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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.10.1932
- Strukturtyp
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- 1932-10-01
- Erscheinungsdatum
- 01.10.1932
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- Deutsch
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X- 230, 1. Oktober 1932. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn. Buchhandel. Die schwierige wirtschaftliche Lage des Sortiments ist allgemein bekannt, es sind meist gerade die ältesten und am besten geleiteten Firmen, für welche die Einbuße beim Ver trieb wissenschaftlicher Literatur, von Schulbüchern und Lehr mitteln zur Existenzfrage geworden ist. Von den obersten Regierungsstellen in Reich und Län dern ist auf die Vorstellungen des Buchhandels und anderer 'Berufsstände hin wiederholt zugesichert worden, daß bei aller Not und trotz des Zwanges zur größten Sparsamkeit die Pflege des deutschen Geistesgutes nicht verkümmern solle, ja daß sie gerade in Notzeiten besonders beachtet werden müsse. Der deutsche Buchhandel erwartet demgemäß, daß bei den be vorstehenden Beratungen der Haushaltpläne ein weiteres Abgleiten der Kulturetats verhindert und eingehend geprüft wird, inwieweit möglichst bald ihre Wiederaufsüllung statt finden kann.« Es ist zu hoffen, daß diese ernste Mahnung nicht ohne Wirkung bleibt. Sie setzt zielbewußt die Arbeit fort, die der Börsenverein nun schon seit Jahren unermüdlich aus diesem Gebiet leistet. An schließend sei gleich noch erwähnt, daß auf «ine Anregung des Herrn Arnold (Reichsverband der Reise- und Bersandbuch- händler) hin auch noch beschlossen wurde, bei der Reichspost erneut die Wiedereinführung der SO g-Drucksache mit 3 Pfen nig-Porto zu beantragen. Eine Verbilligung der Werbungs möglichkeiten aus diesem Wege verspricht die Wiederankurbelung der Wirtschaft, die jetzt von Regierungs wegen betrieben wird, wesentlich zu fördern. Die Aussprache über die Frage der Gehilfenprü- fung, um auch das noch vorwegzunehmen, wurde am Sonn tag durch ein sachlich sehr überzeugendes Referat von Herrn Herbert H o ff m a n n-Stuttgart, dem Vorsitzenden des Bil- dungsausschusfes, eingeleitet. In der Kreisausschußsitzung am Sonnabend, wo das Thema allerdings erst sehr am Schluß zur Sprache kam, hatte Herr Hanckel -Osnabrück, gestützt aus die Erfahrungen bei der Probeprüsung des Kreisvereins Han- nover-Braunschweig, kurz referiert. An der Debatte am Sonn tag beteiligten sich die Herren Francke -Köln, Lempp -Mün chen, vr. S i e b e ck-Tübingen, Merseburger-Leipzig, N i t s ch m an n-Berlin, D i e d e r i ch - Dresden und Rein hardt-München. Außer Herrn Ritschmann äußerten sich alle Redner zustimmend. Der Eindruck der Beratung ging also übereinstimmend dahin, daß überall Versuche der Durchführung gemacht werden sollten; das würde am ehesten die Erfahrungen bringen, die für die endgültigen Entscheidungen zugrunde ge legt werden könnten. Im Vordergrund des Interesses und im Brennpunkt der Verhandlungen standen nun naturgemäß aber doch die Fra gen, die jich aus der Wirtschaftslage ergeben. Erwähnt werden muß allerdings, daß die allgemeine Wirt schaftslage in den Aussprachen kaum berührt wurde. Auch vom Wirtschaftsprogramm der Regierung Papen, von dem Pro blem der Steuergutscheine usw., war nur ganz nebenbei ge legentlich einmal mit ein paar Worten die Rede. Lediglich Herr vr. Kilpper ging aus diese Dinge einmal kurz ein. Er be tonte namentlich, daß nur von der allgemeinen Kaufbereit schaft der Wirtschaftsaufschwung bewirkt werden könne. Grund sätzlich bekannte sich dann vor allem Herr vr. O ld e n b o u r g, der Erste Vorsteher des Börsenvereins, wiederholt allgemein zu dem Optimismus und dem Glauben an das deutsche Unternehmer tum, den die Regierung voraussetzt und voraussetzen muß, wenn ihr die Wicderankurbelung der deutschen Wirtschaft ge lingen können soll. Im ganzen beschränkte man sich sonst aus die Dinge, die den Buchhandel in engerem Sinne allein und zuerst angehen. Das einleitende Referat am Sonntag er stattete der Vorsitzende des Kreisausschusses, Herr Heldt - Hamburg. Auf die eigentlichen Absatz- und Kreditfragen über gehend, betonte er zunächst mit Recht, daß es nicht darauf an kommen kann, nicht mehr lebensfähige Betriebe mit Subven tionen retten zu wollen. Das sei weder möglich noch zu ver antworten. Es könne sich nur um echte Notmaßnahmen handeln, die in vorübergehender kritischer Situation zur Verhinderung 714 unverschuldeten, sonst vermeidbaren Zusammenbruchs Hilfe zur Verfügung stellen. Eine Souderkredithilfe in diesem Sinne sei sehr zu begrüßen. Das sei aber nicht das einzige, was in Frage käme; es gäbe noch andere Forderungen. Der Redner wies so auf erwünschte Erleichterungen und Umstellungen im BAG- Verkehr hin, ferner auf die seit langem erörterten Wünsche einer Reform des Bedingtverkchrs. Er regte des weiteren die Einführung eines Kassaskontos für gute Zahler an. Auch zur Umsatzsteuerfrage nahm er noch kurz Stellung, ohne allerdings Möglichkeiten einer Erleichterung in diesem Punkt in Aussicht stellen zu können. Wirkliche Entlastung und Besserung der Lage erwartete er im übrigen nur von einer Belebung des Absatzes. In dieser Hinsicht forderte er in erster Linie vom Buchhandel selbst Optimismus und Selbstvertrauen sowie Selbstbeherrschung im Verkehr mit der Kundschaft. Lediglich durch Einstimmen in den allgemeinen Klagechor werde, so bequem das sein mag, nichts gebessert, sondern nur geschadet. Dem mit lebhaftem Bei fall aufgenommenen Referat folgten Teilberichte von Herrn A r n st - Leipzig über die Verhandlungen des wissenschaftlichen Sortiments mit dem wissenschaftlichen Verlag und des Herrn Reinecke - Magdeburg über die Besprechungen des Schul buchhand els. An der Debatte über alle diese Fragen beteiligten sich die Herren vr. O l d e n b o u r g - München, L e m p p - München, N i t s ch m a n n - Berlin, vr. K i l p p e r- Stuttgart, vr. von Hase-Leipzig, Schmidt-Hannover und Maus-Braun schweig. Die Meinungen waren naturgemäß nicht ganz ein heitlich. Völlig einig war man sich aber erfreulicherweise vor allem in einem Punkt, nämlich in der Stellungnahme gegen die Auswüchse der Angestelltenbestellungen namentlich der Großfirmen. Seitens des 'Börsenvereinsvorstandes wurde zuge sagt, dagegen erneut vorzugehen. Im ganzen muß ein Moment noch hervorgehoben werden. Immer wieder trat in der Aussprache ein Gegensatz der Ein stellung hervor: Auf der einen Seite war der Wunsch unver kennbar, möglichst rasch zum Ziel zu gelangen, mehr noch: sofort alle überhaupt in Frage komnienden Forderungen mit allem Nachdruck anzumelden, gewissermaßen gleich immer aufs Ganze zu gehen. Dem gegenüber mahnte namentlich Herr vr. Ol- denbourg immer wieder zu Besonnenheit und Mäßigung. Schon in seinen Einleitungsworten hatte er darauf 'hingewiesen, daß, wer zu Verhandlungen nur mit der Absicht gehe, zu fordern, aber nicht zu geben, nur zu verweigern, die Stunde nicht erfaßt habe. Klug wie die Schlangen und sanft wie die Tauben zu sein, sei die beste Losung, besser jedenfalls als sporenklirrend in geschlossener Rüstung in den Saal zu treten. Im Laufe der Verhandlungen kam er immer wieder daraus zurück und fand auch den Beifall der Versammlung, obwohl er selbst hervorgehoben hatte, daß seine Mahnung nicht gerade dazu angetan sei, sich beliebt zu machen. Die Koburger Tage haben ihm aber unbedingt Recht gegeben. Alles, was erreicht wurde, ist nach diesem Rezept zustande gebracht worden. Grund genug, die Mahnung auch sür die Folgezeit im Gedächtnis zu behalten. Das Hauptergebnis, das in Koburg durch Herrn vr. von Hase- Leipzig bekanntgcgebcn werden konnte, ist der Abschluß der Vorbereitungen für die Einrichtung einer Kredithilfs kasse, deren Satzung demnächst veröffentlicht werden wird. Im Zusammenwirken des Börsenvereins und des Vereins Leip ziger Kommissionäre ist damit eine Schöpfung gelungen, auf die der Buchhandel stolz sein kann. Ist das Kreditvolumen, über das die Kasse zunächst verfügen kann — 250 000 RM —, auch nicht übermäßig groß, so wird es doch ausreichen, um wenigstens in den dringendsten Fällen zu helfen. Damit hat der Buchhandel außerdem erneut bewiesen, daß er den Weg der Selbsthilfe sür den besten hält. Er bettelt nicht um Subven tionen, sondern rafft die eigenen Mittel zusammen und handelt aus eigener Kraft.
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