y .1011?. UV 2lus dem Roman „Über de» Strom" Der Tod auf dem Lande m Montag nach Neujahr brachen die Gäste wieder auf. Nachmittag lag Dinny auf ihrem Bett und schlummerte ein. Der graue Tag erlosch, bald füllte Dunkel den Raum. Sie träumte; sie stand an einem Strom, Wilfrid hielt sie an der Hand und wies auf das gegen überliegende Ufer mit den Worten: „Noch ein Strom! Noch über einen Strom!" Hand in Hand stiegen sie ins Wasser hinab. Plötzlich wurde alles um sie schwarz. Seine Hand ent glitt ihr, vor Entsetzen schrie sie auf. Sie verlor den Boden unter den Füßen, trieb in den Strom hinaus, streckte suchend die Hände nach allen Seiten. Doch ein Ruf: „Noch ein Strom! Noch über einen Strom!" drang immer leiser aus der Ferne, bis er in einem Seufzer erstarb. Dinny erwachte in tödlicher Angst. Durchs Fenster gegenüber sah sie den dunklen Himmel, sah die Ulmen zu den Sternen aufragen; kein Laut, kein Duft, keine Farbe. Sie lag ganz still und holte tief Atem, um ihre Angst zu überwinden. Es war lange her, daß sie sich Wilfrid so nahe gefühlt hatte, seit er ihr so schmerzlich entrissen worden. Sie erhob sich, tauchte das Gesicht in kaltes Wasser, blieb am Fenster stehen und starrte in die sternklare Nacht hinaus. Noch immer er schauerte sie ein wenig, allzu lebhaft hatte sie dieser Traum an ihr Elend erinnert. ,Noch ein Stroms Da pochte es an der Tür. „Ja?" — „Es ist wegen der alten MrS. Purdu, Miß Dinny. Es geht mit ihr zu Ende. Der Doktor ist zwar dort, aber —" — „Betty! Weiß es Mutter?" — „Ja, Miß. Sie will hinübcr- gehu." - „Neiu, i ch geh'. Lassen Sie sie nicht fort, Anny!" — „Schon recht, Miß. Ein An fall. Die Pflegerin hat herübergeschickt und läßt sagen, es sei keine Hoffnung mehr. Soll ich Licht machen, Miß?" — „Ja, drehn Sie's an." Gott sei Dank, endlich war eö ihnen möglich gewesen, das elektrische Licht einleiten zu lassen! „Füllen Sie mir diese kleine Flasche mit Kognak und stellen Sie meine Überschuhe in die Halle. In zwei Minuten komme ich hinunter." — „Ja wohl, Miß." Sie schlüpfte in ein Strickkleid, nahm die Mütze, warf rasch ibren Maulwurfmantel über; dann eilte sie die Treppe hinab, blieb einen Augenblick vor dem Schlafraum ihrer Mutter stehn und sagte ihr durch die Tür, daß sie gehe. Iu der Halle zog sie die Gummischuhe an, er griff die Kognakslasche und trat hinaus. Eö war stockfinster, doch für eine Ianuarnacht nicht kalt. Der Weg unter ihren Füßen war glatt und da sie keine Taschenlampe mithatte, brauchte sie für die kaum dreivicrtel Kilometer lange Strecke fast eine Viertelstunde. Das Auto des Arzt.s stand mit seinen grellen Scheinwerfern vor den, Häus chen. Dinny stieß die Tür auf und trat in das ebenerdige Zimmer. Ein Feuer brannte, eine