Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.09.1944
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- 1944-09-09
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- 09.09.1944
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Dichter gehen in die Rüstung Die neuen Maßnahmen auf kulturellem Gebiet werden die völlige Stillegung des schöngeistigen Schrifttums zur Folge haben. Beim Dichter, dem Urheber der Literatur, beginnend, kann man in gerader Linie die Auswirkung der Bestimmungen verfolgen. Das Gesetz des totalen Krieges ist auch hier entscheidend. Von unseren viertausend Schriftstellern — gemeint sind hier die „hauptamtlichen“, die keinen anderen Beruf ausüben als eben die Schriftstellerei — sind ein Viertel Frauen. Von den übrigen befinden sich rund tausend bereits im Wehrdienst. An UK.-Stellungen gab es bisher nur fünfundzwanzig für Dichter, die aber auch aufgehoben werden. Zwanzig unserer Dichter werden nicht vom Arbeitseinsatz (und auch nicht vom Wehrdienst) erfaßt werden, alle anderen haben sich beim Arbeitsamt zu melden und werden ohne irgendeine beson dere Verwendung der Reichsschx'ifttumskammer der Rüstung zuge führt werden. Diese Maßnahmen bedeuten für die bisher freischaffenden Künst ler eine völlige Umstellung. Vom Schreibtisch werden sie fortgeführt und in einen Betrieb eingespannt, der weniger ihr geistiges Vermögen als vielmehr ihre körperlichen Kräfte in Anspruch nehmen wird. Der freie Schriftsteller, der ungebunden als Einzelner schaffte, reiht sich damit in eine ihm bisher fremde Gemeinschaft ein. Das Erlebnis dieser Arbeitskameradschaft, wie überhaupt das Hineinwachsen in bisher nur aus der Distanz gesehenen Verhältnisse, wird dem Dichter einen neuen Erlebniskrcis erschließen. Der deutsche Dichter wird später das Erlebnis des arbeitenden Menschen im totalen Kriege, das Erlebnis des Krieges sowohl an der äußeren als auch an der Heimat- front im Wort gestalten. Das Monument, das er dem arbeitenden Menschen in dem gewaltigen Ringen errichten wird, wächst aus dem eigenen Erleben, wird den Sinn und die ^Erfüllung des ungeheuren Geschehens von seinen Wurzeln her erfassen können, weil er selbst es zutiefst miterlebte. Der deutsche Dichter hat nicht abseits ge standen, er ist dabei gewesen. Wissenswertes Verleihung der Prinz Eugen-Medaille Reichsstatthalter Reichsleiter Baldur von Schirach hat Professor Dr. Karl Grobben anläßlich des neunzigsten Geburtstages in Wür digung seines hervorragenden wissenschaftlichen Wirkens auf dem Gebiet der Zoologie die Prinz Eugen-Medaille der Stadt Wien ver liehen. Professor Grobben, dessen hauptsächlichstes Arbeitsgebiet das der wirbellosen Tiere, speziell der Molusken und Krustentiere war, zählt zu den hervorragendsten Vertretern der zoologischen Wissen schaft und hat eine Reihe bemerkenswerter Werke geschrieben. Gedenktag In der Geistesgeschichte Tirols überstrahlt der Name des Dich ters, Denkers und Gelehrten Adolf Pichler, dessen Geburtstag sich in diesen Septembertagen zum hundertfünf undzivanzigstenmal jährt, fast das ganze 19. Jahrhundert. Als Doktor der Medizin lehrte Pichler am Innsbrucker Gymnasium Naturwissenschaft, betrieb aber mit Nach druck geologische Studien. 1867 wurde der als „Deutschtümler“ von den Staatsstellen so lange zurückgesetzte Mann,* dessen Name als Fachgelehrter schon in ganz Deutschland achtungsvoll genannt wurde, als Professor für Mineralogie und Geognosie an die Universität Inns bruck berufen. Neben geologischen Forschungen, deren Erkenntnisse grundlegend für weitere Arbeiten der Fachwelt wurden, widmete sich Pichler eifrig der Philosophie und der Dichtkunst. Seine einfachen Ge schichten aus dem Volke sind von scharfer Beobachtungsgabe wie Liebe zur Heimat und ihren Menschen ausgezeichnet, in seinen Vers- erzählungen sind Pichler schönste, reinste Dichtungen gelungen, wäh rend er sich scharfgeschliffener Epigramme mit Vorliebe im Kampf mit politischen Gegnern bediente. Spät erst fand Pichlers kampfesfrohe Natur auch die verdiente äußere Anerkennung, doch sein achtzigster Geburtstag wurde für Innsbruck ein rauschender nationaler Feiertag. Bald darauf, am 14. September 1900, schloß der „Alte vom Berge“ die Augen für immer. Meister Klotz hielt den klugen Gclchrtenkopf auf der gedrungenen Gestalt in einem Denkmal fest, das die Stadt Innsbruck dem bedeutenden Gelehrten und Heimatdichter errichtet hat. Gebartstage Der Heimatdichter Otto Reiter in Salzburg, ein ehemaliger Ober lehrer aus St. Ägidi im Kreis Schärding, vollendete dieser Tage in voller geistiger und körperlicher Frische sein fünfundsiebzigstes Le bensjahr. Reiter ist ein geborener Unterinnviertler und war fast vier Jahrzehnte lang als Jugendbildner tätig. In seiner Freizeit gab er sich der Mundartdichtung hin. Er hat mehrere Werke geschaffen, die tief in der Volksseele verwurzelt sind und war zeit seines Lehens ein eifriger Förderer des gesamtdeutschen Gedankens. Der Wiener Schriftsteller und Heimatforscher Anton Chaurand von Mailly beging dieser Tage in ungebrochener Schaffenskraft seinen siebzigsten Geburtstag. Seine wesentlichste Forschungsarbeit liegt auf dem Gebiet der Sage, des Brauchtums und der Lokalgeschichte Wiens. Auch zahlreiche kunstgeschichtliche und topographische Arbeiten von ihm liegen vor und bezeugen die Vielseitigkeit seiner Leistungen. Namens der Stadt Wien übersandte deren Bürgermeister dem Jubilar ein herzlich gehaltenes Glückwunschschreiben, in dem die Bedeutung der Lebensarbeit Chaurands warm gewürdigt wurde. Dr. Hans H. Bockuitj, Direktor des Deutschen Buch- und Schrift museums in Leipzig, wurde am 4. September sechzig Jahre alt. Dr. Bc/ckwit; hat das 1884 gegründete Leipziger Museum, das die Ent wicklungsgeschichte der Schrift und des Buches in ausgewühlten Schau- stücke.n vor Augen stellen und zugleich der wissenschaftlichen Erfor schung von Schrift und Buch dienen will, ganz dessen Zielsetzung ent sprechend geleitet. V'on ihm erschien 1935 eine „Kulturgeschichte des Papiers“. Ludwig Wolde, der aus Bremen stammende Schriftsteller, wurde am 7. September sechzig Jahre alt. Er ist besonders als Übersetzer der Tragödien von Ayschilos und Euripides bekannt geworden. Auch die Dichtungen Lcopardis hat er durch gute Übertragungen in Deutsch land bekannt gemacht. Todesfall In Oppeln ist im d-reiundvierzigsten Lebensjahre der Lyriker und Erzähler Georg Hauptstock nach längerer Krankheit gestorben. Er war durch zwei Jahrzehnte der oberschlesischen Heimat- und Volks tumsbewegung eng verbunden und hat durch 6eine ebenso aufrechte wie hilfsbereite und kameradschaftliche Art vielfältig in der Stille gewirkt, in der auch sein Werk gewachsen ist. Kriegsschäden Deutscher im Generalgouvernement Entschädigungsanträge Deutscher für im Generalgouvernement er littene Kriegssrhäden sind zu richten an: Regierung des Ceneralgou- verneurs, Hauptabteilung innere Verwaltung, Kriegsschädenamt, Kra kau, Außenring 65. Geschädigte mit jetzigem Wohnsitz im Reichs gebiet richten ihre Anträge an: Kriegsschädenamt Generalgouverne ment, Außenstelle Brieg a. d. Oder, Bismarckstraße 8. Formblätter zur Schadensmeldung sind in den (genannten Dienststellen anzufordern. Forderungen an Osigesellschafien Der Reichsminister für die besetzten Ostgebiete und der Chef Wi-Stab Ost geben bekannt, daß Forderungen an Treuhandbetriebe und Ostgesellsihaften in den ehemals besetzten Ostgebieten (mit Aus schluß der Generalbezirke Estland, Lettland und Litauen), die vor dem 1. Juli 1944 entstanden sind, bis spätestens 15. September 1944 anzumelden sind. Die Anmeldungen haben hei den Schuldnern selbst, soweit deren Anschrift nicht bekannt ist bei den Abwicklungsstellcn der verschiedenen Inspektionsgebiete des Reichskoinmissariats Ukraine und des Generalkommissariats Weißruthenien zu erfolgen. Deutsche Schillerstiftung Der Geschäftsführer der „Deutschen Schillerstiftung'’ in Weimar, Prof. Dr. Heinrich Lilienfein, veröffentlicht deren 84. Jahresbericht. Dank der Unterstützung durch den Reichsminister für V olksaufklärung und Propaganda aus Mitteln der „Spende Künstlerdanksowie des Thüringischen Ministeriums des Innern und des Württembergischen Kultministeriums war es der Schillerstiftung auch im abgelaufenen Geschäftsjahr wieder möglich, ihrer Aufgabe auf dem Gebiete der Be treuung der deutschen Dichter, Schriftsteller und ihrer nächsten Hin terbliebenen in ausreichendem Maße gerecht zu werden. Insgesamt wurden Unterstützungen im Betrage von 187 7D5 RM verteilt. Dazu kamen noch Beihilfen aus der Ernst-Keil-Stiftung, die nach den Be schlüssen der Deutschen Schillerstiftung durch den Oberbürgermeister von Leipzig vergeben wurden. Einsparung von Briefumschlägen Mit Interesse habe ich die Ausführungen im Börsenblatt Nr. 65 auf Seite 152 gelesen, mit denen Vorschläge unterbreitet werden, wie eine Einsparung von Briefumschlägen möglich ist. In diesem Zu sammenhang möchte ich nicht unterlassen, meine Erfahrungen mit dem Framü-Sparer mitzuteilen. Die Großdruckerei Franz Müller in Dresden bat eine Möglichkeit gefunden, die gebrauchten Briefum schläge wieder zu verwenden, indem sie einen Aufkleber liefert, be druckt mit dem Absender, der es ermöglicht, durch ein Überkleben des aufgeschnittenen Randes den Umschlag wieder verwendungsfähig zu machen. Soviel mir bekannt ist, haben sich diese Framü-Sparer gut eingeführt und sparen demzufolge ebenfalls Papier und geben die Möglichkeit, gebrauchte Umschläge wiederholt zu verwenden. Willy C. Schnerr Buch und Volk Die Zeitschrift „Buch und Volk“ hat ihr Erscheinen eingestellt. Die Erfüllung der noch offenen Besprechungsverpflichtungen ist daher vorläufig nicht möglich. Eine größere Anzahl von Verlagen wurde darüber schriftlich bereits unterrichtet. Alle übrigeu Verlage bitten wir, durch diese Mitteilung davon Kenntnis zu nehmen. Die Rücksen dung der nicht besprochenen Werke kann bei den gegenwärtigen Ver hältnissen nicht erfolgen, zumal die betreffenden Besprechungsstücke zum Teil in den Händen eingezogener Mitarbeiter sich befinden, zum andern Teil bereits gelesen und bearbeitet sind. Wir bitten die Ver lage, auf solche Rücksendungen zu verzichten und in der nächsten Zeit auch keine Besprechungs-Mahnungen vorzunebmen. Hauptschriftleitung Buch und Volk. Börsenbl. I. d. Dt. Buchh. Nr. 70. Sonnabend, den 9. September 1949. 169
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