Oiterarlstche Nachrichten und Vüolrer VorNcliau »L8 i ^o/vv v i^ ^ init >oinIx!lucI<eii aus den ^Veilvon von ^aI<oH Lciintlner. ^olni 0al8>voi1Ii), k^innx erkel, kalter von ^Vlolo. I^eo I^erutx, Xn^nnii' ^d^nnid, Lrnst I.otlini' 19Z) Dichter ihres Volks JohnGalsworthy Jakob Schaff it er m Ende jedes Lebenskampfes findet der Mensch — sich selbst! Wer dem Werden der Zeit bis ins Geflecht der Wurzeln sieht, weiß, daß dieser Gewinn wichtiger ist als Sieg oder Niederlage. Auch im Leben der Völker. Selbst nach dem größten Krieg aller Zeiten sind, in einem wahrhaft dramatischen Wechsel der politischen Ausblicke, die Begriffe Sieger und Besiegte allmählich farblos und wesenlos geworden. Nicht die Veränderung der Landkarte, so ungeheuer sie war, zeigt sich 19ZZ als die Frucht der Welt- erschiitterung, sondern: die innereWandl u n g der großen Nationen. 'Nicht ihre neuen Grenzen, die neue geistige Welt, die auf den Trümmern der alten Anschauungen entsteht, formt das neue Leben. Der Todeskampf einer sterbenden Zeit? Vielleicht die Geburtswehen einer glücklicheren Welt! Sie hat ein großartiges Schein-Ich verloren. Um ihr wirkliches Selbst zu gewinnen. In den Literaturen Europas ist schon seit zwanzig Jahren dieser seelische Wandel die treibende Kraft. Denn in ihrem reinsten Wesen ist die Dichtung ahnungsvoller Spiegel des Schicksals ihrer Nationen. Diese Völker strebten durch Tod und Vernichtung nur zu ihrer wahren Ausgabe in der Welt. Darum drängte auch die Dichtung wieder dem innersten, dem tiefsten Wesen jedes Volkes zu. Dabei fällt man ches auSgleichcnde Wcltwesen von den Literaturen ab. Aber war es nicht oft nur ein Allerweltöwesen? Eine Psychologie überlebt sich, die Mensch und Welt mit kalter Zweifelsucht ausmißt. Aber eine neue innige Vertrautheit mit geheimeren Kräften, mit Natur, Himmel und Boden der Heimat gibt der Dichtung wieder Klang und Farbe von frischester Jugend. Vor dem Verstand läuft der Weg der Literaturen auseinander. Dafür rückt im Gefühl alles, was an wahrhaft schöpferischer Leisdung in den Sprachen neu entsteht, wie nie zuvor zusammen. Man kommt überall auf die schlichte Wahrheit, daß alles, was länger als eine kurze Jahreszeit des Geistes dauern soll, in einem Boden wurzeln muß, der sich aus ewigen Kräften nährt. So stößt inan wieder auf das ewige Volk und auf die unsterbliche Heimat. Man greift in die Tiefe der Sprache, die sich nie verbraucht. Wae könnte gleich unerschöpflich die Sinne der Dichter kräftigen? Waö bester ihren Geist wach halten? Dichtung, getragen von Volk, Heimat und Geheimnis der Sprache — für diesen allgemeinen Sah mögen heute zwei Dichter besonderer Art zum Beweis dienen: John GalSworthy und Jakob Schaffner. Ihrer Form, ihren Themen, ihrer Haltung nach sind sie so verschiede n, wie eben Deutschland und England. Und dennoch: im Entscheidenden, im Sinn, den sie für ihre Völker haben, tief miteinander v erwand t.