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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.09.1933
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1933-09-02
- Erscheinungsdatum
- 02.09.1933
- Sprache
- Deutsch
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204, 2. September 1933. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b.Dtschn. Buchhandel. werden nur fest bezogen, schon wegen der Spesen, die die Remittenöen zu kostspielig machen würden. Wissenschaftliche Literatur wird in der Regel bloß auf Grund von Kundenaufträgen bestellt. Deutsche Buch- Handelsvertreter kommen heute nur höchst selten bis hierher. We.nig erfreulich vom Standpunkt des regulären Buchhandels ist die Tätig keit stellenloser Deutscher, die als Privatvertreter für Lieferungs werke die Wohnungen ihrer Landsleute abgrasen, Kreditgeschäfte machen und ohne Rücksicht auf die Ordinärpreise ihre Ware an den Mann zu bringen suchen. Die Reichsmark wird mit 50 Piaster zu züglich Porto umgerechnet. Würde man das Porto aus eigenem tragen, so wäre dadurch oft genug der Verdienst aufgezehrt. Aber die Abwälzung der Versandspesen auf den Kunden führt häufig zu Misthelligkeiten, denn der Käufer weist darauf hin, daß er bei direktem Bezug vom Verlag die Portokosten nicht zu tragen hat. Wie soll man ihm nun klarmachen, daß der Verleger bei einem Verkauf zum Ordinärpreise das Porto ohne weiteres auf sich nehmen kann, der Sortimenter im fernen Ausland aber nicht? Tie türkischen und französischen Bücher sind in der Regel billiger als die deutschen. Hier in der Türkei, wo die gebildeten Kunden oft mehrere Sprachen beherrschen, ereignet es sich nicht selten, daß ein sparsamer Käufer ein deutsches Buch in französischer Übersetzung verlangt, obwohl er deutsch mindestens ebensogut spricht als fran zösisch. In der französischen Ausgabe ist das Buch eben billiger. Bei der geringen Kaufkraft der Bücherkunden wird der Preis der deutschen wissenschaftlichen Werke häufig als hoch empfunden. Auch die deutschen Zeitschriften kommen viel teurer zu stehen als etwa die französischen. Auf diesem Gebiet macht sich auch der Einfuhr zoll unangenehm fühlbar. Für jedes Modejoucnal sind 20 Piaster Zoll zu zahlen und die deutschen Buchhändler verlieren hier immer mehr die Lust, Modejournale zu beziehen. Das ist nicht nur vom buchhändlerischen, sondern auch vom allgemein wirtschaftlichen Stand punkt zu bedauern, da derartige Zeitschriften erfahrungsgemäß Schrittmacher für die Ausfuhr find. Kürzlich habe ich stier im Börsenblatt die günstigen Voraus setzungen für den Absatz deutscher Verlagserzeugnisse in der Türkei angeführt. Daß sich die Wirtschaftskrise hemmend bemerkbar macht, ist allerdings selbstverständlich, sodast die allgemeine Lage des Buch handels als gedrückt bezeichnet werden muß. Die Neuordnung der Dinge in Deutschland hat, wie nicht anders zu erwarten, dem deut schen Buchhandel einen Teil seiner Stammkunden entfremdet. Dies zeigt sich auch im Zeitungs- und Zeitschriftengeschüft. Aber anderer seits hat das Interesse für das deutsche Schrifttum starken Auftrieb erhalten. So fand ich in der Auslage eines deutschen Sortimenters in Konstantinopel anläßlich eines Gedenktages eine gut aufgemachte Schaustellung nationalsozialistischer Literatur, und ich muß sagen, daß ich noch nie in dieser Stadt vor einem Geschäft einen derartigen Andrang von Schaulustigen gesehen habe wie hier. In bezug auf die schöne Literatur steht der Absatz des französi schen Buches in Konstantinopel noch weit vor dem deutschen, in Dingen der wissenschaftlichen Literatur hat das deutsche Buch aber bereits das französische erreicht, eine Tatsache, die besondere Be achtung verdient. An dritter Stelle steht das englische Buch, an vierter das italienische, dessen Absatz in starker Steigerung begriffen ist. Deutsche Belletristik hat hier an Boden verloren, von wissen schaftlicher Literatur wird viel Medizin und Technik verlangt, deutsche Schulbücher sind sehr begehrt. Das Zeitungs- und Zeitschriftengeschäft des Sortiments ist um fangreich, abgesehen von dem Verkauf türkischer Tagesblätter, der durch Straßenhandel und Kioske erfolgt. Das türkische Zeitschriften- wcsen ist ungemein hoch entwickelt. Als Blatt von großer kultureller Bedeutung gilt die bebilderte Wochenschrift »8erveti kunuv« (Reich tum der Wissenschaft). Besonders gangbar sind die satirischen Wochenblätter, der letzthin an dieser Stelle bereits erwähnte »Köio^lu« (Der Sohn des Blinden) und »KsraZör« (Schwarzauge; eine Figur des türkischen Schattenspiels), dann die Illustrierte »Vecki Oün« (Sieben Tage), die volkstümlichen Filmzeitschriften »Holivok« (Holy- wood) und »k'vto« u. a. m. Die Einfuhr fremder Zeitschriften erfolgt hauptsächlich durch die Niederlassung der »lübnairis ^onckivle« in Pera. Der Absatz von Tageszeitungen aus Deutschland ist, wie er wähnt, zurückgegangen. Man sieht aber viel Zeitungen aus Wien. Deutsche Zeitschriften gehen recht gut. Die Buchhandlungen würden es gern sehen, wenn man siemehralsbishermitProbe- nummern beliefern wollte, damit sie für Einzelkauf und Abonnement eine umfangreichere Werbetätigkeit entfalten könnten; der Erfolg würde voraussichtlich nicht ausbleiben. In Konstantinopel erscheint eine deutsche Tageszeitung, »Türkische Post«, ein be liebtes und ganz vorzüglich redigiertes Blatt mit 8000 Auflage, ein vorbildliches wirtschaftliches Jnformationsorgan für die ganze Le vante, auch mit großem politischen Teil. Die halbmonatliche Wirt- 664 schaftsausgabe der »Türkischen Post«, betitelt »Der nahe Osten«, hat ausgezeichneten Ruf und veröffentlicht auch die deutschen Übersetzun gen der auf die Wirtschaft bezüglichen Gesetze. Es gibt hier mehrere Blätter in französischer Sprache, die meisten mit starker Ablehnung des Deutschtums; keines von ihnen erreicht auch nur annähernd die Auflage der »Türkischen Post«. Durchaus anders als in Konstantinopel liegen die Tinge des Buchhandels in Kleinasien. Davon soll an diese Stelle noch ein andermal die Rede sein. vr. Friedrich Wal lisch. Deutsche Duchausfuhr u. Kulturpropaganda. Zu dem Aufsatz von Walter Säuberlich im Börsenblatt Nr. 184 möchte ich einige Bemerkungen machen, nachdem bereits Herbert Hoff- mann in Nr. 190 manches daran auszusetzen hatte. Allgemein wird man in zwei Punkten mit dem Verfasser iibereinstimmen können. 1. Der Export deutscher Bücher muß gehoben wer den. 2. Deutschland muß im Ausland starke Kul tur p r o p a g a n d a machen. Der Verfasser kennt anscheinend den Buchhandel im Ausland nicht aus eigener Erfahrung. Daher möchte ich meine Erfahrungen, die ich in fast fünfzehnjähriger Tätigkeit in England gesammelt habe, in Kürze schildern. Als ich im Jahre 19W nach Oxford kam, fand ich zwar ein großes Lager schöngeistiger französischer Werke vor, der Bestand deutscher Bücher dagegen war ganz ge ring. Der Grund dafür war, daß der Engländer es vor zog, Französisch zu lernen, was ihm leichter fiel und auch mehr in den Schulen betrieben wurde. Gab es doch damals in Oxford zwar eine Professur für Chinesisch und Sanskrit, aber keine für Deutsch! Erst 1907 wurde eine Professur fiir deutsche Sprache und Literatur gegründet. Auf kulturellem Gebiete wirkte der 1898 gegründete Zweigvcrein des Deutschen Sprachvereins, dessen Mitgliederzahl von 58 bei der Gründung auf über 600 im Jahre 1912 gestiegen war. Seine Tätigkeit erstreckte sich auf zwei Gebiete. Erstens pflegte er den Sinn für die Muttersprache inmitten der Aus landdeutschen und zweitens förderte er das Ansehen der deutschen Sprache in englischen Kreisen. Es waren daher auch des Deutschen kundige Engländer Mitglieder. Im Jahre 1903 richtete der Verein Prüfungen in Deutsch in englischen Schulen ein und gab für gute Leistungen Bücherpreise, teils vom Verein, teils von Mit gliedern gestiftet. So hat der Verein ohne geldliche Unter stützung viel Gutes geleistet. Ferner hat die Ovvttrs Looöelx« durch öffentliche Vorträge, nicht nur über Goethe und seinen Kreis, sondern auch über bedeutende neuere Schrift steller für das Deutschtum gearbeitet. Durch Cecil Nhodes wurden für deutsche Studenten Stipendien errichtet und es kamen auch andere deutsche Studenten nach Oxford. In einer Schrift eines der Nhodcs-Scholars wird den nach Oxford kommenden deutschen Studenten sehr treffend vorgehalten: »U n d w e i l derEnglckn- d e r D e u t s ch l a n d nachunserem Auftreten beurteilt, müssen wir mit vollem Ernst darnach streben, in alle m, was wir hier tun, unser Bestes zu l e i st e n, um dem Vaterlande Ehre zu machen«. Ich glaube, es waren viele darunter, die den Rat befolgt und das Ansehen Deutschlands ge fördert haben. Die im Jahre 1898 gegründete »^nAlo-Oerman 8o- ei,6k^« in Oxford hatte einen Leseraum mit deutschen Zeitungen und Büchern und mancher englische Student hat dort ein freundschaftliche res Verhältnis zu Deutschland gewonnen. Es gab seinerzeit allein in London mehr als zehn deutsche Kirchen, mehrere in der Provinz, viele deutsche Vereine, auch eine deutsche Realschule usw. Der Krieg hat viel davon zerstört und das Studium des Deutschen, das im Auf stieg war, ist dann sofort zugunsten des Französischen gesunken. Es gibt in Oxford, in Cambridge, natürlich auch in London und anderen größeren Städten auch heute noch Buchhändler, die sich für das deutsche Buch verwenden, und der Nachweis, daß der deutsche Aus- fuhrbuchhandel in allen Fragen der Kulturpropaganda versagt hat, wäre wohl schwer zu erbringen. Alle deutschen Buchhändler, die vor dem Krieg im Ausland in leitender Stellung tätig waren, haben mehr oder weniger Kulturpropaganda getrieben und ich kann sagen, daß wir in Oxford weder Erotika noch Schund und Schmutz zur Aus lage gebracht haben. Durch Zusammenarbeit der Auslandabteilung des Börscnvereins mit dem Propaganda-Ministerium, durch die in neuer Gestalt erscheinende Zeitschrift »Nimm und lies!« sollte für das deutsche Buch und die deutsche Kultur im Ausland geworben wer den, auch durch Vorträge, wie der Verfasser sehr richtig sagt. Vor allem aber für die deutsche Sprache in den Schulen, um die Jugend zu gewinnen. Hat man diese gewonnen, so wird das deutsche Buch im Ausland wieder zu größerem Ansehen kommen und der Export wird sich heben. Robert Jahn.
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