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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.07.1933
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1933-07-25
- Erscheinungsdatum
- 25.07.1933
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- Deutsch
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fdl? 170, 25. Juli 1983. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b.Dtschn. Buchhandel. von Werken, die länger als zwei Jahre auf dem Sortimentslager gestanden haben, ablehnen, denn diese sind wegen ihres Zustandes für ihn überhaupt unverkäuflich. Das Sortiment kann also mit diesen Einschränkungen und Vorbehalten sein Lager durch Umtausch erneuern. Nur muß es sich über die Zweischneidigkeit dieser Maßnahme klar sein: Der Verleger muß trachten, die an ihn aus diese Weise zurückgegebenen Werke in irgendeiner Form noch zu verwerten; er wird sie also als Ramsch losschlagen, und so wird auf Umwegen dem Sortiment doch wieder das Geschäft verdorben. Es spielt sich hier lediglich der bekannte Vorgang des Volksaufzugs auf einer Bühne ab, wo im Kreislauf immer wieder die gleichen Statisten aus der Kulisse auf tauchen. Die Rücknahmepflicht des Verlegers nach Maßgabe der buch- händlerischen Verkehrsordnung bleibt natürlich unberührt. 18. Gesundung des Verlags. Wir zeigten oben, daß die Ge sundung des Sortiments Vorbedingung für die Gesundung des Verlags ist. Aber der Verlag darf selbstverständlich nicht auf die Gesundung des Sortiments warten, sondern muß sofort damit be ginnen, sich selbst zu kurieren. Zum Teil werden durch die Schilde rung der Ursachen auch schon die Wege zur Abhilfe gezeigt, doch gehen wir noch auf einige Einzelpunkte näher ein. 19. Die Erzeugung. Wir halten alle Gedanken, die auf plan mäßige Regelung der Erzeugung von einer Mittelstelle aus hin auslaufen, für grundsätzlich verkehrt und dem innersten Wesen des Verlagsbuchhandels entgegenstehend, denn sie laufen letzten Endes auf einen Staatsverlag hinaus und bedeuten Erstarrung des geistigen Lebens. Der Verlag ist Manns genug, um seine Erzeugung selber zu regulieren, aber er muß damit nun wirklich ernst machen. Statt immer nur den Konkurrenten zu meinen, muß jeder bei sich selbst anfangen. Jeder frage sich, che er ein Manuskript annimmt, dreimal: Erfüllt dieses Werk wirklich alle Ansprüche, die mein geistiges und künstlerisches Gewissen, die meine Verantwortung gegenüber dem Volksganzen und dem Vaterland mir vorschreibcn? Er schlage Kataloge nach oder frage bei befreundeten Sortimentern herum, ob nicht schon ein ähnliches Werk vorliegt oder angekündigt ist, und scheue nichts mehr als Doppelmacherei. Vollends wer eine neue Reihe plant, soll der Sicherheit halber zuerst annehmen, daß es bereits eine, wenn nicht zwei ähnliche Unternehmungen gibt; er wird dann weiter seststellen, daß die bereits bestehenden Sammlungen entweder ihre Aufgabe tadellos erfüllen oder daß sie gescheitert sind; in beiden Fällen ergibt sich die Notwendigkeit, den Plan zu begraben, überhaupt: Lerne Steckenpferde und Lieblings- Pläne beerdigen; das ist eine gesunde Abhärtung. 20. Die Kalkulation. Schluß mit der Vabanque-Kalkulation und dem Wahnsinn der Mammutauflagen! Man prüfe zunächst bei etwa 5—10 Büchern seines Verlags nachträglich an der Hand der Umsatzstatistik und der Spesenstatistik, welche von diesen Büchern in den letzten zwei Jahren einen Gewinn ergeben haben, bei welchen noch Geld drinsteckt; mancher wird dabei seine blauen Wunder er leben. Man rechne auch einmal einige Bücher der Konkurrenz nach, und man wird diese nicht mehr beneiden oder fürchten. Man rechne für ein ganzes Kalenderjahr — sagen wir 1932 — aus, welchen Durchschnittsrabatt einschließlich aller Extrarabatte man wirklich gegeben und welchen man einkalkuliert hat. Man rechne auf dieselbe Weise aus, wie hoch die Spesen, gemessen in Prozenten vom Umsatz, wirklich waren, und vergesse dabei nicht seine eigenen Entnahmen sowie die Provisionen für Reisende, und vergleiche den sich ergebenden Prozentsatz dann mit dem wirklich eingerechneten Spesensatz. Den meisten werden dabei die Augen übergehen. Man lasse es aber nicht bei diesem Spiel des Witzes und Verstandes be wenden, sondern ziehe daraus endlich die Folgerung — welcher schöngeistige Verleger hat dies bisher ernstlich getan? Der größte Fehler ist, zu schematisieren; besondere Verwen dung muß höher belohnt werden als Buchbesorgung. Auch Herr Paul Nitschmann sagt in seiner »Erwiderung« aus die Denkschrift des Herrn Jäh in Nr. 150 des Börsenblattes vom 1. Juli 1933: »Daß der buchhändlerische Rabatt stets der Leistung angepaßt sein muß, ist unbestritten und volkswirtschaftlich gesehen eine Not' Wendigkeit«. Man prüfe alljährlich nach, welche Firmen einen Vorzugsrabatt wirklich durch ihre Tätigkeit verdienen, und ziehe 548 daraus die Folgerungen. Natürlich muß dabei der Umsatz der Sortimentsfirmen sorgfältig mit der Einwohnerzahl und den Wir kungsmöglichkeiten verglichen werden. Zu große Nachgiebigkeit be deutet stets Zurücksetzung des fleißigen und interessierten Sorti mentskollegen und rächt sich eines schönen Tages. Schluß gemacht werden muß ferner mit der Einrichtung eines glatten Vorzugsrabatts für befreundete Firmen ohne Rücksicht auf die Größe der Bestellung, wobei Einzelbestellungen den Höchst rabatt genießen wie große Partien; man kehre zum Partiesystem zurück und sichere befreundeten Firmen bei Erreichung eines sest- zulegenden Mindestumsatzes eine entsprechende Rückvergütung zu. Keine Prämie sür langst vergilbte Lorbeeren! Man lasse sich durch nichts ins Bockshorn jagen, am wenigsten durch ungeduldige Autoren oder Sortimentskollegen, die beide nie mals eine Verleger-Kalkulation gesehen haben, noch weniger aber durch die schönen Erfolge von Verlagen, die vermeintlich unge straft alle bisherigen Erfahrungen mißachten; sie haben erst zu be weisen, wie lange sie dies aushalten können, wobei wir mit etwas längeren Zeiträumen rechnen als mit 5 oder 10 Jahren. Fort mit der lächerlichen Fassadenpolitik und dem merkwür digen Ehrgeiz, »Star-Gagen« zahlen zu sollen! Es beginnt sich hcrumzusprcchen, daß auch hervorragende Schriftsteller in gewissen Zeiten geistige Höhenlage, Charakter und Solidität eines Verlegers höher einschätzcn als augenblickliches Dickverdicnen. Der Ver lag, aber auch das Sortiment, bleibe sich bei der Kalkulation stets bewußt, daß der Verlag eine Autoren-G emeinschaft zu ver treten hat und daß er diese fahrlässig gefährdet, wenn er sein Ge schäft durch zu knappe Kalkulationen zugrunde richtet. Der Ver lag sei sich klar, daß jeder Vorschuß ein Verhältnis wechselseitiger Versklavung schafft: Der Autor fühlt sich dem Verleger versklavt, denn er muß nun zähneknirschend den Vorschuß abdicnen, der Verleger jedoch merkt bald, daß er sich dem Autor versklavt hat, denn nun kann er das Manuskript, auch wenn es nicht den ge hegten Erwartungen entspricht, kaum mehr ablchnen und muß oft bemerken, daß er Gefahr läuft, den Autor, der den Vorschuß durch Absatz nicht mehr abdccken kann, zu verlieren, weil der Autor in seiner Not sich gezwungen sieht, wciterzuwandern oder aber neue Vorschüsse zu erbitten. Der Verleger halte sein Pulver sür wirkliche Fälle der Schrift- stcllernot trocken und betrachte einen Vorschuß stets als Geschenk, nicht als Vorauszahlung; er muß wissen, ob sein Geschäft und sein Autor Geschenke vertragen können. Durch eigene Verluste — lies: falsche Kalkulation — gefährdet der Verleger die von ihm vertretene Autoren-Gemeinschaft. Verleger, werde hart! 21. Abrechnung. Der Wirrwarr des heutigen Zustandes muß beendigt, der heutige wilde Abrechnungs- und Bezahlungs betrieb zwischen Verlag und Sortiment muß kanalisiert werden. Wir fordern somit einen einzigen Abrechnungstermin im Jahr, mit einem Wort Neu-Einführung der Ostermesse. Dadurch wer den im Verlag und Sortiment die Rechnnngsarbciten ungeheuer vereinfacht, und es entsteht wieder eine einheitliche große Zäsur im Jahr, mit der man rechnen kann. Folge ist, daß unbedingt wieder wie früher Bar- beziehungsweise Festrabatt und Kommis sionsrabatt zu trennen ist; man kann dabei an Wiedereinführung eines Meßagios und an Gewährung eines Skontos für besonders eifrige Zahler denken. 22. Werbung. Man lasse sich nicht verleiten, den Stück zahlenverkauf durch kostspielige Werbung gewaltsam Hochtreiben zu wollen; so häufig werden die Kosten einer Werbung gar nicht sorgfältig errechnet oder wird der Voranschlag nachher im Eifer des Gefechts überschritten. Bei jedem Buch müssen nachträglich die wirklich aufgewandten Werbekosten mit dem Ansatz der Vorkal kulation verglichen werden; wenn man Überschreitungen feststellt, müssen diese bei anderen Büchern ausgeglichen werden. Bei der Werbung eines Verlags zeigt cs sich sofort, ob er er finderisch ist oder bloß mit seinem Bankkonto auf phantasiereichere Einfälle des Konkurrenten Jagd macht. Dabei ist es das Wesen jeder echten Werbung, daß nur das Originale wirkt und daß die Nachahmung sich sofort selbst entlarvt. Ein Gewerbszweig, der mit so großem Risiko und so kleiner Gewinnspanne arbeitet wie der Verlag, kann niemals eine kostspielige, sondern nur eine inten sivierte Werbung vertragen, die daher höchst sorgfältig durchdacht
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