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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.12.1935
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1935-12-03
- Erscheinungsdatum
- 03.12.1935
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- Deutsch
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^ 280, 3. Dezember 1935. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. b. Dtschn Buchhandel. tungslos zu irgendwelcher Lektüre raten würde, könnte ich ja das größte Unglück anrichten. K. Aber — Bücherlesen, das nimmt doch viel Zeit in Anspruch... B. Doch diese Zeit ist gut angewendet! Und was bedeutet cs schon, wenn ich den Buben etwas Zeit opfere — sie bringen mir ja dafür das Beste, was sie haben: ihr Vertrauen. K. Ach — so ist das also bei Ihnen! Ja — dann kann man schon verstehen, daß die Jugend gerne zu Ihnen kommt. Darauf müßten Sie eigentlich sehr stolz sein. B. Ja, das bin ich auch. Und nicht nur stolz, sondern auch froh und glücklich. Denn sehen Sie — mit dem Vertrauen allein ist es noch nicht einmal getan, denn jeder junge Mensch, der zu mir in den Laden kommt, bringt auch eine wunderbare Be reitschaft und Aufgeschlossenheit für Bücher mit — und das ist in meinen Augen viel mehr wert als Geld. Denn das Geld kann ich nur von einem Tag zum andern wieder ausgeben, mit dem Erlebnis aber, das ich dem Jungen durch die Bücher schasse, wirke ich weit in die Zukunft hinein. Und das ist wohl in jedem Beruf die schönste Ausgabe und der beste Lohn. Lily Biermer. Hans I. von Goetz. Buch und Sport Eine Llnterrednng zwischen Kanne Sobek und Fred A. Angermayer*) A. Hanne Sobek, — in Berlin kennt Sie fast jedes Kind! Und ich brauche Sie wohl auch unseren Hörern draußen nicht vor zustellen! ... Mit Absicht hat der Deutschlandsender gerade S i e ans Mikrophon gebeten, weil Sie den Typ des Sports mannes darstellen, der aus dem Volke kommt, einen wahren Volkssport betreibt und seinen Ruhm als Fußballer dort be gründet hat, wo der Fußball in der Reichshauptstadt zu Hause ist — am Gesundbrunnen! Wir sollen uns heute — in der Woche des Deutschen Buches, die das ganze Volk angeht und das Buch in den Mittelpunkt gestellt hat — darüber unterhalten, wieweit Sport und Buch Berührungspunkte haben. Nnd da wollen wir gleich zu Beginn mit der Legende vom »ungeistigen» Sports mann aufräumen! Denn Sie sind wohl auch der Meinung, Hanne Sobek, daß ohne Geist kein Spitzensport denkbar ist? S. Es ist selbstverständlich, daß man ohne Geist keinen großen Kampf gewinnen kann!.. Jedes bedeutende Spiel setzt eine ebenso bedeutende Strategie voraus! Wachen, lebendigen G e i st!.... A. Sehr richtig! Es ist eine etwas zu billige Auffassung sport ferner Kreise, daß Sport nur von primitiven, geistig uninter essierten Menschen getrieben wird! Das gerade Gegenteil ist in sehr vielen Fällen richtig! Sagen Sie, Hanne Sobek, wie kommt eigentlich der aktive Sportsmann zum Buch? Wer bringt es ihm nahe? S. Ich glaube, daß jeder wirkliche Sportsmann ganz allein, aus innerstem Drang, zu Büchern greift! Ich bin — darüber hinaus — der Meinung, daß der junge Sportsmann, der noch im Bildungsstadium und in der Entwicklung begriffen ist, nicht nur Fachsimpelei betreibt, also nur solche Bücher liest, die seinen eignen Sport angehen, sondern daß gerade die junge Sport generation viel lieber zu Werken greift, die weiterbilden! In allem, was ein Sportsmann unternimmt, hat er ja schließlich immer nur den einen Leitgedanken: auch einmal ein Großer zu werden, ein Internationaler, ein Spitzenkönner, einer, der sein Land überall und gegen jedermann erfolgreich vertreten kann! Dazu braucht er aber — neben den selbstverständlichen sportlichen Fähigkeiten — auch die geistigen Wegweiser, die Bücher! A. Das wollte ich eigentlich von Ihnen hören, Hanne Sobek! Denn gerade Sie haben ja mit Ihrem erfolgreichen Fußballroman bewiesen, daß ein aktiver Sportsmann nicht nur eifrig liest, sondern auch imstande ist, selbst das Erlebnis des Sports zu gestalten! Was hat Sie eigentlich bewogen, diesen Roman zu schreiben? S. Mit diesem Roman habe ich mir das von der Seele geschrie ben, was mich innerlich ganz erfüllt! Das Erlebnis des Fuß- ballsports! Ein Buch, das — vom Sportsmann aus betrachtet — auf dem Boden der Wirklichkeit steht! A. Sie glauben also, daß gestaltete Tatsachen eindringlicher zu Sportsleuten sprechen als die Phantasie des dichterischen Be richts? Wir veröffentlichen hier im Anschluß und gewissermaßen als Beispiel für das in dem Aussatz »Bereitschaft zur geistigen Olympiade- an der Spitze dieser Nummer Gesagte einige Stellen aus einem Gespräch, das am 2. November, in der Buchwoche, vom Deutsch- landsender gesandt wurde. lOS2 S. Nicht unbedingt! Schließlich hat sich ja auch ein Mann wie Weltmeister Tunney für reine Dichtung begeistert! Und nicht nur er, viele aktive Sportsleute haben das getan! Auch die Phantasie des Dichters kann den Sportsmann zum unmittel baren Erlebnis führen. Natürlich wird die große Masse der Sportsleute lieber zu Büchern greifen, die aus ihrem eigensten Bezirk kommen und von Sportsleuten geschrieben worden sind! A. Das ist zweifellos richtig! Da sich aber alles auf Erden in langen Entwicklungsreihen vollzieht, müssen wir der Gerech tigkeit halber feststellen, daß schließlich die Dichter die Weg bereiter der Sportliteratur gewesen sind! Sie wissen, daß schon im grauen Altertum Pindar seine »Olympischen Siegesgesänge« gedichtet hat und erinnern sich vielleicht an die hinreißenden Epigramme des Martial! S. Sie haben Recht! Die Dichter haben uns Sportleuten zuerst eine richtige Ahnung des Geistes vermittelt, nach dem wir uns in Büchern immer gesehnt haben! Auch ich habe das niemals verkannt! Und wenn ich auch der Meinung bin, daß schreibende Sportsleute auf dem harten Boden der Tatsachen stehen sollen, anerkenne ich durchaus, daß die Phantasie eines großen Dich ters oft noch viel stärker auf unser Herz und Gemüt ein wirken kann, als der bloße Erlebnisbericht! A. Sie haben wohl schon sehr früh zu lesen begonnen? S. Schon als Knabe! Und ich habe damals nicht nur die — für die Jugend üblichen Jndianergeschichten oder die Abenteuer Karl Mays gelesen, sondern auch ernste Werke!... Sehen Sie, ohne moralische Grundhaltung ist Sport nicht denkbar! Darunter verstehe ich: Kameradschaft, Ehrlichkeit, Ritterlich keit, Opferbereitschaft und Bescheidenheit! Ohne diese sport lichen Tugenden verläuft auch der größte Augenblickserfolg im Sande! Und diese moralischen Qualitäten haben mich schließlich große Dichter und Denker gelehrt! Ihren Büchern verdanke ich also den vollen Umfang meiner geistigen Bildung und wahr scheinlich auch einen Teil meines sportlichen Charakters! A. Noch etwas, Hanne Sobek, das uns gerade während der Buch woche interessiert! Sie kennen doch zweifellos sehr viele aktive Sportsleute und wissen, wie sie leben, arbeiten und wohnen. Haben diese Sportkameraden auch Bücher in ihren Regalen? Ich meine: — spielt das Buch in diesen Kreisen auch als B e - sitz eine Rolle? Treten diese Sportsleute auf dem Bücher markt auch als Käufer auf oder leiht sich der eine oder der andere nur einmal ein gutes Buch aus einer Bücherei? S. O nein! Sportsleute sind immer gute Kunden in den Bücher läden! .... Bücher im Hause sind ja immer gute Freunde! A. Hanne Sobek — wir sind am Ende! Sie baben auch dieses Mal, als unbezwingliche Wache, an einem Tor gestanden. — am Riesentor des deutschen Schrifttums! Sie haben sich als Sports mann zum Buch bekannt und uns eine Reihe wichtiger Ein blicke in die seelische und geistige Haltung aktiver Sportsleute verschafft! Ich danke Ihnen dafür und bin überzeugt, daß Sie jedem Sportsmann, ganz besonders aber der jungen Gene ration, die Sie als Vorbild bewundert, aus dem Herzen ge sprochen haben!
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