Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.11.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-11-08
- Erscheinungsdatum
- 08.11.1934
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19341108
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193411083
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19341108
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1934
- Monat1934-11
- Tag1934-11-08
- Monat1934-11
- Jahr1934
-
5003
-
5004
-
977
-
978
-
979
-
980
-
-
-
-
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Xi 261, 8. Novembcr 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Ttschn Buchhandel. gäbe greifen, um in Ruhe und Sammlung nachzuerleben. Man denke daran, wie eine Anzahl Dramen besonders der Klassiker immer wie der wirken, obwohl der Inhalt längst bekannt ist, und wie ihre Lektüre notwendig ist, um die Darstellung voll zu erfassen. Besondere Aufmerksamkeit muß der Buchhändler der Presse wid men. Leider findet der Rundfunk und insbesondere das Hörspiel dort noch lange nicht die Beachtung, die es verdient. Jede durchschnittliche Operette wird spaltenlang besprochen, aber selbst für wertvolle Hör spiele sind kaum wenige Zeilen übrig. Hier hat der Buchhändler eine wichtige Aufgabe. Gelingt es ihm, dem Hörspiel in der Zeitung zu einer angemessenen Stellung zu verhelfen, so wird er bald eine Rück wirkung auf seinen Hörspielabsatz verspüren. Eine Vorbesprechung an Hand des Manuskripts oder eines gedruckten Exemplars sowie die Kritik können dann gleichermaßen zum Aushang gebracht werden. War bisher die Rede von dem »absoluten Hörspiel«, das als selbständig gewachsene Kunstform besteht, so wird der Buchhändler seine Aufmerksamkeit vor allem deu Bearbeitungen bereits vorhan dener Literatur zuwenden. In früheren Jahren brachte die damalige Funkstunde Berlin zu ihren Sendespielen (vor allem für Opern und Operetten) gedruckte Textbücher der Bearbeitung heraus, die für 30 oder 40 Pfennige verkauft wurden. Diese Einrichtung ist nach vier jährigem Bestehen wohl eingegangen, weil sie keine genügende Ver breitung fand und die fortgeschrittene Wiedergabetechnik des Rund funks ein Textbuch unnötig machte. Dazu ist die Opernübertragung gegenüber einer stark veränderten Fnnkbearbeitung heute in den Vordergrund gerückt. Es genügt also das übliche Operntextbuch, und der Buch- und Musikalienhändler, der neben dem Textbuch für das einheimische Theater auch das für die jeweilige Rundfunksendung ausstellt, wird bestimmt keine schlechten Erfahrungen damit machen. Daß er dafür sorgt, daß nach der Sendung einer Oper oder Operette auch die Noten vorhanden sind und entsprechend ausgestellt werden, sollte eigentlich selbstverständlich sein. Von 2150 in den letzten Jahren erschienenen Hörspielen, die im Hörspielarchiv der Neichsrundfunkgesellschaft gesammelt sind, stellt ein knappes Drittel (rund 660) die Bearbeitung einer literarischen Vorlage dar. Opern und Operetten sind dabei nicht gerechnet. Wenn der Buchhändler diese Zahlen kennt, wird er die Notwendigkeit ein- schen, seine Werbung darauf einzuftellen. Zwei Erscheinungsformen sind dabei von besonderer Wichtigkeit. Einmal das bearbeitete Buch. Von neueren Romanen wurden neben den früher genannten u. a. Bearbeitungen der folgenden gesendet: Fallada: Kleiner Mann — was nun? Fechter: Die Rückkehr zur Natur. v. Holländer: Schicksale gebündelt. Kaergel: Zingel gibt ein Zeichen. Leip: Godekes Knecht. Im Mittelpunkt dieser Werbung muß der Hinweis auf die Ver schiedenheit beider Kunstgattungen stehen — die größere Ausführlich keit des Buches ist dabei eines der stärksten Argumente. Auch hier ist die Behandlung in der Presse von Bedeutung. Wird in einer aus führlichen Besprechung das Verhältnis von Dichtung und Hörspiel klar herausgearbeitet, so ist bereits die Aufmerksamkeit des Lesers geweckt, und er wird noch empfänglicher für die Werbung des Buch händlers sein. Die Zuweisung von Besprechungsexemplaren an die Kritiker der wichtigsten Zeitungen bzw. Fachzeitschriften durch den Verlag, um zum Vergleich anzuregen, wird sich bald bezahlt machen. Der Abdruck von Ausschnitten aus dem Buch und vielleicht daneben ans dem Hörspiel ist wohl vor allem in den Programmzeitschriften möglich, die oft Ausgaben für einzelne Sendebezirke haben — aber auch die Tagespresse hat in ihrer Rnndfunkbeilage zuweilen dafür Raum. Der Verleger kann hier der Werbung des Buchhändlers er folgreich Vorarbeiten. Ein anderes bisher vernachlässigtes Gebiet ist das Jugendschrift tum, das besonders zu Weihnachten wichtig wird. Die Jugendstunde der deutschen Sender bringt nämlich in vielen Fällen Märchen, die als Hörspiele bearbeitet sind. Die Brüder Grimm, Andersen, Hauff und viele andere sind hier mit fast allen Werken oft in mehreren Bearbeitungen vertreten. Man darf wohl annehmen, daß das Kind besonders für eine bildliche Ausschmückung der durch den Rundfunk bekannten Märchen Interesse haben wird. Es wird also schon beim Verlag auf die Bebilderung der Märchen besonders geachtet werden müssen. Denn solange das Fernsehen nicht allgemein eingeführt ist — und das wird noch eine Reihe von Jahren dauern —, ist das Bild das stärkste äußere Wirkungsmittel des Buches. Das Schaufenster der Buchhandlung sollte auf allen Gebieten — besonders aber bei den Büchern für Kinder — auf diese Tatsache eingestellt sein. Die Mär chenhörspiele könnten durch gute Märchenbilderbücher eine glückliche Ergänzung erhalten. Neben dem ausgesprochenen Hörspiel steht die Hörfolge, die innerhalb einer Rahmenhandlung oder mit verbindendem Text einen Querschnitt durch bestimmte Gebiete bringt. Nicht nur dort, wo es sich um die Darstellung des Lebens und Werkes eines Dichters han delt, ist das Schrifttum reich vertreten. Bei der Schilderung von Landschaften, fremden Gegenden, Jahreszeiten und Vorgängen des täglichen Lebens wird das Buch stark herangezogen. Wo die Quelle nicht genannt wird, erhält der Buchhändler beim Sender die nötige Auskunft, und er kann in seiner Auslage auf die Verwendung des Buches in der Sendung Hinweisen. Hier wird es an ihm liegen, bei der Werbung von dem Text auszugehen, der nach seiner Ansicht den meisten Hörern gefallen hat, und dabei wieder auf die anderen Schön heiten des Buches hinzuweisen. Im Programm der deutschen Rundfunksender nimmt das Hör spiel mit Recht nur geringen Raum ein, da es einen künstlerischen und festlichen Höhepunkt darstellen soll. Aber selbst in dieser Be schränkung ergeben sich immer wieder Beziehungen zum Buch, die Verlag und Buchhandel vor neue Aufgaben stellen. Bei der Buch werbung, die vom Hörspiel ausgeht, dürfen aber nicht Buch und Rundfunk gegeneinander ausgespielt werden. Denn das Buch lebt nicht in der Isolierung, sondern in der fruchtbaren Gemeinschaft mit den anderen Trägern des kulturellen Lebens. Gerd Eckert. Der Schutzumschlag Die folgenden Einwendungen sind nicht von einem Buchhändler, sondern von einem Laien geschrieben, einem Manne, der die Bücher liebt, der viele Stunden seines Lebens, von der Jungenzeit au, vor den Schaufenstern der Biicherläden, in Antiquariaten und Büchereien verbracht hat, und der kaum ein schöneres Gefühl kennt, als ein Buch zu erstehen und es zu Hause auszupacken, von allen Seiten zu unter suchen, dann seinen Namen hineinzuschreiben und es, wenn er es schon kennt oder es nicht sofort lesen kann, in den Bücherschrank zu stellen, an einen, nein, an den bestimmten Platz. Damit soll nicht gesagt sein, daß es in dieser Liebe zum Buche, zum Besitze des Buches keine Wandlungen, Steigernngen, Verfeinerungen gäbe. Mancher sammelt nnd schnorrt und stapelt, und wie die Bücher ans sehen, ist ihm gleichgültig. Er bringt vielleicht einmal eine Stoff sammlung zurecht, aber nie eine Bücherei. Andere gehen in der Berücksichtigung des Äußern sehr weit. Sie bringen es, obwohl sic jedes Buch auch geistig zu erwerben bemüht sind, bevor sie es be sitzen, kaum noch über sich, ein Heft, eine Broschüre, ein ungebundenes Werk mit einzuordnen. Das sind sicherlich nicht die Besitzer von fachlich zusammengesetzten Büchereien, sondern eher die, die sich ihren Bestand nach den Erfordernissen einer vertieften Allgemeinbildung heranholen, also aus dem schönen Schrifttum, aus Philosophie, Kunst geschichte, aus Kulturüberschauen, Lebensbeschreibungen, und was der im allgemeinen Sinne bildenden Schriften mehr sind. Sie bleiben Bücherkäufer bis an ihr seliges Ende, und in späten Tagen denken sie wohl gelegentlich, daß sie sich ihrer Bücherei vor ihren Erben und Erbeserben nicht werden zu schämen haben. Man darf viel leicht glauben, daß dem Buchhändler, der seinen Berns aus Neigung nnd Leidenschaft betreibt, solche Kunden die liebsten sind, auch wenn sie die Anschaffung so manches Modewerkes, das man angeblich ge lesen haben muß, um mitsprecheu zu können, beharrlich ablehnen. Ein wesentlicher Bestandteil des Buches ist heute der Schutzum schlag. Man kann das, ohne ernstlichen Widerspruch befürchten zu müssen, anssprechen und hat damit auf einen Un-Sinn hingewiesen. Denn eine Sache, die ihrer Bestimmung gemäß dazu da ist, zu schützen, kann nur eine zufällige Zugabe, ein an sich völlig unbedeutendes, überflüssiges, nur ans Zeit berechnetes Ding sein, mag es sich um eine Hutschachtel oder die Holzverpackung eines Klaviers handeln. Auch hierbei wird es freilich Wert-, das heißt Danerunterschiede geben. Das Klavier, wenngleich kostbarer als der Hut, steht allein, ohne Schutz, während dieser — doch spinnen wir den Vergleich nicht weiter aus. Wie verhält es sich mit dem Schntznmschlag des Buches? Darf man behaupten, daß der Bücherfreund ihn sofort entfernt und in den Papierkorb steckt? Man darf es. Ja, aber hat dann die Mühe des Zeichners, Graphikers, Malers, Auchkünstlers gelohnt? Heute hat jedes, der Herkunft oder dem Inhalte nach bessere Buch einen farbigen Schutzumschlag, der oft genug sicher des Betrachtens wert ist. Aber halt, nicht jedes. Technische Lehrbücher oder juristische oder medizinische Untersuchungen kommen ohne diese Beigabe heraus, obwohl manches Werk dieser Art, weil es immer wieder, häufiger als im allgemeinen ein Roman, zur Hand genommen wird, einer schützenden Hülle durchaus bedürfte. Das ist es: der Schutzumschlag von heute verdient seinen Namen nicht mehr, er ist eine Reklame- 977
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht