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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.12.1933
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1933-12-07
- Erscheinungsdatum
- 07.12.1933
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1933
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X» 284, 7. Dezember 1933. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. Ü.Dtschn. Buchhandel. grundsätzlich ein für allemal jegliche Sammeltätigkeit in Partei uniform, jede Werbung für Zeitungen, Zeitschriften, Bücher oder industrielle Erzeugnisfe sowie deren Verkauf im Dienstanzug, und ferner die Ausstellung von dienstlichen Ausweisen für Sarnmel-, Werbe- oder Berkaufszwecke, sowie schließlich jegliche Abgabe von Gutachten oder Empfehlungen für literarische oder industrielle Erzeugnisse verbietet. Im Laufe der Aussprache konnte auch festgestellt «erden, daß manche beanstandete Angebote auf unzutreffender Auslegung er lassener Registrandenotizen beruhen. Hier wird eine eindeutige Klarstellung erfolgen, fodaß derartige Angebote künftig vermieden werden. Für die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Handlungsgeh i lfen-Verba n d und dem Verband der weiblichen Angestellten in Sachen Fort- bildungundLehrlingsprüfung wurden vom Vorsitzen den des Bildungsausschusses, Herrn Herbert Hoffmann Richtlinien vorgetragen und darauf hingewiesen, daß aller Voraussicht nach schon die nächstjährigen Prüfungen pslichtmäßige werden. Der Börsenverein wird im Januar 1934 einen zweitägigen Schulungs kursus für die Leiter von Prüfungsämtern veranstalten, zu dem die Entsendung von Vertretern aus allen Kreisvereinen dringend erwünscht ist. Behandelt wurden ferner Fragen der Adreßbuchauf nahme und Beschwerden über Weiterlieferung des Börsenblattes an nicht an g e s ch l o s s ene Buch händler. Zu letzterem Punkt konnte darauf hingewiesen wer den, was auch hier noch besonders unterstrichen sei, daß eine solche Wciterlieferung nach 8 6 der Bestimmungen über die Verwaltung des Börsenblattes unzulässig ist. Zum letzten Punkt der Tagesordnung: Berichte aus den Kreisvereinen nahmen noch einige Vertreter der anerkann ten Auslandvereine zu kurzen Berichten über die Lage des Buch handels in ihren Gebieten das Wort. Deutsche Duchausfuhr u. Kulturpropaganda. Wir entnehmen dem Novembcrheft des Deutschen Buchhandlungsgehilfen den folgenden Beitrag. Die Leser des Börsenblattes werden sich an die darin er- erwähnte Arbeit des Herrn Säuberlich (Nr. 184 des Börsenblattes) erinnern. Auch meine Beobachtungen auf Vortragsreisen in Südosteuropa beweisen es: das deutsche Buch ist nicht in dem Maße wettbewerbs fähig gegenüber dem französischen, wie es zu wünschen wäre. Überall tritt der hohe Preis des deutschen Buches als Hindernis in den Weg. Selbst dort, wo man dem deutschen Buche aufnahmebereit gegenüber fleht, erschwert und hindert der in entwerteten Valuten oft uner schwingliche Preis. Das Durchsetzen des deutschen Buches im Nus lande ist, wie Walther Säuberlich richtig erkannt hat, zunächst einmal eine Kostenfrage: wie lassen sich die Kosten des deutschen Buches all gemein senken? Lassen sich für das Auslandbuch besondere Preise ermöglichen? Mau betrachte etwa rumänische Verhältnisse! Ein guter deut scher Roman kostet immer noch 5 Mark. Eine .Reichsmark kostet 40 Lei; der Buchhändler, der Mark kaufen muß, hat jedoch 45 bis 46 Lei anzulegen und von seinem Kunden einzuziehen. Der Buch preis beträgt also 225—230 Lei. Das Monatsgehalt eines Pfarrers oder Gymnasialprofessors in Siebenbürgen beträgt 5000—7000 Lei, der Buchpreis mithin 3,3—4,6 v. H. des Monatsgehaltes, d. h. in Reichsmark zurückübersetzt rund 15 Mark. Also wertgemäß das Drei fache des deutschen Preises, der für uns schon hoch erscheint. Es ist klar, daß dieses deutsche Buch in die Kreise des Auslandes, die Deutschland nicht unbedingt günstig gesinnt sind, überhaupt nicht ein zudringen vermag. Hier offenbart sich das Hauptübel des deutschen Verlagswesens: die unsagbare Zersplitterung, der ins Maßlose gesteigerte Wettbewerb und die daraus hervorgehende Minderung der Auflagen, die zu hohen Kosten führt. Es fehlen die als einzig anerkannten, die Stan dardwerke. Es fehlt d i e deutsche Geschichte, d i e deutsche Lite raturgeschichte, d i e Goethebiographie usw. Besteht ein solches Werk, so sind gleich zwanzig andere Verlage eifrig bemüht, ihm einen Wett bewerber an die Seite zu setzen. Eine Nasfenkunde — zwanzig und dreißig andere folgen nach. Ein Hitlerbuch — fünfzig und hundert andere. Damit werden die Auflagenhöhen vermindert, die Wer bungskosten untragbar vermehrt — schwere Schädigungen im Mate riellen! Es wird aber auch zugleich die Einzigartigkeit der ersterschie nenen Werke zerstört, der Zauber der Neuheit immer wieder zer trümmert — schwere Schädigungen im Geistigen! Der Mißbrauch des freien Wettbewerbs im Verlagsbuchhandel bedroht die Grund lagen unseres geistigen Lebens und zwingt zu unerhörten Mehraus gaben ohne Sinn und Wert. Ein Verlagsbuchhandel, der geistig und materiell so unrentabel arbeitet, ist im Auslande kaum noch wett bewerbsfähig; er ist dem französischen gegenüber von vornherein unterlegen. Schuld an diesen Verhältnissen trägt zu einem guten Teile die Literatenkritik unserer Zeitungen und Zeitschriften. Eine un- sachverständige, über alles absprechende Kritik »würdigte« die Neu erscheinungen ohne Kenntnis der bestehenden Literatur, ohne Prüfung ihrer Originalität — die gewissenlose Buchmacherei auf Kosten anderer hatte ihren Freipaß. Literatenkritik züchtete Literatenbuchmachertum. Kein Verlag wurde angerüffelt, weil er die Zweitbücher heraus brachte — im Gegenteil, er wurde noch dafür gelobt und gepriesen! Heute ist es für uns eine drängende Aufgabe des Tages geworden, die Literatenkritik zu vernichten und durch eine verantwortungsvoll und unerbittlich sichtende zu ersetzen: es liegt nicht im Nutzen der nationalen Bewegung, daß jeder früher ganz anders gerichtete, heute mit seinem Hitlerbuch und seinen natio nalsozialistischen Schulausgaben aufwartende Verlag mit einem un verdienten Lob beschenkt wird. Ganz etwas anderes tut not: strengste Sichtung, Ausscheidung alles nicht aus unbedingter Ehrlichkeit Ge wachsenen, rücksichtslose Zurückdrängung der Buchmacherei. Eine neue Gesinnung der Kritik und eine neue Gesinnung der Leserschaft, nicht Zwangsmaßnahmen, müssen dazu führen, daß die Zweit- und Tritt- und L-Erscheinungen eingedämmt werden und das notwendige, in seinerArteinzigeBuch wieder zum gebührenden Ansehen kommt. Das ist die innere Voraus setzung der Gesundung des deutschen Verlags buchhandels, der an seiner Zersplitterung und der sinnlosen Doppelarbeit zugrunde geht. Weniger Bücher sind mehr: diese Er kenntnis muß sich durchsetzen! Weniger Bücher würden die durch den verwirrenden Überfluß bedrängte und abgestoßene Leselust wieder anregen. Jeder Verlagsbuchhandel aber hängt von der Aufnahme freudigkeit der Leser ab, die durch das Übermaß nur verringert, durch Maß und Ordnung aber verstärkt werden kann. Der ausländische Leser greift ja nicht nach irgendeinem, er greift in der Regel nach dem deutschen Buche. Er greift nach Thomas Manns »Buddenbrooks«, da diese als ein repräsentativer deutscher Roman gelten. Er verlangt das führende deutsche Buch einer be stimmten Wissenschaft. Er verlangt das Buch über den National sozialismus, di e Goethebiographie, d i e deutsche Literaturgeschichte der Gegenwart usw. Wir müssen wieder repräsentative deutsche Bücher dem Auslande bieten können und wir müssen diese Bücher, nicht irgendwelche der unzähligen Machwerke, im Auslande durch Werbung fördern. Diese Buchwerbung jedoch ist ein mit ganz neuen Kräften zu eröffnendes Unternehmen. Man macht sich keinen Begriff davon, wie verhängnisvoll die jüdische Literatenmache im Auslande gewirkt hat, wie restlos sie es verstanden hat, das deutsche Dichtwerk zuzudecken und in völliger Unbekanntschaft zu lassen. Ich bin als erster natio naler Literarhistoriker in Südosteuropa für deutsche Gegenwarts dichtung eingetreten; was ich fand, war erschreckend, überall traten mir die Namen Zweig, Wassermann, Remarque, Renn usw. ent gegen — das hatte man gelesen! Die Namen Kolbenheyer, Carossa, Schäfer, Ernst durfte ich in rumänischen, jugoslawischen, bulgarischen Städten zum ersten Male aussprechen — auch die dort wohnenden Deutschen hörten sie mit geringen Ausnahmen zum ersten Male. Der einzige Hans Grimm mit »Volk ohne Raum« hatte an manchen Orten die Sperre durchbrochen — wieder ein Beweis für das vor hin über das einzigartige Buch Gesagte! Hier muß etwas gänzlich Neues aufgebaut werden. Neulich sandte mir ein ameri kanischer Germanist eine Liste der in Amerika am meisten gelesenen »deutschen« Autoren zur Äußerung: diese Liste enthielt nahezu sämt liche ausgewanderten Juden, dazu Remarque und Nenn, ferner Hauptmann, Thomas Mann, Schnitzler, Kellermann und Paul Keller — von der wahren deutschen Gegenwartsdichtung nichts! Noch schlimmer war eine Liste der deutschen Schullektüre in den Ver einigten Staaten: da prangte neben Goethe, Schiller, Lessing, Wil denbruch nun Baumbach, Zschokke, Wilhelmine von Hillern, Ger- stäcker; von deutscher Gegenwartsdichtung fand ich — Bonsels' »Biene Maja«. Eine ungeheure Wand der Unkenntnis und Irre führung gilt es zu durchbrechen, um den fremden Völkern, die ehr lich von deutscher Dichtung etwas wissen wollen, das wahre 947
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