Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.09.1933
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1933-09-12
- Erscheinungsdatum
- 12.09.1933
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19330912
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193309121
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19330912
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1933
- Monat1933-09
- Tag1933-09-12
- Monat1933-09
- Jahr1933
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
212, 12. September 1933. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b. Dtschn Buchhandel. sich auch nicht auf Amerika, wo man sich vermutlich über diese Folgen gar keine Gedanken gemacht hat. Letzten Endes sind aber alle diese Teilerscheinungen doch nicht wirklich entscheidend. Zu gro ßen Unternehmungen in der Welt, die den Aufschwung maßgeblich beeinflussen können, wird es erst kommen, wenn der Weltfriede ausreichend gesichert erscheint, so daß man vertrauensvoller auf längere Sicht planen und rechnen kann. Dafür bereiten sich aber die Entscheidungen im nahen und fernen Osten eben erst zaghaft vor. So lange sie nicht gefallen sind, gibt es nur eine Losung: alle Kräfte zusammenfassen und Zusammenhalten und in Ruhe und Besonnen heit abwarten. In dieser Übergangszeit ist naturgemäß mit einer Lockerung der internationalen Verkehrsschwierigkeitcn und -Hem mungen nicht zu rechnen. Die bisherige Weltwirtschaft war dadurch gekennzeichnet, daß es dem einzelnen Unternehmer überlassen war, die gewinnversprechenden Geschäftsabschlüsse selbst herauszufinden und zustande zu bringen. Oft genug ist dabei der persönliche Erfolg des einzelnen ungewollt auf Kosten eigener Volksgenossen erzielt worden, so daß das Volk als Ganzes keinen Gewinn hatte. Das soll nicht mehr sein. Zweifelsohne kommen dadurch zahlreiche Ge schäfte weniger zustande, und diese Schrumpfung hat kritische Fol gen. Sie werden nur zu überwinden sein, wenn sich die Solidari tät durchsetzt, die der neuen Zeit entspricht, und wenn die Organi- sationssormen gefunden werden, die diesen Anforderungen gemäß sind. Auf einem besonderen Gebiet tastet man sich teilweise schon daran heran: im Zusammenhang mit der Verwertung der aus den Transfcrschwierigkeiten geborenen deutschen Sperrmark. Auch die Überwindung des Meistbegünstigungsprinzips in den internatio nalen Handelsverträgen gehört hierher. Die befreiende Formel ist jedoch noch nicht wirklich gesunden. Der Buchhandel ist daran sehr stark interessiert, ist sein Feld doch die ganze Welt und die Frei zügigkeit des Geistes und seines besten Pioniers, des Buches, von der Behebung jener Verkehrsschwierigkeiten nachhaltig abhängig. Der deutsche Buchhandel hat in seiner Geschichte mit solchen Hinder nissen oft genug zu kämpfen gehabt, aber noch immer verstanden, die organisatorischen Maßnahmen zu entwickeln, die ihn siegreich aller Hemmungen Herr werden ließen. Die innerdeutsche Konjunkturlage hat sich im August nicht wesentlich verändert. Der Kamps gegen die Arbeits losigkeit ist weiter gegangen und hat weitere Erfolge erzielt. Die Rückwirkungen auf die Lage der Wirtschaft sind nicht einheitlich. An manchen Stellen ist die Veränderung zum Besseren unverkenn bar und unbestreitbar. An anderen kommen die Dinge immer noch nicht recht in Gang. Man darf aber nicht ungeduldig werden. Das Institut für Konjunkturforschung legt die Umsatzergebnisse für den Einzelhandel in neuer Berechnung vor. Den Jahresdurchschnitt von 1925 100 genommen, betrugen die Umsätze im Juni (die vorläufig letzten Zahlen, die vorliegen) für 1932 1933 Lebensmittel und Kolonialwaren 75.3 73.0 Gemischtwaren 89.2 — Drogen 82.0 75.0 Textil- und Manufakturwaren 51.3 52.2 Herren- und Knabenkleidung 51.3 52.8 Damen- und Mädchenkleidung 43.9 — Schuhwaren 73.3 78.7 Möbel 102.4 82.— Beleuchtung?- und Elektrogeräte 45.1 41.9 Die Warenhäuser haben einen weiteren Rückgang ihrer Um sätze zu verzeichnen. Das Wichtigste ist wohl, daß erstmalig wieder eine Zunahme des Arbeitseinkommens insgesamt sestzustellen war, obwohl die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen des Sommers sich noch nicht ausgcwirkt haben können. Gegenüber dem Tiefpunkt in der zweiten Hälfte des Jahres 1932 zeigt das Einkommen der Arbeiter, Angestellten und Beamten nach den Schätzungen des Instituts für Konjunkturforschung im zweiten Vierteljahr 1933 eine Zunahme um etwa 3°/° oder rund eine halbe Milliarde Reichsmark. Es han delt sich dabei im wesentlichen um eine Verbreiterung der Masse der Empfänger von Arbeitseinkommen, noch nicht um eine wesentliche Vergrößerung der Einkommensmasse an sich. Bei der großen Mehrheit dieser Einkommenempfänger reicht das Einkommen vor läufig auch nur zur Bestreitung des lebensnotwendigsten Bedarfs. 692 Der Buchhandel hat davon zweifelsohne vorläufig nur sehr be schränkten Nutzen. Für ihn wird es immer noch mehr daraus an kommen, daß die Aufwendungen aus den Kulturetats der öffent lichen Hand wieder größer werden und lebhafter fließen. Im gan zen ist es jedoch unbestreitbar ein Zeichen dafür, daß weitere Ver schlechterungen der Konjunktur aufgehalten sind und die Grundlage für den Wiederaufstieg erreicht ist, wenn das Arbeitseinkommen nicht mehr schrumpft, sondern in seinem Bestand erhalten wird und langsam wieder zuzunehmen beginnt. Von hier aus regeneriert dgnn zunehmend die gesamte Wirtschaft, und das bekommt dann auch der Buchhandel schließlich wieder zu spüren. Zu wünschen ist, daß dieser Regenerationsprozetz bis Weihnachten schon wieder so große Fortschritte gemacht haben möge, daß der Buchhandel dann merk lich in den Genuß der Konjunkturbesserung ebenfalls mit einzu treten vermag. Es bleibt aber dabei, daß dieser Aufschwung nicht immer nur allein von Maßnahmen der Regierung erwartet werden darf, sondern daß jeder einzelne durch entsprechendes Verhalten an seinem Teil selber mit dazu beitragen muß. Die Wirtschaft ist ein Ganzes. Nur durch das freudige Zusammenwirken aller und opfer bereites Vertrauen an jeder Stelle baut sich unser Volk sein besseres Schicksal. Die Unternehmungslust im deutschen Buchhandel ist im übrigen, nach den Zahlen der Produktionsstatistik zu schließen, dieser Lage durchaus angepatzt. Nach der Zählung der erstmaligen Ncuigkeitcnanzeigen im Börsenblatt ist das Ergebnis für die ersten acht Monate 1933 fast genau dasselbe wie voriges Jahr (5971 Titel gegen 5988). Der durchschnittliche Ladenpreis ist etwas niedriger (RM6.21 gegen RM 6.93 im Jahresdurchschnitt 1932). Auch die Aus zählungen an Hand der Nationalbibliographie, die an sich einen weiteren Bereich umfaßt, stimmen damit im wesentlichen überein. Naturgemäß ist die Entwicklung nicht auf allen Literaturgebieten gleich. In England und U. S. A. ist anscheinend der Rückgang der verlegerischen Produktion in den ersten sechs Monaten etwas größer gewesen. In England handelt es sich um ein Weniger von insge samt etwas über 3°/°. Es betrifft so gut wie allein die erstmaligen Neuerscheinungen. Die Zahl der Neuauflagen ist fast unverändert geblieben, was an sich eine größere Stetigkeit und einen besseren Erfolg bedeutet. Gegen 1931 ist im ganzen eine Zunahme zu ver zeichnen gewesen. Der Rückgang gegen das Vorjahr macht sich vor allem bei den Abteilungen: Livxrapkx anck lti^orv, koiities, l'oli- tieai l/eonomv anck tjuestivns vk tke I)av und Deoknioai liamt- booüs bemerkbar. Kinderbücher dagegen, pädagogische Literatur, auch religiöse und theologische Literatur und Dichtung zeigen Zu nahme. In U. S. A. ist für das erste Halbjahr 1933 sogar ein Rückgang von insgesamt über 1I°/° gegen 1932 zu verzeichnen. Während der englische Berichterstatter unter dem Eindruck steht, daß der Buchhandel keine ausgesprochene Konjunkturempsindlichkeit zeige, kann man das in U. S. A. nicht behaupten. Gegen den bisherigen Höchststand ist dort die verlegerische Produktion jetzt um 23°/° zurückgegangen. Soweit es sich um die im eigentlichen Buchhandel vertriebene Produktion handelt, beträgt der Rückgang sogar fast 30°/°. Das hängt unzweifelhaft damit zusammen, daß der ameri kanische Buchhandel nicht den Schutz des Ladenpreises genießt, wes wegen der dortige Sortimentsbuchhandel weit weniger widerstands fähig und ausnahmebereit ist. Es hat dort infolgedessen in letzter Zeit auch größere Zusammenbrüche gegeben. Von der allgemeinen Neuorientierung der amerikanischen Wirtschaftspolitik glaubt man im übrigen auch die Möglichkeit von Maßnahmen gegen die Schleu dere! erhoffen zu können. Im ganzen läßt die Schrumpfung des amerikanischen Buchhandels die Schwere der allgemeinen Krise dort deutlich genug erkennen. Die Kulturetats haben in u. S. Ä. mindestens ebenso große Kürzungen erfahren müssen wie bei uns. Unter diesen Umständen ist den Klagen der amerikanischen Biblio theken, daß sie die deutschen wissenschaftlichen Zeitschriften nicht weiterbeziehen könnten, doppelte Aufmerksamkeit zu schenken. Sie sind aus diesen Zusammenhängen zu verstehen, und es lag im deutschen Interesse, ihnen Rechnung zu tragen, auch wenn die Vor würfe, die deutschen Zeitschriften seien überteuert, nicht ohne wei teres als berechtigt anerkannt werden können, vor allem nicht in kritikloser Verallgemeinerung. Die berechtigten Forderungen sind ja in der am 17. August abgeschlossenen Vereinbarung zur Zeitschriftenfrage zwischen dem Verband der deutschen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder