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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.07.1933
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- 1933-07-20
- Erscheinungsdatum
- 20.07.1933
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- Deutsch
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x° 166, 20. Juli 1933. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b.Dtschn.Buchhanbel. ihrer Lebensmächtigkeit in öer weißen Nasse durchzusetzen. Und dieser Freiheitskampf ist immer in revolutionären Bewegungen vorgetragen worden. Das deutsche Volk steht unter dem macht- und kulturpoliti schen Ansturm des mittelländischen Geistes seit zweitausend Jahren und hat sich immer wieder dagegen erheben müssen: Von den Kämpfen mit dem untergehenden römischen Weltreiche über die deutschfeindliche Politik des Vatikans im Mittelalter und in der Neu zeit und durch all die militärischen und geistigen Kriege, die Frank reichs macht- und kulturpolitisches Ringen um europäische Hegemonie entfesselte, gehen in stets gesteigerten Krafteinsätzen die deutschen Revolutionen über unser Volk hin, die alle den einen Sinn haben, uns und das Abendland von den mediterranen Hegemoniegelüsten zu befreien. — So ist es klar, daß heute mehr denn je eine Revo lution, getragen von westlerischer Geistigkeit, keine deutsche Re volution sein kann, weil eine Umsturzbewegung westlerischer Art dem deutschen Volke keine erträgliche und taugliche Lebensform zu bieten imstande wäre. Revolutionen müssen volksgeartet sein, sonst sind und bleiben sie Volksverrat. Der deutsche Volkskörper hat sich in den letzten zehn Jahren langsam, wie es uns schien, die wir auf innere und äußere Be freiung warteten, in Wirklichkeit doch mit einer, von seinen inneren und äußeren Gegnern nicht geahnten Schnelligkeit aus seiner Er schöpfungslethargie erhoben. Wenn irgend etwas von der biologischen Jugend unseres Volkes Zeugnis gibt, so ist es diese ruckweise Wieder aufrichtung des auf den Tod getroffenen Riesenkörpers. Wir können es geschichtlich verfolgen, wie jene westlerischen Ideen aus den Um sturzjahren 1918/19 mit der wachsenden Erkräftung unseres Volkes von Stufe zu Stufe an politischer und moralischer Kraft verloren haben und wie ihre geistigen Begleiterscheinungen stetig unwirk samer wurden, bis sie zuletzt vom deutschen Volke abgeschüttelt wor den sind. Im gleichen Maße ist die politische Freiheitsbewegung gewachsen, die vom Anfänge an von ihrem Führer »völkisch« genannt worden ist. Sie mußte zunächst in politisch-organisatorischem Aufbau den Durchbruch schaffen, eine gewaltige, trotz des stetigen Wachstums von der ganzen Welt bis in unsere unmittelbare Gegenwart für unmöglich gehaltene Leistung. Das Zeichen für die Volksechtheit der nationalen Revolution ist gerade ihr überwältigender Durchbruch gegen die Erwartung der ganzen Welt, einschließlich weiter Jntelligenzkreise des deutschen Volkes. Aber noch ein anderes, weniger beachtetes Zeugnis für die Volks echtheit der deutschen Revolution besteht: Seit ihrem Durchbruch gewinnt das Politisch-Organisatorische, das seinen Halt zunächst in dem Gefüge der Partei finden mußte, seine deutliche Wendung zu den allgemeinen volksbiologischen Grundlagen hin, die über jede Partei hinausgreifen, weil sie Lebensreaktionen des ganzen Volkes sind. Immer mehr tritt die innervölkische Gesamtbewe gung zutage. Durch Kampf und Disziplin der Partei ist dem deut schen Volke der Entwicklungsstrom befreit worden, der sich unter dem Druck der Not, der Enttäuschung und artfremder Widerstände, die gut gedeckt worden waren, aufgestaut hatte. Und darum fließt das Volk nun unaufhaltsam in die deutsche Revolutionsbewegung ein mit all seinem Glauben und Hoffen. Seit dieser Wendung sind die geistigen Führer vor erhöhte An forderungen gestellt und vor Aufgaben, die ihnen keine politische, auch keine kulturpolitische Parteilage vorschreiben kann. Ihre Leistung bleibt, wenn sie kulturell echt und fruchtbringend durchgeführt werden soll, der eigenen Führerverantwortlichkeit freigestellt, denn die Frei heitsbewegung eines Volkes kann nur dann zu einem Lebensbestand von Dauer und Weltwirksamkeit gelangen, wenn sie aus dem zer- klüftenden Zustande der triebhaften Reaktionen in den einigenden der ideellen Klarheit übergeleitet ist, die in dem formenden Ge wissen der Kulturfllhrer ihre unbeirrbare Wesensgrundlage hat. Die lebenswirksame Einordnung der Freiheitsbewegung in das Welt geschehen muß durch das ordnende Hermögen der geistigen Führer ihre faßlicye Form erhalten, um dem überindividuellen Gedächtnisse einverleibt zu bleiben und nicht wieder im Leichtwandelbar-Trieb haften zu versinken. Diese Form muß auf allen Lebensgebieten einzeln ausgebaut werden. Sie läßt sich nicht in ein allgemeines Schema pressen. Die geistigen Führer eines jeden Lebensgebietes müssen sie aus ihrer ordnenden Jnnenanschauung schaffen, die den biologischen Volks körper nur als Ganzes begreift und als Ganzes normativ erfaßt. Doppelt also ist die Funktion der geistigen Führer einer natio nalen Revolution. Sie muß erstens in den vorrevolutionären Zeiten durch das bewahrende und zugleich ausbauende Werk die geistigen 532 und sittlichen Grundlagen der Freiheitsbewegung lebenswirksam wacherhalten und sie gesteuert haben. Das ist die Zeit der Unter drückung und Anfeindung der kulturellen Führer. Zweitens aber — nach dem Durchbruche der Freiheitsbewegung, in der Zeit der Revolution also — müssen von den geistigen Führern dem Volke die Grundlagen der nationalen Befreiung zu klarem Bewußtsein gebracht und damit die Erkenntnis des großen welt wirksamen Entwicklungszuges geschaffen werden, jenes Entwicklungs zuges, dem jede Volksbewegung über alles Parteimäßige hinaus folgen muß, wenn sie siegreich bleiben soll. Es gehört zu den be deutsamsten Einsichten des Führers der deutschen Freiheitsbewegung, daß er wiederholt den Primat der Erfassung des ganzen Volkes gegenüber der notwendigen Parteiorganisation hervorgehoben hat. Dies wurde in das Zielwort gekleidet: Nicht nur Partei, sondern das ganze Volk. Wir teilen die Zuversicht: das hohe Ziel werde erreicht werden. — Das Ziel lückenloser Volksgemeinsamkeit wird aber nur dann erreicht sein, wenn die deutsche Revolution gerade auf jene Lebens gebiete vorgetragen ist, die ihrer Art nach, weil sie innerste Offen barungen des gesamten Volkswesens sind, keinen Parteicharakter tragen können. Hierzu gehören nicht nur das wirtschaftliche, tech nische, militärische Kulturvermögen eines Volkes, sondern vor allem und im innersten Kerne seine wissenschaftliche Leistungsfähigkeit und seine Kunst. Es ist ein Aberglaube, daß Kunst und auch Wissenschaft allge- meinmenschlichen Ursprunges seien. Wir müssen uns in diesen Zei ten doppelt hüten, Ursprung mit Wirkung zu verwechseln, zumal wir hier nicht von den Verkehrsergebnissen des Kulturlebens sprechen, sondern von genialen Urhebertaten, die in der Kunst offen sichtlich und in der Wissenschaft strotz den allgemeinen Formen des Aufbaues und Ausdruckes der Wissenschaften) innerlich stets volks gearteten Charakter haben. Ein Paracelsus, ein Luther, ein Kant, ein Nembrandt, ein Beethoven, ein Goethe bleiben deutsch im Wesen und Schaffen, obgleich sie menschheitliche Wirkung ausgeübt haben. Aber eines: sie konnten und können niemals parteideutfch genannt werden, sie sind volksdeutsch gewesen, national im weitesten und im höchsten Sinne. Das ist die eine Abgrenzung, die Abgrenzung gegen das Partei mäßige. Die andere Abgrenzung ist folgende: Wir Deutsche müssen in kulturellen Dingen einer höchst über flüssigen Besorgnis ledig werden. — Es ist uns seit den Zeiten des Humanismus und besonders über die französisch bedingte Aufklä rungszeit hin, unter deren Einwirkung unser Intellektualismus heute noch steht, in immer aufdringlicherer Weise eingehämmert worden, daß die deutsche Wissenschaft und Kunst dann erst vollen Wert und eine Weltwirksamkeit erlange, wenn sie international sei. Und international hieß in den Zeiten des Humanismus latein mediterran, in den Zeiten der Aufklärung französisch-mediterran. Daß deutsche Wissenschaft und in manchen genialen Gestaltern auch deutsche Kunst übernationale Wirksamkeit gehabt haben und fernerhin haben werden, ist so gewiß wie die Tatsache, daß alles Lebensförderliche sich in der ganzen Nasse durchsetzt. Aber diese übernationale Wirkung ist nicht die Quelle der wissenschaftlichen und künstlerischen Genieleistung; Wirkung und Quelle sind zweierlei. Gleichwohl: Weltwirksamkeit kann nur das Echte haben, auf den Neinwuchs kommt es bei der Kulturleistung an. Und das Echte hat keinen andern Mutterboden als den des Volkstums, weil der geniale Denker und Künstler nur dann zu einem Werke von weltwirksamer Bedeutung gelangen kann, wenn seine Ahnen in der gearteten Ge meinschaft seines Volkes in Lebenskampf und Sehnsucht zu stets ge steigerter Leistungsbereitschaft ausentwickelt sind, mögen sie selbst auch nicht schon die befreiende Form gefunden haben. S o also müssen wir Quelle und Wirkung scheiden lernen. Wie alles im Uberindividuellen wirkende Leben, muß demnach auch die Entwicklung öer deutschen Revolution im Kulturellen nach zwei Seiten hin ihre Abgrenzung finden: Sie muß erstens die Hem mungen des' Triebhaft-Parteimäßigen überwinden und zweitens die internationalistische, die westlerische Befangenheit der Intellektuellen. Dann erst werden die volkhaften Entfaltungskräfte der deutschen Kultur frei sein. Von diesen grundsätzlichen Unterscheidungen aus wird auch die Stellung der Dichtkunst in der nationalen Revolution bestimmt. Für die Dichtkunst kann es ebensowenig wie für eine andere Kunst ein Programm geben. Kunst läßt sich nicht reglementieren. Sie wächst aus der Tiefe einer letzten gestalterischen Inbrunst, die aus den triebhaften Spannungszuständen eines Volkes volksverant wortlich nach Befreiung durch bildnerische Gestalt drängt. Jeder
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