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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.08.1933
- Strukturtyp
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- 1933-08-10
- Erscheinungsdatum
- 10.08.1933
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- Deutsch
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X; 184, 10. August 1933. Redaktioneller Teil Börsenblatt f. b.Dtschn.Buchhandel. noch neue Aufgaben. Nach kurzer Zeit wird man wissen, wer unter den Kunden zu den guten Zahlern oder faulen Köpfen gehört. Tie guten, zuverlässigen Abnehmer werden durch Ansichtssendungen wert vollen, deutschen Schrifttums unterstützt. Tenn »das Buch, zu dem man aus Liebe greift, ist das schöngeistige Buch« (Nadler). Vielleicht ist es notwendig, für solche Ansichtssendungen auf die alte Abrech nungsfrist von einem Jahre zurückzukommen, da bei den Entfernun gen und hohen Kosten der Frachten ein Ausgleich durch lange Kredite geschaffen werden muß. Auf Vorschlag des neuen Unternehmens arbeitet der deutsche Vortragsdienst, den bisher die Deutsche Akade mie, München, besorgte, vorzüglich mit diesen guten Kunden zu sammen. Um das Kreditrisiko auf ein Mindestmaß zurückzufchrauben, er nennt das neue Unternehmen für jedes Land einen Generalvertreter; in erster Linie berücksichtigt es Deutsche in alten, eingesessenen deut schen Buchhandlungen, zweitens Ausländer, deren deutschfreundliche Gesinnung außer jedem Zweifel steht, so z. B. für Holland Herrn Nijhoff, der zu Beginn des Krieges gegenüber Deutschland eine vor nehme Haltung einnahm (vgl. Zeitwende). In wichtigen Absatz gebieten kann es auch die Vertretung nach sachlichen Gesichtspunkten teilen, Vertreter 1. für Bücher, 2. für Zeitschriften und Zeitungen, und 9. Lehrmittel: in Rumänien z. B. empfiehlt es sich aus politi schen Überlegungen der Krafft L Drotleff A.-G., Hermannstadt, nur die Vertretung für das diesseitig der Karpathen und Transfilvani- schen Alpen gelegeneGebictzu übertragen, dagegen in Bukarest für das reine Rumänien einen Rumänen um die Übernahme der Ver tretung zu bitten. Die Generalvertreter werden nach geltenden inter nationalen Abmachungen zu prozeßfähigen Bevollmächtigten ernannt. Nehmen wir den Fall an, ein Abnehmer will sich böswillig seinen Verpflichtungen entziehen, so überträgt die neue Gesellschaft durch Zession ihre Außenstände an den Vertreter, der nach landesgesetz lichen Vorschriften den Abnehmer zur Einhaltung seiner Verpflich tungen zwingen kann. Haben die Landesvertreter sich Verdienste um das Unternehmen erworben und durch ihre kaufmännische Tätig keit, Verkauf deutscher Bücher, Auskunft über Kreditwürdigkeit usw. im Grunde der deutschen Sache gedient, so erhalten sie — auf Vor schlag des Unternehmens — Anerkennungsschreiben des Reichs- Ministers für Volksaufklärung und Propaganda, in besonderen Fällen des Herrn Reichspräsidenten. Der Einsichtige weiß, daß Ausfuhr mit einem Kreditrisiko ersten Ranges verbunden ist. Deshalb hatten sich bisherige Negierungen entschlossen, für den Nisikoaussall Bürgschaft zu übernehmen. Wir haben uns vergeblich gefragt, warum eine gleiche Haltung nicht dem Buchhandel gegenüber eingenommen wurde. Trotz der geforderten Neuordnung der deutschen Buchausfuhr in einem Ausfuhrunter nehmen mit Vertretern in allen Ländern werden Kreditausfälle Vorkommen. Sie müssen nach französischem Vorbild getragen werden, d. h. die möglichen Verluste müssen aus dem öffentlichen Aufkommen gedeckt werden. In diesem Zusammenhang weisen wir aus andere Tatsachen hin. In Paris erscheint bei dem Verlag Lckitions lVIontaigne eine Zeit schrift, die ausschließlich deutschen Fragen gewidmet ist, die »liüvue ck'^IIiemaZne«. Es ist uns bekannt, daß der Inhaber des Verlags zu einem Leipziger Buchhändler geäußert hat, er könnte diese Zeit schrift nicht halten, wenn er nicht von der französischen Negierung finanziell unterstützt würde. Webers Jllustrirte Zeitung kann unscrs Wissens im Ausland nicht mit der großen, repräsentativen Zeitschrift Frankreichs »^.Illustration« konkurrieren, da sic infolge der Valutaverhältnisse zu teuer ist. Wann, so hat mancher gefragt, wird eine deutsche Negierung bereit sein, dem Verlag das Risiko zu erleichtern, damit er gegen die »Illustration« im Ausland kon kurrenzfähig wird und damit den Anreiz zum Kauf der deutschen Zeitschrift wesentlich erhöht. In allen französischen Ämtern außer halb Frankreichs liegen in den Wartezimmern die Hefte der »Illu stration« aus. Man vermutet — nicht ganz mit Unrecht — daß die Zeitschrift auf dem Dienstwege bezogen wird und nicht auf Wunsch des einzelnen Amtsinhabers bestellt wurde. Hat das Auswärtige Amt für seinen Amtsbereich einen ähnlichen Modus gefunden? Denn Zeitschriften wie die Jllustrirte Zeitung und ^'Illustration wenden sich nicht nur an den Lesebercitcn, der die Sprache der betreffenden Zeitschrift schon beherrscht, sondern auch durch ihren Anzeigenteil an den Importeur des Auslandes. Geschickt redigiert sind solche Zeitschriften eine gefährliche, politische Waffe. Man lese >n der cke ^uremberg'«, die das Erscheinen fremder Flieger über Berlin behandelt, und man wird wissen, wie man mit 28 Spaltenzeilen (!) Deutschland und seine gerechten Forderungen auf Gleichberechtigung vor der Intelligenz der Welt lächerlich zu machen versucht. Aber 600 damit noch nicht genug! Wie uns Herr Rohmkopf, Leipzig, freund licherweise mitteilt, hat der Verlag des französischen Lexikons »Xouveau petit I^arousse« auf Veranlassung der Alliance kran^ais« den Preis seines Wörterbuches für Rumänien, das valutaschwach ist, um 30°/o herabgesetzt! Ob der Verlag bei dieser Abwertung seines Verlagserzeugnisses wirtschaftlich gewinnen kann, können wir nicht nachprüfen. Daß diese Anpassung des Preises an eine schwache Valuta auf politische Überlegungen zurückgeht, das glauben wir allerdings behaupten zu dürfen. Vielleicht prüft der Aktionsausschuß einmal die Frage, wieweit im Nahmen der Verkaufsordnung für gewisse deutsche Werke, z. B. den Duden, ein ähnliches Gebaren er möglicht werden kann. Tie Gründung einer Genossenschaft der Buchausfuhr allein ge nügt nicht. Hand in Hand und Zug um Zug muß damit eine plan volle und besondere Politik gehen, deren Ziel es ist, an allen Stellen des Auslandes, wo Deutsche in größerer Anzahl sitzen oder sich deutsche Kulturinstitute befinden, deutsche Buchhandlungen einzurichten. Es ist z. B. nicht klar, warum die starke deutsche Kolonie in Addis-Abeba, der Landeshauptstadt Abessiniens, ihre deutschen Bücher, Zeitschriften und Zeitungen ausgerechnet durch einen Griechen oder Franzosen beziehen muß. In Teutsch-Südwestafrika ist eine höhere deutsche Schule, deren Leiter der Bruder eines sehr bekannten deutschen Kirchengeschichtlers ist, von der Existenz einer deutschen Buchhand lung am gleichen Orte haben wir aber noch nichts gehört. Bei der Gründung solcher deutschen Buchhandlungen arbeitet das neue Unter nehmen eng mit dem Neichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, der Deutschen Akademie, München, dem Volksbund für das Deutschtum im Ausland, dem Gustav-Adolf-Verein, Leipzig (für Gegenden, die hauptsächlich von evangelischen Deutschen bewohnt werden), und dem Borromäus-Verein zusammen. Das Zusammen arbeiten, dem sich die genannten Organisationen nicht entziehen wer den, gewährleistet eine gewisse Sicherheit, daß die neuen Buchhand lungen zuerst an Plätzen erstehen, die das wirtschaftliche Risiko auf ein Mindestmaß beschränken; erst in dem Augenblick, da wir wieder ein reiches Volk sein werden, können wir es uns leisten, die Ge sichtspunkte der Wirtschaftlichkeit zurücktreten zu lassen. Zur Grün dung solcher Buchhandlungen berufe man junge unternehmungs lustige und verantwortungsfreudige Buchhändler. Ta sie für das Ansehen unserer deutschen Sache werben und wirken, ist die Unter stützung aus dem Steueraufkommen der Allgemeinheit, d. h. die Geld- hergabe für solche Zwecke aus Mitteln des Reiches oder anderer offiziöser Stellen zu rechtfertigen. Tie Aufgabe dieser Buchhand lungen ist es, die ausländische Öffentlichkeit regelmäßig und sachlich über die Vorgänge im geistigen Leben unserer Nation zu unterrichten. Natürlich können sie nicht alles allein tun. Der deutsche Arzt am Ort wird darum herangezogen, um vor interessierten Gästen — und wenn es nur wenige im Anfang sind (muß ich die Kleingläubigen erst noch auf das Erlebnis unserer Tage Hinweisen, wo aus Sieben ein Volk wurde?) — an Hand einer Neuerscheinung z. B. Kretschmer, Körperbau und Charakter, über neueste Ergebnisse der deutschen Psychiatrie zu sprechen; der Lehrer der deutschen Sprache an der deutschen Schule führt ein in das Verständnis eines deutschen Dich ters; die Beispiele ließen sich häufen! Uber der Ansprache des aus ländischen Publikums vergesse der deutsche Buchhändler nie den Anschluß an die eigenen Landsleute, mit Takt und Hingabe wird es ihm gelingen, zum Berater seiner Volksgenossen im Ausland zu werden; er wird cs verhindern können, daß der deutsche Theater- vercin seines Ortes platten Kitsch spielt, und durch Hinweis auf ein gutes Laienspiel oder ein echtes Volksstück (bitte kein »weißes Nössl!«) dem Guten zum Durchbruch verhelfen. Und beide Arbeiten, am Volks genossen im Ausland und dem bereitwilligen Gastgeber des Landes, werden sich in Kürze auch wirtschaftlich für ihn auswirken. Aber damit ist's auch noch nicht getan! Hand in Hand mit der Neuordnung des Zustandes im Ausfuhrbuchhandcl und der Erobe rung neuer Stellungen, die den Stoß nach außen fortzutragcn be- dienstes im Ausland durchgeführt werden. In Ansätzen arbeitete be reits die Deutsche Akademie, München, und das kulturpolitische Refe rat des Auswärtigen Amtes; bei aller geleisteten Arbeit, die wir aus näherer Beobachtung im Nordostcn kennen, wir vermißten bisher den Angriffsgeist. War die bisherige Arbeit nicht allzusehr auf das Halten bestehender Positionen ausgerichtet? Darum gehe die jetzt oder zukünftig zuständige Stelle daran, planmäßig und wiederholt Universitätswochcn und Zwischensemestcr an bedeutenden Punkten, z. B. Riga (Herder-Institut) oder Siebenbürgen (in Anlehnung an die Kirche, die Bischof I)r. Teutsch neu aufbaute) zu veranlassen. Sie bitte deutsche Dichter, politische Schriftsteller, hervorragende Wissenschaftler aller Disziplinen (Heim, Gogarten, Haller und Kaeh- ler, Sauerbruch und Carl Schmitt usw.) um Vortragsreisen im Aus-
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