Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.12.1932
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- 1932-12-30
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- 30.12.1932
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1932
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VMÄMMmDeMckmVMmM 1. Nr. 3Ü4 (N. 142). Leipzig, Freitag den 30. Dezember 1932. 99. Jahrgang. RülMümeUerTÄ Weihnachts-Büchermarkt und Presse. Die deutschen Tageszeitungen haben das buchhändlerische Weih nachtsgeschäft in erfreulichem Umfang durch ermunternde Artikel unterstützt. Die »Deutsche Allgemeine Zeitung« sprach an besonders sichtbarer Stelle den Wunsch aus, der 24. Dezember möchte sozusagen ein zweiter Tag des Buches werden. Dem Hin weis auf das allenthalben ausliegende billige Buch wurde die Mahnung angefügt, nicht nur aus den Preis zu sehen, der ja nicht entscheidend sein dürfe. Gerade die wertvollsten Bücher, die Bücher auf lange Sicht, könnten bei kleiner Auflage nicht billig sein. »ES wäre gut, wenn der, der ein Buch verschenken oder sich selber kaufen will, sich wieder die Zeit nähme, die dazu nötig ist, und sich nicht durch Ausverkäufe und Verschleuderungen notleidender Verlage den Blick vernebeln liehe. Es ist weiterhin notwendig, daß viele Dinge, die man heute allzu leicht geneigt ist, als Luxus anzusehen, wieder in die deutschen Familien kommen. Dazu gehört neben dem guten Buch auch das Bild, deutsche Musikstücke und manches andere.« Ebenso erwünscht wie diese Warnung vor Sparsamkeit am fal schen Ort ist die optimistische Haltung mancher Berichterstatter. Die »Neue Leipziger Zeitung« überschnell ihren Bericht über einen Rundgang durch Leipziger Buchhandlungen: »Optimis mus im Leipziger Buchhandel. Großes Interesse beim Publikum für gute Bücher«. Ter Bericht hebt hervor, daß in diesem Jahre »keine Schlager, sondern Werte« gesucht seien, und betont, daß die größeren Buchhandlungen mit einer festen Stammkundschaft »ein wesentliches Ansteigen des geschmacklichen Niveaus in den letzten Jahren feststellcn konnten«. Auch in der »M a g d e b u r g i s ch e n Zeitung« wird als »Resultat« einer Rundfrage beim Buchhandel festgestellt: »Man kauft Bücher. Zum Unterschied jedoch von früheren Zeiten ist der Käufer bei seiner Wahl kritischer, konzentrierter, eine Tatsache, die sich dahin auswirkt, daß das wertbeständige Buch im Vordergrund steht.« Und ähnlich glaubt die Berliner »Welt am Montag« feststellen zu können, daß das Buchniveau über dem der Vorkriegszeit liegt, daß mehr gelesen und mehr gekauft wird. Der Berichterstatter der »Berliner B ö r s e n z e i t u n g« ist weniger optimistisch. »Das Buch ist bedroht«, schreibt er, »und die Buchhändler fristen ihr Leben am Abgrund«. »Nie war das Buch geschäft so gefährdet ... die Einnahmen der Geschäfte liegen bis 50 Prozent unter den vorjährigen . . . Und fast alle verkaufen anti guarisch, d. h. auf gut deutsch: sie ramschen.« Nachdrücklich wird auch hier auf die Gefahr des billigen Buches hingewiesen: »Dies billige Buch macht das wertvollere Buch kaput und ruiniert den Handel.« Der Bericht ist —er —er gezeichnet, unter den entsprechenden Nund- gängen durch die Buchhandlungen Berlins in der »Deutschen Allgemeinen Zeitung« steht P. H., und wenn man beide vergleicht, wird die Vermutung zur Gewißheit, daß in beiden Zei tungen Peter Hamecher der Berichterstatter ist. In der »Deut schen Allgemeinen Zeitung« malt er die Lage nicht mit so düsteren Farben. Er spricht hier vom Mut des Buchhändlers zum Durch halten, und sagt: »Man muß den Mut zu stützen versuchen, und manchem, der die Anlage zum Optimismus hat, will es scheinen, als ob es langsam, langsam wieder aufwärts gehen wollte.« Von solcher Zuversicht sind auch die Gedanken bestimmt, die in den »Leipziger Neuesten Nachrichten« den Bespre chungen der Neuerscheinungen vorangehen. »Man schenkt wieder Bücher . . .« steht in größten Lettern über diesen Bücherseiten, und das mag denn freilich mehr zum Kauf ermuntern als die bloße Sach- bezeichnung »Literaturblatt«. Der geistig interessierte Deutsche, heißt es da, habe erkannt, daß der schwere seelische Druck der gegen wärtigen Zeitverhältnisse ein Gegengewicht zum Ausgleich brauche. »Er zog die praktischen Folgerungen ans der wiedergewonnenen Ein sicht, daß jede Beschäftigung mit geistigen Dingen nicht nur eine Unterhaltung und seelische Entspannung, sondern auch eine geistige Kraftquelle darstellt: er kaufte wieder Bücher«. Auch in anderen großen Provinzzeitungen findet man in Verbindung mit den Kritiken über neue Bücher solche Mut machenden Betrachtungen allgemeinerer Art, und dabei sind vielfach Artikel benutzt worden, die von der Pressestelle des Börsenvereins, teilweise aus Wunsch der Zeitungen, zur Verfügung gestellt wurden: »Das Weih nachtsbuch« von L. E. Achim, »Das Buch im Schaufenster« von Peter Bauer, »Schenk mir ein Buch« von Charlotte Reinke u. a. Die Literaturbeilagen der großen Zeitungen, die in stark er weitertem Umfang erschienen, zeigten auch eine rege Anzeigen-Be- teiligung von Verlag und Sortiment. Tie »H a m b u r g i s ch e n Nachrichten« brachten neben den regelmäßigen redaktionellen Besprechungen eine Sonderbeilage »Das gute Buch« im Umfang von vier großen Seiten. Hier war ein für die Tageszeitung wohl neuer Gedanke durchgeführt: um einen Zuspruch von Börries von Münch hausen und einen buchwerbenden Leitartikel sind außer Anzeigen vor allem Besprechungen neuer Bücher gruppiert, deren Umschläge im Bilde gezeigt werden. Der Leser der Zeitung erhält also mit der empfehlenden Inhaltsangabe zugleich ein Bild vom Äußeren des betreffenden Buches, das sich ihm vielleicht einprägt und das er dann in der Auslage des Buchhändlers wiedererkennt. Es wäre sehr interessant, vom Hamburger Sortiment zu erfahren, ob und in welchem Maße sich Bücherküufer auf diese Beilage bezogen haben. — Überblickt man die vorweihnachtliche Presse, kann man im ganzen festsMlen, daß dem Buch überall viel Raum gegeben worden ist, und daß sich in den meisten Fällen die Berichterstatter in ver ständnisvoller Weise über die Lage und die besonderen Schwierig keiten des Buchhandels, zugleich auch oft ermunternd über die Not wendigkeit des Bücherkaufs geäußert haben. F. Ml. Einige Worte über den jetzigen Zustand des Buchhandels. Trostlos, fürwahr sehr trostlos, sieht es gegenwärtig in unserm lieben Buchhandel aus, überall, wohin man nur blickt. Hier drin gendes Mahnen um Bezahlung seitens der Verleger, dort krampf haftes Ringen um Nachsicht und Stundung seitens der Sortimenter, und bis jetzt noch nirgends freundliches Entgegenkommen! —Ja, die Zeiten jetzt sind traurig; traurig für den Geldempfänger, traurig für den, welcher zu zahlen hat. Eine Zeit, zu d-er alle Geschäfte so total stocken wie unsere jetzige ist seit Menschengedenken noch nicht da gewesen, die ältesten Leute versichern das. — Be drückungen der Sortimentsbnchhändler würden jetzt zu gar nichts führen als zu noch größerem Elend, und wären jetzt, mindestens gesagt, lieblos. Jeder redliche Mann wird sich gewiß schon von selbst bestreben, sobald es ihm irgend möglich sein wird, seinen Verpflich tungen nachzukommen. Daher übe man doch von seiten der Verleger- Nachsicht, da, wo es geschehen kann, sei dies auch hin und wieder mit einigen kleinen Opfern und Verlusten verbunden, — einzelne Bücher k o st e n ja dem Verleger selten sehr viel!... Der Himmel wird ja hoffentlich bald wieder bessere Zeiten geben, wo dann auch die Verleger durch vermehrte Tätigkeit der Sorti menter ja gewiß hinlänglich wieder entschädigt werden dürften. Usw. (Börsenblatt vom 24. Mai 1848.) 925
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