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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.07.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-07-03
- Erscheinungsdatum
- 03.07.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1920
- Monat1920-07
- Tag1920-07-03
- Monat1920-07
- Jahr1920
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- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.07.1920
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- No.
- [5] - 709
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l45, 3. Juli 192«. Redallioneller Teil. vsq-n-Iall >. d. Dv«r.. falls in Bewirtschaftung genommen werden, denn die Verhält nisse aus dem Holzstoffmarkt sind unerträglich geworden, kostet doch heute Holzstoff beinahe ebensoviel wie Zellstoff, — ein ganz unnatürlicher Zustand. Diese Fabriken, die auch Kohle bevor zugt erhalten sollen, müssen dafür die Verpflichtung übernehmen, nun eine bestimmte Menge von Papier dem Buch- und Zeit- schriftenvcrlag auf Grund der Bezugscheine zu liefern. Da man im Hinblick auf die allgemein« Lage und auf die Notwendigkeit, auch die anderen Papierverbraucher mit Papier zu versorgen, dem Verlagsgcwerüe nicht wahllos und nicht jede beliebige Menge an Papier zur Verfügung stellen kann, mutz man eine ganz bestimmte Meng« von vornherein als die Höchstmenge sestsetzen, die so hergestellt werde» kann. Man müßte also die Kontingentierung beibehallen und die Gesamtlontingente wieder auf vielleicht SO v. H. gegenüber dem Verbrauch des Jahres 1915 herabsetzen und den besonders notleidenden Verlegern, insbe sondere dem wissenschaftlichen und Schulbuchverlag im Bedarfs fälle Sonderzuweisuiigeu gewähre». Über diese Zuteilung der Ausnahmen soll ein kleiner Kreis von Verlegern bestimmen, des sen Mitglieder von den Fachverbänden der Verlegervereinigun gen vorgeschlagen werden müßten, und die dann die erste Ent scheidung über die Sonderbewilligung zu treffen hätten. Die Wirtschaflsstelle will, falls es gewünscht wird, gern diese erste Entscheidung aus ihren Händen in die Hände eines Kreises der Verleger selber legen, damit jeder Anschein vermieden wird, als würde bei uns etwa aus bureaukratischen oder rein formellen Gesichtspunkten zugeteilt. Selbstverständlich müßte die Wirt« schaftsstelle in dieser Kommission vertreten sein und mit ihr Zu sammenarbeiten. Grundbedingung für die Durchführung dieses Verfahrens ist aber, wie ich mir vorhin schon auszuführen erlaubte, daß der Versuch gemacht wird, für bestimmte Zwecke bestimmte Pa- piersorten und vielleicht auch bestimmte Formate zugrunde zu legen. Der Vorsitzende des Vereins der Fachpresse, Herr Georg Elsner, hat schon vor eineinhalb Jahr betont, daß es ohne weiteres für die Fachpresse möglich wäre, mit einigen wenigen Papiersorten auszukommen. Ob Beschränkungen hinsichtlich der Formate auch für das übrige Verlagsgewerbe durchführbar sind, müßte allerdings erst noch festgestellt werden. Hinsichtlich der Sorten wird es wohl eher möglich sein, denn Sie haben sich ja notgedrungen jetzt schon auch für wissenschaftliche Weikc, für Schulbücher usw. mit Papiersorten begnügen müssen, mit denen Sie sich früher sicherlich nicht begnügt hätten. Die Ansprüche müssen wir eben zurückschraubcn, wenn wir überhaupt in der Lag« sein wollen, den Bedarf einigermaßen zu decken. Ich glaube, daß ich mich zunächst auf diese kurzen allge meinen Ausführungen beschränken darf. Vielleicht wird sich im Laufe der Verhandlungen Gelegenheit bieten, sie noch weiter zu ergänzen, falls sich das als notwendig Herausstellen sollte. (Leb hafte Zustimmung.) Hermann Hillger (Berlin): Meine Herren, ich mutz eins vor- ausschickcn, um jede Mißdeutung auszuschließen: Herr Reiß ist uns bekannt als ein dem Verlagsbnchhandel durchaus wohlwol lender Herr, der sicher für seine Person das Allerbest« will, und der sicher alles getan hat, um diese außerordentlich schwierige Materie zu beherrschen und so durchzufahren, daß nicht zuviel Fehler vorgekommen sind. Aber, meine Herren, eine der ent setzlichsten Folgen dieses Krieges ist zweifellos der Wunsch nicht nur unserer Regierung, sondern auch vieler der Regierung nahe stehender Persönlichkeiten, die unglückselige Kriegsorganisation für die Ewigkeit festzuhalten (Sehr richtig!), diese Kriegsorgani sation zu verewigen, die für eine kurze Zeit vielleicht einmal als eine kleine Aushilfe gelten konnte; aber wir haben ja jetzt in Deutschland die Erfahrung machen müssen, daß die Beamten stellen in gleicher Weise wachsen wie die Milliarden an Schulden (Sehr richtig!), und darum meine ich, gerade wir, die wir dem freien Erwerb mehr zugeneigt sind als irgendein anderer Stand, gerade wir, die wir auf die Unverletzlichkeit unserer Rechte, aus unsere Eigenart den allergrößten Wert legen, gerade wir sollten uns mit allen Kräften wehren gegen eine neue Zwangsregierung, Zwangsverwaltung und vor allen Dingen gegen diese Zwangs reglementierung. (Sehr richtig!) Ich mutz sagen, meine Herren, der Gedanke, darauf hinzu- arbeitcn, daß nur noch bestimmte Formate verwendet werden, mutet mich an wie die geplante Schöpfung des großen Zu- kunftsstaales, die ja Wohl das Allheilmittel der Gegenwart und der Zukunft sein sollte. Wenn wir auf die Eigenart unseres Gewerbes verzichten wollen; wenn wir darauf verzichten wollen, künstlerisch und eigenartig zu produzieren; wenn wir die Viel seitigkeit, die gerade das Interesse des Publikums hervorrusl, aus dem Buchhandel ausschalten wollen, dann schlage ich vor. radikal zu sein und überhaupt nur noch ein Format für alle Bücher vorzuschreiben (Heiterkeit) und nur noch eine Richtung zu entwickeln. (Erneute Heiterkeit. — Sehr gut!) Ich zweifle nicht daran, daß Herr Reiß den allerbesten Willen haben mag, daß auch die Regierung den denkbar besten Willen haben mag. Mein lieber Freund, der Reichsklaviermacher Schmidt, ist ein braver Mann, nur von der Wirtschaft versteht er nicht dos Allergeringste. (Heiterkeit. — Sehr richtig !) Und, meine Her ren, wenn wir uns dann noch vorslellen, daß solche Persönlich- keilen am Werke sind, um uns, die wir keine Richtung pflegen, die wir freie Bahn jeder Wissenschaft, die wir freie Bahn jeder Knlturrichiung, die wir freie Bahn jeder politischen, jeder künst lerischen Richtung geben wollen, zu gäugeln, dann, meine Her ren, können wir uns unter keinen Umständen dazu hergeben, Handlanger eines sozialistischen Zukunftsstaates zu Werder, (Bravo!), und das werden wir unzweifelhaft, wenn man uns vielleicht sogar unter eine Art Vorzensur stellen wollte. Nieine Herren, wenn etwas zum Himmel schreit, so ist es die Misere der Papierfrage in Deutschland. Es ist geradezu frivol — um keinen schärferen Ausdruck zu gebrauchen —, daß die Papierfabriken sich nicht schämen, nur zu arbeiten in dem Wunsche, ihre eigenen Taschen zu füllen und ungeheure, ganz unverhältnismäßig hohe Gewinne herauszuwirlschaften. (Sehr richtig!) Ich mein«, hier muß die Wahrheit einmal an den Tag. Früher, vor dem Kriege, haben viele Papierfabriken unrentabel gearbeitet. Sie haben mit geringem Gewinn zufrieden sein müssen, weil die Konkurrenz sehr groß war, und ich verstehe es durchaus, daß man die jetzige Zeit benutzen will, um sich so gesund zu machen, wie viele andere Industrien sich auch gesund gemacht haben. (Heiterkeit.) Doch darüber hinaus dann noch die schwere Zeit zu benutzen, um große Vermögen zu thesaurieren, nur um für die Zukunft zu sorgen, das ist das wirtschaftlich Falscheste, was wir heute tun können. Gerade der Verlagsbuchhandel kann Wohl für sich in An spruch nehmen, daß er immer der letzte war, der sehr zögernd und immer nur mit großen Schwierigkeiten sich zu Preiserhöhun gen entschloß. Der Verlagsbuchhandel ist heute noch in keiner Weise auch nur annähernd den Preissprüngen gefolgt, die wir auf allen Gebieten unseres öffentlichen Lebens zu verzeichnen haben. Das ist sein Stolz, und das ist seine Ehre. (Zuruf: Seine Dummheit!) Nein, meine Herren, ich halte es nicht für eine Dummheit; denn «ine Dummheit ist es, wenn man in der heutigen Zeit, wo das Geld gar keinen Wert mehr besitzt, nur darauf ausgeht, Geld zu verdienen. (Sehr richtig!) Es kommt heute viel mehr darauf an, daß jeder deutsche Volksgenosse sich bewußt ist, daß er unbedingt nur soviel verdienen sollte, daß ihm das Leben bleibt. Wenn jeder nach dieser einzigen wirtschaftlichen Richtschnur handeln wollte, dann wäre es heute weit besser um uns Deutsche bestellt. Aber was sehen wir gerade bei den Papierfabriken, und — wenn der Herr Vor sitzende gestattet, darf ich hinzufügen: was sehen wir bei den Buchdruckern in gleicher Weise? — Bei den Buchdruckern herrscht — ich will bloß diese eine Sache herausgreifen — eine gerade zu frivole Art, die Lohnforderungen der Gehilfen zu bewilligen, weil sie das Gefühl haben: wir wälzen das ja doch ab; die andern zahlen es ja doch. (Sehr richtig!) Meine Herren, Ver- antwoctlichkeitsgefühl verlange ich heute von jedem einzelnen Volksgenossen. Die Sache liegt doch so, daß tatsächlich diese fortgesetzten Lohnerhöhungen auf allen Gebieten >ms immer näher an den Abgrund bringen. Wir reden ja immer vom Ab grund und übersehen, daß wir längst abstürzen. — Herrn Reiß bitte ich noch, wenn er es kann, auf die Papierfabriken einzu wirken, daß sie immer nur auf legalem Wege liefern. Denn 7»i-
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