I Als der große Erfolg dcö Erzählers John Galswort h y in Deutschland einsetztc, hat man viel nach einer richtigen Erklärung gesucht. Aber nur eine sehr innerliche genügt: daß der deutsche Leser im ruhigen Schwung dieser Sprache, in der festen Reihe dieser Gestalten und Bilder eben das fand, was seine Sehnsucht mit Bitterkeit in der deutschen Gegenwart entbehrte: Herz, Form, Würd e. Vor allem aber den Glauben an die Ewigkeit seines Volkes. Deshalb war, als die Bücher Galsworthys in über einer Million Exemplaren im deutschen Sprachgebiet verbreitet waren, nicht nur für diesen englischen Dichter, sondern überhaupt für den Roman unter den Deutschen wieder neuer Lebcnsraum erobert. Die Forsyte-Saga überzeugte die Deutschen davon, daß der Roman eines Dichters, der sein Volk als seelische Wirklichkeit in sich trägt, jeglichen Anspruch aus das allgemeine Intereste hat. Denn dann ist er nicht nur eine Angelegenheit der Literatur, sondern Stütze und Sinngebung des nationalen Daseins. Die Forsyte-Saga, die mit großartigem Wellenschlag der Erfindung das Schicksal dreier Generationen schildert, wie sie einander ablösen und beerben und wie dennoch unter allem Wandel uncrschüttert der Grund der Nation be stehen bleibt, das zog den Leser nicht nur an, es wies ihn darauf hin, daß auch jede große „aktuelle Wirk u n g" einen sehr weit ablicgenden Grund hat. Tag und Zeit erobert nur, wer aus jenem zeitlosen Sinn schafft, der alles Auf und Ab der Tage bestimmt. . . So lag das Werk Galsworthys gleichsam auf dem inneren Weg, den die Deutschen ahnungsvoll beschrittcn. Und cS wird für die Späteren, die einmal wieder Freundschaft und Zusammenhang zwischen einem neuen England und einem neuen Deutschland als sicheren Besitz ihrer Völker kennen werden, eine bedeutungsvolle Aufgabe sein, in der Wirkung, die Galsworthy in den letzten zehn Jahren in Deutschland gefunden hat, die ersten Begegnungen zwischen den aufs neue zurWirkun g drängenden Tiefen der Völker festzustellen. Eine Gemeinschaft des scheinbar völlig Verschiedenen: jenes England, das, nur in englischer Gelastenhcit, zur nationalen Sammlung gelangt ist, ohne die eö vielleicht verloren gewesen wäre, und jenes Deutschland, das ein gleiches Ziel nur im Sturm beispielloser Geisteserschütterung erkämpfen sollte. Der Paul Zsolnay-Vcrlag darf zu dem Erfolg, den er John Galsworthy in Deutschland bereitet hat, zudem noch eine zweite Randbemerkung schreiben: das Bekenntnis der Millionen deutscher Leser für Galsworthy warf ein so gewaltiges Spiegelbild des Dichters in die Welt, daß sich dadurch die Augen seiner eigenen Heimat und der übrigen Völker erst richtig für ihn und seine Bedeutung öffneten. Den N obel - Preis für John Galsworthy hat die deutsche Literatur neben der englischen er stritten. Deutschland war der wesentliche Angelpunkt. Die Weltehre fiel nicht auf geradem Wege an England, sie war das Echo des Widerhalls, den der große Engländer in Deutschland gefunden batte. II Das Werk Jakob Schaffners zeigt an Galsworthy gemessen einen sehr zur Nachdenklichkeit rufenden Unterschied. Wie anders bildet sich für den Engländer und für den Deutschen der Körper des Kunstwerkes! England hat als erstes Land der Welt eine noch heute wirksame Lebensform des Volkes gefunden, die das Gleichgewicht ihrer entscheidenden Kräfte ausspricht. Es hat eine politische Gestalt ausgebildet, in die sich schließlich jeder neue Wille des Volkes fügt. Ein derart mit dem Innen verbundenes Außen ist ihm das eigentliche Unzerstörbare im Zug der Zeit. Der Engländer berichtet wahrhaftig von seiner Ewigkeit, wenn er sein Außen erzählt und wie es aussieht. Die Deutschen, durch Jahrhunderte politisch zersplittert, haben von Grimmelshausen bis Klopftock, von