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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.05.1935
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1935-05-09
- Erscheinungsdatum
- 09.05.1935
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- Deutsch
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X: 106, 9. Mai 193S. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn.Buchhandel. Errichtet Äbungsfirmen Die Bekanntmachung der Reichsschrifttumskammer über die pflichtmäßige Mitarbeit der Jungbuchhändler in den buchhänd- lerischen Übungsfirmen hat allenthalben für diese Einrichtung reges Interesse geweckt. Die Übungsfirma gilt als unerreichte Be- rufserziehungsstätte, wie di« folgenden Ausführungen zeigen werden. Was sind ü b u n g s f i r m en ? Träger der Übungsfirmen ist das Berufsgruppenamt der D.A.F. Durch die Gaujugendämter und durch die Zentrale in Berlin erfolgt die Überwachung. Der Postoerkehr der Übungs- Wirtschaft wird in Sammelsendungen über diese Stellen geleitet. Durch regelmäßige Herausgabe von Arbeitsblättern, Steuermerk blättern und Sondcrrundschreiben, durch Veranstaltung von Schu lungskursen erfährt die gesamte Arbeit weitgehende Förderung. Das Handelsregister beim Amtsgericht der Übungsfirmen in Berlin verzeichnet zur Zeit über 3600 übungsfirmen, zu denen noch ungefähr 600 Firmen im Ausland kommen. Diese stehen in regem Geschäftsverkehr untereinander, der sich genau wie in der Wirklichkeit abspielt, mit dem Unterschied, daß hier Waren und Geld fingiert sind. So stellt die Ubungswirtschaft ein wahrheits getreues und vielgestaltiges Bild der wirklichen Wirtschaft dar. Alle Handels- und Gewerbezweige finden wir vertreten. Die Fach schaftsgliederung der D.A.F. ist übertragen. Von den Industrie-Unternehmungen und landwirtschaftlichen Erzeugungsstättcn nimmt die Ware ihren Weg über de» Groß handel zum Einzelhandel. Dieser führt die Waren dem Verbrau cher zu. Kunden sind andere Firmen und die einzelnen Mitarbei ter. Daneben bestehen Im- und Exportfirmen, die mit dem Aus land verkehren. Die Warenbeförderung übernehmen Speditions unternehmen. Für den Zahlungsverkehr steht ein eigenes Post scheckamt in Berlin und ein weitverzweigtes Banknetz zur Ver fügung, das auch Finanzierungen, Kreditgewährung und sonstige Geldgeschäfte durchführt. Jeder Kaufmann muß sich durch Ab schluß von Versicherungsverträgen gegen Schaden decken. Versiche rungsgesellschaften übernehmen das Risiko. Im Schadensfall kommt es leicht zu Rechtsstrcitigkeiten. Diese werden durch Rechts anwalt- und Notariatsbüros am zuständigen Amtsgericht aus- getragen. Krankenkassen und Finanzämter für die llbungsfirmen sind im Aufbau. Ein weiterer Zweig sind die Übungswerkstätten und Baubüros der Techniker, in denen Praktisch gearbeitet wird. So stellt zum Beispiel in Hamburg eine solche Druckerei die von den örtlichen llbungsfirmen benötigten Drucksachen her. llbungsfirmen und Buchhandel. In diesem weiten Rahmen liegt auch das Arbeitsgebiet der buchhändlerischen llbungsfirmen tVerlage und Sortimente). Es bestehen jetzt noch verhältnismäßig wenig Firmen, 12 Verlage, 2 Barsortimente und ungefähr 25 Sortimente. Es ist dringend erforderlich, daß in jeder Stadt, in der wenigstens 4 Jungbuch- händlcr(innen) tätig find, diese sich zu einer llbungsfirma unter Leitung eines erfahrenen Berufskameradcn zusammenschließen. Dadurch wird auch ein schärferer Wettbewerb zwischen den ein zelnen llbungsbuchhandlungen entstehen. Eine dreifache Aufgabe. Eine dreifache Aufgabe obliegt unseren llbungsfirmen: I. Sie sollen dem Lehrling die Ergänzung seiner prak tischen Ausbildung vermitteln. Arbeiten, an die er im Ge schäft nicht herankommt, die ihm erklärt, aber nicht zur prak tischen Durchführung übergeben werden, hat er in der Übungs firma selbst zu erledigen. Hier wird er vor Aufgaben gestellt, die er zu lösen hat, hier hat er selbständig zu denken und zu handeln. Es wird ihm nichts »gelehrt», sondern er soll zeigen, was er kann und soll sich seine Fähigkeiten erarbeiten. Selbstverständlich hilft der Leiter, wenn cs nötig ist. Es ist hier ein ganz anderer Weg als sonst in Lehrgängen und Kursen beschritten. Die llbungsfirma erfordert Anspannung und tatkräftige Mit arbeit nach der Geschäftszeit. Aber die jungen Kameraden, die Liebe zu ihrem Beruf und den festen Willen haben, vorwärtszu kommen, packen die Arbeit mit großer Freude an. Darum be deutet die Mitarbeit in den Übungsfirmen eine Leistungsauslefe. 368 Die 2. Aufgabe ist die A r b e i t s k a m e r ad s ch a f t. In der Übungsfirma wird die Wurzel gelegt für die spätere Gemein schaftsarbeit, die heute von entscheidender Bedeutung ist. Hier stehen die Buchhändler zusammen, die später berufen sind, ver antwortliche Stellen in unserm Berussstand auszufüllen. In der Gemeinschaft schult sich jeder einzelne. Er erfährt Kenntnisse und Anregungen von den Kameraden, wetteifert in der Leistung, tritt für seine Auffassung ein. Das kameradschaftliche »Du« schafft die notwendige persönliche Verbundenheit. -Jeder Arbeitsabend be ginnt mit Lied und Vorspruch. Kameradschaftsabende bringen Fröhlichkeit in die Gemeinschaft. Auf Betriebsfahrten streifen wir durch unsere schöne Heimat und führen Besichtigungen durch, um etwas Neues kenncnzulernen. Von größter Bedeutung ist auch die 3. Aufgabe der Übungs firma. Es geht darum, den Kulturgedanken des neuen Rei ches durch die Buchwerbung in das weitverzweigte Netz der Übungswirtschaft hineinzutragen. Zwar kommt ein direkter Buch absatz nicht in Frage. Dennoch ist die Werbewirkung durch Rund schreiben, Prospekte, Bücherzusammenstellungen, Leseproöcn und besonders durch persönliche Empfehlungsschreiben von allergröß ter Bedeutung. Hier liegt ein Gebiet, das erst zu einem Teil er arbeitet ist und aus dem der junge Buchhändler seine Fähigkeiten einsetzen und erproben kann. Die Erfüllung dieser drei Ausgaben stellt hohe Anforderun gen an den Übungsfirmenleiter. Von seiner Einsatzbereitschaft und seinem Idealismus hängt letztlich der Erfolg ab. Deshalb ist cs wichtig, den richtigen Berufskameraden für dieses Amt zu finden. Wie bauen wir nun eine llbungsfirma auf? Diese Frage möchte ich mit einem Beispiel, dem Aufbau der Nordmark-Buchhandlung, Heinrich Janssen, Hamburg, beantwor ten. Mit vier Kameraden begann am 16. Juni 1934 unsere Arbeit. In einer Besprechung wurden die Vorarbeiten geklärt. Die Verbindung mit dem Berussgruppenamt der D.A.F. (Ju gendamt) war aufzunehmen, um einen Raum zugewiesen zu be kommen und die notwendigen Arbeitsunterlagen zu erhalten. Dann wurde der Firmenname festgelegt und das junge Unter nehmen zur Eintragung in das Handelsregister des übungs- sirmcn-Amtsgerichts angemeldet. Dazu gehört eine Eröffnungs bilanz. Zugleich richteten wir ein Postscheck- und ein Bank konto ein. Dann traf das Arbeitsmaterial, Ordner, Kartei, Schreib zeug, Briefbogen, Stempel ufw. ein. Prospekte, Verlagskataloge, ältere Jahrgänge des Barsortimentskataloges und des Adreß buches wurden von Hamburger Buchhändlern zur Verfügung ge stellt. Jetzt konnten wir unseren Arbeitsraum beziehen, der uns jeden Donnerstag zur Verfügung steht. Er wird an den verschie denen Wochentagen -von mehreren Übungsfirmen benutzt. Hier stehen Schränke und mehrere Schreibmaschinen zur Verfügung. Jetzt begann die eigentliche Arbeit: Es wurden Erösfnungs- rundschreiben entworfen, vervielfältigt und in mehreren hundert Stück an unseren zu gewinnenden Kundenkreis versandt. Zugleich nahmen wir Verbindung auf mit den Verlegern der Ubungswirt- schast, baten um Verlagsverzeichnisse, Lieferungsbedingungen und um Einrichtung eines Kontos. Aber auch an die Geschäftseinrich tung war zu denken, denn sie muß von andern llbungsfirmen be zogen werden. Wir Hollen also Angebote -von den in Frage kom menden Firmen ein, die wir an Hand des übungsfirmenadreß- buches ermittelten. Nach wenigen Arbeitsabenden trafen die ersten Antworten ein, die entsprechend weitcrzubearbeiten waren. Bald machte die wachsende Arbeit einen klaren Organisationsplan notwendig. So entstanden die Werbeabteilung, die Bestell- und Expeditionsabteilung, die Buchhaltung, die Zeitschriftenabteilung und das Sekretariat.
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