so wendet sich der Buchdrucker Poeschel mit allem Nachdruck gegen eine eingcrisscne üble Reglementie rung und Bovschriftenmacherei in der Typographie und Buch gestaltung und stellt die Persönlichkeit des Buchkünstlers, des wahren und echten, dem die Gestaltung eines Buches Herzens sache ist, in den Vordergrund, nachdem ein mißtönender Schlacht ruf: »der Auchkünstler ist tot, es lebe die Maschine« die Geister zu verwirren suchte. Gerade weil das Buchgewerbe die Maschine hat, weil sie dem Drucker die Lettern gießt, sie zu Zeilen zusammenbaut und für den Abdruck bereit macht, gerade darum ist es an der Zeit, die Maschine zu zwingen und aus ihrem Mechanismus Leistun gen herauszuholen, die sie in ihrem willigen blinden Eifer selbst nicht leisten kann, weil ihr die Seele fehlt, die ihrer minutiösen exakten Arbeit Leben geben muß. Es ist nicht Undank gegen einen notwendig gewordenen Reinigungsprozeß in der Typographie nnd Buchgestaltung, der hier zum Ausdruck kommt. Es ist ein Warnruf, eine Mahnung, nicht weiter im seichten Vorschriflcn-Gcwässer bequem zu plät schern, sondern zu schwimmen, Arm und Hirn zu nutzen, um über der Maschine stehen zu lernen, um sie zu bändigen, sie, die nur nach mechanischen Prinzipien Genormtes und Typi siertes hcrvorbringen kann, wenn sie sich selbst überlassen bleibt. Es ist also kein Kampfruf gegen die Maschine im Druck gewerbe, der hier ertönt, sondern ein Weckruf an die Buchgestal ter, mit der Maschine im Bunde buchtechnifche Leistungen zu vollbringen, die von künstlerischem Willen durchdrungen und geadelt sind. In diesem Sinne wendet sich Poeschels »Offener Brief« auch gegen das »Kollektiv« mit seiner nivellierenden Tendenz, gegen das »Beiratswesen«, das um jeden Preis den Einzelnen und sein persönliches Können zu unterdrücken sucht, und er stellt einer solchen Verflachung, die das Verantwortungsbewußtsein des Einzelnen zu lahmen Kolleltivbeschlüssen verwässert, die sinnvoll gebildete Arbeitsgemeinschaft entgegen, von einem Primus inter pures geleitet, um der Sache des deutschen Buches zu dienen »aus lauterer Gesinnung«. Man muß hoffen, daß dieser Warn- und Weckruf offene Ohren findet, daß das deutsche Buch aus seiner Lethargie erwache und daß künstliche Normung endlich wieder zurücktrete hinter künstlerischer Formung. Literarische Abende. Herr Oskar Eulitz in Stolp schickt uns seinen in der Unterhaltungsbeilage der Zeitung für Ostpoininern erschienenen Ar tikel »Literarische Abende in Stolp. Rückblick und Ausblick« und schreibt dazu: »Ich bin einer der wenigen Buchhändler Ostdeutschlands, der sich eine Literarische Gemeinde geschaffen hat, der trotz der wirtschaft lichen Not die literarischen Vorträge in Stolp durchgchalten hat und dessen Autorenabende fast immer volle Häuser ausweifen. Meine Lite rarische Gemeinde hat von mir noch keinen Zuschuß erfordert, sondern alle Jahre einen baren Nutzen erbracht, allein von den Eintritts geldern, außer den Buchverkäufen an diesen Menden. Da wir Buch händler mit aller Kraft diese literarischen Abende pflegen müssen, wäre es vielleicht nicht unangebracht, wenn Sie meinen Artikel Literarische Abende in Stolp im Börsenblatt aufnehmen nnd andere Kollegen dadurch veranlassen würden, sich in gleicher Weise zu be tätigen. Solche Autorenabende find di« beste Verbindung mit einem literarisch gebildeten Publikum und machen so die Buchhandlung zum kulturellen Mittelpunkt einer Stadt. Ich habe es in Stolp er reicht, baß meine literarischen Abende im Mittelpunkt der Gespräche einer gebildeten Gesellschaft stehen und daß sie stets gut besucht find, während unser Stadttheatcr an Besuchern Mangel hat. Zu allem ge hört allerdings ein« unermüdliche geschickte Werbung und Freude an der Sache selbst.« Wir kaffen nachstehend den Artikel mit einigen Kürzungen folgen. » Die Literarische Gemeinde Stolp trltt tm Herbst in ihr zehntes Fahr ein. Da gilt es -inen Rückblick auf die letzten neun Fahre zu halten. Als ich ISIS von Liffa lPofen) nach Stolp llberfiedelte, 28g
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