Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.12.1934
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- 1934-12-06
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284, 6. Dezember 1834. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b. Dtschn Buchhandel. Verlagseinbände in Bibliotheken Es gibt wohl keine Bibliothek, die nicht schon Grund gehabt hätte, in den «Notschrei« nach broschierten Eemplaren einzustimmen; und wahrscheinlich keinen Verleger, dem der Wunsch der Bibliotheken nicht schon irgendwie begegnet wäre. Die Grundbedingungen zu einer für Hersteller und Verbraucher brennenden Frage sind also gegeben — Grund genug zur öffentlichen Diskussion, die immer wieder in Gang gebracht zu werden verdient, bis eine befriedigende Lösung gefunden ist. Sind wir von dieser Lösung noch so weit entfernt? Ich glaube, daß »vir dem Ausgleich der beiderseitigen Wünsche näher sind, als es manchmal zugegeben wird. Was mich veranlaßt, auch von der bibliothekarischen Betrachtung her den Verlagseinband nicht schlechthin zu verdammen, Hab« ich an verschiedenen Stellen im Ver- 1931, S. 55 f., Allgemeiner Anzeiger für Buchbindereien 1931, S. 106, Schweizer. Fachschrift für Buchbindereien 1931, S. 202 ff., Archiv für Buchbinderei 1932, S. 64 f.) und brauche es nicht im einzelnen zu wiederholen. Betonen aber möchte ich, daß es wohl noch nie versucht worden ist, vergleichbare und zuverlässige Zahlen zu der Frage beizubringen, wieweit die Belieferung der Biblio theken mit broschierten Exemplaren unmöglich ist, wieweit sich die Bibliotheken selbst zu helfen vermocht haben, wieweit sie überhaupt den Verlagseinband eindeutig ablehnen müssen, wieweit also die gegen den Verlagseinband vorgebrachten Gründe für die Bibliotheken überhaupt allgemeine Geltung haben. Ter »Verleger-Terror« wird nicht in allen Fällen gleich als solcher empfunden und abgelehnt werden. Eine nüchterne wirtschaftliche Betrachtung wie eine Berück sichtigung ästhetischer Gesichtspunkte wird das lehren. Dem Originaleinband wird vorgeworsen, er habe kein Ver hältnis zum Wesen des Buches oder seines Besitzers. Das mag richtig sein, wenigstens das zweite, während ich für die erste Frage doch annehmen möchte, daß er mindestens ebenso oft positive Lösungen bringt wie der individuelle Handeinband (von den ungebunden bleibenden Stücken gar nicht zu reden). Aber darauf kommt es hier gar nicht an, vielmehr darauf, ob der Bibliothekseinband im allge meinen eine bessere Lösung dieses künstlerisch-individuellen Problems bringen will und kann und wird. Man wird hier nicht gern ja sagen wollen, selbst wenn man der Überzeugung ist, daß der Biblio thekseinband nicht ausschließlich künstlerische Momente beiseite lassen muß. Es mag von seiten der Bibliotheken noch so sehr darauf ge achtet werden, daß die Handeinbände nicht nur technisch gut, sondern auch geschmacklich wenigstens ansprechend sind — eine wirkliche ästhetische Befriedigung, eine innere Beziehung der Ausstattung zum Inhalt wird sich in den seltensten Fällen erzielen lassen. Und eine Beziehung zum Wesen des Besitzers ist ja eben nur insoweit möglich, als das Wesen dieses Besitzers darin besteht, das Buch möglichst vielen Lesern unbeschädigt zuzuführen. Diese notige Vernachlässigung der Einbandschönheit beim Bibliothekseinband steigert sich noch, wenn der Einband außer dem Schutz auch noch Ordnungsaufgaben zu er füllen hat. wie es der Fall ist, wenn Zusammengehöriges durch den Einband schon kenntlich sein soll. Von einer Rücksicht auf den Inhalt des Buches, von einer Ausnützung der Vorteile ästhetischer und buch liebhaberischer Art, die der Einzeleinband bietet, kann dann kaum mehr die Rede sein, und jedenfalls ist es nicht möglich, diese Vor züge gegenüber denen des Verlagseinbandes in dieser Hinsicht-geltend zu machen. Die Ordnung in den Bibliotheken hängt vom Einband nicht so stark ab, daß aus diesem Grunde der Verlagseinband ausgeschlossen werden müßte. Es gibt zu viele Fälle, in denen die Bibliotheken auf Wege sinnen müssen, durch äußere Hilfsmittel die Ordnung auf rechtzuerhalten, als daß sie auf die wunschgemäße Einbandsorm an gewiesen wären. Zuviel an Unregelmäßigkeiten in der Anschaffung von Fortsetzungen haben die Bibliotheken erlebt, daß sie nicht auch in der Einbandfrage sich zu helfen wüßten. Nicht alles ist Neukauf: w'eviele Geschenke, wieviele antiquarische Käufe werfen die schönsten Einbandregeln um,will man nicht durch Umbinden diese Neuerwerbun gen unerträglich verteuern! Nie kann die Uniformierung von Reihen so weit gehen, daß auch die Wahl verschiedener Formate für Teil bände der Reihe gänzlich überbrückt würde. In solchem Falle kann ein einheitlicher Einband die Übersicht kaum erleichtern — im Gegen teil: Die verschiedenen Farben des Rückens, die verschiedene Be schriftung sind dem Bibliothekar, der nach Möglichkeit mit seinen Bücherbeständen in lebendigem Konnex bleiben soll, eine willkommene Gedächtnisstütze! Der Ordnung aber dient das in der großen Biblio thek nicht mehr zu entbehrende Signaturschild, das in der Lage ist, alle Ordnungsmerkmale, auch die Unterteilung innerhalb der zu einer Signatur zusammengefaßten Bände aufzunehmen. Soweit es sich 1066 nicht um reine Zeitschriften handelt, findet man in manchen Biblio theken jetzt schon eine Form der Aufstellung nach dem Zugang, die auch auf die Zusammenstellung gezählter Reihen verzichtet und jedem Band einer Serie eine eigene Jndividualsignatur zubilligt, sodaß hier höchstens noch die Schwierigkeit besteht, auf dem Rücken Raum für das Signaturschild zu finden. Wo aber die systematische Aufstellung noch ihre Herrschaft be hauptet — und gerade da! — lehrt ein Gang durch die Magazine, daß es ein Ding der Unmöglichkeit ist, der Ansichtsfläche eines Bücher gestells ein einigermaßen einheitliches Aussehen zu verschaffen. Wo sind die Bibliotheken, in denen man die Werke einer vergangenen Periode in den angemessenen Einbänden, die ihnen ihre Zeit ver schafft hat, ungetreunt beisammen findet? Der Zwang zum System hat zwischen diese Einbände überall die neueren eingestreut — und nicht nur dies: auch Broschüren, Kapseln u. a. wechseln mit den regu lären Einbänden ab. Hier zeigt sich die Merkwürdigkeit, daß die mechanische Aufstellung (»numerug eui-rens«) zu dem künstlerisch be friedigendsten Aussehen der Bücherfläche im Magazin führen kann. Und man braucht sich demnach nicht zu wundern, daß Bibliotheken, an denen dieser Fall eintritt, Wert darauf legen, gerade den Original einband zu erhalten. Für alle Bibliotheken mit archivmäßigem Charakter, d. h. solche, die nicht Verbrauchsbibliotheken sind, ist eine solche Regelung denkbar. Und die Organisation des Verlagseinbandes ist derart, daß für solche Bibliotheken der Konfliktsstoff gar nicht erheblich ist. Denn es handelt sich um die wissenschaftliche Literatur, die auch heute noch entweder ausschließlich oder auch broschiert ausgeliefert wird. Dazu kommt die viele aus ländische Literatur, auf die ein Einfluß nicht versucht werden kann. Die Literatur dieser Bibliotheken pflegt nicht von Hand zu Hand zu gehen, sondern zwischen den Benützungen große Ruhepausen in den Magazinen zu genießen. Die schöne Literatur, die in der Hauptsache Trägerin des Verlagseinbandes ist, pflegt in diesen Bibliotheken nur mit Einschränkungen verliehen zu werden; die Einbände sind also nicht so sehr dem schnellen Verbrauch ausgesetzt. Selbst ein schlechter Verlagseinband kann in vielen solcher Fälle die verhältnis mäßig geringe Zahl der Benutzungen, die in absehbarer Zeit statt finden, aushalten, ohne daß ein Neubinden nötig wird. Das ist sicher nicht ganz den traditionellen Grundsätzen des Bibliothekseinbandes entsprechend; aber vor die Wahl gestellt, die wichtigste neue Literatur anzuschaffen und einen Teil der Einbandkosten auf spätere Zeit zu verschieben, oder zugunsten von unverwüstlichen Einbänden selbst un entbehrliche Literatur unangeschafft zu lassen, wird die wissenschaft liche Bibliothek doch den ersteren Weg wählen. Zahlreiche Verlags einbände halten die Beanspruchung überhaupt aus; ein Teil der Reparaturen braucht noch nicht ein völliges Neubinden zu sein; und selbst wenn dieses nötig wird, hat doch der Einband eine ganze Zeit lang seinen Dienst getan. Da er billiger ist als der. Handeinband, kann kein Rechnungshof über falsche Anwendung der Staatsgelder klagen; denn die eventuellen späteren Mehrkosten sind längst ausge glichen durch die Einsparung an denjenigen Verlagseinbänden, die nicht erneuert zu werden brauchen. Die Bibliotheken aber, welche auf den Verbrauch großer Mengen der Literatur angewiesen sind, die nur gebunden zu erscheinen pflegt, also die volkstümlichen Biblio theken, haben sich längst selbst geholfen, indem sie die für ihren Be darf nötigen Einbände in eigener Regie serienweise Herstellen. Damit ist schon die soziale, besser die volkswirtschaftliche Seite der Frage berührt. Die Aufträge, die dem Handwerk verlorengehen (wenn auch nicht in solchem Ausmaß, als vielfach angenommen zu werden scheint), gehen doch nicht der Volkswirtschaft verloren; die Gelder der Bibliotheken fließen dem Buchgewerbe als Ganzem zu und helfen so mit, daß es im Verein mit ihnen seine hohe Aufgabe an der durchs Buch verbreiteten Kultur im Volk erfüllen kann. Ge lingt es auf diese Weise, das Buch mit all "seinen Dienern durch die Krise hindurchzubringen, so wird auch der Handbuchbinder weiterhin eine Belebung seiner Aufträge verspüren. Möge nie der Blick aufs Ganze vergessen werden; dies gilt auch für die Gestaltung des Buchkörpers, der ja nicht nur Produkt des Buchbinders allein ist. Es wäre nicht zu verantworten, wenn für ein Buch die Kosten eines soliden Einbandes aufgewendet wiirden, dessen Papier dem Gebrauch weniger standhält als der einfachste Einband — und solche Bücher gibt es in gar nicht kleiner Zahl! Der Bibliothekar kann dies Miß verhältnis am besten beobachten; er ist verpflichtet, darauf aufmerksam zu machen. Wenn es gelingt, in solchen Fällen ein gleichmäßiges Zusammenwirken von Buchherstellern und einer der wichtigsten Kon sumentengruppen zu erzielen, dann hat auch die Aussprache über den Verlagseinband ihren Zweck erfüllt. Heinrich Schreiber.
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