Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.06.1921
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- 1921-06-18
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- 18.06.1921
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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X- 140, 18. Juni 1821. Redaktioneller Teil. Mitglieder wären, wären die 10 Verlegermitglieder in der Lage, jeden Beschluß der 120 Sortirncnternütgliedcr zu verhindern. Herr Or. Bielefeld hat mit dankenswerter — vielleicht nicht ganz kluger — Offenheit auch schon darauf hingewiesen, daß der Ver band der Kreis- und Ortsvereine dann eine ganz überflüssige Institution sei, und daß er so schnell wie irgend möglich verschwinden müsse. Ich nehme an, daß die Rolle der Vermittlung, die honte der Verbandsvorstaud spielt, später von den Herren Unent wegten übernommen werden soll. Meine Herren, was geschieht nun, wenn die heutige Hauptversammlung auf diesen Antrag nicht cingcht? Der Verleger verein wird den Lasso-Paragraphen anwenden, er wird ein Rundschreiben an seine Mitglieder versenden und ihnen sagen: Stimmt jetzt darüber ab, ob ihr unter diesen Verhältnissen noch weiter Mitglied des Börsenvereins sein wollt, und, meine Herren vom Verlag, jch glaube, Sie haben einige Bange vor diesem Rundschreiben (Lachen bei den Verlegern), bzw. vor den Antworten, die Sie bekommen werden. Jch habe das Zutrauen zu unseren Kollegen vom Verlag, daß eine herzlich geringe Zahl diese Ab lehnung des ß 1 des Vorschlages des Börsenvercinsvorstandes als casus belli mit dem gesamten Buchhandel ansehen würde. Jch bin überzeugt, daß nur ein verschwindend geringer Bruchteil aus dem Börjcnvcrein austreten würde, aus dem Börsenvcrcin, der uns ja die Gemeinschaftsarbeit im deutschen Buchhandel erst ermöglicht. Jch habe in meinem Referat von vorhin, das Sie mit liebenswürdigem Bcisall quittiert haben, gejagt, wir sollen das Schwertgerassel, das Klirren mit den Massen, die Einschüchtcrungsversuche unterlassen. Meine Herren, schüchtern Sie uns auch nicht mit dem Lasso-Paragraphen ein! An den Lasso-Paragraphen und seine Wirkung glauben Sie selbst nicht mehr allzuviel. Meine Herren, wenn Sie heute bereits rundweg diesen Passus 1 dos Satzungsänderungsentwurfs ablehnen, dann wird - das glaube ich aus innerster Überzeugung aussprcchen zu dürfen — unserem Vorstande des Börsenvereins ein Stein vom Herzen fallen (Heiterkeit), ja nicht nur ein Stein, sondern ein ganzes Gebirge. (Erneute Heiterkeit.) Denn, meine Herren, durch diese Kurienabstimmung und durch all das, was drum und dran hängt, würde der Börsenvercinsvorstand in Zukunft in einer ganz furchtbaren Art und Weise versklavt werden. (Ruse: Oho!) Lehnen Sie diese Abstimmung ab, lassen Sie es bei der jetzigen Art der Verhandlung und der Abstimmung im Börsenverein, dann, meine Herren Kollegen, wird der Börsenvereins vorstand und der Börscnvcrein gesünder und stärker dastehcu. Vor allen Dingen wird er größer in seinem Ansehen dastchen. (Aha! bei den Verlegern.) Die Hauptversammlungen, auf denen wir uns jetzt teilweise befreunden und teilweise nicht befreunden, werden in Zukunft nicht die Ruhe des Kirchhofs zeigen, die bei der Kurienabstimmung eintreten müßtet dafür aber werden wir eine Fortentwicklung des Buchhandels haben, wie wir sie bisher immer gehabt haben; wir werden weiter unsere Einigung in Kompromissen suchen, wie wir heute wieder gezeigt haben, daß es bei gutem Willen möglich ist, sie zu finden. Auf die anderen Punkte des Antrages gehe ich hier nicht ein; denn Punkt 1 ist der Kernpunkt des ganzen Antrags. Lediglich Punkt S wäre vielleicht noch zu bemängeln, wo dem neu zu wählenden Ausschuß eine Blankovollmacht gegeben werden soll. Meine Herren, ich warne Sie vor einer Satzungswidrigkeit. Sic haben vorhin gesagt: Sie haben alles geprüft. Die Blanko vollmacht, die dem Ausschuß gegeben werden soll, ist eine Sdtzungswidrigkeit; denn aus eine Blankovollmacht kann eine Haupt versammlung gar nicht eingehen. Es ist vorhin vom Vorstandstisch aus gesagt worden, man solle doch zunächst einmal auf die ganze Sache eingehen und den Ausschuß beraten lassen; es sei ja noch nicht so schlimm; man könnte ja übers Jahr noch ablehncn oder annehmen. Meine Herren, ich warne vor diesem Weg, und zwar aus folgendem Grunde: Ich weiß zwar genau, daß es keine Hauptversammlung des Börscnvereins geben wird, in der zwei Drittel für die Kurienabstimmung zu haben sein werden; ich warne deshalb davor, weil der Ausschuß ein ganzes Jahr lang mit einer Arbeit belastet wird, die unfruchtbar ist, weil wir im nächsten Jahr, in der nächsten Hauptversammlung dazu kommen werden, den ganzen Entwurf wieder ablehnen zu müssen. Jch halte es für richtiger, daß wir bereits heute diesen Punkt 1 ablehnen und aus alles andere eingehen. Der Ausschuß mag über die außerordentliche Mitgliedschaft, über den Beirat, über alles mögliche beraten, aber er hat dann einen klaren und geraden Weg vor sich: er weiß, woraus seine Arbeit sich zu erstrecken hat, und wir wissen, welchen Entwurf wir im nächsten Jahre zu erwarten haben. Aus diesen Gründen, meine Herren Kollegen, stelle ich, auch im Namen meiner Kollegen, den gestern in der Hauptver sammlung der Buchhändlcrgilde einstimmig gefaßten Antrag salzenden Wortlauts: Die Hauptversammlung beschließt, aus den Antrag des Vorstands des Börscnvereins betr. Abänderung der Satzun gen des Börsenvereins nur insoweit einzugehcn, als § 17 der Satzungen eine im Antrag vorgesehene, die Organisation des Börscnvereins völlig verändernde Form nicht erhält. Die Hauptversammlung erblickt in einer solchen Abänderung eine mit dem Vercinszweck gemäß § Ib, § Ic 2 und ß Ic 4 unvereinbare Verknöcherung des Börsenvcreins und eine Verhinderung der Fortbildung des buchhändlerischen Rechts und der buchhändlerischen Gepflogenheiten. Die Haupt versammlung geht auch darauf nicht ein, dem zu wählenden Ausschuß eine Vollmacht für grundsätzliche, im Antrag nicht vorgesehene Änderungen der Satzungen zu geben. Meine Herren, ich schließe mit dem dringenden und herzlichen Appell an Sie im Interesse des Börsenvereins: Werfen Sic das Ungeheuer heute in die Wolssschlucht! (Stürmisches Bravo! und Händeklatschen bei den Sortimentern.) vr. Georg Paetel (Berlin): Meine Herren, es war unglücklich, daß hier bei der Besprechung des Antrages immer der Antrag Or. Springer mit dem Anträge des Börsenvereinsvorstandes durchcinandergeworfen wurde; denn der ursprüngliche An trag Or. Springer basierte auf einem Zweikammersystem, während der Antrag des Börsenvercinsvorstandes und die Absichten des Deutschen Vcrlegervereins aus einer Kurialabstimmung beruhen. Das ist ein großer und wesentlicher Unterschied. Es wäre vielleicht zuzugeben, daß das Zweikammersystem das Leben der Hauptversammlung und damit vielleicht auch des Börsenvereins töten könnte; bei einer Kuricnobstimmung ist das absolut nicht der Fall. Es ist auch nicht zu befürchten, wie Herr Hartmann das ausgeführt hat, daß der blanke, ofsene Kamps in Zukunft nicht mehr da sein würde; im Gegenteil, es wird genau so offen ge kämpft werden wie bisher, und es werden genau dieselben Kompromisse geschlossen werden wie bisher. Gerade den Kompro missen wird durch die künftige Regelung der Weg geebnet; denn nur die Abstimmung wird in Kurien erfolgen; es wird aber doch gerade immer nötiger werden, daß vorher zwischen den einzelnen Gruppen des Börsenvcreins eine Verständigung gesucht wird, wie das hier mit Schwierigkeiten ost noch während der Hauptversammlung geschieht. Nun hat Herr Nitschmann gefragt, warum jetzt ein solcher Antrag ohne zwingende Gründe in einer Zeit gestellt werden konnte, die so mit Zündstoff gesüllt sei. In dieser Frage liegt die Antwort: Weil eben die Zeit mit Zündstoff gefüllt ist (Sehr richtig! bei den Verlegern), ist dieser Antrag gestellt worden. Um diesen Zündstoss nicht explodieren zu lassen und nicht eine verderbliche Explosion hervorzurufcn, die den ganzen Börsenvcrcin in die Lust sprengt, deshalb ist der Antrag gestellt worden (Sehr richtig! bei den Verlegern), nicht etwa aber, weil früher das Sortiment gefügig war und jetzt der Verlag fürchtet, daß das Sortiment so stark geworden wäre, daß cs ihm unbequem werden könnte. Herr Nitschmann hat gesagt, der Verlag könnte vollständig ruhig sein, denn das Sortiment dächte nicht an Majorisierung. Jch glaube Herrn Nitschmanns Worten; aber in dem Gildeblatt steht doch manchmal ganz anderes zu lesen. (Sehr richtig! und Heiterkeit bei den Sortimentern und Verlegern. — Händeklatschen.) 881
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