Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.07.1933
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- 1933-07-06
- Erscheinungsdatum
- 06.07.1933
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- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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einzelnen noch so nützliche Tätigkeit für die Gesamtheit des deut schen Aüslandbuchhandcls heute keine wesentliche Bedeutung hat. Es muß hier anderseits aber auf den großen Wert der Buchkritik in der Tagesprcsse hingewiesen werden. Meine diesbezüglichen Be obachtungen sind allerdings nicht einheitlich. Während ein Sorti menter darauf hinwcist, daß er manchmal Bestellungen seitens seiner Kunden auf Grund von Notizen in deutschen Tageszeitungen viel früher bekommt, als er die Neuerscheinung im Börsenblatt an- gczcigt findet, erklärt der andere, die Meldungen in der Presse bil den nur eine weitere Anregung für ihn und für seine Kunden, nach dem er die Neuheiten bereits auf Grund der Börsenblattanzcige be stellt hat. Ich neige zu der Annahme, daß sich der ersterwähnte Fall wesentlich seltener ereignet; er ist vielleicht nur darauf zurück- zusührcn, daß der Sortimenter die Anzeige im Börsenblatt Über sicht und erst durch seinen Kunden aus das betreffende Werk hin- gewiesen wird. Denn ich habe mehr als einmal beobachtet, daß die Fülle des im Börsenblatt Gebotenen auf den mit Arbeit und Sorgen überhäuften Auslandbuchhändler verwirrend wirkt. »War um soll ich nicht bekennen«, sagte mir ein Fachmann, »daß es mir selbst nicht in dem erwünschten Maße gelingen will, jede Nummer so auszuwerten, wie sie es verdient? Die Menge des Gebotenen erschwert trotz aller Übung die Orientierung, sie drängt heute das Gestern zu schnell ab.« Will man anläßlich der Hundertjahrfeier auch in dem für die Zukunft der deutschen Kulturgcltung so wichtigen Südosten eine Bestätigung für die Bedeutung des Börsenblattes erhalten, so trifft man auf die übereinstimmende Erklärung aller: Das Blatt ist, kurz gesagt, unentbehrlich; jeder Sortimenter, der regelmäßig deutsche Werke führt, braucht es hier ebenso notwendig wie der Buchhändler in Deutschland. In der deutschen Buchhandlung in Sofia bei spielsweise wurde mir ein Arbeiten ohne Börsenblatt als »undenk bar«! bezeichnet. Gerade die Fachleute im Ausland, die die Organi sation des anderssprachigen Buchhandels aus ihrer täglichen Arbeit kennen, empfinden Inhalt und Anordnung des Börsenblattes als vorbildlich, so insbesondere die im Laufe der Zeit erfolgte Ausgestal tung seiner bibliographischen Berichterstattung. Mit Interesse wird überall verfolgt, was das Blatt gelegentlich im redaktionellen Teil an Nachrichten und Artikeln über die Verhältnisse im Buchhandel der betreffenden Länder veröffentlicht. Viel Anklang fand die Neu ordnung, die Nettopreise nicht mehr in den Anzeigen selbst, sondern nur aus den Bestellzetteln zu nennen. Damit hat das Blatt seinen Charakter als »Geheimdokument« verloren. Ich sprach eine Reihe von Sortimentern, die ihre Kunden nun gerne darin blättern lassen oder einzelne Anzeigen hcrausschneiden und aushängen. Sie haben in der erwähnten Neuerung eine sehr wesentliche Unterstützung ihrer Werbetätigkeit erkannt. Aber ich bin auch Buchhändlern be gegnet, die sich darüber noch nicht klar sind. Die Anteilnahme, die man in den Fachkreisen des Südostens dem jubilierenden Börsenblatt entgcgcnbringt, kommt auch in vie len Wünschen und Anregungen zum Ausdruck. Herr Eleftherou- dakis in Athen faßt seine Vorschläge folgendermaßen zusammen: Statt der täglichen Ausgaben, denen zu folgen für den vielbeschäf tigten Buchhändler sehr mühsam sei, möchte er ein Erscheinen nur zweimal in der Woche vorziehen; um dies zu erreichen, könnte man seiner Ansicht nach die Anzeigen bei unverändertem Preise kleiner drucken. Dieser Vorschlag ist meines Erachtens eine Reaktion auf dis oben erwähnte »Menge des Gebotenen« und erscheint mir von diesem Standpunkt zwar erwähnens-, aber nicht empfehlenswert. Ein zweiter sehr beachtlicher Vorschlag des gleichen Herrn bezieht sich auf die Herausgabe eines monatlichen »Berichtheftes», das in kürzester Form den Inhalt der Neuerscheinungen darstellen sollte. Dabei ist nicht etwa an Kritiken gedacht, vielmehr wäre die In haltsangabe vom Verleger selbst beizubringen, wobei eine einheit liche Regelung der Zeilenzahl den Umfang dieser Berichte in ange messenen Grenzen halten müßte. Solche Bcrichthefte wären, wie Herr Eleftheroudakis meint, vor allem auch für die jüngeren Ge hilfen und Verkäufer von großem Wert. Schließlich schlägt er die Veröffentlichung von Jahresberichten vor, in denen systematisch und rein sachlich die Ereignisse in der Wirtschaft des gesamten Buchhandels besprochen würden. Diese Artikel sollten teils im Börsenverein verfaßt werden, teils durch Korrespondenten. Für das Amt der Korrespondenten wären ehrenhalber die Leiter der ältesten Firmen in den einzelnen Städten zu bestellen. Andere Wünsche der von mir befragten Buchhändler betreffen eine ausgiebigere Be richterstattung über die einschlägigen Fragen im Orient, eine etwas lebendigere Schreibweise in manchen Beiträgen und auch eine — praktisch wohl heute nicht mögliche — weitere Verbilligung der Be zugspreise des Blattes. Der Grundgedanke aller Äußerungen aber, die ich bei den Fachleuten in den verschiedenen Ländern des Süd ostens anläßlich der Hundertjahrfeier gehört habe, ist ausnahmslos derselbe: Das Börsenblatt möge die bisherige Richtung bcibehalten, es soll bleiben, was es bisher gewesen ist. Zum 28. Geburtstag des „Zupfgeigenhansl". Es muß wohl im Wintersemester 1910 gewesen sein. In Leipzig hatte sich damals eine sehr fröhliche Wandervogelkumpanei unter den Studenten zusammengefunden, die sich als Domizil die alten Buden am Matthäikirchhof und in der Nähe der Thomaskirche ausgesucht hatten. Man wohnte ganz oben unter dem Dach, weil von dort aus die schönste Aussicht über Leipzig war. Eines schönen Tages, als wir gerade beim Hans Lißner Kaffee schlemmten, beehrte uns ein ungewöhnlicher Besuch. »Ein Herr vom Verlag Hofmeister wünscht Sie zu sprechen«, meldete die gemütliche nahrhafte Wirtin. Man hatte keine Ahnung, was dieser Besuch be deutete. Den Verlag Hofmeister kannten wir wohl, denn dort waren die Lautenbücher von Scherrer und Robert Kothe erschienen. Ins Zimmer kam ein wohlbeleibter Herr, es war der Prokurist, Herr Moritz Schulz, der uns den »Zupfgeigenhansl« abkaufen wollte. Unser bescheidenes Wandervogelliederbuch, dessen 3. Auflage gerade heraus kommen sollte, hatte das Gefallen seiner Firma erregt und so boi er uns einen recht beachtlichen Betrag für die Rechte an diesem Buche. Also konnte das wohl kein Witz sein. Die 1. Auflage des »Zupfgeigenhansl«, den unser Freund vr. m«ck. Hans Breuer, damals Medizinkaudidat, 1908 in Heidelberg herausgegeben hatte, war gerade mit Ach und Krach gedruckt morden, nachdem die armen Studenten in ihre schlaffen Beutel gelangt hatten, um wenigstens einen Teil der Druckkosten sicherzustellen. Die folgende Auslage war zwar rasch abgesetzt worden, aber mit den Abrechnungen und dem Geldeinziehen war das immer eine böse Sache gewesen. Wir konnten zwar dem guten Herrn Schulz in Leipzig den »Zupf geigenhansl« nicht verkaufen, weil nur Breuer, der in Frankfurta. M. Medizinalprak tikant war, darüber verfügen durfte, und wir empfah len, den Hand el in Frankfurt abzuschließen. So geschah es dann auch. Hofmeister übernahm dieses hervorragende Volksliederbuch, und das ist unserm »Zupfgeigenhansl« in jeder Beziehung gut bekommen. Als wir ihn damals drucken ließen, war er noch ein recht schmäch tiges Kerlchen, der kaum 80 Seiten umfaßte, als Hofmeister ihn betreute, »fris ch frisiert, gestutzt und neu gewamset«, stieg der Umfang bald bis zu 238 Seiten Liedertext. Auch die Verbreitung nahm außerordentlich zu. In geraumer Zeit waren 100 000 Exemplare abgesetzt, heule haben alle Ausgaben zusammen eine Auflage von weit mehr a ls einer Million. Als der Krieg ausbrach, stiftete der Verlag Hofmeister einige tausend Exe mplare. Jeder Wandervogel, der Soldat wurde und in den Krie g zog, bekam ein Feldzugsexemplar überreicht, und so hat uns dieses Liederbuch als ein Stück deutsche Heimat in fremde Lande beglei tet. Ja, es sind Exemplare in die Kriegsgefangenen- Lager bis nach Amerika und Australien gegangen, denn Wandervögel gab es schon in aller Welt, und auf allen Schlachtfeldern der Erde sind sie gefallen. Beinahe 7000 Angehörige dieser Jugend bewegung sahen die Heimat nicht wieder. Unter diesen war auch vr. Hans Breuer, der im April 1918 als Oberarzt beim Neserve- regiment 32 in vorderster Front fiel. Hans Breue r würde Heuer, da der »Zupfgeigenhansl« seinen 25. Geburtstag l «egehen kann, das 50. Lebensjahr vollendet haben, und mit einer g ewissen Wehmut denkt der Verfasser an die Zeit zurück, da der » Zupfgeigenhansl« uns jungen Menschen geradezu eine Offenbarung bedeutete. Durch ihn hatten wir das echte deutsche Volkslied wieder entdeckt. Dieses Liederbuch ist wirklich ein Maß stab für alles Ech te, und so ist es auch mehr als ein Verlagsartikel, es ist geradezu eil a nationales Besinnungsbuch für diejenigen Kreise im neuen Deutsch land, denen die Pflege echten Volkstums obliegen muß, nachdem daL i Partei- und Haßlied erledigt ist. Augenblicklich ist es aber auf t >em Gebiet des Volksliedes beinahe noch so wie Breuer vor 25 I ähren schrieb: »Das Erbe ist groß und herrlich, aber die Erben ke n.nen nichts mehr und wissen nicht, was sie be sitzen«. An der jringen Generation wird es nun liegen, daß auch hier ein Wandel l Antritt, der verantwortungsbewußte Buchhändler wird viel dazu beitragen können. Erich Matthes.
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