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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.05.1935
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- 1935-05-25
- Erscheinungsdatum
- 25.05.1935
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X" 120, 25. Mai 1935. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Der stille Mitarbeiter Von Bernhard Puschmann, Königsberg/Pr. Da sitzt er und wühlt in den Manuskripten. Nur wenige kennen ihn — wenige schätzen ihn. Dieser stille Mitarbeiter ist d e r Kor rektor! Manche Schriftsteller haben keine Ahnung von seiner Mühe. Nun, sie können darüber aufgeklärt werden, daß nicht nur der Setzer im Bleidunst für sie arbeitet. Aber es gibt auch Ehr geizige, die sich jeden Berbesserungsvorschlag verbitten; sie pochen auf die Heiligkeit ihres Manuskripts und pfeifen auf den »Duden«. Es ist für jeden nützlich, die Aufgaben des Korrektors kennen zulernen. Er hat natürlich nicht das Recht, eigenmächtige stilistische Änderungen vorzunehmen. Es handelt sich überhaupt nicht um eine hemmende Macht, die sich zwischen Autor und Verleger schiebt. Der Korrektor steht vielmehr im Dienst der Qualitätsverbesse rung und hat die berufliche Pflicht, alle Fehler, die beim Sstzen ent stehen, in der sogenannten Hauskorrektur zu berichtigen. Das Manu skript muß mit dem fertigen Satz übereinstimmen. Ferner ist auf einheitliche Rechtschreibung zu achten. Wenn der Korrektor Uber diese technischen Dinge hinaus Jrrtümer des Verfassers bemerkt sz. B. falsche Jahreszahlen, Personen- und Qrtsbezeichnungen, unklare Sätze usw.), so ist das sein eigenes Verdienst. Der Schriftsteller lebt meist derart in seinem Stofs, daß er die Schreibfehler gar nicht bemerkt — oder vielleicht erst, wenn Las Druckwerk fertig ist. Dann wird nach dem Schuldigen gesucht. Schon aus dieser Skizzierung ergibt sich die Notwendigkeit der verständnisvollen Zusammenarbeit zwischen Autor, Verleger und Korrektor. Da der Korrektor im Arbeitsverhältnis zur Druckerei steht, ist ihm eine direkte Fühlungnahme mit Autor und Verleger meist versperrt. Dem Korrektor bleibt oft nur die Möglich keit, etwaige Zweifelsfälle auf dem Manuskript oder auf dem Abzug mit Buntstift zu markieren. Häufig ist der Empfänger entrüstet, daß ihm jemand »etwas am Zeuge flicken will«. Wie sich der Musiker in die Komposition vertiefen muß, so kon zentriert sich der tüchtige Korrektor auf das ihm anvertraute Werk. Jahrelange Übung schärft seine Augen für Dinge, die dem Durch schnittsleser entgehen. Sein Axbeitsverhältnis zur Druckerei legt dem Korrektor gewisse Hemmungen auf. DerVerlag ist der Auf traggeber für die Druckerei; sie hat nur Verantwortung für die einwandfreie satz- und drucktechnische Herstellung. So mancher Verlag fordert in übertriebener Ängstlichkeit strenge Wiedergabe der lächerlichsten Manuskriptschreibfehler, nur weil er glaubt, der Ver fasser wolle es unbedingt so haben! Ich bin jedoch überzeugt, daß jeder ernsthaft Schaffende Anregungen beachtet, die sein Werk be treffen. Es kommt hauptsächlich darauf an, daß sie in der rechten Weise an ihn herangebracht werden. Der Korrektor muß mit der Eigensinnigkeit mancher Autoren, mit der an das Technische gebundenen Beschränkung der Druckerei und mit der Auffassung des Verlegers rechnen. Jeder Teil ist fiir die ihm zukommende Tätigkeit verantwortlich. Damit ist die Gefahr der Gleichgültigkeit verbunden. Dem Korrektor, dem die Manuskripte von Dichtern und Gelehrten unter die Hände kommen, dessen scharfem Auge kein Buchstabe entgehen soll, fallen die schönsten Stilblüten auf; er weiß, daß sich hinterher alle Beteiligten ärgern. Er beherrscht fremde Sprachen besser als mancher Philologe — und soll die Flüch tigkeitsfehler des Übersetzers bestehen lassen! — Da werden Zitate durcheinander geschüttelt, Geburts- und Todestage verwechselt. Welcher Schriftsteller wäre nicht dankbar für den Hinweis, daß jener Spruch nicht von Goethe, sondern von Schiller stammt! —, daß Lessing nicht in Chemnitz, sondern in Kamenz geboren wurde! —, daß das Theaterstück nicht »Jahrmarkt in Pillnitz«, sondern »Jahr markt in Pulsnitz« heißt! Ein fehlendes Komma kann Unfrieden stiften. Der Korrektor zeichnet es hinein. Dann wird es von unbe kannter Hand wieder gestrichen! In dem Manuskript zu einem histo rischen Werk steht wahllos nebeneinander Hanse neben Hansa. Der Korrektor bemängelt das und bittet um Angabe einer einheitlichen Schreibweise. Antwort: »Es ist beides richtig. .Kann so bleiben.« Freilich ist keines falsch. Aber es muß doch innerhalb eines Werkes Sauberkeit herrschen. Dieser Autor begriff durchaus nicht, worum es geht. — In einer Tiergeschichte stand folgendes: »Herr Langbein brachte einen Frosch zum Nest. Tie Storchmama nahm die Beute ab, kaute sie nochmals vor und gab sie daun dem Störchlein.« Das ist ein grober Irrtum, denn Störche find Kropf- fütterer, kauen also nicht vor. Eine darauf hinweisende Notiz des Korrektors erreichte den Verfasser nicht! Auch Bandwurmsätze werden den Erfolg nicht steigern, wenn ein Roman damit gespickt ist: »Trotzdem war sie es gewesen, die immer den Kopf schüttelte und abmehrte, wenn der Matthes, der recht gut gekonnt hätte, bereit war, sich, wie sie es alle taten, diese nach eigenem, kleinen Besitz hungrigen Männer, ein kleines Häuschen zu kaufen«. Diese der Praxis entnommenen Beispiele genügen schon zur Be weisführung. Hier ist nicht die Rede von oberflächlichen Viel schreibern, von schlechten Verlagen und Winkeldruckereien, sondern von solchen, die im allgemeinen We tauf Qualität legen. An Gegenbeispielen fehlt es nicht. Manchmal steht am Rand einer Autorfahne: »Ich danke für den freundlichen Hinweis und habe den fraglichen Satz entsprechend geändert«. Oder der einsichtige Ver leger schreibt an die Druckerei: »Bitte achten Sie auf grobe Manu skriptfehler«. Wie freut sich der Werkkorrektor, wenn er Gelegenheit zu per sönlicher Rücksprache hat! Da lassen sich die Mißverständnisse eher beseitigen. Wenn dieser »stille Mitarbeiter« erst weiß, daß feine An regungen beachtet werden, dann gewinnt er ein herzliches Verhältnis zu dem Werk, das größte Nervenanspannung von ihm verlangt. Auch der Korrektor kann sich irren. Er muß aber wegen eines übersehenen Fehlers mehr bittere Vorwürfe schlucken als der Verfasser für hundert Schnitzer. Unter anderen Gesetzen als der Werkkorrektor steht zum Teil der Zeitungskorrektor. Der Zeitungsbetrieb verlangt schnellstes Tempo. Flüchtigkeitsfehler können da nicht so tragisch genommen werden. Schlechte Manuskripte, sogar mit Bleistift zweiseitig be schrieben, miserabel vervielfältigte Korrespondeuznachrichten usw. sind häufig. Doch ist der verantwortliche Schriftleiter fiir die nötige Rückfrage besser erreichbar als ein Buchautor, der irgendwo in der Welt wohnt. Die Arbeit des Korrektors hat Gemeinsamkeiten mit der schöpfe rischen Tätigkeit, für die doch das Gebot der inneren Freiheit gilt. Soll der an einem Druckwerk wesentlich beteiligte Korrektor nur ein »Mauerblümchen« sein? Die Druckfirma spielt unter Fachleuten eine große Nolle. Die Oualitätsdruckerei gehört zum literarischen und buchhändlerischen Erfolg. Mögen die vorstehenden Zeilen zu dieser Einsicht führen! Im Ringen um einen neuen Weg Brief eines auslanddcutschcn Jungbuchhändlers Mein Beruf ist der Buchhandel, mein Lehrherr ist Ausland deutscher und ich bin es auch. So bin ich in einer ganz anderen Welt ausgewachsen, in einer Welt, die in Inhalt und Form von der Deutschlands verschieden ist. Der Lebensweg des Auslanddeutschen wird von dem Cha rakter seiner deutschen Volksgruppe, dem Elternhaus und dem Kameradenkreis entscheidend beeinflußt und die Not des aus- landdcutschen Kampfes um Sein oder Nichtsein trägt zur Stär kung seines Volksbewußtseins bei. Auf allen Altersstufen — von der frühen Kindheit, bis zum hohen Alter — verläßt uns diese Erscheinung nicht und übt daher auf unsere Gesamthaltung den sichtbarsten Einfluß aus, denn für den Auslanddeutschen heißt deutsche Haltung mehr als bloß sich bekennen! In unserem Berufe wird heute sehr viel von der großen Aufgabe des deutschen Buchhändlers gesprochen und geschrie ben. Wir sind berufen, Mittler deutschen Geistesgutes innerhalb unserer Volksgemeinschaft, von Volksbruder zu Volksbruder, und außerhalb dieser von der deutschen zur übrigen Welt zu sein. Es hat in unserem Berufe immer Männer gegeben, die bereit waren, sich für ein echtes deutsches Buch einzusetzen. Trotz der großen Flut und der Konjunktur unechter Erzeugnisse sind sie ihrer Auf gabe treu geblieben. Unsere Gegenwart wird von einem geistigen Umbruch be herrscht. In unsere Alltagsarbeit ist eine Unruhe gekommen, die uns nicht stillstehen läßt, sondern uns vor neue Aufgaben stellt. Neue Wege müssen gefunden werden, um der neuen Aufgabe, die 421
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