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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.04.1935
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- 1935-04-25
- Erscheinungsdatum
- 25.04.1935
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SS, 25. April 1935. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s d.Dtlchn.Bucht,andll. Rufer und Künder im Osten Ehrentage der schlesischen Dichter am 13. und 14. April Im Nahmen der vom der Reichsschrifttumskammer veranstalteten Ehrentage für die Dichtung der deutschen Stämme und Landschaften hatte die Landes st eile Schlesien des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda am 13. und 14. April in allen Teilen Schlesiens zu eindrucksvollen Kundgebungen aufgerufen. Den Auftakt dazu machte N i e L e r s ch l e s i e n mit einer schlichten Mor genfeier in Anwesenheit der Behörden, der Parteistellen und Studentenschaft im Musiksaal der Universität Breslau, diesem schönsten Raume schlesischer Bau/kunst und schlesischer Kunstfreude, sodaß schon in der Wahl dieser Stätte ein starkes Bekenntnis zur heimischen Tradition zum Ausdruck kam und der Asuius io«i sich un versehens aus alle Teilnehmer der Weihestunde übertrug. Schlesische Kunst sollte an diesen Tagen zu Worte kommen und sie beherrschte darum auch durchweg die Festfolgen, sowohl in den Veranstaltungen des Reichssenders Breslau an diesen Tagen wie auch bei den musikalischen Darbietungen, welche, vom Hennig- Ouartett vorgetragen, mit je einem Satze aus Hermann Buchalls (Breslau) a-moll-Quartett und Gerhard Streckers d-moll-Q-uartett die Feier umrahmten. Die tiefe Sinnigkeit aber schlesischen Dichtens offenbarte sich vor allem in den von Hermann Gau pp rezi tierten Dichtungen Eichendorfss, Carl Hauptmanns, Hermann Stehrs, Leonhard Horas und Friedrich Kayßlers, von Dichtern also der älteren und jüngeren Generation, mannigfach verschieden in Ton und Weise, im Grunde aber doch alle echt schlesisch in dem Mit schwingen einer hinter die Dinge der Welt durchdringenden Sehn sucht. Als solche sprechen sie für ihr Volk und zu ihrem Volke, und darum sollen auch die Dichtertage, wie es in der E r ö f f n u n g s - an spräche des im Aufträge und in Vertretung von vr. Hans Friedrich Blunck erschienenen ersten Geschäftsführers «der Neichs- schrifttumskammer Prof. vr. Suchenwirth hieß, Mitwirken, die Dichtung hinauszutragen in die Landschaften, allenthalben entfaltend und kündend die Mannigfaltigkeit deutschen Geistes, sei's am Neckar, sei's in der Pfalz, sei's in Schlesien! Gerade hier in Schlesien oder hat diese Dichterstimme einen ganz besonderen Klang, sie ist Ruf der Grenz landdeutschen — Stimme des deutschen Sllöostens und Bewahrer einer Tradition, die bereits früher einmal einem ganzen Jahrhundert deutschen Dichtens den Namen eines »schlesischen« gab und sich auch in aller Folgezeit in Männern.wie Eichendorff und Hermann Stehr immer wieder bewährte als eine geistige Provinz des Deutschen Reiches. Und weil dem so ist, darum wollen wir den Dichter auf deutscher Scholle und wollen gegenüber den Allerweltsliteraten die in ihrem Volke und in ihrer Heimaterde wurzelnden Dichter, »welche über der Lichtreklame den gestirnten Himmel über sich noch nicht vergessen haben«, so, wie ein Hermann Stehr Liese Verbundenheit auch an diesem Tage durch seine persönliche Gegenwart erneut bekundet hat. Was aber schlesische Dichtung bedeutet, sowohl im kulturpoliti schen Sinne als im deutschen Geistesleben überhaupt, das zeigte Professor Kühnemanns hinreißende und wirklich aus dem vollen Herzen eines Schlesiers kommende Ansprache, indem er etwa Lies ausführte: Seit dem Vertrage von Versailles ist Schlesien der »vor gestreckte Finger« des Reiches in fremdes Lanö, mehr denn je ange wiesen auf die Sammlung aller Kräfte, wie sie sich denn auch nach dem Kriege alsbald unter dem Drucke Ler allgemeinen Not in neuen Zusammenfügungen aller Volksteile anbahnte. Gerade hier in Schlesien ist solche Bindung und Sammlung der Kräfte notwendig bei der äußeren Mannigfaltigkeit im Nebeneinander von Industrie und Ackerland, von Armut und Reichtum und Lei dem schweren Volks tumskampfe zwischen der alten deutschen Urbevölkerung und dem aus dem Osten vordringenden Slaventum. Hier erinnern mir uns der großen Bedeutung und Leistung binnendeutscher Siedler und vor allem des Anteils Friedrichs des Großen daran, erinnern uns der mannigfachen Vätergeschicke, welche dieses Volk immer wieder neue Prüfungen bestehen und zu einem wahrhaft duldenden werden ließ. Hier aber liegt auch die Urzelle des deutschen Kaiserreiches, von hier aus erging der Aufruf zu den Befreiungskriegen: Schlesiens Weg wurde der preußische Weg! Und vielfältig wie seine Geschichte, so auch seine Menschen, seine Landschaft. Sie gehören zusammen, der Schlesier und sein Schlesierland, und überall in der Welt bekundet er dieses Gefühl der Verbundenheit, auf der Wanderschaft und in seinen Liedern, daß man wohl gesagt hat: jeder Schlesier sei ein Dichter, mehr noch, meint Kühnemann, jeder Schlesier sei selbst ein Gedicht, von der Art einer Jean Panischen Idylle, voller Zartheit und Merkwürdigkeit, voller deutscher Innigkeit! Diese Innerlichkeit 322 gab ihm die Kraft inmitten des Dreißigjährigen Krieges und in der schrecklichen Folgezeit in einen Opitz u. v. a. mit deutschem Geiste das Schicksal zu bannen, sei's im Ernst und mit dem Pathos eines Lohen stein und H o f m a n n s w a l d a u, sei's mit der schalk haften Heiterkeit und dem Mutterwitz eines über die Grenzen der Landschaft in den gemeindeutschen Raum hineinragenden Gryphius, der ja nicht zuletzt auch der Mundart zu ihrem Rechte verhalf. Keine große Gewaltigkeit zwar zeichnet diese schlesische Dichtung aus, um so mehr aber ihre durch E i ch e n d o r f f zur Weltgeltung gekommene Innigkeit und eine durch alle Jahrhunderte hindurch gottsuchende, in Männern wie Jakob Böh m e und Angelus Silesius sich bekundende Seele. Hier der »Cherubinische Wandersmann«, im 19. Jahrhundert »der Mann mit der flatternden Vogelseele«, der ewige Vagant Karl v. Holtet und neben ihm der »vornehmste Schriftsteller des Jahrhunderts« Gustav Freytag. Sie alle einig in dem Zuge zur Volkheit und in der Kenntnis der Sprache der Volksseele, die durch Gerhart Hauptmanns Schlesier- Dichtungen sogar Weltgeltung erlangte, während ihm bezeichnender weise die große Gestaltung außerhalb dieses Raumes mißglücken mußte. Und wie er in der Heimat wurzelnd, so auch der Bruder Carl Hauptmann, »der nicht mehr lebt, seit sein lebendiger Mund verstummte«, denn sein Plaudern war sein reinstes und schönstes Dichten. Und schließlich in unseren Tagen der Preis der großen Epik unermüdlichen Gottsuchens im Werke Hermann Stehrs, Wolken gleich und großen Wolkenwänden, die sich immerzu in- und durcheinanderschieben, unfaßbar oft in ihrer Tiefe, aber schlesisch wie wenige. Von den Heutigen aber und der jungen Ykne- ration erwarten wir Großes und Ungedeutetes, getragen von jenem Glauben, der Wunder tut: dem Glauben ans Vaterland — Deutsch land will Volk werden! Darum braucht Deutschland Dichter, solche, die es aus Berufung und Sendung sind, Programme ver mögen es nicht zu schaffen, denn der Genius hat sein eigenes Gesetz! Das aber bleibt die große Hoffnung auch der schlesischen Ehrentage, daß Schlesien das Juwel werde in der kommenden deutschen Volks dichtung, die wir erwarten. Nach gemeinsamem Mittagessen führte eine Rundfahrt durch das schöne alte Breslau, um auch in seinen Bauten und Straßen die Schöpferfttlle schlesischen Volkstums kennenzulernen und ganz in diesem Geiste fand der Tag seinen Ausklang mit einer Fe st au fführung von H. C h r. Kaergels Volksstück »Hocke wa nzel« in dem leider demnächst seine Pforten schließenden alten Lobetheater. Auch das alljährlich einmal stattfindende Treffen der mittel- und oberschlesischen Dichter, welches diesmal in dem entzückenden schlesischen Waldbad Carlsruhe stattfand, erhielt durch die Einbeziehung in die Ehrentage besondere Bedeutung und erbrachte den Beweis, mit welcher tiefen Verantwortung und Bindung an Vaterland und Heimat gerade die auf Grenzwacht stehenden Hüter deutschen Geistes ihrer schweren Aufgabe walten. Kein schönerer Platz hätte dazu gewählt werden können als dieser idyllische Musensitz mit seinem kleinen Paulsschlößchen, dieser echt »romantischen Insel« des auch selbst komponierenden Herzogs Eugen von Württemberg, der hier einem Carl Maria von Weber im Jahre 1806 einen mehrmonatigen bis in den »Freischütz« nachklingenden Aufenthalt bereitete und zugleich ein Geisteszentrum schuf gegen bas Andringen fremder Kultur. Hier ist die rechte Stelle, wie der Gauobmann des Neichsverbanües Deutscher Schriftsteller für Schlesien und Herausgeber des »Oberschlesiers« Sczodrok in der durch Haydnsche Musik geschmackvoll umrahmten Feststunde im P a u l s sch l ö ß che n ausfllhrte, sich der Sonderausgaben des grenz schlesischen Schrifttumszu erinnern, als Bewahrerin alter Überlieferung und Mitwirkerin zugleich am Neuaufbau deutscher Kultur. Auch in diesem Raume legen die Namen Eichendorffs und Gustav Freytags Zeugnis ab von der Schöpferkraft schlesischen Geistes, und in ihm bewährte sich auch die Nachfolge, vor allem in den schweren Zeiten nach dem Kriege. Nicht das ist der Ehrgeiz aller hier Mitwirkenden, große Dichter zu sein und hineinzuragen in den gesamtdeutschen Raum, das ist immer nur die Auserwähltheit weniger, alle aber sind berufen, ihr schlesisches Mutterland, seine Sprache und seine Kultur zu verteidigen gegen fremdes Volkstum; sie haben Volks- Politik zu treiben, festhaltend daran, daß das, was deutsch war, auch heute deutsch ist und deutsch bleiben wird in alle Zu-kunft. Darum ist eine ihrer Hauptaufgaben die Heimat- und Volkstumsarbeit im nationalsozialistischen
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