K-? 49, 27. Februar 1932. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. k>. Dtschn Buchhandel. Deutscher Dichter-Dans im Goethe-Sab« 19S2 Das freie deuische Schrifttum ist in Gefahr. Not und Sorge bedrücken den Schaffenden. Möglichkeiten, sich im freien Wettbewerb durchzusehen, bestehen nur für ganz wenige. Hilfe aber, wie sie früher Staat und Stadt, Mäzenaten tum und Auftrag dem Schaffenden boten, versagt sich fast ganz. Nicht einzelne — alle müsse» Helsen! So dachte das deutsche Volk im Schiller-Gedenkjahr 4859, als das Gefühl der Zugehörigkeit zu dem Weltbau der deutschen Dichtung Wert und Ehre der deutschen Sprache in aller Herzen ausleuchten und alle sich in Verehrung für die geistigen Führer als Glieder einer Gemeinschaft finde» ließ. Heute, in einer Zeit der Wirrnis und Umformung, wissen wir wie damals: daß wir das Volk Goethes und Schillers, das Volk Kleists und Hölderlins bleiben wollen, daß wir erst durch unsere schöpferischen Meister eine Volksgemeinschaft in höherem Sinne darstellen. In Besinnung aus die geistigen Werte wollen wir auch jetzt den Trägern des deutschen Schrifttums helfen. Was im Jahre 4859 tätige Begeisterung zur Linderung der Not des Schrifttums schus: die Deutsche Schiller- Stiftung, hat die Inflation fast völlig vernichtet. Soll auch im Goethe-Iahr 4982 unsere Feier nicht nur Ge pränge, sondern Tat sein, so wollen wir nach Goethes Wort handeln, das er uns im Taffo als ein Vermächtnis hinterließ: Was ehret ihr die Toten? Hatten die doch ihren Lohn und Freude, da sie lebten. Und wenn ihr uns bewundert und verehrt, so gebt auch den Lebendigen ihr Teil. Wir wenden uns an alle Kreise des Volkes: wir beginnen eine der Deutschen Echiller-Stistung und der Notgemeinschast des Deutschen Schrifttums dienende Werbung: Deutscher Dichter-Dank im Goethe-Jahr Wir bitten um Gaben, wir bitten um Zuwendung von Autogrammen, Stichen, Medaillen, Büchern und Erstdrucken der Klassikerzeit, damit Einnahmen zugunsten der Stiftung geschaffen werden können. Wir gründen einen Etiftungs- fonds, zu dem trotz der Schwierigkeit der Zeit der Reichspräsident, der Reichsminister des Innern, die preu ßische und thüringische Staatsregierung bereits die Grundlage gelegt haben. Wir bringen aber auch für alle die Möglichkeit, sich helfend zu beteiligen, indem sie sich für einen geringen Be trag das Sinnbild des Dichter-Dankes erwerben, um es in ihre eigenen Bücher einzukleben, den Dichter-Dank-Zettel Zehn Meister deutscher Graphik haben Entwürfe geschaffen. Die so entstandenen Werke zeigen wie Vision aber auch wie Schatte» Denkmal oder Bildnis der Großen von Weimar, sie neunen den Sinnspruch unserer Etistung oder auch den Mahnruf Goethes: Allen Gewalten zum Trotz sich erhalten! Ieder, der spürt, was er den deutschen Dichter», den Trägern der Sprache, den Kündern der Seele des Volkes schuldig ist, erwerbe dies Zeichen! Er klebe es in seine Bücher und Buchgeschenke. Er verwende es als Postkarte, als Lesezeichen, als Bild, er bewahre die Mappe, welche die gesamte Reihe enthält, als bleibende Erinnerung aus. Das Er gebnis der Sammlung, die sich aus Beiträgen von 40 Pfennigen für jeden Zettel, einer Reichsmark für die in Mappen vereinigte Reihe zusammenseht, wird restlos zur Ausfüllung der Schiller-Stiftung, zur Erhöhung der Mittel der Not gemeinschast des Deutschen Schrifttums verwandt werden. Sammlern wird Gelegenheit gegeben, von den einzelnen Vorlagen zu den Dichter-Dank-Zetteln Eonderabzüge zu erwerben, signiert vom Künstler, der hier ein Probestück deutscher Graphik gab, unterschrieben von einem zeitgenössischen Dichter oder Gelehrten. Für diese Blätter wird ein Betrag von mindestens 8 — Reichsmark für den Stistungsfonds erwartet. So wird das Buch, in das wir den Dichter-Dank-Zettel kleben, so wird die graphische Sammlung, in die wir diese Gedenkblätter einsüge», für uns und unsere Nachkommen dauernd mit der Erinnerung an das Goethe-Iahr 4952 verbunden. Die Not in den Reihen der deutschen Dichter und Schriftsteller ist groß, wir hoffen — im Goethe-Iahr — aus Hilfe: Gedenken sei Tat! Reichsausschuß für Sie Goethe-Feier ^932, Berlin (Reichsministerium -es Innern) Deutsche Schiller-Stiftung, Weimar Rotgemeinschast -es Deutschen Schrifttums, Berlin un- Weimar Gesamtvertrieb: Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig / Geschäftsstelle: Büro Reichskunstwart, Berlin NW 40, Platz der Republik 6 ISO