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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.12.1932
- Strukturtyp
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- Band
- 1932-12-30
- Erscheinungsdatum
- 30.12.1932
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- Deutsch
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X- 304, 30. Dezember 1932. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. DtschnBuchhandel. Die Pflegestätten von Kultur und Literatur in Jugoslawien. Die Nationalbibliothek in Belgrad hat den Rang nnd die Funktionen einer Staatsbibliothek. Universitätsbibliotheken befinden sich in Belgrad, Agram (Zagreb) und Larbach (Ljubljana). Außer dem besitzen alle Fakultäten ihre eigenen Bibliotheken. Die hervor ragendsten städtischen Bibliotheken des Reiches sind die in Belgrad, Agram, Laibach, Nisch, Kragujevac und Neujatz (Novi Sad). Unter den zahlreichen Privatbibliotheken steht die des Königs an erster Stelle. Ein Gesetzentwurf sieht die Regelung des öffentlichen Biblio thekwesens auf moderner Grundlage vor. Der wissenschaftlichen Forschung dient ferner das Staatsarchiv in Belgrad und die Landes archive in Agram, Laibach, Uesküb (Skoplje), Dubrovnik (Nagusa) und Cetinje sowie eine Anzahl reicher Klosterarchive. In Belgrad befindet sich das Nationalmuseum mit einer geschichtlichen, einer volkskundlichen und einer künstlerischen Abteilung; Belgrad besitzt ferner ein Serbisches Museum, ein Museum für zeitgenössische Kunst und ein Handelsmuseum. Das umfangreiche Museum in Agram besteht aus folgenden Abteilungen: Vorgeschichte, Archäologie, Volks kunde, Kunst und Gewerbe, Zoologie, Geologie, Paläontologie, Mine ralogie und Petrographie. In Uesküb befindet sich ein Historisch- Archäologisches Museum, in Cetinje ein Historisches Museum, in Split (Spalato) ein Archäologisches Museum und in Laibach ein National- und ein Ethnologisches Museum. Tie wichtigsten städtischen Museen sind die von Agram und Sarajevo. Die Museumsgefellschaften in Marburg (Maribor), Pettau (Ptuj) und Eilli (Celje) entfalten eine rege Tätigkeit. Der jüngsten Veröffentlichung des Belgrader Instituts zur Förderung des Außenhandels ist zu entnehmen, daß Jugoslawien heute 8618 Elementarschulen mit 22 430 Lehrkräften und 1316 000 Schülern besitzt; Elementarschulen für die nationalen Minderheiten sind die folgenden: 580 Schulen mit deutscher Unterrichtssprache, 90 mit ungarischer, 78 mit rumänischer und 21 sonstige. Es gibt hier ferner 173 staatliche und 30 private Schulen für Handels-, Ge werbe- und technischen Unterricht. Das Mittelschulwesen fußt auf 207 Gymnasien mit 4600 Lehrkräften und 80 540 Schülern, 32 katholi schen, 5 orthodoxen und 3 mohammedanischen Priesterseminaren mit 120 Lehrkräften und ungefähr 2000 Schülern, ferner 40 Lehrer bildungsanstalten, 40 Handelsschulen und Handelsakademien und 34 Landwirtschaftsschnlen mit zusammen 1500 Lehrkräften und 16 000 Schülern. Dazu kommen noch 700 Lehrlingsschulen mit 4500 Lehr kräften und rund 70 000 Schülern. Das militärische Schulwesen ver fügt über eine Militärmittelschule und eine höhere Militärakademie in Belgrad, eine Marineakademie uud zahlreiche Unteroffizierschulen. Das Hochschnlgesetz von 1930 hat das gesamte Unterrichtswesen der Hochschulen vereinheitlicht. Es gibt Universitäten in Belgrad, Agram und Laibach, ferner eine philosophische Fakultät in Uesküb und eine juridische Fakultät in Subotica. Agram besitzt überdies eine kaufmännische Hochschule. Die Zahl der Hochschulprofessoren beträgt 600, die der Hörer rund 20 000. Neben den Universitäten gelten als höchste wissenschaftliche An stalten die Königlich Serbische Akademie der Wissenschaften in Belgrad und die Jugoslawische Akademie der Wissenschaften und Künste in Agram. Sonstige wissenschaftliche Anstalten von Rang sind: das Militärgeographische Institut in Belgrad für Astronomie und Geo däsie, das Wetterkundliche Observatorium in Belgrad, das Institut für Erdbebenforschung in Belgrad, das Geophysische Institut in Agram, die Geologische Zentralanstalt in Belgrad mit Zweigstellen in Agram und Sarajevo. Der Belgrader Universität ist das dem Studium der Geographie dienende Cvijiö-Jnstitut angegliedert. In Split befindet sich ein Meereskundliches Institut mit Aquarium. Die wichtigsten Geographischen Gesellschaften sind die von Belgrad und Laibach. Jugoslawien besitzt drei Nationaltheater, und zwar in Belgrad, Agram und Laibach. Weniger bedeutende, auch als Nationaltheater bezeichnete Bühnen befinden sich in Sarajevo, Split, Dubrovnik, Marburg und Cetinje. Erwähnenswerte Privattheater gibt es in Neusatz und Essegg (Osijek). Die älteste Theatergesellschaft ist die von Neusatz. Ter Förderung der Musik und anderer Künste dienen die Musikakademie und die Kunstakademie in Agram, das Konserva torium und die Opernschule in Laibach, die Musikschule in Sarajevo, die Musikschule in Split, die Musikschulen der »Olasbena lUatiea« in Laibach, Essegg und Belgrad, die Kunstschule, die Schauspiel- und Ballettschule und die Musikschule Stankoviö in Belgrad und viele andere. Eines der ersten Orchester Ist das Philharmonische Orchester in Belgrad. 026 Die urheberrechtlichen Fragen sind durch das Gesetz vom 26. De zember 19Ä geregelt. Es gibt in Jugoslawien heute mehr als 20 literarische Zeitschriften, rund 800 Tages- und Wochenzeitungen und mehr als 700 Buchdruckereien. Die Tagesschriftstellcr sind in einem Jugoslawischen Journalistenverein zusammengesaßt. vr. Friedrich W a l l i s ch. Der Gutenbergkeller in Leipzig, einst und jetzt. Von Robert Voigtländer. Bekanntlich — oder nein: Wie vielen Jungbuchhändlern nicht be kannt — befand sich in der ersten Zeit des Buchhändlerhauses zu Leipzig in diesem die Gastwirtschaft »Gutenbergkeller«. Zu Meß zeiten hat in ihm manche meßvergnügte Buchhändler-Ruirde gezecht, und auch die Kantate-Festmähler hatte der Wirt zu liefern. Aber wie das so geht, nämlich anders als man denkt, trugen nach nnd nach die unentbehrlichen einheimischen Stammgäste des östlicheil Leipzigs ihren Durst in andere Lokale, und die Kellerwirtschaft ging ein. Nun, Hand aufs Herz, verehrte Herren Kollegen, besonders Ihr Aus wärtige, wißt Ihr — rühmliche und zahlreiche Ausnahmen lasse ich gelten — wißt Ihr, wozu jetzt der ehemalige, sehr geräumige Gutenbergkeller dient? Eine mir jüngst zugegangene Denkschrift, der Jahresbericht der deutschen Z e n t r a l b tt ch e r e i für Blinde, brachte mich auf den Gedanken, im Börsenblatt einmal zu sagen oder in Er innerung zu bringen, daß unter den Fest- und Versammlungssälen des Buchhandels ein Kultur- und Liebes-werk ersten Ranges lebt und wächst, von dessen Umfang und segensreichem Wirken nicht Allzuviele genaue Vorstellungen haben dürften. Also in aller Kürze: Durch die Erfindung einer tastbaren, auf einem 6-Punktsystem beruhenden, international gebräuchlichen Punktschrift können die Blinden mit den F-ingern lesen. Der Zeigefinger ist Lesesinger. Wichtiger noch als die Schrift selbst ist, was in ihr für die ihrer Bedürftigen an Lesestoff geschaffen worden ist. Denn mit diesem gewaltigen Lesestoff sind jetzt die meisten der Räume des ehemaligen Bierkellers gefüllt. Das gesamte Schrifttum, das für die Schul-, Universitäts- oder Berufsbildung oder auch zur Unterhaltung von Blinden nötig ist — hier, auf vielen Regalen steht es, in die dicken Bände des Blindendrucks übersetzt oder übertragen, fertig zur Be nutzung an Ort und Steile, im Lesesaal oder zum Verleihen nach auswärts: Wissenschaftliche Werke jedes Faches, Schulbücher und Nachschlagewerke, schöne Literatur, Musikalien, Zeitschriften. Nicht weniger als 101812 Bände sind im Jahre 1031 verliehen worden (1930 : 96 003)! Der Zugang an gedruckten Büchern, Musiknoten und Zeitschriften betrug 3169 Bände, der Zugang an handschriftlich (von neun Blinden) hergestellten 116 Werke in 384 Bänden. Und der Erfolg? Für ihn spricht «in einziges Beispiel: Ein begabter blinder Knabe, Oberrealschul-Tertianer, ward nicht nur Erster seiner Klasse, sondern bekam auch das beste Zeugnis aller Klassen der Anstalt. Ähnliche Erfolge hatten blinde Musiker aus verschiedenen Kon servatorien. Von dem Segen, den die Erschließung der wichtigsten deutschen Literatur für Blinde — man denke an die vielen Kriegs blinden — schafft, nicht weiter zu reden. Räumlich verbunden mit der Blindenbücherei ist die Leipziger Blindendruckerei und Buchbinderei, eine mechanische Werkstatt (^Ma schinen), in der unter Leitung des erfinderischen Fräuleins Tony Mahler mechanische Hilfsmittel verschiedener Art für Blinde her gestellt werden, z. B. die Hilfsmittel zum Studium der Mathematik, die nur 6tastige Schreibmaschine »Minerva«, mit der blinde Steno graphen Vorzügliche Stenogramme fertigbringen, sodann Kompasse, Modelle für den Schul-Musikunterricht u. a. m. Die ganze Anstalt wird geleitet von der Direktorin Frau Marie L o m n i'tz - K l a m r o t h, die seit dem Tode ihres Mannes, des Ver lagsbuchhändlers Ferdinand Lomnitz (Georg Wigand) die schon vorher geübte Sorge für das Blindenwesen zu ihrer Lebensaufgabe ge macht hat. Sie ist für ihre Verdienste Ehrenscnatorin der Universität Leipzig geworden. Und jüngst (1931) verlieh ihr und ihrer Mit arbeiterin Tony Mahler die World Federation ok promotera ok Oulture in Newark, N. I., U.S.A., die Medaille für Kulturfortschritt, Kunst und Wissenschaft und die Ehrenmitgliedschaft. Einst und jetzt! Wer einst, als junger Mann, sehr meß- vergnügt, dem Gutenbergkeller entstieg, vielleicht mit dem Lied aus den Lippen: »Straße, ich glaube gar, du bist berauscht« — dem mag jetzt, als altem Herrn, auf denselben Stufen, beim Abschied von dem Orte, da Blinde schier sehend gemacht werden, die andere Verszeile wieder einfallen: »Rechter Hand, linker Hand, alles vertauscht«. Und mit d e m Tausch, meine ich, kann der Buchhandel sehr zufrieden sein.
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