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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.12.1932
- Strukturtyp
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- 1932-12-23
- Erscheinungsdatum
- 23.12.1932
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- Deutsch
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X- 299, 23. Dezember 1932. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Max Paschke 's'. In den Morgenstunden des 16. Dezembers ist Max Paschke im fast vollendeten 65. Lebensjahre seinen schweren Leiden erlegen, die ihn schon seit fast drei Monaten an das Krankenbett gefesselt hatten. Schon im Börsenblatt vom 4. Februar 1928 ist anläßlich des 60. Geburts tages des Verstorbenen über seinen Lebensgang und über seine viel seitige ehrenamtliche Tätigkeit im deutschen Buchhandel berichtet. Als geborener Schlesier war Max Paschke nach abgeschlossener Schulbildung und beendeter Lehrzeit in der Buchhandlung Hermann Heiber in Freiburg in Schlesien als Gehilfe zuerst in Sortiments buchhandlungen Brombergs und Berlins tätig, bis ihn, den kaum Zweiundzwanzigjährigen, der damalige Seniorchef der ältesten Ver lagsbuchhandlung Berlins, der Haude L Spenerschen Buchhandlung, Felix Weidling als Mitarbeiter gewann. Zuerst Gehilfe, dann Ge schäftsführer, wurde er nach dem Tode vr. Konrad Weidlings im Jahre 1911 alleiniger Inhaber dieser altberühmten, bereits im Jahre 1614 gegründeten Berliner Buchhandlung und verstand es, nicht nur das alte Ansehen der Firma zu erhalten, sondern mit glücklicher Hand den Verlag weiter auszu bauen und durch Erwerbung von Zeitschriften (»Steuer-Archiv«) und durch die Herausgabe einer Reihe von Werken der Wirtschaftswissenschaften der alten Firma neues Blut zuzufllh- ren. Die schweren Kriegsjahre und die noch schlimmeren Jahre der darauffolgenden Inflation gingen zwar auch an der Haude L Spenerschen Buchhandlung nicht spurlos vorüber, konnten aber dank der geschickten Hand und der unermüdlichen Arbeitskraft ihres neuen Besitzers glücklich überwunden werden. Der Berliner Buchhandel wurde bald auf den kenntnisreichen nnd arbeitsfreudigen Kollegen aufmerksam, der schon in seinen Ge hilfenjahren als Vorsitzender des »Krebs« und als Vertrauensmann des Kreises Brandenburg des »Allgemeinen Deutschen Buchhand- lungsgehilfen-Verbandes« eine außerordentlich verdienstvolle ehren amtliche Tätigkeit entfaltet und namentlich bei den damals vom »Krebs« ins Leben gerufenen Veranstaltungen für die Ausbildung des buchhändlerischen Nachwuchses eine führende Nolle gespielt hatte. Schon im Jahre 1913 wurde er in den Vorstand des »Nnterstützungs- vereins Deutscher Buchhändler und Buchhandlungs^Gehülfen« und im gleichen Jahre in den Nechnungs- und Wahlausschuß der »Korpo ration der Berliner Buchhändler« gewählt; von 1921—1926 war er Schatzmeister der »Korporation der Berliner Buchhändler« und vom Jahre 1927 ab bis zu seinem Tode ihr Erster Vorsteher. Auch dem Vorstände des »Vereins ^rliner Buchhändler« hat er angehört und den eingetragenen Verein »Erholungsheim für Deutsche Buchhändler« hat er in den Kriegsjahren als Vorsitzender durch schwierige Zeiten geleitet. Den ganzen Umfang der von ihm in der »Korporation der Berliner Buchhändler« und im »Unterstützungsverein Deutscher Buch händler und Buch ha ndlu ng s -Ge hü l fen« geleisteten Arbeit können in ihrem ganzen Ausmaße nur seine Vorstandskollegen in diesen beiden Vereinen beurteilen. Schon als Max Paschke noch Geschäftsführer der Haude L Spe nerschen Buchhandlung war, wurde ihm auf Anregung des unlängst verstorbenen Geheimrats I)r. Karl Siegismund, zusammen mit dem inzwischen verstorbenen Philipp Rath, die Ausarbeitung des »Lehr buchs des Deutschen Buchhandels« übertragen. Dieses zweibändige Werk, das gerade jetzt in neuer Auflage erscheint, darf wohl als das klassische Unterrichtsmerk des deutschen Buchhandels, aus dem der größte Teil der lebenden Buchhändlergeneration sein Wissen ge schöpft und vervollkommnet haben dürfte, angesprochen werden. Wer das Buch kennt, weiß, welche Fülle von Kenntnissen und von Arbeit in diesem Lehr- und Nachschlagebuch enthalten ist. Es war deshalb auch selbstverständlich, daß die »Korporation der Berliner Buchhändler«, als es sich darum handelte, der Handelshochschule Ber lin einen Dozenten für das Lehrfach Buchhandel namhaft zu machen, einstimmig Max Paschke für diesen Lehr-Auftrag vorschlug, zumal sich dieser bereits als Gehilfe bei den unter seiner Leitung veranstalteten Kursen für den Jungbuchhandel als eine ausgezeichnete Lehrkraft er wiesen hatte. So hat denn seit dem Jahre 1909 der Verstorbene trotz seiner immer größer werdenden Arbeitsbürdc bis zum letzten Winter 1931 diese Dozententätigkeit ausgeübt, und von der jüngeren Buch- bändlergencration Berlins haben wohl die meisten als Hörer zu seinen Füßen gesessen. Erst in diesem Winter mußte er infolge seines schwe ren Leidens aus diese ihm lieb gewordene Tätigkeit verzichten. Nun ruht der Rastlose aus von seinem mit Arbeit ausgefüllten Leben. Dem gütigen, edlen und liebenswürdigen Menschen und dem kenntnisreichen Kollegen wird nicht nur der Berliner, sondern der ge samte deutsche Buchhandel ein ehrendes Gedenken über das Grab hinaus bewahren. R. Mg. Johann Jakob v. Willemer und die Schrift „Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung". Von vr. Max Hosmann. In Nr. 41 der »Woche« vom 8. Oktober 1932 verficht Alexander Beßmertny die Behauptung, daß Goethes Freund Johann Jakob v. Willemer in Frankfurt a. M. der Verfasser der Flugschrift ge wesen sei, für die Johann Philipp Palm sein Leben lassen mußte. Die These ist bestechend, denn sie weist ans einen Mann hin, der viele der Eigenschaften besaß, die man gerade von dem Autor dieser Schrift erwarten würde. Eine in Nr. 48 (nicht, wie Beßmertny schreibt, 51) der »Gartenlaube« von 1877 abgedruckte Zuschrift eines Fräulein v. Humbracht enthält außerdem eine angeblich unumstöß liche Zeugenaussage über seine Autorschaft. Diese wäre gewiß un schätzbar, wenn es sie direkt von Willemer hätte und wörtlich wieder-! gäbe. Aber als Bericht aus vierter Hand und nach zwei Menschen altern ist sie nicht über jeden Zweifel erhaben. Eine besondere Fehlerquelle ist die dreimalige Umsetzung des Wortlauts von Wil-! lemers Anssage in abgekürzte indirekte Rede, die es ganz unmöglich! macht, zu erkennen, was er eigentlich gesagt hat. So willkommen uns daher auch Fräulein v. Humbrachts Zeugnis als Bestätigung einer anderweitig erweislichen Tatsache wäre, als Gegenbeweis gegen widersprechende Aussagen kann es nicht angeführt werden. Das Vorhandensein solcher Widersprüche läßt sich nicht abstreiten. Zunächst ist es überhaupt sehr zweifelhaft, ob die Schrift »Deutsch land in seiner tiefen Erniedrigung« von einem Mann in der Stellung Willemers herrühren kann. Ein Angehöriger dieser Kreise hätte doch wohl zunächst versucht, bei den Negierungen Verständnis zu! finden, zumal wenn er, wie Willemer, als früherer Senator der noch immer mächtigen Freien Stadt Frankfurt und als Besitzer einer mit der Emission von Staatsanleihen betrauten Bank in allen Staaten auf Gehör rechnen durfte. Entschloß er sich aber zu einer Flug schrift an das Volk, so hätten seine Erfahrungen mit den »Herren« sicher irgendwie in ihr einen Niederschlag gefunden. Doch die der Schrift zugrunde liegende naive Hoffnung, es genüge, seine Leiden zu beklagen, um Erleichterung zu erlangen, erweist ihren Verfasser gerade als einen Mann, der einflußreichen Kreisen fern steht. Auch eine Reihe von inneren, aus der Schrift selbst, und äußeren, ans Willemers Lebensumständen abgeleiteten Gründen spricht gegen seine Autorschaft. Die Schrift beklagt den zügellosen Ehrgeiz Napo leons, der nicht nur Frankreich unterjocht hätte, sondern ganz Europa! bedrohe. Vorschläge, was man bei dieser Lage tun solle, fehlen! gänzlich. Für Beßmertny ist gerade dies ein Zeichen der Autorschaft! Willemers, der nichts von der Selbsttätigkeit der Völker erhofft Habel Doch eine Arbeit ohne jedes positive Ergebnis ist diesem, der sasa alle Schriften mit moralischen oder pädagogischen Schlußfolgerungen! versah, auch nicht zuzutrauen. I Willemer hat damals mehrfach die Ansicht vertreten, nach dem! Verlust der politischen Freiheit müsse jeder nm so mehr an bei! Wahrung seiner inneren Freiheit arbeiten. In der Flugschrift hätt^ er wohl diesen Gedanken in den Mittelpunkt gerückt, und dadnrrll dürfte auch die sonstige Darstellung eine andere Form erhalte haben. Auch fragt sich überhaupt, ob ihr Inhalt mit seinen Ansichtei^ übereinstimmt. Willemer hat 1808 dem neuen Landesherrn der Stadl Frankfurt, dem Fürst-Primas Dalberg, einem der Gründer deV Rheinbundes, ganz begeistert gehuldigt. Das braucht mit eine» Verurteilung der Zustände, die zur Gründung des Rheinbundes führten, nicht unvereinbar zu sein — von den Hoffnungen her, di! der Freund Schillers, Goethes und der Brüder Humboldt erweckte! wäre es erklärlich —, doch spricht es nicht gerade dafür. Man kaum aber sogar glaubhaft machen, daß Willemer die Hauptpunkte de» Schrift anders gefaßt hätte. I Ais Hauptzeichen der Erniedrigung Deutschlands erwähnt sil die Ausplünderung des bayerischen Volkes durch die französische Ein! quartierung und deren viehische Roheit. Der Verfasser belegt beide! durch viele Beispiele und kommt immer wieder darauf zurück. Mu! schon ausfallen, daß hier im Gegensatz zu Willemers sonstigen Schrisl ten materielle Leiden des niederen Volkes im Mittelpunkt stehen» so ist vollends unbegreiflich, daß der Frankfurter sich so eingehen! mit den Verhältnissen des fernen Bayern befaßt, während seine Vater! stadt doch auch über unberechtigte Einquartierungslasten und ferne! über Verletzung, bald sogar über die völlige Aufhebung ihrer Frei! heit zu klagen hatte. Was hier, in Nassau, in Hessen, in Aschaffen! bürg, in Isenburg geschah, wird überhaupt nicht erwähnt, die Vor! gänge in Baden, Württemberg und Würzburg nur kurz gestreift. Anc! ist bei Willemer sonst kein Interesse für Bayern bekannt. Währen! des Krieges von 1805 war die Stimmung in seinem Hause an! 914
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