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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.11.1934
- Strukturtyp
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- 1934-11-08
- Erscheinungsdatum
- 08.11.1934
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- Deutsch
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Nr. 281 (N. 139).Leipzig. Donnerstag den 8. November 1934. 1Ü1. Jahrgang. Woche des deutschen Buches Reichsminister Dr. Goebbels zur Eröffnung der Buchwoche Auf der Kundgebung im Berliner Sportpalast am Montag, dem 5. November, führte Reichspropagandaminister llr. Goebbels in seiner'mit großem Beifall aufgenommenen Rede aus: Es gibt heute kaum einen Mann des öffentlichen Lebens, der sich nicht durch die Feder verlautbaren wollte, sei es als Journalist, fei es als Leitartikler, sei es als Büchcrschreiber. Es ist nichts falscher als die Ansicht, der Nationalsozialismus verachte die Kunst des Bücherschreibens. Wir kennen sehr wohl den ungeheuer weit reichenden Einfluß, den ein Buch ausüben kann, und nicht umsonst hat der Führer während seiner Festungshaft in Landsberg sein Buch geschrieben, denn er hatte keine andere Möglichkeit, seine Ge danken an die breiten Volksmassen heranzutragen. Allerdings waren wir uns von vornherein darüber im klaren, daß wir weder reden noch schreiben dursten für eine dünne Oberschicht von In tellektualismus, wir wollten uns an die breiten Massen des Volkes wenden, sowohl mit der Rede als mit der Schrift, und wir mußten deshalb auch eine andere Sprache sprechen, als sie sonst in den Bezirken der sogenannten Geistigkeit Mode war. Wir waren nämlich der Meinung, daß, wenn eine Idee richtig ist, man sie auch jedermann erklären könnte, und daß, wenn einer seine Idee in undurchsichtige Phrasen einwickelt, dies noch immer ein gutes Zeichen dafür ist, daß an seiner Idee nicht viel dran ist. Wir haben deshalb frei nach Luther dem Volk aufs Maul geschaut, weil wir uns ja auch mit dem Volke unterhalten wollten. Jetzt rückt das Buch wieder in seine alten Stellungen ein, und man hört überall die Klage: Das Volk hat kein Verhältnis mehr zum Buch! Eine ungerechte Klage! Richtiger wäre der Satz um gekehrt, nämlich: das Buch hat kein Verhältnis mehr zum Volk! Denn solange ein Buch nur für eine dünne Schicht von Intellek tuellen geschrieben ist, solange kann es nicht der Hoffnung sein, daß cs in den breiten Volksmassen Eingang findet, und solange kann es nicht auf Massenkonsum rechnen. Und dann verliert es seine Lebensfähigkeit. Es gibt keine Zeitfrage, die das Volk nicht ver stehen könnte. Es kommt nur immer wieder dacaus an, wie man die Zeitsragen dem Volke verständlich zu machen versucht. Gewiß wird der Intellektuelle die ganze Kompliziertheit der Dinge beim ersten Blick erkennen. Die Kunst des Redens und Schreibens aber besteht darin, die Dinge ihrer Kompliziertheit zu entkleiden und sie auf den reinen, klaren, wahren und natürlichen Kern wieder zurückzuführcn. Das heißt also: Das Buch darf nicht warten, bis das Volk zu ihm kommt, sondern das Volk wartet, bis das Buch zum Volke kommt! Und d i e Dichter und Schreiber der Zeit werden Bestand haben, die diese Grundwahrheit unseres literari schen und schriststellerischen Schaffens erkannt haben. Der Stand punkt ist im nationalsozialistischen Staat ganz undenkbar, daß die Kunst dem Künstler gehört und daß der Künstler das Vorrecht habe, über dem Volk in einer lustverdünnten Atmosphäre der Ästhetik oder der Literatur ein einsames und unbekanntes Dasein zu fristen. Wenn der Künstler nicht im Volke steht, dann hat er seine eigent liche Zeitaufgabe nicht erkannt, und er darf es dann dem Volke nicht verargen, wenn das Volk ihn nicht kennt und nicht versteht und deshalb auch nicht achtet. Wollen wir deshalb dem Buch eine neue Lebenskraft geben, dann müssen wir die zerstörten Bindungen zum Volk wieder herstellen. Das Buch muß wieder ins Volk hinein, und so wird es dann auch das Volk wieder erobern können. Das Buch muß sich der Probleme der Zeit bemächtigen, damit das Volk sein eigenes Sein und Dasein, sein Leben, seine Sorge, seine Not, seine Freude, seine Begeisterung im Buch auch wiederfindet. Denn das ist die wahre Kunst des Dichters: die ZeitzugestaltenunddamitüberdieZeithinaus- zuragen und sich der Probleme der Zeit zu bemächtigen, um sie am Ende dann zeitlos darzustcllcn. Ich rede damit nicht dem Kitsch und dem Dilettantismus eines Heeres von Nichtskönnern das Wort, die glauben, daß die Kon junktur da sei und daß es nun an der Zeit sein müsse, mit Parade märschen und wehenden Hakenkrcuzfahnen über die Bühne und über die Filmleinwand zu marschieren. Das ist nicht das Ausschlag gebende! Das sind nur die äußeren Symbole unseres Aufbruches. Der Geist, der hinter diesen Symbolen steht, der will gestaltet wer den und er braucht seine Stoffe nicht aus der Gegenwart zu nehmen. Er kann sic aus der Vergangenheit hervorzaubcrn; denn das, was wir denken und empfinden, ist nicht neu, sondern es haben zu großen Zeiten große Menschen das Große immer gedacht und empfunden und die Weltanschauung, die wir dem deutschen Volk zurückgegeben haben, ist nicht neu erfunden worden, sondern wir taten nichts anderes, als eine aus den Fugen geratene Welt wieder in ihre Fugen zurückzustellen. Ich weiß sehr Wohl, daß man die Dichtung nicht komman dieren kann und niemand von uns hat je den Versuch dazu ge macht. Ich weiß sehr wohl, daß wirtschaftliche und politische Blüte zeiten vorausgehen müssen, ehe sie von künstlerischen und dichteri schen Blütezeiten gefolgt werden. Ich weiß sehr wohl, daß wir in Demut auf die großen Geister warten müssen, die die Krast be sitzen, unsere Zeit in Gestalt und Form zu gießen. Das soll aber keine Entschuldigung sein, das soll nicht für die Dichter der Zeit heißen, daß sie sich dem Problem der Zeit entziehen könnten und auf kommende Generationen warten dürften. Ich meine, daß nun der geschichtliche Augenblick gekommen sei, daß sie das erste Wagnis unternehmen müßten und ich bin der Überzeugung, die Gedanken, die wir politisch geformt haben, sind jetzt soweit zu einer inneren Klärung geführt, daß sie sich auch dichterisch und künstlerisch in eine neue Form gießen lassen. Und deshalb glaube ich, daß man diese Buchwoche nichtauf das Materielle abstellen sollte. Ich meine, es wäre an der Zeit, in dieser Buchwoche vom Volke aus einen Aufruf an die Dichter der Zeit ergehen zu lassen, daß sie sich nun der Zeit be mächtigen sollen. Dann braucht man nicht mehr zu klagen, daß kein Buch mehr gelesen wird, dann braucht man nicht mehr zu lamentieren, daß das Buch das Verhältnis zum Volke verloren habe, weil das Volk dann das Verhältnis zum Buch wieder hergestellt hat. Das, meine ich, ist eigentlich der Sinn dieser Buch woche. Wir wissen alle, was uns das Buch ist. Jedermann weiß, was das Buch für ihn bedeutet und jedermann empfindet das Buch als ein unabdingbares Lebensbedürfnis, denn es ist uns allen Weg weiser und Freund und Trost und Stärke in den bitteren Stunden unseres Lebens gewesen. Das gute Buch wird seinen Einzug wieder in das Volk halten müssen. Es kommt nicht darauf an, möglichst viele Bücher abzusetzen, sondern mög lich st g u t e. 973
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