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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.07.1933
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- 1933-07-25
- Erscheinungsdatum
- 25.07.1933
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170, 2S. Juli 1933. Redaktioneller Teil. BSrI-nblaU >. d.Dtschn. Buchhandel. 14. Wie bringe ich die Leserschast in den Laden? Es ist grundfalsch, die Leserschaft als einheitlichen Körper zu betrachten; diese Erkenntnis ist nicht neu, aber nie wurden die Folgerungen aus ihr gezogen. Der Fehler beginnt schon dann, wenn man glaubt, etwa Arbeiter in bürgerliche Buchläden bringen zu können; gerade so wenig sieht man doch einen Bürger in einer ausge sprochenen Arbeiter-Buchhandlung. Wir haben zwar die feste Zuversicht, daß die Einigung des Volkes durch den Führer Adolf Hitler verwirklicht werden wird, aber die Überwindung der alten Klassengegensätze und der ganze Zusammenschmelzungsprozcß braucht Jahre und Jahrzehnte; zunächst muh man noch eine ge wisse Zeit mit der Tatsache rechnen, daß man Lassen-, erlebnis- und bildungsmähig vollkommen verschiedene Leserschichten zu er fassen hat. Die Aufgabe gliedert sich daher in zwei gänzlich ver schiedene Teile: Bringt den Bürger wieder in den Sortimentsladen herein! Schafft Bücherstuben für den Arbeiter! 1b. Der Bürger und das Sortiment. Woraus erklärt sich die große Scheu der deutschen Leserschast, einen Buchladen zu betreten, so gern es seine Schaufenster betrachtet? Die Ursache ist ein Minderwertigkeitsgefühl; dessen Folge ist die Angst vor dem Kauf zwang und einer liebenswürdigen, jedoch unentrinnbaren Bedie nung, sowie die Angst vor der Bloßstellung von Bildungslücken, die jedem echten Deutschen, der durch die Schule gegangen ist, an scheinend bis ans Lebensende in den Knochen sitzt. Diese beiden Ängste gilt es zu beseitigen. Der Besucher des Ladens muß das Gefühl haben, er kommt in seine eigene Hausbücherei und kann un gestört und unbeobachtet blättern und lesen, ohne daß er dabei bedient wird. Bedienung darf nur erfolgen, wenn der Kunde dies ausdrücklich wünscht. Es gilt also, soweit die Räumlichkeiten dies nur irgend zulassen, gemütliche Lcscwinkel zu schassen, sowie die Möglichkeit, an die Fächer hcranzutrctcn und sich selbst die Bücher herauszuziehen. Den Angestellten ist einzuschärsen, daß sie bei größter Zuvorkommenheit sich niemals aufdrängen, sondern sich vom Kunden bitten lassen. Wenn die Leserschast daran gewöhnt wird, auf diese Weise den Buchladen nicht als eine Vorgesetzte Be hörde zu betrachten, wird es bald auch seine Scheu in Bildungs- sragen verlieren. Hier kann das Sortiment am besten vom Waren haus lernen. Es gilt nun, diese neue Einstellung des Sortiments der Leser schaft gegenüber sinnfällig und deutlich zu machen, und daher muß dauernd im Schaufenster und an der Ladcntür selbst ein kleines Plakat angebracht sein etwa folgenden Inhalts: Diese kleinen Plakate, hübsch gedruckt oder mit Kunstschrift handgeschrieben, werden praktischerweise auch gut sichtbar im Laden auf dem Ladentisch und an den Regalen angebracht. Man lasse sich nicht entmutigen, wenn sie nicht sofort wirken; diese Werbung muß monate- und jahrelang durchgeführt werden, bis sie sich selbst überflüssig gemacht hat. Vollkommen ausgeschlossen ist es natürlich, daß der Buch händler und seine Gehilfen etwa die Ladenbesucher belehren oder schulmeistern. Die Menschen sind alle so, daß sie sich in Fragen von Unterhosen oder Hüten widerspruchslos der höheren Weisheit des Verkäufers unterordnen, in Fragen der Bildung aber sind sie empfindlich. Also auch hier größte Zurückhaltung des Verkäufers! Über die Frage der Aus- und Fortbildung des Nachwuchses äußern wir uns hier nicht, denn diese ist in ihrer entscheidenden Wichtig keit erkannt, und der Weg zur Lösung ist hier bereits tatkräftig beschritten. Auch hier wird Gesinnung allein niemals gründliches Fachwissen und unermüdlichen Fleiß ersetzen. 16. Bücherstuben im Arbeiterviertel. Jetzt ist der Augenblick gekommen, den deutschen Arbeiter für das deutsche Buch zu ge winnen; nie war die Lage dafür so günstig. Aber für den Ar beiter gilt in vielfachem Maße, was wir oben für den Bürger gesagt haben: er geniert sich. Man darf also nicht erwarten, daß er zu einem kommt, sondern man muß zu ihm gehen, muß ihm eine Möglichkeit schassen, in seinem Wohnviertel behaglich und ungeniert in Büchern zu blättern. Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn man Bücherstuben in den eigentlichen Arbeiter vierteln schafft. Doch muß das Buch an den Arbeiter zunächst so zusagen nebenher herangebracht werden, und daher müssen die Arbeiter-'Bücherstuben zugleich Papier- und Schreibwaren führen, die der Arbeiter für seinen Bedarf unbedingt braucht. Eine Masse von Parteibuchhandlungen fliegt jetzt aus; diese sind von dem ortsansässigen Buchhandel zu übernehmen. Wo keine Partei buchhandlungen frei werden oder keine solchen bestanden, müssen solche Bücherstuben neu eingerichtet werden. Ferner eignen sich ganz besonders zur Übernahme schwach gewordene Leihbüchereien; die Verbindung des Leihbetriebes mit der Bücherstube ist ohnedies unbedingt notwendig. Genau so wesentlich wie die Lage, ja noch wichtiger, ist die Persönlichkeit des Leiters; dieser muß entweder ein Mann sein, der aus dem Arbeiterstand hervorgcgangcn ist, oder ein Mann, der sonstwie durch Frontdienst, Arbeitslagcrdienst oder die Jugend bewegung in enger Fühlung mit den Arbeitern steht und daher ihr Vertrauen bereits genießt oder aber es leicht zu erwerben vermag. Dasselbe gilt natürlich für die Angestellten. Die Arbeiter-Bücherstuben sind Eigentum der ortsansässigen Sortimenter-Genossenschaft. Man kann aber auch jungen Buch händlern, die sich in diesem buchhändlerischen Neuland selbständig machen wollen, den Beginn dadurch erleichtern, daß die ortsansäs sige Sortimenter-Genossenschaft sich mit einer Einlage beteiligt, wodurch der persönliche Anreiz zur Arbeit erhöht wird. Die Aus wahl und Ergänzung des Lagers richtet sich selbstverständlich ganz nach den Bedürfnissen der zu erwartenden und zu versorgenden Leserschast. Die Leiter der Arbeiter-Bücherstuben kommen mindestens vier teljährlich einmal mit dem Vorstand des zuständigen Kreis- oder Ortsvereins zusammen und tauschen mit diesem ihre Erfahrungen aus; anläßlich der jährlichen Hauptversammlung des Kreis- oder Ortsvereins ist von den Arbeiter-Bücherstuben ein Bericht über ihre Erfahrungen an die Hauptversammlung zu erstatten. Mit einem Wort: Enges Zusammenarbeiten zwischen den bestehenden bürgerlichen Sortimenten und den neugegründeten Arbeiter- Bücherstuben ist von größter Wichtigkeit; dadurch werden die beider seitigen Erfahrungen nutzbar gemacht, und der Einigungsprozeß der Klassen wird beschleunigt. 17. Aussrischung des Lagers durch Umtausch. Das Sortiment ist neuerdings weitgehend dazu übergegangen, dem Verlag die Rück nahme festbezogener Werke zuzumuten, wohl ohne sich klar zu machen, was dies für den Verleger bedeutet. Dieser hat die fest- verkauften Werke dem Schriftsteller bereits honoriert, muß ihm also bei der Rückgabe das anteilige Honorar wieder belasten, was nur dann möglich ist, wenn überhaupt weiterer Absatz erfolgt und daher Honorarzahlungen nötig werden. Im anderen Fall müßte der Verleger die Rückzahlung der Honorare verlangen, was natürlich gar nicht in Frage kommt. Der Schriftsteller ist in keiner Weise rechtlich verpflichtet, den Umtausch hinzunehmen, und er wird dies um so weniger gern tun, als er dabei noch unter dem stachligen Gefühl leiden muß, daß an seiner Stelle die Werke eines glücklicheren Dichterkollegen verlangt (und infolgedessen auch hono riert) werden. Tatsächlich wird also der Verleger meistens den bezahlten Honoraranteil in solchen Fällen in den Rauchfang schreiben müssen. Er kann und muß daher, zumal die zurückgesandte Ware doch nur minderverkäuflich ist, vom Sortimenter Ersatz ver langen, der in einer Ilmfatzsteigerung zu bestehen hat; der Ver leger gestattet die Rückgabe gegen gleichzeitigen Bezug von Werken in doppelter Höhe des Ladenpreises der zurückgegebenen. Vom Umtausch sind aber natürlich die Neuerscheinungen des letzten Jahres auszuschließen; ferner muß der Verleger die Rücknahme 547
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