Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.06.1933
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1933-06-15
- Erscheinungsdatum
- 15.06.1933
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19330615
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193306150
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19330615
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1933
- Monat1933-06
- Tag1933-06-15
- Monat1933-06
- Jahr1933
-
-
-
-
-
-
-
-
-
433
-
434
-
435
-
436
-
2885
-
2886
-
2887
-
2888 2889
-
2890
-
2891
-
2892
-
2893
-
2894 2895
-
2896
-
2897
-
2898
-
2899
-
2900
-
437
-
438
-
439
-
440
-
-
-
-
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
X; 138, IS. Juni 1933. Redaktioneller Teil. fchehen, wie es jetzt über unser Vaterland hinweggeht, nicht etwa hintansteht, sondern an der Spitze marschieren kann. Wir waren uns weiterhin vollkommen bewußt, daß es notwendig sein würde, dafür Vorsorge zu treffen, daß in der Auswahl der Persönlich keiten insofern gewisse Änderungen eintreten müssen, als wir der vorwärtsstürmenden Jugend der neuen Zeit Raum geben müssen für neue Leute. Wir waren uns bewußt, daß man auch von uns erwartet, daß wir mit einem Programm hervortreten. Man hat damals stürmisch bei uns in Leipzig ungefragt, ob wir denn schliefen, warum wir denn nichts täten. Da mache ich dar auf aufmerksam: wir haben uns durch diese Zurufe wohl unser Gewissen schärfen lassen; aber wir waren uns bewußt, daß es nicht richtig wäre, wenn wir unüberlegt und rasch etwas heraus stellten, um stürmenden Geist zu befriedigen, sondern daß es not wendig ist, daß das, was wir dann zeigen, wirklich zukunftsträch tig ist. Wir sind dadurch vor nicht geringe Nervenproben gestellt worden, und ich darf Ihnen versichern, daß der,Gesamtvorstand, wie er hier vor Ihnen sitzt, in den letzten Wochen das Gefühl ge habt hat, daß er Kriegsdienst leistet, und daß man ihm diese Wochen eigentlich doppelt anrechnen müßte. (Händeklatschen.) Aber ich würde es würdelos und töricht finden, wenn ich Ihnen nun eine schöne Geschichte erzählte, wie das alles war, wie es alle fünf Minuten wieder anders wurde, und wie wir mit allen Fibern uns bemühten, die Kräfte für unsere Sache zu gewinnen, die nun einmal heute die treibenden find und deren leitende Per sönlichkeiten — man darf wohl sagen: — bis zum Zusammen brechen überlastet sind. Wir haben viel vor Türen gewartet; aber — Sie werden es Ihrem Ersten Vorsteher glauben; er hat es ja schon beim Militär gelernt — wir haben schließlich diese Wochen hinter uns gebracht und stehen — ich möchte es Ihnen ruhig sagen: — fröhlich am Ende. (Bravo!) Meine Damen und Herren, lassen Sie einmal selbst die Ge schichte -er letzten Tage hinter sich! Ich darf Ihnen sagen, daß noch gestern abend durch diesen Saal bei der Begrüßung ein Ge ranne ging über das, was schon alles passiert sei und was noch passieren würde (Heiterkeit), und all dieses Geraune gehört nun der Vergangenheit an. (Erneute Heiterkeit.) Ich kann Ihnen Mit teilen, daß wir, um der neuen Zeit die Bahn sreizum-achen, uns entschlossen haben, Ihnen vorzuschlagen, vier Männern Ihres Vertrauens eine Machtvollkommenheit in die Hand zu geben, wie sie im Buchhandel ein so kleiner Kreis wohl kaum je gehabt hat. Diese vier Männer bitten Sie durch meinen Mund, das Vertrauen zu haben, daß wir als «Buchhändler alles tun werden, um zunächst unsere Hauptaufgabe zu erfüllen, nämlich die Zeit zu überbrücken, bis uns durch ein neues gesetzliches Bcrufsständc- wesen von der Reichsregierung die Bahn vorgezeichnet wird. Wir wissen, daß wir damit eine schwere, verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen müssen. Ich glaube aber: es wird wohl keiner unter Ihnen sein, der nicht bereit wäre, uns mit allen Mitteln zu stützen und uns mit seiner ganzen Kraft zu Helsen. Denn wir können wohl einige Richtlinien geben; aber — ich möchte es nochmals sagen: — marschieren muß der ganze Buch handel, und daß er dies vertrauensvoll kann, das ist dadurch ge sichert, daß diesen vier Männern ein Vertreter des Reichsmini- stcriums für Vvlksaustlärung- und Propaganda zugescllt werden soll, sodaß Wir also die Gewähr haben, wirklich in engster Ver bundenheit mit der Reichsregierung zu arbeiten. Ich darf sagen, daß ich es mit größter Genugtuung begrüßt habe, daß mir am letzten Mittwoch, als ich in Berlin wegen unserer Sorgen ver handelte, Herr 1)r. Wismann vom Reichsministerium für Bolksaufklärung und Propaganda mitteilte, der Herr Reichs- minister wünsche, daß in dem zu gründenden Aktionsausschuß sein Ministerium vertreten sei. Ich hoffe, daß wir unter diesen Umständen die Gewähr haben, daß nun Arbeit geleistet wird, die — ich möchte das hier einmal offen aussprechen — nicht gar so fern von der Reichsregierung vor sich gehen wird, wie das in den letzten Jahren bei uns vielfach notwendig war. Es ist Ihnen ein Antrag des Gesamtvorstandes, vervielfäl tigt übergeben worden, und ich inache^ kein Hehl daraus, daß dieser Antrag an die Stelle des Punktes 6 unserer Tagesordnung treten soll. Wir wollen uns nicht mit Wahlen aufhalten, sondern ich bitte Sie, den Antrag, wie er Ihnen hier vorliegt, anzuneh- meu und dadurch zu bestätigen, daß Sie die Bahn freigeben für weitere Arbeit. Ich darf den Antrag vorlescn. Er lautet: Die Hauptversammlung stimmt der Einsetzung eines aus fünf Mitgliedern bestehenden Aktionsausschusses zu. Ein Mitglied ernennt das Reichsministerium für Bolksauftlä- rung und Propaganda; die übrigen vier sind Buchhändler, und zwar zwei hiervon Verleger: die Herren vr. Fried rich Oldenbourg, München, und Karl Baur, München, und zwei Sortimenter: die Herren Martin Rie gel, Hamburg, und Herbert Frit s ch , Leipzig. Der Aktionsausschuß ist berechtigt, alle Maßnahmen vorzunehmen, welche zur Anpassung des Börsenvereins und der ihm angeschlossenen Vereine an die berufsständische Wirtschastsvcrflkssung notwendig sind. Dies gilt insbeson dere für die Änderung der Satzung und der buchhändlcri- schen Ordnungen. Liebe Kollegen! Ich sagte Ihnen schon, daß keiner der vier genannten Herren die Verantwortung gering schätzt, die er auf sich nimmt, wenn Sie diesem Anträge hier zustimmen. Aber ich möchte Ihnen weiter sagen: Wenn das Vertrauen uns trägt, dann glauben wir auch, daß wir ganze Arbeit leisten können. Sie sehen, daß in diesem Ausschuß Namen vertreten sind, die Ihnen in der buchhändlerischen Öffentlichkeit bisher noch nicht oder noch nicht in prominentester Form begegnet sind, und lediglich meine Person ist es, die auch in den letzten Jahren schon hier die Ge schicke sozusagen mit dem Hammer in der Hand leiten durfte. Ich habe mir aber nie eingebildet, daß nun ich den Buchhandel mache. Das Hammcrschwingen und Auf-den-Tisch-kloPsen ist sehr schön; aber wenn es nicht aus der Erkenntnis heraus ge schieht, daß man damit nur dem Gesamtwillen zu dienen hat, dann wäre es verfehltes Tun, und ich versichere Ihnen, daß an dieser meiner Auffassung sich nichts ändert. Und wenn man mir bei all den Stellen, mit denen wir über die Neugestaltung im Buchhandel verhandelt haben, das Vertrauen ausgesprochen hat, daß ich hier an dieser Stelle stehen bleiben soll, so weiß ich, daß dies ein Vertrauensbeweis ist, der aus den verschiedensten Grün den, die ich hier nicht ausführen will, ganz zweifellos sehr schwer wiegt. Man hat mir — ich darf dies wohl sagen — in den stürmi schen Wochen, die hinter uns liegen, u. a. den Vorwurf gemacht, ich sei ein ganz gefährlicher Autokrat. (Heiterkeit.) Liebe Kol legen, Autokrat sein ist immer dann gefährlich, wenn man es gegen die Gemeinschaft ist, die man zu führen hat, und ich darf Ihnen sagen: es ist mein Stolz, daß in «den drei Jahren, in denen ich hier den Vorsitz geführt habe, kaum ein Vorstands- beschluß gefaßt wurde, der nicht einstimmig gefaßt worden wäre. (Bravo!) Allerdings, was die Geschäftsordnung angeht, was die Führung von Versammlungen angeht — verzeihen Sie, wenn ich das sage —, bekenne ich mich als rauhen Autokraten. (Heiterkeit. — «Sehr gut!) Ich habe, wie ich Ihnen wohl die letzten Jahre hindurch bewiesen habe, keine Lust, Kleinigkeiten zerquatschen zu lassen (Sehr gut!) auf die Gefahr hin, daß da durch das Wichtig« ganz und gar im Wust untergeht, (Bravo!) und ich glaube, diese Form der Autokratie kann ruhig weiter Geltung haben. (Stürmisches «Bravo und Händeklatschen.) Meine Damen und Herren, Sie verzeihen, wenn ich noch weiter kurz von mir rede; denn das ist hier in dieser bedeutungs vollen Stunde wichtig. Man hat gesagt, ich sei ein reaktionärer Liberalist. Ich habe mir schon verschiedentlich die Konten ange sehen, die sich auf die Schrift beziehen, die ich vor einigen Monaten in den Buchhandel gegeben habe. Dort lesen Sie, bitte, den reaktionären Liberalisten, und dann sprechen wir uns wieder! (Lebhaftes Händeklatschen.) Weiter hat man mir gesagt, ich sei ein typischer Vertreter des Großkapitals. (Heiterkeit.) Liebe Kollegen, Herr Oberbürger meister vr. Goerdel« r hat vorhin gesagt, daß wir 120 Mil liarden verloren haben. Diese Verluste treffen alle, und Sie dürfen mir glauben, daß ich so, wie die Dinge liegen, eigentlich größere Sorgen hätte, als hier zu stehen und Versammlungen zu leiten; «denn ich Habe noch eine andere Front: die meiner eigenen Existenz, und die ist Nicht einfach mit irgendwelchen Sprüchen aus dem Arsenal marxistischer Wirtschaftspolitik zu sichern. (Zu- 430
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht