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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.12.1933
- Strukturtyp
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- 1933-12-05
- Erscheinungsdatum
- 05.12.1933
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- Deutsch
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282, 5. Dezember 1933. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. L.Dtschn. Buchhandel. Zunge Buchhändler an die Front! Von Karl Thulke, Neichsfachgruppenleiter der Buchhandlungs- gehilsen im DHV. *). Diese »Zehn Tage Deutsche Buchmesse« sind doch, wenn wir es recht verstehen, ein Impuls. Wir alle haben das Gefühl, das; es sich hier um mehr handelt als um eine Biicherschau, um mehr als eine Verkaufsausstellung zu günstiger Zeit. Das ist gewiß, die Buchmesse trägt eine Verantwortung dem deutschen Volke gegenüber, wie das deutsche Volk dem verpflichtet ist, was Aufgabe und Ziel der Messe ist. Die deutsche Buchmesse in der vorgesehenen Form im Zusammen hang mit der Schrifttumskammer aber ist für uns junge Buchhändler schlechthin die Verkörperung eines neuen Willens und der Aus druck zielgerichteten Handelns. Dem Buchhandel ist an einer deut lich sichtbaren Stelle in enger Zusammenarbeit mit verantwortlichen Neichsstellcn und anderen kulturell wirkenden Gruppen Gelegenheit gegeben zu beweisen, daß er seine verantwortungsvolle Aufgabe als Diener und Mittler des Buches, des deutschen Buches, begriffen hat. Wie es selbstverständliche Aufgabe der Messe ist zu zeigen, daß wir über einen Reichtum geistiger Arbeit, über einen Reichtum künst lerischer, insbesondere dichterischer Schöpfungskraft verfügen, so ist es selbstverständliche Pflicht des Buchhändlers, heute zu erkennen, daß er sich nur durch unermüdlichen Dienst am deutsche n Buch im Herzen des deutschen Volkes einen Platz erobern und sichern kann. Es liegt vielleicht im Wesen des jungen Menschen, daß er einen solchen Impuls wirklich als eine Geburtsstunde empfindet, als einen Anfang zu neuer ausbauender Arbeit, zu neuen Talen. Angesichts dieser Stunde empfinden auch wir jungen Buchhändler stärker denn jemals verpflichtend in uns die Stimme, die uns aufsordert, treue, nie wankende Kameradschaft im Dienst am deutschen Buch zu üben und zu bewahren. Eine solche Stunde verlangt von uns, daß wir uns zu ihr bekennen, verlangt aber auch, daß wir uns prüfen und mutig das ablegen, was ihrem Sinn, was ihrem Ziel widerspricht. Wir zweifeln nicht eine Sekunde daran, daß die bevorstehenden Auf gaben von uns das beste Können, die größte Disziplin und be dingungslose, rücksichtslose Aufrichtigkeit sich selbst gegenüber und gegenüber den anderen Mitarbeitern verlangen. Es ist bezeichnend für die nationalsozialistische Evolution, daß sie nicht Rechte gründet, son dern neue Pflichten setzt. Nach wie vor trägt sie den großen inneren Schwung der nationalsozialistischen Bewegung weiter, die in echtem Erneuerungswillen nicht dabei stehen bleibt, neue Formen zu schaf fen und diesen Inhalt zu geben. Es geht ihr immer um mehr und um das letzte: um die Neugeburt des deutschen Menschen. So ist auch dies unsere Erkenntnis: Der Bestand des Volkes, die Dauer des Reiches, sie sind gewährleistet allein durch die Bereitschaft des deutschen Menschen, für dieses Volk, für dieses Reich alles zu sein und alles zu opfern. Erst wenn wir mit dieser Einstellung an unsere beruflichen Pflich ten Herangehen, sind wir uns des rechten Weges bewußt. Unseren Dienst als Mittler des deutschen Buches fassen wir immer zugleich als Arbeit am deutschen Menschen auf. Die kann aber nur leisten, wer selbst seines deutschen Volkstums, seines deutschen Menschen tums sicher ist. So ist unsere strenge Forderung höchster menschlicher und beruflicher Qualitäten nicht geboren aus irgendwelchen Standes überhöhungsabsichten oder irgendeinem neuen Berechtigungswahn oder Bildungsmaterialismus. Sie ist einfach entsprungen einem tiefen Pflichtgefühl und der Erfahrung, daß wie auf vielen anderen Ge bieten deutschen Arbeits- und Kulturlebens auch im Buchhandel Er neuerung von Grund auf notwendig ist. Diese Erfahrung, meine Kameraden im Dienst am deutschen Buch, liegt nicht so sehr — und vielleicht ist dies zu sagen das Vorrecht der jungen Mannschaft des deutschen Buchhandels — im Praktischen be gründet, sie liegt viel tiefer — im Blut. Es ist ein starker, elemen tarer Wille von schicksalhafter Bedeutung, der sich Bahn brechen will, — und nicht nur bei den an Jahren Jungen, sei zur Verdeut lichung gesagt. Wir alle kennen genau so wie die Buchhändler-Gene rationen vor uns, dieses dem Buche Verfallen- und Verpflichtet-sein. Nicht nur das Buch, auch die Buchhändler hatten ihre besonderen Schicksale, und es gab große und kleine Schicksale, würdige und un würdige Zeiten. Es gab Zeiten, in denen ein Friedrich Perthes sagen konnte, der deutsche Buchhandel sei die Bedingung des Daseins einer deutschen Literatur. — Es gab auch andere Zeitläufte, und wir dürfen uns einen ge wissen kritischen Blick nie trüben lassen, schon um deswillen nicht, *) Rede, gehalten auf der Kundgebung »Zehn Tage Deutsche Buchmesse« am 2V. November 1933 im ehemaligen Herrenhaus, Berlin. 936 weil es einzig und allein unserStreben sein kann, den besten und großen Zeiten unseres Volkes und des Buchhandels würdig zu werden. In dieser Stunde eines neuen Anfangs wollen wir unseren Blick vor allem vorwärts richten. Der Zopsabschneider hat seine Zeit ge habt. Nicht Zöpfe wollen wir abschneiden, wir wollen mit dem Ein satz unserer besten Kräfte als deutsche Buchhändler unseren Dienst am Buch und damit an deutscher Kultur überhaupt leisten, weil das unsere verdammte Pflicht und Schuldigkeit ist. Wir dünken uns dar um nicht einen Deut besser als andere Volksgenossen, die an irgend einer anderen Stelle der Deutschen Arbeitsfront ihren Mann stehen. Nur dies eine wollen wir mit erreichen, daß dem deutschen Buche im deutschen Volkewieder die Anerkennung werde, die es verdient und die cs verloren hat, nicht ganz ohne unsere Schuld. Selbst auf die Gefahr hin, als uferlose Idealisten verschrien zu werden, bekennen wir, daß nur dieser höchste Gesichtspunkt allein ge eignet ist, die Erneuerungsbewegung im deutschen Buchhandel zu be gründen und zu rechtfertigen. Wir übersehen dabei nicht die wirt schaftliche Seite. Aber wir sind davon überzeugt, daß ein dieser großen Idee des Dienstes am deutschen Buch innerlich tief verbundener Buch händler auch wirtschaftlich der widerstandsfähigste und leistungs fähigste sein wird, einfach weil er mit der stärkeren Überzeugungs kraft wird zu arbeiten wissen. Wie war cs denn in den letzten Jahren, meine BerufSkameradcn? Auch wir Jungen fühlen uns nicht frei von Schuld und Fehle. Wir waren eingebettet in einen Zivilisationsrummel, umklammert von einer Presse, die die Literaturkritik aus jämmerliche Weise gepachtet hatte und damit Schindluder trieb — dennoch, es gab wenige Buch händler — aber es waren immerhin doch einige —, die schon mit die ser Überzeugung und man muß sagen mutig für die Werke deutschen Volkstums und deutscher Dichtung zu kämpfen wußten. Es gab viele junge Buchhändler, die oft mit geballten Fäusten vor Bücherregalen und hinter Ladentischen standen, weil sie nicht verkaufen durften, wo für sie aus tiefinncrster Überzeugung eintretcn wollten und konnten, weil Bestseller und Geschäftsbetriebsamkeit das Feld des deutschen Buchhandels beherrschten. Sie mußten aus ihrem Herzen eine Mör dergrube machen, wenn sic nicht die Stätte ihrer Arbeit preisgeben wollten. Gewissensnot vieler junger gutwilliger Menschen war ein Zeichen dieser Epoche. Wie der entwurzelte Tanzjüngling ein Typus jener Tage, so war es auf einem anderen Gebiet der Literatursnob. Er war auch unter uns und neben ihm standen jene jungen Men schen, die den gesunden Boden des Volkstums unter ihren Füßen verloren hatten, die wie ein Rohr im Winde hin- und hergeworfen wurden von den sogenannten geistigen und kulturellen Strömungen der vergangenen Epoche. Sie waren das Produkt, ein Opfer dieser Zeit. Sic waren nicht immer ohne inneren Ernst, denn sie suchten oft, aber es fehlte ihnen der Führer, der ihrem unsicheren Drängen und Bemühen Richtung und Ziel zu geben vermochte. Das waren auch die vielen »Geistigen« unter uns, wie einer unserer Kameraden treffend gesagt hat, die der großen Bewegung, die nun das neue Deutschland aufbaut, fast bis zum letzten Tage ferngestanden haben. Sie haben nicht glauben wollen, daß der Nationalsozialismus uns den Führer brächte, aus den wir doch alle, Scham und Verzweiflung im Herzen, gewartet haben. Sie wollten Beweise haben und nicht Worte hören, und kamen sich wunder wie besonnen dabei vor. Nun sehen wir freilich alle klar. Aber bestehen bleibt, daß der einfache Bauer, der Arbeiter und Handwerker es vor uns erkannt hat. Der junge Buchhändler, so wie sein Weg ihn oft aus der Klein stadt über die Mittel- und Universitätsstadt in die Großstadt führte, verirrte sich allzu leicht in jene dünne Atmosphäre, die von den Schön geistern und Literaten beherrscht wurde. Ein falscher Ehrgeiz zog ihn zum falschen Geist und führte ihn so vom Volke weg. Er war bei der Abenteuerlust seiner Jugend diesen Eindrücken und Einflüssen leichter zugänglich und erlag schließlich der Betriebsamkeit der jüdischen Lite raturmache und den Einflüsterungen der Dekadenz. Dem, der sich mehrte und sich nicht unsicher machen ließ, erging es ähnlich wie den Dichtern, die sich ihr Eigenleben auch durch jüdische Protektion und Honorarmanipulationen nicht nehmen ließen: er wurde boykottiert, lächerlich gemacht. Wir wissen aber mit berechtigtem Stolz — und meine langjährige Tätigkeit im Sortiment und in einem der größten deutschen Verlage hat mir diese Erfahrung immer wieder bestätigt —, ebenso wie es deutsche Dichter, Sortimenter und Verleger gab, die in jener dunklen Zeit cs wagten und verstanden, das Licht wahrhaft deutschen Geistes und deutscher Dichtung nicht verlöschen zu lassen, gab es eine große Anzahl junger Kameraden, die, wenn es sein mußte, unter Ein satz der persönlichen Freizeit für einen Hans Carossa, Hermann Stehr, für Friedrich Griese und Kolbenheyer oder die Deutsche Volk heit mit nie erlahmendem Eifer warben und kämpften.
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