24 Ernst Lothar: Das letzte Abendmahl den Kräften der Normannen und der Araber reiche vereinigt hatte... ein wahrhaft giganti scher Geistesbau, den auch nur die Hand eines gi gantischen Führers machtvoll zusammenzuhaltcn im Stande gewesen war. Dies war ein Höhepunkt sondergleichen. Was war aus Deutschland geworden seit dieser Zeit? Wenn Loy die Mission anderer großer Völker betrachtete und ihre Geschichte daneben beobach tete, so sah er meist nur große Kurven, die sich nach bestimmten Gesetzen, aber meist gleichblei- bcnd im Rhythmus bewegten. Die Kurven er hoben sich, senkten sich und erhoben sich wieder. Die Kurven des deutschen Schicksals hatten aber einen anderen Schwung. Der Rhythmus des deutschen Schicksale ging im Lauf der Jahrhunderte wie der Kolben einer gestörten Maschine. Es war etwas ungemein Un klares in der Bewegung dieses Kolbens, die Be wegung war einmal rasend und dann wieder lang sam, sie war ohne inneren Rhythmus, ohne ge naue Gesetzmäßigkeit, ohne Präzision, ohne Ziel strebigkeit — — Loy verstand, daß die anderen Völker der Welt diese Bewegung der deutschen Nation, des deut schen Wesens und des deutschen Schicksals einfach nicht begriffen. Es war ihm selber, als seien manchmal vor alle Tugenden und alle Vorzüge des deutschen Wesens immer wieder alle Untugenden und alle Hemmun gen des deutschen Charakters eingeschaltet. Es war eine furchtbare Ungewißheit in dieser Ent wicklungslinie Deutschlands — und man konnte, wenn man den Blick lediglich auf die Entwicklung der letzten Jahrhunderte einstellte, nur ahnen, daß die Bewegung Deutschlands schließlich doch nach oben ging. Hier aber — das empfand Loy beim Hinaus gehen aus dem Dom bis in die kleinsten Zellen seines Blutes — hier am Sarkophag deö größten deutschen Imperators, des von Welt und Geist und Mythos am meisten umwitterten Kaisers, an diesem Sarkophag und angesichts der Höhe, wel che das deutsche Schicksal in der Gestalt des Zwei ten Friedrich einmal erklommen hatte — — — hier mußte man spüren, daß die Energien des deutschen Wesens nicht verbraucht, sondern nur zurückgestaut waren. Aus dem Roman ,,Die Muhle der Gerechtigkeit" Das letzte Abendmahl Heiterkeit der Mozartstadt Salzburg bc- ier sitzen sie. Sie haben in dem Zimmer lin's hinten Platz genommen, das zwar kein Sc- paratraum, doch durch einen Vorhang von den übrigen großen Gasträumen abgeteilt ist, fast ein sogenanntes „Separee"-. Haushofer, dessen Er fahrung in dergleichen denlbar gering und auch hierin bauptsächlich aus Strafakten angewiesen ist, hält es dafür, hat daher bereits gestern dort einen Tisch bestellt. An dem heutigen Abend wollte er sich ja nicht anders betragen als die Herrschaften, die aus dem Vollen lebten, an nichts