Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.12.1933
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- 1933-12-07
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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^ 284, 7. Dezember 1933. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn Buchhandel. des englischen Schrifttums, mit meinem Freund Galsworthy, und aus vielen Gesprächen an englischen Universitäten darauf Hinweisen, daß der Gedanke der Selbstverwaltung der einzelnen Künste auch in Eng land durchaus nicht abgelehnt wurde. Wie oft haben wir uns über legt, wie es wohl möglich sei, staatliche und polizeiliche Eingriffe in die Knnst weitestgehend auszuschalten und statt dessen ein Urteil der Selbstverwaltungskörper der Künstler herbeizuführen. Polizeiliche Eingriffe waren im Westen durchaus nicht unbekannt. Wir haben uns also damals durch den Kopf gehen lassen, ob wir nicht etwa von seiten der Pen-Clubs — sie hatten damals noch ihre gute Zeit — eine Selbstkontrolle der Künstlerschaft von den Negierungen fordern sollten, wobei wir uns an das Vorbild der mittelalterlichen Maler gilden hielten, die ja auch jedermann zwangen, sich bei ihnen einzu tragen, die dann aber auch Stadt und Kirche gegenüber für das Ver halten ihrer Mitglieder, sogar wirtschaftlich, Bürgschaft leisteten. Wie immer es auch ist, und welche Einschränkungen im einzelnen heute noch durch revolutionäre Ereignisse und Strömungen vorliegen, man kann nicht verkennen, daß der Grundgedanke jener Reformen, wie wir sie damals im Auge hatten, durch den großzügigen Versuch der Kulturkammer in Deutschland berührt und zum Teil sogar ver wirklicht wurde. Seien Sie überzeugt, daß mit jener ersten An erkennung der Antonomie, die in der Rede des Ministers Goebbels liegt, im Laufe der Zeit der Künstlerschaft eine größere Selbstbeob achtung aufgelegt wird, als die westlichen Länder sie besitzen, daß sie aber auch ans der Art ihrer Vollmachten weiten eigenen Spielraum beanspruchen und erreichen wird. Ich glaube, daß durch die Gründung der Reichskulturkammer, auf lange Dauer gesehen, gegenüber allen Eingriffen in die persön liche Freiheit ein starker Schutz geschaffen ist, der zu einem hohen An sehen der Künstlerschaft führt, solange sie nur, statt sich voll Eitel keit ihrer Asozialität zu rühmen, ihre bürgerlichen und menschlichen Pflichten gegenüber der Gemeinschaft erfüllt. Auch Shakespeare, Dante und Goethe waren gute Bürger, mitunter sogar gute Minister. Einer dritten Sorge bin ich da draußen noch oft begegnet, näm lich der, ob die Kunst im Dritten Reich nicht von ihrer hohen Ebene sinken, ob nicht Mitläufer der neuen Regierung im Vordergrund stehen würden. Meine Herren, ich will nicht daran erinnern, daß der Ruf »Herunter vom Niveau!« aus dem letzten Jahrzehnt, nicht aus diesen Tagen stammt. Ich will dagegen zugeben, daß immer in revolutionären Zeiten zunächst viele Gutmeinende, aber künstlerisch schwache Dichterlinge gehegt und gepflegt werden, daß Mitläufer sich eindrängen und meinen, ihr Süpplein am Feuer der allgemeinen Be geisterung wärmen zu können. Ich glaube aber auch, daß keine Revolution so rasch die Mitläufer und Dilettanten, »die Gott im Zorn erschuf«,wie Joseph Goebbels sagt, zurückgewiesen hat, wie dis neuen Führer des Dritten Reichs es getan haben. Die Feier in der Phil harmonie, bei der Adolf Hitler Gerhart Hauptmann die Hand schüt-, telte, Richard Strauß seine Huldigung brachte und ein Parkett zahl loser und bester Namen Deutschlands ihrer Verbundenheit mit der Regierung Ausdruck gab, erweist es; das Vertrauen des Mini sters Goebbels, das der Künstlerkammer so weite autonome Rechte einräumte, erweist es; die harte, fast erbarmungslos harte Abwei sung der Dilettanten unb Mitläufer erweist es zum drittenmal. Es ist eben eine andere Zeit in Deutschland angebrochen, und wie diejenigen, die den Krieg erlebten, sehr wohl wußten, daß sie nie mals in ein Reich gleich dem vorm Weltkrieg heimkehren würden, so wissen wir heute, daß jene Mächte, die jüngst in Deutschland gestürzt wurden, einem andern Abschnitt der Geschichte haben Raum geben müssen. Eine solche Umänderung im ganzen Leben und Erleben eines Volkes, wie sie Deutschland hinter sich hat, bringt vielerlei mit sich, das den Menschen draußen, die nur das alte Deutschland kennen, schwer verständlich ist. Wer, der nicht selbst mitten zwi schen Gläubigern wohnt, wird jene innere Wandlung begreifen, die eine ganze Nation ausfüllt, jenen Glauben an einen Nationalismus, der als einzige Forderung Freiheit und Selbstbeftimmungsrecht der Völker kennt, an einen neuen Sozialismus, der auf einer von Gott geforderten Hingabe des einzelnen an die Gemeinschaft beruht? Die Wandlung bedeutet zugleich, daß unsere Künstlerschast, daß unser Schrifttum wie in einem Vormorgen vor einem neuen weiten saatbereiten Acker steht. Tie Zeit der vom Rationalismus bestimmten Kunst, die sich selbst als abstrakt, als schwebende Intelligenz ansah, ist vorüber. Dns neue Volk fordert, daß der Dichter des Volkes im Volke steht, aus ihm geboren, mit ihm hoffend, jauchzend, leidend und von neuem angerufen. Der Dichter aber weiß zugleich, daß alle Kunst nicht nur des Volkes, daß sie Rechtfertigung vor Gott ist, nämlich die seiner selbst und auch die einer ganzen Nation, die vor ihrem Schöpfer in der Dichtung und in der Musik als der höchsten Form ihres Wesens und Seins Rechenschaft ablegen soll. Sie, meine Herren, kennen, wenn Sie draußen durch Deutschland fahren, die oft fast inbrünstige Feierlichkeit, die seit den Tagen der Revolution unsere Zeit durchzieht, Sie kennen die Sehnsucht nach Brüderlichkeit, die über unserm Volke ruht, seinen Glauben an Gleichberechtigung und Selbstbestimmung des einzelnen wie der Völker. Die Feier in der Philharmonie, die Sie, meine Herren, in diesen Tagen erlebten, die Ausstellung des deutschen Buches, die umfänglichste seit vielen Jahren, die Sie heute besuchten, sind wei tere echte Zeichen dessen, was sich vollzieht. Ein Volk begab sich auf Wanderschaft, es begab sich auf Wanderschaft nach einem neuen Glau ben an Verantwortlichkeit und göttliches Recht des Menschen — aller Menschen! Und aller Völker! Das ist der tiefere Sinn dessen, was Sie heute vor sich sehen. Was bietet die Staatliche Kunstbibliothek in Berlin dem Buchhändler? Die Staatliche Kunstbibliothek in Berlin, als selbständige Ab teilung der Berliner Museen in dem 1905 eigens für ihre Zwecke errichteten Gebäude Prinz-Albrecht-Straße 7 a untergebracht, ist eine Präsenzbibliothek, d. h. Bücher und Bilder werden nicht ausgeliehen, sondern können nur in dem rund 125 Plätze fassenden Lesesaale ein gesehen werden, der werktags von 10 Uhr morgens bis 10 Uhr abends ununterbrochen geöffnet ist. Uber den Inhalt der Bücherei, der sich auf alle Gebiete der Kunst erstreckt, findet der Besucher in den am Eingänge ausliegenden, sorgfältig bearbeiteten alphabetischen und Fachkatalogen genauen Aufschluß. Auf schwierigere Fragen, gibt der aufsichtsführende Beamte nach bestem Gewissen gern Auskunft. Den Buchhändler wird am meisten der Fachkatalog Schrift und Druck interessieren. Theoretische Werke über die Kunst des Schrei bens, Literatur iiber Handschriftendeutung, über die Geschichte der Schrift, ferner Vorlagen von Schreibschrift sowie die Musterbücher der Schriftgießereien, Bücher über Photographie und die photo mechanischen Reproduktionsverfahren, über Ästhetik, Technik und Geschichte des Buchdrucks werden in zahlreichen Abteilungen hier verzeichnet. Aber der Katalog gibt auch Literatur über Sonder gebiete wie Bilderbücher, Kalender, Flugblätter, Zeitungen, Bilder bogen, Spielkarten, Handelsmarken, Fabrikzeichen, Buchdrucker-, Ver leger- und Bücherzeichen, Buchumschläge, Plakate und Reklame wesen, Geschäftskarten u. a. — Werke über Bilddruck, also über Technik und Geschichte des Holzschnittes, des Kupferstiches, der Radie rung usw., des Steindrucks sind in dem Fachkatalog Maleret zu finden. Sind die in den vorgenannten Katalogen verzeichneten Werke ohne Ausweis allgemein zugänglich, so sind die Bestände der Graphi schen Sammlungen, die in einem abgesonderten Raume des Lesesaales eingesehen werden können, für fortgeschrittene Besucher bestimmt. Hier liegen die Kataloge über folgende besondere Sammlungen aus: Ornamentstiche, d. h. Vorlagen früherer Jahrhunderte für das Kunst handwerk, ferner ornamentale und dekorative Handzeichnungen alter Zeit und japanische Farbholzschnitte. Mehr als diese Sammlungen kommen aber für den Buchhändler die Abteilungen Buchkunst, neuere Künstler, die Grisebach-Sammlung und die Sammlung von schön gedruckten Büchern des 19. und 20. Jahrhunderts in Betracht. Für denjenigen, der sich einen Einblick in das weite Reich der Schreib und Druckkunst verschaffen will, sind diese Abteilungen der Kunst- bibliothek wärmstens zu empfehlen. Hier kann er an Originalstücken — in den ersten zwei Sammlungen Einzelblätter in Kastenmappen, in den beiden anderen gebundene Bücher — die Entwicklung des Buchdrucks von der Jnkunabelzeit bis zu Pressedrucken jüngst ver gangener-Jahre verfolgen. Mer auch die oben schon genannten Sondergebiete des Buchdrucks sind in charakteristischen Beispielen vertreten. Der Abteilung Buchkunst ist noch eine Sammlung künst lerischer Photographie und eine solche alter und neuer Buntpapiere mit schönen Mustern in frischen Farben angeschlossen. Außer der allgemeinen Bücherei und den graphischen Samm lungen sind der Kunstbibliothek als besondere Abteilungen noch an gegliedert das Bildarchiv, enthaltend viele Tausend Photographien von Kunstwerken aller Art und, in einem besonderen Raume, die Kostümbibliothek, die Franz Freiherr von Lipperheide, der Gründer der Modenwelt, gesammelt und dem Staate geschenkt hat. Zum Aufgabenkreis der Kunstbibliothek gehören schließlich auch Ausstellungen und Vorträge. Es möge daran erinnert werden, baß die Vorträge über Buchkunst, die der frühere Direktor und Gründer dieser Bibliothek, Peter Jessen, vom Januar bis März 1897 im alten 949
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