Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.10.1944
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- 1944-10-14
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unter den Einbandforschern mit an führender Stelle steht und zur Er hellung von Entwicklung und Kunst Krauses selbst wichtiges Material beigesteuert hat, blieb es Vorbehalten, einem weiteren Kreis als den der Fachkundigen den Zugang zu dem etwas abseitig gelegenen Stoffgebiet der Buchbinderkunst am Hofe des bücherliebenden Kurfürsten August von Sachsen zu öffnen. Indem sie Krause (1531—85) in seine Zeit und Umwelt stellt, Entwicklung und Stand des Gewerbes charakterisiert, seine Einbände mit denen seiner Zeitgenossen, Vorgänger und Nach folger vergleicht und das ihm Eigene und Besondere belichtet (aller dings ohne eine Zusammenfassung dessen, worin nun eigentlich die Krausesche Kunst besteht, zu geben), wird eine ganze Kulturperiode beschworen, wird der urdeutsche Handwerksmann, der Mensch Krame lebendige Gegenwart. Und das gelang, obwohl die Überlieferung mangel haft und spärlich ist, bei größter Zuverlässigkeit, Gründlichkeit und Berücksichtigung des notwendig Fachlichen — „ein herzlich Anerken nen“, das nicht zuletzt auch Stil und Sprache gilt, ist hier wie bei der. Ausstattung durchaus am Platte. Bleibt noch zu sagen, daß das Buch im Aufträge des Heimatwerkes Sachsen entstand, und daß die Sächsische Landesbibliothek die glück liche Besitjerin der einzigartigen Sammlung von über tausend Krause bänden ist, in der Hauptsache rotbraunen, mattglänzenden, reich ver goldeten Kalblederbänden — von keinem Buchbinder der alten Zeit ist eine so große Zahl von Werken überliefert und so an einer Stelle ver eint. Dr. Annemarie Meiner Wissenswertes 20 Millionen Struwwelpeter Das berühmte Kinderbuch „Struwwelpeter“ des Arztes Heinrich Hoff mann, dessen Todestag sich am 20. September zum fünfzigsten Male jährte (siehe auch Börsenblatt Nr. 72), erlebte eine Auflage von zwan zig Millionen in zwanzig verschiedenen Sprachen. Hugo Ganzke, Ehrenmitglied des Deutschen Sprachvereins. In einer Sonderveranstaltung der Zweigstelle Frankfurt a. 0. des Deutschen Sprachvereins wurde bekanntgegeben, daß der Romanschrift steller und Bühnendichter Hugo Ganzlce, der seit langem in Frankfurt lebt, anläßlich seines fünfundsiebzigsten Geburtstages, den er dem nächst begeht, zum Ehrenmitglied des Deutschen Sprachvereins ernannt worden ist. Gedenktage Es liegt eine.tiefe Symbolik darin, daß wir in diesen Tagen den hundertsten Geburtstag Friedrich Nietjsches, der am 15. Oktober 1844 i.n Röcken bei Leipzig geboren wurde und am 25. August 1900 in Weimar starb, bewußt und mit tiefer Selbstbesinnung begehen. Denn wir blicken auf den großen „Unzeitgemäßen“ des 19. Jahrhunderts heute nicht etwa nur aus äußerlichen Gründen, sondern gleichsam aus innerster Über zeugung. Im Bekenntnis zu Nietjsche liegt zugleich das Bekenntnis zu unserem Schicksal, das Bekenntnis der Bejahung der historischen Tat sache, daß Deutschland mit Europa und Europas Zukunft mit Deutsch land unlöslich verknüpft sind. Die Entwicklung, die sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in Europa vollzieht, gesellschaftlich, seelisch, gei stig und überhaupt weltanschaulich, und die in diesen Tagen, Monaten und Jahren ihrem entscheidungsvollen Höhepunkt zusteuert, vor siebzig Jahren schon vorausgeahnt, ja bewußt und deutlich vorgezeichnet zu haben, ist die zukunftsoffene und weltweite Tat Nietjsches. Daß er in seiner Zeit der große „Einsame“, daß er „unzeitgemäß“ im wahrsten Sinne des Wortes war, ist zugleich der Beweis dafür, daß seine Existeuz nicht im 19. Jahrhundert, sondern in der Gegenwart wurzelt. In seiner unzeitgemäßen Stellung liegt gerade seine Zukünftigkeit, war er sich doch selbst bewußt., daß man ihn erst in hundert Jahren begriffen haben würde . . . Wir können in der Tat Nietjsche nicht verstehen und diesem Genius zuinnerst nicht begegnen, wenn wir ihn nicht aus seiner Entwick lung im Rahmen seines Zeitalters zu verstehen versuchen, zumal seine Entwicklung in eine Epoche fällt, die man fälschlich nur als eine Periode „zwischen den Zeiten“ bezeichnete, die so sehr sie auch ein Übergang war, dennoch den Beginn der „Modernen“ kennzeichnet. Am 7. Oktober 1794 wurde der Dichter der Müller- und Griechen lieder, Wilhelm Müller, als Sohn eines Schneidermeisters in Dessau ge boren. Seinen Ruhm in der literarischen Welt hat er mit seinen „Grie chenliedern“ begründet, jenen Versen, die er zur Befreiung Griechen lands von türkischer Tyrannei saug, als er bei der Vorbereitung einer Reise nach Griechenland 1817 in Wien zahlreiche vaterlandstreue und freiheitliche Griechenflüchtlinge traf. Im Herzen unseres Volkes aber lebt der Dichter besonders durch seine Liederzyklen „Die schöne Mül lerin“ und die „Winterreise“, die auch Franz Schubert vertont hat. Diese Lieder, etwa dies „Am Brunnen vor dem Tore“ oder das andere „Ich schnitt es gern in alle Rinden ein“ sind so reich an typisch-deut schem Stimmungsgehalt, daß sie immer lebendig bleiben. Wer kennt nicht „Das Wandern ist des Müllers Lust“ und hat nicht auch heute noch seine reine Freude an dem bekannten Lied „Im Krug zum grünen Kranze?“ Wenige Tage vor seinem einunddreißigsten Geburtstag ist Müller als Direktor der Hofbibliothek in seiner Heimatstadt Dessau verstorben. In einem Villenvorort von Dresden starb vor fünfundzwanzig Jahren am 12. September im Alter von zweiundsechzig Jahren der Dich ter Karl Gjellerup. Schon früh hatte Gjellerup von seiner dänischen Heimat aus Verbindungen mit Deutschland angeknüpft, bis er hier auch seinen ständigen Aufenthalt .genommen. Ebenso war es die deutsche Literatur und Philosophie, die wesentlichen Einfluß auf seine geistige und künstlerische Entwicklung hatte. Schopenhauer und Deussen ver mittelten ihm das Nacherlebnis der indischen Weltanschauung, die dann zum Grundmotiv seiner besonders auch in Deutschland vielgelesenen Hauptwerke, der Romane „Der Pilger Kamanita“, „Die Weltwanderer“ und des Dramas „Das Weib des Vollendeten“ wurde. Außer diesen Büchern aus der indischen, buddhistischen Legenden- und Mythenwelt hat Karl Gjellerup aber noch eine ganze Anzahl anderer Prosadichtun gen geschaffen, die freilich weit weniger Verbreitung fanden, obgleich sie zum Teil durch die Eigenart und Feinheit ihres Stils allein von hohem künstlerischem Werte sind. Seiner Verehrung für Deutschland und die deutsche Landschaft und Kunst hat er nicht nur in seinem Früh werk „Minna“, sondern auch oft später noch Ausdruck verliehen. Geburtstage Einer der hervorragendsten philosophischen Denker der Gegenwart, Universitätsprofessor Dr. Robert Reininger, beging am 28. September seinen fünfundsiebzigsten Geburtstag. Er vertrat von 1903 bis 1940, seit 1922 als ordentlicher Professor, das Fach der Philosophie an der Wiener Universität und hat sich durch seine Reihe wissenschaftlicher Arbeiten zur Geschichte der Philosophie, namentlich über Kant und Nietjsche, einen Namen geschaffen. Seine drei großen systematischen Werke „Das psychophysische Problem“, „Metaphysik der Wirklichkeit“ und „Wertphilosophie und Ethik“ gehören zu den Standardwerken seines Faches. In Steyr (Oberdonau) beging der als Heimatkundler und Mundart dichter bekannte Professor Gregor Goldbacher am 10. Oktober seinen siebzigsten Geburtstag. Er hat sich einen Namen gemacht durch die Her ausgabe von vier Bänden mundartlicher Gedichte und zusammen mit Karl Mayer-Freinberg durch die Herausgabe von drei Sammelbänden „Hoamatgsang“. Historische Festspiele für die Heimatstadt Steyr und für die Stadt Eferding wurden wiederholt aufgeführt. Als Mathematik lehrer unterrichtete Goldbacher auch im Schuljahr 1904/05 den Führer während dessen Aufenthaltes in Steyr. Am 7. Oktober blickte der in Beuthen (O.-S.) geborene Schrift steller Alfred Hein auf die Vollendung seines fünfzigsten Lebensjahres zurück. Er hat die Kräfte für sein Schaffen, das stets zugleich ein Be kenntnis zu ostdeutscher Volkstumstreue ist, als Soldat des ersten Welt krieges aus dem unmittelbaren Kampferleben gewonnen. Das in seinem Verdun-Roman „Eine Kompanie Soldaten“ enthaltene, im Grabenkampf entstandene Lied „Eine Kompanie Soldaten“ gehört zum Bestand heu tiger Marschkolonnen. Aber auch sein Roman „Stoßtrupp Brocks“. die Kriegserzählunge.n „Die Erstürmung des Toten Manns“ und „Greift an, Grenadiere!“, die Erzählung aus der Tannenberg-Schlacht ..Gloria! Vik toria!“ und sein „Kleines Buch vom Großen Krieg“ sind Uerke, die in Millionen deutscher Herzen ein Echo auslösten. Professor Dr. Heinz Kindermann in Wien, der bekannte Literatur historiker, beging am 8. Oktober seinen fünfzigsten Geburtstag. Seine Erstling&arbeiten über Leibniz, Lessing, Schiller und J. M. R. Lenz über raschten bereits durch umfassenden Weitblick und überzeugten durch Klarheit und Tiefe der Darstellung. Die deutsche Bewegung, diese ge waltige Offenbarung deutschen Geistes, von „Klopstocks Entdeckung der Nation“ (so heißt eine seiner Schriften) über den Sturm und Drang bis zu dem Doppelgipfel von Klassik und Romantik mit ihren Wegbereitern und Epigonen steht im Mittelpunkt der Studien Kindermanns. Von be sonderer Bedeutung ist seine Tätigkeit auf dem Gebiete der Theater wissenschaft als Sammler, Schriftsteller und Lehrer. Todesfälle Der aus Wismar gebürtige niederdeutsche Schriftsteller und För derer des niederdeutschen BiihnenschafTens Professor Dr .Karl Kricke- berg starb siebenundsiebzigjährig in Rostock. Er ist r Träger des mecklenburgischen John Brinckman-Preises für das Jahi 940. Dieter von der Schulenburg ist im Alter von zweiundsechzig Jahren nach längerer Krankheit gestorben. Der Schriftsteller hat sich vor allein historischen und archäologischen Fragen zugewandt. Bekannt wurde sein 1935 erschienenes Buch „Welt um Hindenburg“, das den Feld- raarschall in Schilderungen seiner Umgebung als lebendige Persönlich keit zeichnete. 1942 erschien der Band „Und dennoch“, der den von» Kriege Betroffenen neue Lebenszuversicht zu geben versucht. Von der Schulenburg stammte aus der Mark. Der bekannte Wuppertalcr Dichter und Träger des Bergischen Literaturpreises, I)r. Emil Uellenbcrg, der kürzlich seinen siebzigsten Geburtstag feierte, ist nach kurzer Krankheit gestorben. Eine große An zahl historischer Romane, Novellen, Jugenderzählungen sowie Gedicht bände verschafften seinem Namen einen weit über Deutschlands Gren zen hinausgehenden Ruf. Der Buchhandel als Lehr- und Forschungsgebiet an der Handels-Hochschule zu Leipzig Die Vorlegungen und Übungen des Wintersemesters 1944/45 zur Buchhandelsbetriebslehre von Prof. Dr. Menz an der Handels-Hoch schule zu Leipzig beginnen Dienstag, den 7. November. Die Vorlesung von 13—14 Uhr hat das Thema: „Der europäische Buchhandel seit dem Wiener Kongreß“ und behandelt die Einrichtungen und Institutionen, die für den buchhändlerischen Verkehr in Europa Börsenbl. f. d. Dt. Buchh. Nr. 75, Sonnabend, den 14. Oktober 1944 187
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